Ahrtorbrücke Ahrweiler

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Die Ahrtor-Brücke kurz vor ihrer Sanierung im Jahr 2012 mit ihrem Namensgeber, dem Ahrtor, im Hintergrund.
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Acht Wochen nachdem die Ahrtorbrücke Ahrweiler vom Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021 zerstört worden, ist wenige Meter unterhalb des ehemaligen Standorts diese am Ufer vormontierte Ersatzbrücke über die Ahr geschoben worden.
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Ersatzbrücke, März 2024

Der Name der Ahrtorbrücke ist von dem zur Stadtbefestigung von Ahrweiler gehörenden Ahrtor abgeleitet, dem rund 150 Meter nordöstlich der Brücke stehenden größten der vier Stadttore der Rotweinstadt. Die Brücke, ihrerseits Namensgeberin der Brückenstraße in Ahrweiler, ist Teil der Landesstraße 84 zwischen Ahrweiler und Ramersbach und die einzige direkte Verbindung von Ahrweiler in die Eifel, die kein Wohngebiet durchschneidet. 2012 ergab eine Zählung, dass die Ahrtorbrücke von 2500 Schülern von Realschule und Gymnasium auf dem Calvarienberg sowie täglich von 6500 Fahrzeugen genutzt wird. Die Ahrtorbrücke wird auch von den Schützlingen des Calvarienberg-Kindergartens und von einem großen Teil der Besucher genutzt, die per Pkw Ahr-Stadion und Freibad erreichen möchten.[1]


Standort[Bearbeiten]

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Chronik[2][Bearbeiten]

Der älteste Hinweis darauf, dass die Brücke bei einem Hochwasser Schaden nahm, stammt aus dem Jahr 1488. Im Protokoll einer Sitzung des Stadtrats von Ahrweiler aus jenem Jahr heißt es: „Die wilde Ahr hat die Brücke zerbrochen“.

Der Kölner Erzbischof Maximilian Heinrich genehmigte dem Bürgermeister und dem Rat der Stadt Ahrweiler am 17. Februar 1682 von fremden Fuhrleuten und fremdem Vieh, die die Brücke passieren, ein Brückengeld zu erheben. Diese Einnahmen sollen dem Wiederaufbau und der Unterhaltung der durch Hochwasser zerstörten Brücke dienen. Und zwar für jedes vor einen Wagen oder Karren gespannt Pferd einen Stüber, für jedes sonstige Pferd ein Fettmännchen, für eine Kuh ein Fettmännchen, von einem Krämer ein Fettmännchen, frür jedes Schwein, Schaf oder Kalb und für jede Geiß oder dergleichen Kleinvieh ein halbes Fettmännchen.

Wegen der Schneeschmelze wurden im Februar 1687 große Teile des Ahrtals überschwemmt. Die Fluten reißen mehrere Brücken weg, unter anderen zwei in Ahrweiler. Eine davon war vermutlich die Ahrtorbrücke.

Im Mai 1711 wurde eine neue Brücke über die Ahr gelegt. Nachdem er vom Guardian, P. Apollinaris Poltersdorf eingesegnet worden war, setzten Herr Gruben, der regierende Bürgermeister, und die Schöffen den Grundstein.

Am 16. Januar 1739 gab es wieder eine Flut. Sie war von Eis verursacht worden, das sich in der Ahr aufgestaut hatte. In Ahrweiler gab es eine derart große Überschwemmung, wie sie „selbst von den ältesten Bürgern der Stadt Ahrweiler, ja seit Menschengedenken noch niemals beobachtet worden ist“. Die Flut zerstört die steinerne Ahrtor-Brücke und drang durch das Ahrtor in den Stadtkern ein. Ob anschließend zunächst ein Notsteg als Ersatz gebaut wurde, ist nicht bekannt. Sicher ist hingegen, dass die Stadtväter kein Risiko mehr eingehen und eine solide Brücke bauen wollten, der Hochwasser nichts anhaben können. Als es in einer Ratssitzung am 29. Juli 1739 um den „vorzunehmenden Ahrbrückenbau und des Ahrwehres“ ging, beschlossen sie deshalb einen namhaften Fachmann hinzuziehen. Am 12. März 1740 beschloss der Rat, den Baumeister Molanus aus Kempen um eine Übersicht über die zu erwartenden Materialkosten zu bitten. Baumeister Franz Feldmüller wurde mit dem Brückenbau beauftragt. In einem Ratsprotokoll heißt es:

Am Dienstag, den 30. August 1740 ist coram toto convocato senatu (in Gegenwart des gesamten berufenen Raths) an der neu aufzubauenden hiesigen Ahrbrücke im Beisein unseres Herrn Pastoris, Baumeister und Ratsherren und vieler anderer Zuschauer der erste Stein gelegt und dabei folgende solemnitates (Feierlichkeiten) gebraucht worden: erstlich hat vorhandener H. Pastor P. Maurus Eigell in den untersten Stein, welcher etwas ausgehöhlt gewesen, einig heilige reliquien oder gesegnetes in eine capsula hineingelegt, hierauf benedikton (Segen) darüber gegeben und diesem nächst (darauf) alle Anwesende ein Pater und Ave (Vaterunser und Ave Maria) zu sprechen erinnert, damit der allmächtige Gott seinen Segen zu diesem angefangenen Werk geben wolle, wobei zu ewiger Gedächtnis unterschiedliche anwesende Herren ganze und halbe Kopfstücker (kleine Geldmünzen der damaligen Zeit), welche in dem Stein auch verblieben sein, auch hineingelegt haben, darauf der regierende Bürgermeister Hubertus Becker namens hiesiger Stadt, auf den obersten angular (Grund)stein den ersten streich gethan und ist solche nach von burgermeister und rath den bau und wertmeistern Francisci Feldmüller samt by sich habenden Maurermeistern und opperleuthen (handlangern) wegen dieses heutigen actus eine Portion in wein zugesagt und gegeben worden.

Am 14. November 1740 vereinbart der Stadtrat mit Brückenbauer Feldmüller, dass er die Brücke für 1250 Taler errichtet. Die Endabrechnung belief sich dann aber auf eine Summe von 2815 Reichstalern. Nach mehr als einjähriger Bauzeit war das Werk vollendet, sodass es im September 1741 feierlich eingeweiht werden konnte. Die Chronik des Calvarienberges berichtet:

Meister Feldmüller legte im vorhergehenden Jahre die Fundamente zum kunstvollen Brückenbau. In diesem Jahre 1741 aber im September vollendete er sein Werk und errichtete auf der Brücke zwei Statuen, eine, die die unbefleckt empfangene Jungfrau Maria darstellte, die andere des heiligen Märthyrers Nepomuk. Diese besagten Statuen wurden aufgerichtet in Gegenwart des Klerus und des Volkes, die in Prozession erschienen waren. Auch wurden dreimal Salven aus den Büchsen gegeben und auch andere Freudenbezeugungen erfolgten. Nach Beendigung der Feier kehrte man unter dem Geläute der Glocken und Absingen des Ambrosianischen Lobgesanges zur Kirche zurück, wo die Feier mit einem feierlichen Hochamt beschlossen wurde.

Anfang Januar 1880 war die Ahr zwischen Blankenheim und Neuenahr zugefroren. Als das Eis losbrach, wurden sämtliche Brücken zwischen Insul und Ahrweiler sowie die unterhalb von Ahrweiler stehenden Brücken von Bachem, Heppingen, Green und Bodendorf fortgerissen.

Nach einem Gewitterregen traten am 23. und 24. Juni 1888 Ahr und Brohlbach über ihre Ufer und richteten große Schäden an. Allein im Bereich Ahrweiler werden drei Brücken beschädigt oder zerstört.

Der Stadtrat Ahrweiler beschloss am 7. Februar 1891: „Mit dem Neubau der großen Ahrtorbrücke soll bald begonnen werden“. Und am 23. Februar 1891 folgte der Beschluss: „Die Brücke soll etwas oberhalb und parallel der Holzbrücke gebaut werden“. Weiter wurde festgelegt, dass die Brücke auf zwei Land- und drei Strompfeilern ruhen sollte. Die Flussüberführung sollte ein Geländer aus Stein erhalten. Stefan Schöneberg aus Ahrweiler führte die Baupläne aus. Im Januar 1893 wurde die Brücke eingeweiht.

Die Brücke überstand das Ahr-Hochwasser vom 13. Juni 1910 ohne erkennbare größere Schäden.

Im Jahr 1960 wurde die Brücke bis auf die Pfeiler zurückgebaut. Der Stadtrat beschloss in seiner Sitzung vom 17. November 1959 die Erbreiterung der Brücke wegen dem steigenden Verkehr. Die notwendigen Mittel sollten in einem außerordentlichen Haushalt 1960 vorgesehen werden.[3] Die neue Brückendecke - eine Stahlbetonplatte mit Auskragung nach beiden Seiten für die Bürgersteige - war in der Mitte 21 Zentimeter stark und verjüngte sich nach den Seiten hin auf 14 Zentimeter. Die Brücke erhielt eine Isolierung, auf die eine zehn Zentimeter starke Schutzbeton-Decke aufgetragen wurde. Die Fahrbahn wurde damals von 4,60 auf sechs Meter verbreitert. Für die Fußgänger ist an beiden Seiten ein Bürgersteig von jeweils 1,50 Meter Breite gebaut worden. Die Gesamtbreite der Brücke betrug neun Meter. Die Peter Fix Söhne GmbH wurde mit den Bauarbeiten beauftragt. Das Geländer ist von der Schlosserei Gebr. Winnen aus Ahrweiler angefertigt worden.

Vom 11. April bis 21. Dezember 2012 wurde die Ahrtorbrücke vom Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz saniert. Die 1,5 Millionen Euro teure Instandsetzung umfasste folgende Einzelmaßnahmen:

Als Maßnahme zum ökologischen Ausgleich der Eingriffe in Natur und Landschaft bei dieser Brückensanierung und der damit einhergehenden Neuordnung des Ahr-Radweges vom Ahrtor bis in die Brückenstraße wurde am Ahr-Ufer zwischen Bachemer Brücke und Jugendgästehaus in Bachem in mehreren Abschnitten eine Streuobstwiese angelegt. Der Ortsbeirat Bachem hatte die Anlage einer solchen Obstwiese auch aus historischen Gründen angeregt. 30 städtische Bäume stünden dort bereits, berichtete der General-Anzeiger am 21. Dezember 2012, zehn weitere lasse der Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz anpflanzen. Nördlich und östlich der Kindertagesstätte „Rappelkiste“ seien bereits Süßkirschen, Esskastanien und Walnüsse gepflanzt worden. Bis April 2013 seien noch Pflanzungen auf Höhe des Wohnmobilhafens an der St.-Pius-Straße in Bachem geplant. Außerdem werde das Aufstellen einer Schautafel erwogen, die über die auf der Streuobstwiese gepflanzten alten Apfelsorten informiert.

Beim Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021 wurde die Brücke schwer beschädigt; die Ruine ist bald gesprengt worden. Im September 2021 ersetzte das THW die Brücke vorläufig durch eine Notbrücke, die mit dem Delta-Brückengerät gebaut wurde. Dieses System ist in den 1960er Jahren von den Unternehmen Krupp und MAN entwickelt worden. Mit einer Länge von 51,85 Meter ist diese Behelfsbrücke die größte montierte Brücke, die nach dem Hochwasser über die Ahr gebaut wurde. Sie hat eine Spurweite von sechs Metern und kann zweispurig befahren werden. Sie kann auf jeder Spur ein Gewicht von 30 Tonnen tragen und bringt selbst 150 Tonnen auf die Waage. Die Brücke wurde abschnittsweise auf einer Rollenbahn am Ufer zusammengebaut und mit Hilfe eines Vorbauschnabels Stück für Stück über die Ahr geschoben. Zur weiteren Verbesserung der Verkehrssituation wurde einige hundert Meter oberhalb zeitgleich eine bereits vormontierte Fußgängerbrücke über der Ahr gehoben. Einmal installiert, können die Brücken, wenn sie regelmäßig inspiziert werden, viele Jahre an Ort und Stelle bleiben.[5]

Am Mittwochnachmittag, 29. September 2021, wurde die Behelfsbrücke für den Verkehr freigegeben - als vierte große THW-Behelfsbrücke im Ahrtal. Der Bau weiterer Brücken wurde zu dieser Zeit vorbereitet. Bei der Flutkatastrophe vom Juli waren im Ahrtal mehr als 80 Brücken beschädigt oder zerstört worden.[6]

Am 27. November 2022 hob das THW wenige Meter östlich der bestehenden Behelfsbrücke eine 42 Meter lange und 32 Tonnen schwere Fußgängerbrücke vom Typ „Mabey C200“ ein.

Beim Wiederaufbau der Brücken im Ahrtal nach dem Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021 wird der Ahr-Brücke Insul, über die die Kreisstraße 25 verläuft, der Ahr-Brücke Liers (Kreisstraße 28) und der Ahrtorbrücke in Ahrweiler (Landesstraße 84) höchste Priorität eingeräumt.[7]

Weitere Fotos[Bearbeiten]

Nach dem Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021[Bearbeiten]

Behelfsbrücken[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Ahrbrücken im Kreis Ahrweiler

Videos[Bearbeiten]

Die neue Behelfsbrücke am Ahrtor in Ahrweiler, CHRIS TONE; 29. November 2022

Freie Fahrt auf der neuen Ahrtorbrücke, 56aktuell

Zerstörung der letzten Reste der überfluteten Stadtbrücke Bad Neuenahr Ahrweiler, 23. Juli 2021

Mediografie[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quellen: General-Anzeiger vom 10. März 2012 u.a.
  2. Quellen: Jakob Rausch in: Ahrweiler Stadtnachrichten 12/1964, Albert Federle in: Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler 33 und 36/1969 sowie alt-ahrweiler.de: Geschichten über die Ahrbrücken, gesehen am 9. September 2021
  3. Quelle: Ahrweiler Stadtnachrichten, Ausgabe 46/1959 vom 21. November 1959, Seite 413
  4. Quelle: General-Anzeiger vom 11. April 2012
  5. Quellen: Thomas Weber: L84 bei Ahrweiler: Fortschritte beim Bau der Fahrzeugbrücke im Bereich des Ahrtors, ga.de, 7. September 2021, und Jochen Tarrach: Vier weitere Brücken werden an der Ahr gebaut - Experten des THW sind immer noch im Einsatz, in: Rhein-Zeitung vom 27. August 2022
  6. siehe auch: Ahrquerung an der L 84 in Bad Neuenahr-Ahrweiler wieder möglich – Ahrweiler: Brücke am Ahrtor wird freigegeben, blick-aktuell.de, 29. September 2021
  7. Quelle: Michael Stoll: Baubeginn für erste Ahrbrücken Anfang 2024? Insul, Liers und Ahrweiler mit oberster Priorität, rhein-zeitung.de, 7. Februar 2023