Aktiengesellschaft Bad Neuenahr

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Das Thermalbadehaus ist Sitz der Aktiengesellschaft.
Die Aktiengesellschaft ist Betreiberin des im Jahr 2002 eröffneten Seniorenheims Villa Sibilla
Historische Aufnahme des Kurhauses Neuenahr.
Infokasten der Kurverwaltung an der Spielbank Bad Neuenahr.
Der damalige Kurdirektor Rainer Mertel (r.) beim Tag der offenen Tür im Bademantelgang in Bad Neuenahr am 21. April 2009

Mehr als 150 Jahre lang war die 1858 gegründete Aktiengesellschaft Bad Neuenahr Trägerin des privaten Heilbads Bad Neuenahr. Nachdem die Gesellschaft tief in die roten Zahlen gerutscht war, stellte sie im August 2015 Insolvenzantrag. Zuvor hatte die AG bereits den Kurpark, die Ahr-Thermen und weitere Liegenschaften an die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler verkauft, die mit 27,4 Prozent Aktienanteil ohnehin schon größter Einzelaktionär der Kur-AG war. Im Dezember 2017 wurde der Insolvenzplan rechtskräftig. Neuer Eigentümer ist seitdem der Kaufmann Hans-Joachim Brogsitter. Er übernahm die AG mit 25 unbebauten, 23 bebauten sowie zehn Erbbaugrundstücken, darunter das Steigenberger-Kurhotel und das Thermalbadehaus. 20 Millionen Euro war Brogsitter dieses Geschäft wert.


Aktionäre[Bearbeiten]

Größter Einzelaktionär der AGBN war die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler mit 27,36 Prozent des Aktienkapitals. Mehr als 50 Prozent gehörten gestückelt einer Interessengemeinschaft von aus Süddeutschland stammenden Aktionären, die auch Eigner der Spielbank Bad Neuenahr waren.[1]

Unternehmens-Kennzahlen[Bearbeiten]

2008: 162 Mitarbeiter bei einem Jahresumsatz von 14 Millionen Euro

Der General-Anzeiger berichtete am 7. Januar 2012:

Die Umsatz- und Auftragsentwicklung der Kur AG wies im Geschäftsjahr 2010 ein Minus von 17,4 Prozent auf (Bruttorendite: minus 7,5 Prozent). Das Geschäftsjahr 2010 schloss das Unternehmen mit einem Fehlbetrag von 840.000 Euro ab ... Dividendenzahlungen gibt es bereits seit elf Jahren nicht mehr.

Teilbetriebe/Vermögen[Bearbeiten]

Die Kur-AG ist Eigentümerin der Räume der Spielbank Bad Neuenahr, des Ahr-Resorts, der Villa Sibilla und des Kurhotels (verpachtet an Steigenberger).

Die Ahr-Thermen wurden im Jahr 2014 an die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler verkauft.

Chronik[Bearbeiten]

Vorsitzende des Aufsichtsrates der Aktiengesellschaft waren zuletzt Prof. Dr. Otto L. Adelberger (erneut ab 30. August 2013), Vorgänger: Dr. Hansheinz Kreuter (1. Januar 2011 bis 30. August 2013), Prof. Dr. Otto L. Adelberger (18 Jahre bis 1. Januar 2011)

Prinzessin Augusta von Preußen weihte die Quellen im Jahr 1858 feierlich ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Bad Neuenahr zu einer "klinifizierten" Kurstadt, die über Jahrzehnte hinweg von Reha-Kliniken geprägt war. Die Gesundheitsreform 1996/97 zwang die Aktiengesellschaft, ihre Geschäfte neu auszurichten. Die Aktiengesellschaft schloss eigene Kliniken und gab Klinik-Beteiligungen ab. Auf die Gesundheitsreform antwortete die Aktiengesellschaft mit der Eröffnung der "Sinfonie der Sinne" und stellte damit die Weichen weg von der "klinifizierten Kur" hin zum Selbstzahler. Um sich von den Mitbewerbern abzuheben, kreierte die Kur-AG das "Medical Wellness"-Konzept, das im Jahr 1999 von der Landesregierung mit einem Innovationspreis ausgezeichnet wurde. Seit 1999 ist das private Heilbad Mitglied im erlesenen Kreis der "Royal Spas of Europe". Und im Jahr 2008 landete Bad Neuenahr bei der Bewertung von 158 Heilbädern auf dem Spitzenplatz der deutschen Rangliste.

Die finanzielle Seite sieht jedoch anders aus: In der Jahresbilanz 2010 der AG weist ein Minus von 860.000 Euro aus. Auch für die Zukunft seien die Aussichten auf dem Badesektor nicht rosig, hieß es. Das liege daran, dass der-Kur AG die Einnahmen aus der Spielbankabgabe wegbrechen. Die seien früher Garant dafür gewesen, dass die AG Parks und Grünanlagen unterhalten und ein Kulturprogramm auf die Beine stellen konnte. Die Spielbankabgabe sei jedoch dramatisch gesunken: Von mehr als zwei Millionen Euro im Jahr 2001 sei sie auf weniger als eine Million im Jahr 2011 gesunken. Die Kosten für den Betrieb von Thermalbadehaus, Ahr-Resort, Kurpark, Veranstaltungen, Gärtnerei und das Millionengrab Ahr-Thermen hingegen hätten sich nicht verändert oder seien gar gestiegen.

Das Geschäftsjahr 2011 schloss mit einem Minus von 347.000 Euro ab (Vorjahr: 840.000 Euro). Die Ahr-Thermen wiesen ein Defizit von 306.000 Euro aus (Vorjahr: 247.000 Euro). Die Eigenkapitalrentabilität betrug minus 12,2 Prozent (Vorjahr: minus 24,4 Prozent). Das Unternehmen beschäftigte 117 Mitarbeiter (Vorjahr: 123). Diese Zahlen präsentierte Gerd Zimmermann, seit März 2012 Vorstand der Aktiengesellschaft, auf der 147. Jahreshauptversammlung der Kur AG Ende August 2012.

Die Umsatzerlöse sanken im Jahr 2011 um 0,9 Prozent (86. 000 Euro) auf 9,5 Millionen Euro. Um 6,1 Prozent (94 .000 Euro) ging der Erlös des Kur- und Badebetriebes zurück. Einen kräftigen Anstieg von 12,7 Prozent (39 000 Euro) verzeichnete der Bereich Medical Fitness. Die Erlöse der Seniorenresidenz Villa Sibilla erhöhten sich um 92. 000 Euro auf gut fünf Millionen Euro. Die steigenden Pachteinnahmen durch das Kurhotel Bad Neuenahr – ein Plus von 101. 000 Euro – machte allerdings die Mindereinnahmen bei sonstigen Erlösen (zum Beispiel Mieten und Zinsen) nicht wett. Vor allem die geringere Dampfabnahme bei gesunkenen Dampfpreisen schlug zu Buche. Sorgenkind blieben die Ahr-Thermen: In diesem Geschäftsbereich stieg der Fehlbetrag von 247. 000 Euro im Jahr 2010 auf 306. 000 Euro. Der Erlös aus dem Kurkarten-Verkauf sank um 122. 000 Euro, weil zwei Kliniken in Bad Neuenahr den Kurkarten-Verkauf ganz oder teilweise eingestellt hatten. Sie argumentieren, ihre Patienten seien teilweise nicht in der Lage, die Möglichkeiten des Kurbetriebes zu nutzen. Weiterhin positiv entwickelelten sich hingegen die Erlöse des Medical-Fitness-Studios. Alles in allem jedoch befinde sich das Unternehmen in einer „äußerst kritischen Situation“, so Kurdirektor Zimmermann.

Durch den Kauf eines 4,86 Millionen Euro teuren Immobilien-Pakets rettete die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr, an der sie mit 27,36 Prozent beteiligt ist, vor der Insolvenz. Am 29. Mai 2012 wurde das Paket vom Stadtrat einstimmig beschlossen. Nach Ansicht von Bürgermeister Guido Orthen ging es um nicht weniger als darum, „die Lebensgrundlage der Stadt zu sichern“. Für diesen finanziellen Kraftakt verwendete die Stadt Mittel, die eigentlich für den Ankauf des Stromnetzes von der RWE gedacht waren. Die Transaktion brachte frisches Geld in die leeren Kassen der Kur AG und er entlastet sie von Pflege- und Unterhaltungsmaßnahmen in Höhe von rund 250.000 Euro jährlich. Diesen Betrag muss künftig die Stadt aufbringen. Anfang Dezember beschloss der Rat, dass alle Unternehmen der Stadt, die vom Kurbetrieb profitieren, eine Abgabe zahlen müssen, die der Stadt rund 200.000 Euro jährlich bringt. Im einzelnen handelte es sich um die folgenden Grundstücke:

Als wesentliche Ursache für die Liquiditätsprobleme der Aktiengesellschaft nannte ihr neuer Kurdirektor Gerd Zimmermann den Rückgang bei den Einnahmen aus der Spielbankabgabe von rund zwei Millionen Euro bis vor wenigen Jahren auf rund 800 000 Euro im Jahr 2011.

Etliche Aktionäre zeigten sich angesichts dieser Entwicklung beunruhigt. Eine „kalte Enteignung der Aktionäre“ sah einer in den Grundstücksverkäufen, von „verscherbeln“ sprach ein anderer. Immerhin wurden mit der Transaktion Unterhalts- und Bewirtschaftsungskosten in einer Höhe von rund einer Viertelmillion Euro jährlich von der Aktiengesellschaft auf die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler verlagert. Dennoch sei der Kaufbeschluss des Stadtrats nicht als Hilfsaktion für die Kur AG zu verstehen, sagte Bürgermeister Guido Orthen der Rhein-Zeitung. Sehr wohl habe aber das Unternehmen in den Jahrzehnten zuvor im öffentlichen Interesse gehandelt. „Mit ihren Einrichtungen und Anlagen ist sie identitätsstiftend für Bad Neuenahr-Ahrweiler“, so Orthen. Durch die insgesamt vorgehaltenen und betriebenen Einrichtungen leiste die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr zugleich einen herausragenden Beitrag für die Bad Neuenahr-Ahrweiler als kurstädtische Tourismusdestination. Orthen: „Davon partizipieren viele in dieser Stadt.“ Insoweit gehöre der Kurbetrieb der AG Bad Neuenahr zu dem „Ast, auf dem wir alle sitzen“. Trotz eines adäquaten Gegenwerts und des damit einhergehenden erheblichen Potenzials an kurörtlichen Entwicklungs- und Gestaltungsmöglichkeiten seien die daraus resultierenden Folgekosten allerdings erheblich, räumte Orthen ein.[2]

Trotz des Immobilien-Verkaufs an die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler befindet sich die Aktiengesellschaft weiter in Turbulenzen.[3] Die Kur AG habe der Stadt nun auch die Ahr-Thermen, die in den zurückliegenden Jahren jeweils mehr als 300.000 Euro Verlust machten, zum Kauf angeboten - für einen Betrag zwischen vier und fünf Millionen Euro. Kurdirektor Gerd Zimmermann hatte bereits bei der Aktionärsversammlung im August 2012 gesagt: „Eine solche Einrichtung lässt sich trotz aller Bemühungen rein privatwirtschaftlich nicht kostendeckend betreiben." Die Stadt lehnte das Angebot der Aktiengesellschaft jedoch ab.

Im Juni 2013 teilte die Aktiengesellschaft mit, dass sie den Kurbetrieb als Geschäftsfeld zum Jahresende 2013 einstellen werde. Eine sich auf diesen Bereich erstreckende vertragliche Vereinbarung mit der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler wurde zum 31. Dezember 2013 gekündigt. Im Rahmen einer konsequenten Trennung von den defizitären Aufgaben des Kurbetriebes will die finanziell stark angeschlagene Kur-AG künftig nur noch ein Kerngeschäft betreiben, das neben dem Fitnessstudio noch den Betrieb einer Seniorenresidenz sowie Vermietung und Verpachtung vorsieht. Die Spielbankabgabe wird damit zum Streitthema. Nach Ansicht von Bürgermeister Guido Orthen steht diese Abgabe ab 1. Januar 2014 in voller Höhe der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler zu. Nach dem Spielbankgesetz war die Aktiengesellschaft bis dahin an der Spielbankabgabe beteiligt. Diese zweckgebundenen Mittel wurden zur Förderung des Kurbetriebs und des Fremdenverkehrs eingesetzt. Die Aufgabenstellungen würden jedoch von der Kur-AG nicht mehr erfüllt, so Orthen.[4]

Kurdirektoren bzw. Vorstände[Bearbeiten]

In Bad Neuenahr gibt es offiziell keinen "Kurdirektor"; denn es gibt weder einen Beschluss des Stadtrates von Bad Neuenahr-Ahrweiler noch eine vertragliche Regelung. Bedeutet: "Der Titel 'Kurdirektor' ist für Bad Neuenahr irgendwann ohne jede Grundlage aus dem Nichts geschaffen und einfach eingebürgert worden."[5]

1858–1863: Georg Kreuzberg

1863–1893: August Lenné

1893–1930: Felix Rütten

1930–1937: Ernst Rütten

1937–1971: Dr. Dr. Erich Rütten

1971-1981: Carl-Alexander von der Groeben

1981 bis 30. April 1996: Herbert Rütten

April 1996 bis zu seinem Tod im Dezember 2009: Rainer Mertel

bis Juli 2010: Prof. Dr. Hansheinz Kreuter (Interims-Kurdirektor)

1. August 2010 bis 29. Februar 2012: Dr. Hans-Ulrich Tappe

1. März 2012 bis 30. April 2014: Gerd Zimmermann

ab 1. Mai 2014: Christoph Reinicke

Mediografie: Marion Monreal/Günther Schmitt: Vorstand des Ahrtal-Tourismus: Rote Karte für den Kurdirektor'', general-anzeiger-bonn.de vom 4. Dezember 2013

Unternehmenslage im August 2013[Bearbeiten]

"Die Lage der Kur AG Bad Neuenahr spitzt sich weiter zu", berichtete der General-Anzeiger am 7. August 2013. Der Bilanzverlust betrug im Geschäftsjahr 2012 fast fünf Millionen Euro, worin ein Verlustvortrag von 3,75 Millionen enthalten war. Der Jahresfehlbetrag lag bei 1,18 Millionen Euro. Im Jahr 2011 waren es lediglich 347.000 Euro. Die Gesamtschulden der Kur AG belaufen sich im August 2013 auf 6,6 Millionen Euro. Damit haben sie sich im Vergleich zum Jahre 2011 mehr als verdoppelt. Besonders schlecht entwickelte sich das Jahresdefizit bei den Ahr-Thermen entwickelt, die die Kur AG wenige Monate zuvor der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler zum Kauf angeboten hatte: Das Geschäftsjahr 2012 schloss mit einem Fehlbetrag von 796.000 Euro ab. Im Jahr zuvor betrug das Defizit 306.000 Euro. Für die Thermen will die Aktiengesellschaft von der Stadt keine Gegenleistung; für zur Badeeinrichtung gehörenden Grundstücke hingegen hat sie zum Preis von 2,7 Millionen Euro angeboten. Bei den Ahr-Thermen besteht im August 2013 ein Sanierungsbedarf von 4,75 Millionen Euro. Außerdem brachen die Umsatzerlöse um 8,3 Prozent ein. Die Umsatzerlösentwicklung im Kurmittel- und Kurtaxbereich betrug minus 16,6 Prozent. 2011 betrugen die Umsätze 1,445 Millionen, im Jahr 2012 nur noch 1,205 Millionen Euro. Einbußen verzeichnete die Aktiengesellschaft auch beim Seniorenheim Villa Sibilla Bad Neuenahr. Und die Spielbankabgabe sank mit 787.000 Euro auf ein Rekordtief. Der General-Anzeiger berichtete weiter:

Diese zweckgebundenen Gelder sollen eigentlich zur Förderung des Kurbetriebes und Fremdenverkehrs eingesetzt werden. Da die Kur AG jedoch Kurpark, Heilbrunnen, Kurgarten-Café, Konzerthalle und weitere Liegenschaften an die Stadt verkauft hat, drängt sich ohnehin die Frage auf, welche „Kurbetriebs- und Fremdenverkehrsaufgaben“ vom Unternehmen noch wahrgenommen werden, sieht man von den verbliebenen Kurmittelanwendungen im Thermalbadehaus ab. Die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler hatte von der Kur AG bereits im vergangenen Jahr ein Restrukturierungskonzept gefordert und soll aufzeigen, wie die Liquiditätssituation gesichert und die Ertragskraft wiederhergestellt werden kann. Im „Prognosebericht“ wird hierzu lediglich der weitere Ausverkauf des Unternehmens aufgeführt. Verbleiben sollen lediglich die Villa Sibilla, die Vermietung und Verpachtung von Immobilien (insbesondere das Steigenberger Hotel), die Spielbank und das City-Parkhaus.[6]

148. ordentliche Hauptversammlung Ende August 2013[Bearbeiten]

Bei der 148. ordentlichen Hauptversammlung der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr Ende August 2013 wurden Vorstand und Aufsichtsrat des tief in der Krise steckenden Unternehmens zwar erwartungsgemäß entlastet, mussten sich jedoch harsche Kritik gefallen lassen. Insbesondere der frühere langjährige Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Otto L. Adelberger wurde kritisiert. Eine "konsequente Politik der Substanzvernichtung" sei betrieben worden, eine klare strategische Ausrichtung mit entsprechendem Erfolgspotenzial nicht erkennbar, hieß es. "Wir werden wohl auf ewige Zeiten keine Dividende mehr sehen", sagte ein Aktionär, "jetzt stehen wir offenkundig vor einem Scherbenhaufen."

Bürgermeister Guido Orthen verzichtete demonstrativ auf sein Mandat als Aufsichtsratsmitglied und sprach als Vertreter des Aktionärs Stadt. Er rechnete mit den Verantwortlichen ab und bekundete, er sei "in brennender Sorge um das Unternehmen." Die Rhein-Zeitung gab Orthens Stellungnahme wider:

Das, was der Vorstand als Ursache der Probleme angeführt habe, sei nicht vom Himmel gefallen. Es reiche nicht, immer wieder auf die sinkende Spielbankabgabe zu verweisen. Dies sei nichts weiter als der „untaugliche Versuch, die eigenen Fehlleistungen zu kaschieren“ … Mit dem Verkauf von Grundstücken betreibe die AGBN einen Prozess des Vermögensverzehrs, der auch die Stadt betreffe.[7]

Vorstand Gerd Zimmermann hatte zuvor den Geschäftsbericht 2012 vorgestellt. Der Jahresfehlbetrag lag bei 1,18 Millionen Euro. Im Jahr zuvor hatte der Fehlbetrag bei lediglich 350.000 Euro gelegen. Weggebrochen sind insbesondere Erlöse im Kur- und Badebetrieb (-16,6 Prozent), was unter anderem auch auf die stark abgenommene Zahl der Kurgäste (-41,1 Prozent) zurückzuführen sei. Die Unterdeckung der Ahr-Thermen belief sich im Jahr 2012 auf fast 800.000 Euro, mehr als doppelt so viel wie im Jahr zuvor.

Die Gesamtschulden der AGBN hatten sich im Vergleich zum Jahr 2011 mehr als verdoppelt und beliefen sich nun auf 6,6 Millionen Euro. Die Liquiditätslage blieb angespannt. Für das Jahr 2013 rechnete Zimmermann mit einem „gegenüber 2012 erhöhten operativen Verlust“. Hätte die Stadt Bad Neuenahr nicht für 4,86 Millionen Euro Liegenschaften von der Kur-AG gekauft, wäre die Bilanz der Aktiengesellschaft noch viel schlechter ausgefallen. Der Fortbestand der Gesellschaft hänge nun von der Umsetzung des Restrukturierungskonzeptes ab. Um die Liquidität bis 2014 sicherzustellen, werde die AGBN für 2,7 Millionen Euro weitere Grundstücke verkaufen. Zum 1. Januar 2014 stelle die Aktiengesellschaft den Kurbetrieb ein und überlässt ihn der Stadt. Die AGBN ist dann nicht mehr für den Kurbetrieb im Kurpark Bad Neuenahr und für die Durchführung von Veranstaltungen zuständig. Wer künftig das Ahr-Resort betreibt, war noch unklar.

Zimmermann verteidigte den Versuch der Aktiengesellschaft, den Verlustbringer Ahr-Thermen an die Stadt zu veräußern. „Unserer Meinung nach ist es nicht möglich, ein Thermalbad ohne öffentliche Zuschüsse zu betreiben“, sagte er. Ein erstes Kaufangebot hatte die Stadt abgelehnt, ein nachgebessertes ebenfalls. Würde man das Zuschussgebaren anderer Kommunen auf Bad Neuenahr übertragen, wäre eine öffentliche Zuwendung von rund 1,5 Millionen Euro alleine für den Betrieb der Ahr-Thermen gerechtfertigt, so Zimmermann. general-anzeiger-bonn.de berichtete:

Die Aktiengesellschaft ist seit mehr als 150 Jahren Trägerin des privaten Heilbades Neuenahr. "Es oblag bisher also einer privaten Gesellschaft, einen Kurbetrieb zu unterhalten", so Zimmermann. Nahezu alle Heilbäder in Deutschland befänden sich hingegen in öffentlicher Hand und erhielten erhebliche Zuschüsse.[8]

Der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Otto L. Adelberger räumte ein, dass sich die AGBN beim Bau der Ahr-Thermen 20 Jahre zuvor habe täuschen lassen: Für durchschnittlich 800 (tatsächlich wenig mehr als 500) Besucher pro Tag, wie kalkuliert, reichten die Kapazitäten der Thermen gar nicht aus.[9]

Nachdem das Unternehmen Areale neben der Villa Sibilla verkauft und dadurch 2,7 Millionen Euro erlöst hat, ist die Liquidität der Aktiengesellschaft im Oktober 2013 wieder hergestellt. Zwei Privatpersonen aus Bad Neuenahr-Ahrweiler sollen die Käufer sein. Im Sommer 2012 hatte die Kur AG bereits Liegenschaften im Wert von 4,86 Millionen Euro an die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler verkauft. Der aus Kiel stammende Christoph Reinicke (* 1955) tritt am 1. Mai 2014 die Nachfolge von Gerd Zimmermann als Vorstand der Aktiengesellschaft an. Zum 1. Januar 2014 ist eine vorübergehende Vorstandserweiterung geplant, die sich bis Ende April 2014 erstrecken soll. Bis dahin führen Zimmermann und Reinicke den Betrieb gemeinsam. Reinicke ist seit Anfang Oktober 2013 als Berater der Aktiengesellschaft tätig. Bis Januar 2014 soll er sich einen Überblick über die Geschäftsfelder verschaffen und ein Zukunftskonzept entwickeln.[10]

Zusammenarbeit mit der Area Consult[Bearbeiten]

Im Herbst 2013 übergab die AGBN ihr Liegenschaftsmanagement im Bereich der Projektentwicklung an die Firma Area Consult Projektentwicklung und Liegenschaftsmanagement Bad Neuenahr-Ahrweiler. Kurz zuvor hatte das Unternehmen der AGBN mit Grundstücksankäufen im Wert von 2,7 Millionen Euro aus der Bredouille geholfen; nur so konnte die Aktiengesellschaft ihre Liquidität sichern. Die Area Consult verpachtet u.a. die Seniorenresidenz Villa Sibilla Bad Neuenahr an die AGBN.[11]

Drohgebärden und Burgfrieden[Bearbeiten]

Anfang Dezember 2013 kündigte die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr an, dass sie die hochdefizitär arbeitenden Ahr-Thermen zum Jahresende 2013 schließen werde. Die Unterdeckung der Thermen belief sich 2012 auf fast 800 000 Euro, mehr als doppelt so viel wie im Jahr zuvor. Die Thermen passten nicht mehr ins Konzept der Aktiengesellschaft und die Stadt habe offensichtlich kein Interesse an einer Übernahme. Die Aktiengesellschaft wolle das Objekt deshalb öffentlich zur Pacht ausschreiben. Sollte sich kein Interessent finden, würden die Thermen abgerissen. Die Aktiengesellschaft werde dann lediglich die Saunaanlage weiter betreiben und das Thermen-Gelände mit einem neuen Objekt bebauen, das in die Gesamtstrategie passt. Der mit öffentlichen Mitteln geförderte „Bademantelgang“ werde in das neue Konzept integriert. Entlassungen werde es nicht geben. Statt einen Verlustbringer wie die Ahr-Thermen zu stützen, möchte die Aktiengesellschaft in neue Zukunftsmodelle mit dem Arbeitstitel Gesundheits-AG investieren, die sie am 13. Dezember vorstellen will. Um das inzwischen 20 Jahre alte Bad zu modernisieren, müssten rund fünf Millionen Euro investiert werden.[12]

"Stadt und Aktiengesellschaft gehen beim strittigen Thema Ahr-Thermen aufeinander zu", berichtete die Rhein-Zeitung (RZ) am 7. Dezember 2013. Bei dem Gespräch von Bürgermeister Guido Orthen mit Christoph Reinicke, dem designierten Vorstand der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr, wurde "zwar noch kein Durchbruch erreicht, aber eine konstruktive Atmosphäre geschaffen", wie es in der RZ weiter hieß. Damit diese nicht gestört wird, hätten beide Parteien über die Inhalte Stillschweigen und eine vorweihnachtliche mediale Ruhepause verabredet. Sie solle dazu dienen, eine konstruktive Lösung zu finden.[13]

Zukunft Telemedizin[Bearbeiten]

Während einer Aufsichtsratssitzung am Freitag, 13. Dezember 2013, wurde eine neue Ausrichtung der Aktiengesellschaft beschlossen. Als neue tragende Säule ihres Geschäfts will sie sich der Telemedizin widmen. Der designierte Geschäftsführer Christoph Reinicke sagte, Telemedizin sei "das Betriebssystem des Gesundheitswesens der Zukunft." Das Motto laute "Doc@home". Aufgabe der Telemedizin sei die medizinische Betreuung und Unterstützung von Patienten durch Informations- und Kommunikationstechnik ortsunabhängig, jederzeit, präventiv und kurativ mit Hilfe von Telemonitoring. Während der vierstündigen Sitzung sagte Reinicke, er verspreche sich viel von der in anderen europäischen Ländern längst bekannten und von der EU geförderten Telemedizin, die das Prinzip der reaktiven Medizin in eine umfassende präventive Medizin umkehre. Die AGBN wolle auf diesem Gebiet zum Pionier im deutschen Gesundheitswesen werden. Schwerpunkte sind dabei die elektronische und inhaltliche Vernetzung aller Akteure im Gesundheitsmarkt, also Patienten, Ärzte, Pflegedienste oder Krankenkassen. Patienten und ihre Ärzte erhalten die kontinuierliche Kontrolle der wichtigsten medizinischen und vitalen Parameter. Mit Hilfe von Smartphones könnten Arzt und Patient jederzeit frühzeitig Krankheitszeichen erkennen. Ein entsprechend konfiguriertes Smartphone könne zum Beispiel außergewöhnliche Herzbelastungen oder Blutzucker-Werte melden. Im Thermalbadehaus will Reinicke leerstehende Flächen von Gesundheitsanbietern füllen lassen. Auf diese Weise könne ein Medical-Center auf 10.000 Quadratmetern Grundfläche entstehen, das sämtliche medizinischen Fachrichtungen unter einem Dach vereint. "Wir werden den Kurgedanken völlig neu beleben", sagte Reinicke. In der Vergangenheit habe die Kur AG "zu viel verwaltet" und sei "zu wenig nach vorne gegangen". Das werde sich nun ändern.[14]

Das rheinland-pfälzische Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung prüfe eine Rückforderung der Zuschüsse zum 2009 eröffneten Bademantelgang in Bad Neuenahr, meldete die Rhein-Zeitung am 10. Januar 2014. Im März 2007 hatte das Ministerium die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr mit 2,2 Millionen Euro für den Bau dieses unterirdischen Verbindungsganges zwischen dem Thermalbadehaus und Ahr-Thermen unterstützt.

Verkauf der Ahr-Thermen[Bearbeiten]

Der AGBN-Aufsichtsrat gab dem Vorstand Anfang April 2014 grünes Licht für einen Verkauf der Ahr-Thermen. die für die Aktiengesellschaft angeblich nicht mehr sinnvoll zu führen waren. Das Jahresdefizit betrug zuletzt 800.000 Euro. Hinzu kam ein Investitionsbedarf von mehr als elf Millionen Euro, um das Bad marktgerecht und mit Gewinn führen zu können. Außerdem wurde der Vorstand der Aktiengesellschaft, Christoph Reinicke, vom Aufsichtsrat ab 1. Juni 2014 für weitere fünf Jahre zum Vorstand bestellt. Allerdings nicht einstimmig. Nach dem Ausscheiden von Gerd Zimmermann zum 31. Mai 2014 ist Reinicke dann Alleinvorstand der AGBN. Zum Stand der Verhandlungen mit der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler über den geplanten Verkauf äußerte sich Reinicke in einer Pressekonferenz am 4. April 2014 nicht, weil von beiden Seiten Stillschweigen vereinbart worden war. Der General-Anzeiger wollte jedoch erfahren haben, dass die Verhandlungen kurz vor einem Abschluss stehen. Danach sollen die Thermen für zwei Millionen Euro in den Besitz der Stadt wechseln. Notartermin sei voraussichtlich im Mai. Reinicke sagt dem GA, der Verkaufserlös fließe nicht den Aktionären zu, sondern sei für spätere Investitionen gedacht. Ende April 2014 wolle er ein Unternehmenskonzeßt für den Geschäftszweig Tele-Medizin präsentieren. Schauplatz sei die Villa Sibilla Bad Neuenahr. Dort werde die erste telemedizinisch versorgte Wohnung vorgestellt. Für die komplette telemedizinische Grundausrüstung der Villa Sibilla kalkulierte Reinicke rund 300.000 Euro. Bis zum Jahresende 2014 werde auch das Sanatorium telemedizinisch ausgestattet - mit zwei Aktiengesellschaften aus Österreich und der Schweiz als Partnern. Reinicke hofft dabei auf hohe Förderung. Bei der rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerin Eveline Lemke (Grüne) sei er bereits auf offene Ohren gestoßen. Es gebe aber auch EU-Mittel. EU-Mittel flössen aber "nur an Unternehmen, in denen ein Miteigentümer keine Sperrminorität besitzt", berichtete der GA. Weiter heißt es in dem Beitrag:

Dies ist bei der AGBN jedoch der Fall, da die Stadt 27,4 Prozent des Aktienkapitals hält. Um an im Raum stehende fünf Millionen Euro Fördermittel zu kommen, müsste die Stadt 2,5 Prozent ihres Aktienpaketes verkaufen, um unter 25 Prozent, also unter die Sperrminoritätslinie, zu geraten. Christoph Reinicke bestätigte, dass es hierüber Gespräche mit der Stadt gebe.[15]

Insgesamt sah Reinicke die Aktiengesellschaft auf gutem Weg: „Wir werden 2014 im operativen Geschäft eine schwarze Null schreiben“, kündigte er an. „Wir sind vom Verwalten zum Gestalten gewechselt.“ Zu den Pfunden, mit denen die AGBN wuchern kann, zählte Reinicke ihren Immobilienbesitz: 100.000 Quadratmeter bebaute und unbebaute Flächen, davon 30.000 Quadratmeter im Kurgebiet. Ein weiteres Geschäftsfeld sei die Eigenproduktion von Energie. „Ich habe Potenziale in Millionenhöhe identifiziert“, verriet Reinicke. Für die Mitarbeiter der Aktiengesellschaft will der Vorstand außerdem ein Motivationsprogramm umsetzen. [16]

Seit dem Verkauf der Ahr-Thermen an die Stadt "lassen AG und Rathaus kaum eine Chance ungenutzt, sich gegenseitig Steine in den Weg zu legen", hieß es im Oktober 2015 im General-Anzeiger. In dem Beitrag hieß es weiter:

Man streitet über die Nutzung von Wassergräben oder über die Angemessenheit der Geburtstagsfeier von AG-Chef Reinicke, man warf sich Markenpiraterie und Geschäftsschädigung vor. Im Heilbad ist er vorbei mit der Ruhe. Dabei finden sich die Hauptursachen für die Misere der Aktiengesellschaft lange vor den Amtsantritten von Bürgermeister Orthen und AG-Vorstand Reinicke.[17]

Zukunftspläne[Bearbeiten]

Christoph Reinicke, Vorstand der Aktiengesellschaft, stellte im September 2014 eine Reihe von Projekten vor:

  • Das wenig genutzte obere Parkdeck des AG-eigenen City-Parkhauses Bad Neuenahr im Eigentum der AG befindlichen Parkhauses an der Ecke Felix-Rütten-Straße/Landgrafenstraße werde künftig als Wohnmobilparkplatz mit etwa 70 citynahen Stellplätzen genutzt. Das sei "sicherlich für die ganze Stadt ein Gewinn, denn Wohnmobile seien im Kommen und ihre Nutzer würden so manchen Euro in der Stadt lassen", wie die Rhein-Zeitung berichtete. Das untere Geschoss solle weiter als Pkw-Parkhaus dienen. Die Infraktruktur zur Versorgung der Wohnmobile sei auf dem Parkdeck bereits vorhanden. Wenn die Pläne der AG rasch von der Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler genehmigt werden, könnte das obere Parkdeck zum Beginn der Saison 2015 umgewidmet werden.[18]
  • Die beiden um 1870 erbauten Villen an der Beethovenstraße 10 und Felix-Rütten-Straße 1 gegenüber der Spielbank Bad Neuenahr sollen zu Dependancen der Villa Sibilla gemacht werden.
  • Die Aktiengesellschaft wolle in den nächsten Jahren in ihre Immobilien rund um das Kurhotel Bad Neuenahr modernisieren. Der Westbau des Hotels entlang der Kurgartenstraße werde noch im Jahr 2014 außen neu gestrichen. Und der Turm über dem Haupteingang werde illuminiert. 200.000 Euro sollen in dieses Vorhaben fließen. Weitere sieben Millionen Euro wollen die Aktiengesellschaft und die Steigenberger Hotelgruppe gemeinsam in den beiden nächsten Jahren in die Sanierung des Hotel-Ostbaues investieren. Dabei würden 68 Zimmer und das hauseigene Schwimmbad erneuert und auf die Telemedizin als neues Konzept der AG ausgerichtet.
  • "In Verlängerung des Gartensaals entlang der Ahr soll spätestens 2015 das „Wiener Café“ mit einer großen Terrasse zur Ahr hin in Richtung Kurgartenbrücke fertig sein", berichtete die Rhein-Zeitung weiter.
  • Noch im Jahr 2014 soll die Parkanlage zwischen Kurhotel und Gartensaal neu gestaltet werden. Die beiden vorhandenen Brunnen würden dabei erhalten.
  • Spätestens im Jahr 2017 solle das Kurhaus Bad Neuenahr saniert werden.

August 2015: Insolvenzantag[Bearbeiten]

Auch nach dem Verkauf von Kurparkanlagen, Wäldern und den hochdefizitären Ahr-Thermen für knapp acht Millionen Euro an die Stadt kam die AGBN nicht aus der Krise. Beim Geschäft mit chinesischen Gästen, bei der Telemedizin und beim Heilwasserverkauf wurden die angepeilten Ziele verfehlt. Deshalb stellte der Vorstand am 28. August 2015 beim Amtsgericht Bad Neuenahr-Ahrweiler Insolvenzantrag - just an dem Tag, für den zunächst die 150. Hauptversammlung terminiert war, bevor sie auf Oktober verschoben wurde. AGBN-Vorstand Christoph Reinicke hatte mit Verschiebung damit begründet, dass eine geplante Kapitalerhöhung vor der Versammlung noch optimal vorbereitet werden müsse. Dabei hatte Reinicke den Aktionären bei der Hauptversammlung am 10. Oktober 2014 für 2017 erstmals seit vielen Jahren wieder eine Dividende versprochen. Und nur wenige Tage vor dem Insolvenzantrag hatte er die Situation der Aktiengesellschaft, die etwa 100 Vollzeitstellen zählt, in der nichtöffentlichen Sitzung des Stadtrats in rosigen Farben dargestellt. Nach all den positiven Ankündigung von Reinicke sei der Antrag "ein überraschender Schritt", sagte Detlev Koch, der erste Beigeordnete der Kur- und Badestadt, die mit 27,4 Prozent und damit als größter Einzelaktionär an der AGBN beteiligt ist. Die Rhein-Zeitung gab ein Statement wieder, das Koch nach Bekanntwerden des Insolvenzantrags abgegeben hatte:

Er machte ... klar, dass niemand darauf spekulieren sollte, dass die Stadt wieder als Feuerlöscher parat steht, nachdem sie bereits über vier Millionen Euro investiert hat, um der Aktiengesellschaft den Verlustbringer Ahr-Thermen, Kurparkliegenschaften und die Heilquelle abzukaufen. Auf das mehrfach angeforderte Sanierungsgutachten der AGBN warte man bis heute vergeblich, so Koch, der die Lösung nicht darin sieht, Immobilien wie die Villa, in der das Carpe Diem untergebracht ist, zu verkaufen und damit Vermögen aufzuzehren.

Der AGBN beantragte beim Amtsgericht ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Das heißt, dass die Geschäftsführung die volle Kontrolle über das Unternehmen behält. Ein hinzugezogener vorläufiger Sachwalter erhält lediglich Aufsichtsfunktion und bereitet gemeinsam mit dem Unternehmer das Insolvenzverfahren vor. Den Sachwalter darf der Schuldner, also der Unternehmer, ernennen. Zum vorläufigen Sachwalter wurde der Koblenzer Rechtsanwalt Jens Lieser bestellt; er war bereits bei der Insolvenz der Nürburgring-GmbH im Einsatz.[19]

"Wir stellen uns neu auf, wir fangen bei Null an", sagte Vorstand Christoph Reinicke bei einer Pressekonferenz am Montag, 31. August 2015. Trotz Liquiditätskrise, Insolvenzantrag und Dauerstreit mit der Stadt sehe er hoffnungsfroh in die Zukunft der Aktiengesellschaft. Der Insolvenzantrag erleichtere es der AGBN, in erheblichem Umfang Altlasten zu beseitigen. Belastungen aus alten Verträgen würden nun obsolet. Denn mit dem Verfahren zur „Erleichterung der Sanierung von Unternehmungen“ (ESUG) könnten alle Verträge auf den Prüfstand gestellt werden. Der General-Anzeiger (GA) berichtete:

Ob Rentenrückstellungen für Altvorstände (nach Reinickes Angaben 400.000 Euro im Jahr) oder Telefonmietverträge für die zum Unternehmen gehörenden Villa Sibilla (50.000 Euro pro Jahr): Aus diesen Verträgen müsse man raus.[20]

Reinicke räumte bei der Pressekonferenz aber auch ein: "Wir löffeln jetzt eine Suppe aus, die uns andere früher eingebrockt haben."

Den Bau der Ahr-Thermen bezeichnete Reinicke als im Grundsatz nicht verkehrt. Dass seine Vorgänger die Thermen aber nach fünf oder sechs verlustreichen Jahren nicht wieder verkauft oder den Betrieb eingestellt haben, sei ein Kardinalfehler. So habe die AGBN 30 Jahre lang "die Ahr-Thermen durchgeschleppt" und dabei Verluste von 30 Millionen Euro angehäuft. Diejenigen, die in diesen Jahrzehnten die Verantwortung dafür trugen, hätten keine Veranlassung gesehen, das Unternehmen neu auszurichten. Statt dagegen vorzugehen, dass die AGBN immer weiter in die roten Zahlen gerät, sei das Tafelsilber verkauft worden. Und anders als von Detlev Koch, dem Ersten Beigeordneten der Stadt, behauptet, habe die Stadt beim Kauf nicht als "Feuerlöscher" gedient; vielmehr habe sie Liegenschaften, die zur Kur-Infrastruktur von Bad Neuenahr gehören, zum "Schnäppchenpreis" erworben. Um die Kreditwürdigkeit der AGBN zu verbessern, habe er eine Kapitalerhöhung angestrebt, sagte Reinicke. Aber er habe von der Stadt nicht das Signal erhalten, dass sie diesem Vorschlag folgen würde.

Fast zwei Jahre sei es nun her, dass mit der Restrukturierung des Unternehmens begonnen wurde.. Immerhin habe man den Ertrag in dieser Zeit um 1,8 Millionen steigern können. Weil das Drei-Millionen-Euro-Ziel nicht erreicht wurde, sei es zu einem Liquiditätsengpass gekommen. Der Insolvenzantrag sei eine "konsequente Fortführung der eingeleiteten Restrukturierung." Im GA hieß es:

Reinicke schloss einen Kapitalschnitt nicht aus. Dabei wird das Grundkapital zunächst um den Bilanzverlust verringert, wodurch die Verlusthistorie des Unternehmens beseitigt wird. Hauptverlierer wären dann die Aktionäre, deren Einlagen erheblich an Wert verlören. So auch die der Stadt, die keinerlei Anzeichen gegeben habe, "sich zu bewegen". Reinicke: "Die Stadt ist für uns ein absoluter Risikofaktor. Wir mussten daher die Reißleine ziehen."[21]

Die rund 100 in Vollzeitstellen Beschäftigten müssten sich, so Reinicke keine Sorgen machen. Ihre Gehälter würden in den kommenden drei Monaten von der Agentur für Arbeit gezahlt – anschließend wieder von der AGBN. Die Gäste müssten keinerlei Einschränkungen hinnehmen, Lieferantenrechnungen, die mit Beginn des Inolvenzverfahrens gestellt werden, würden bezahlt. Was mit nicht beglichenen Rechnungen aus der Zeit vor dem Insolvenzantrag geschieht, verriet Reinicke hingegen nicht.[22]

Am Dienstag, 1. September 2015, reagierte die Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler mit einer Pressemitteilung. Für die Mitarbeiter der AGBN hoffe man, "dass die Verantwortlichen im Rahmen des Insolvenzverfahrens den Erhalt der Arbeitsplätze bei ihren Entscheidungen immer mit einbeziehen". Außerdem seien im Falle einer Insolvenz häufig weitere Betriebe betroffen, die noch offen stehende Geldleistungen von dem insolventen Betrieb zu bekommen hätten. "Wir hoffen, dass hierdurch nicht andere, noch gesunde Unternehmen, die noch Geld zu bekommen haben, mit in den Abgrund gerissen werden", hieß es in der Pressemitteilung. Die Stadt erwarte vom AGBN-Vorstand ein klares, nachvollziehbares und belastbares Restrukturierungskonzept. Die Stadt hätte gerne mehr erfahren über die vom Vorstand immer wieder genannten potenziellen Investoren aus Fernost ebenso wie über das von der Stadt mehrfach angeforderte Sanierungsgutachten. Noch in der Woche zuvor habe die Stadt zum Ausdruck gebracht, dass sie eine Zustimmung zu einer Kapitalerhöhung nicht ausschließe . "Dies aber nicht zu jedem Preis."[23]

Ein chinesisches Unternehmen in Shanghai sei daran interessiert, als Mehrheitsaktionär in die AGBN einzusteigen, berichtete die Rhein-Zeitung am 15. September 2015. „Der chinesische Kooperationspartner ist im Rahmen einer Neuordnung der Kapitalstruktur der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr sehr daran interessiert, sich mit 51 Prozent an dem Unternehmen zu beteiligen“, teilte die AGBN der Presse mit. Der damit verbundene Kapitalzufluss von 14 Millionen Euro würde die Aktiengesellschaft deutlich besser stellen und dringend notwendige infrastrukturelle Maßnahmen ermöglichen.

150. Hauptversammlung[Bearbeiten]

Die AG schloss ihr Geschäftsjahr 2014 mit einem Jahresfehlbetrag von 1,5 Millionen Euro ab. Im Jahr zuvor hatte sie noch einen Überschuss von 915.000 Euro erzielt; auf der Einnahmenseite standen dabei vor allem die Erlöse aus Grundstücksverkäufen im Zusammenhang mit dem Verkauf der Ahr-Thermen. AG-Vorstand Christoph Reinicke sagte bei der 150. Hauptversammlung am Dienstag, 27. Oktober 2015, im Barocksaal des Bad Neuenahrer Kurhauses, im Geschäftsjahr 2014 sei es gleichwohl gelungen, den Umsatz von 8 auf 8,4 Millionen Euro zu steigern. Von der notwendigen Ergebnisverbesserung von insgesamt 3,7 Millionen Euro sei immerhin knapp eine Million erreicht worden. Für 2015/16 prognostizierte Reinicke mit weiteren Mehreinnahmen in Höhe von 500.000 Euro durch das inzwischen zu 80 Prozent vermietete Thermalbadehaus. Reinicke kritisierte, seine Vorgänger hätten es versäumt, in die Seniorenresidenz "Villa Sibilla" zu investieren. Mit einer neuen Leitung und neuem Marketingkonzept wolle er nun eine bessere Auslastung erreichen.[24]

Aktiengesellschaft vor der Zerschlagung?[Bearbeiten]

Am Morgen des 1. Dezember 2015 eröffnete der Direktor und Insolvenzrichter des Amtsgerichts Ahrweiler, Jürgen Powolny, das Insolvenzverfahren über das Vermögen der AG Bad Neuenahr, die zu dieser Zeit 125 Mitarbeiter zählt. Anders als von der Aktiengesellschaft geplant, wird das Insolvenzverfahren nicht in Eigenverantwortung der AG durchgeführt. Das Insolvenzgericht beschloss vielmehr ein sogenanntes Regelfallverfahren. Der Rechtsanwalt Jens Lieser aus Koblenz wurde mit der Insolvenzverwaltung beauftragt. Der war in den drei Monaten zuvor bereits Sachwalter der vorläufigen Insolvenz in Eigenverantwortung und zeichnete bereits in dieser Zeit sämtliche Rechnungen der AG gegen. Am Mittag teilte Lieser mit

Der Geschäftsbetrieb der AG Bad Neuenahr und ihrer Einrichtungen läuft uneingeschränkt weiter. Das betrifft ausdrücklich auch die Seniorenresidenz Villa Sibilla. Die Bewohner müssen sich keine Sorgen machen. Alle Serviceleistungen werden wie bisher angeboten.

Weiter ließ Lieser wissen, er werde umgehend alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um die bereits begonnene Sanierung der Aktiengesellschaft fortzuführen und umzusetzen. Kündigungen und andere Personalmaßnahmen seien bislang nicht geplant.

AG-Geschäftsführer Christoph Reinicke sagte der Rhein-Zeitung (RZ), die Insolvenz sei der Weg, den die AG einschlagen musste, um das Unternehmen zu sanieren. Diesen Weg habe er ganz bewusst gewählt. Er hoffe, dass Investoren frisches Geld in die AG bringen. "In den vergangenen Monaten hatte er immer wieder von Interessenten in China, Osteuropa und auf der arabischen Halbinsel gesprochen, die die Mehrheit der AG übernehmen wollten", berichtete die RZ, „von 14 Millionen Euro als Einlage war die Rede." Andere Insider bezweifelten, dass ein solches Engagement von Aktionären überhaupt noch gewollt sei, berichtete die RZ:

Die reden offen über eine Zerschlagung der Aktiengesellschaft. Alle Geschäftsbereiche der AG könnten veräußert oder in einzelnen Gesellschaften erfolgreich fortgeführt werden. Die Aktiengesellschaft ist schwerpunktmäßig im Gesundheits- und Kurmanagement tätig. Zu den Geschäftsfeldern gehören heute neben dem Betreiben der Seniorenresidenz Villa Sibilla, dem Thermal-Badehaus und einem eigenen Blockheizkraftwerk, das Fernwärme produziert und vermarktet, die Vermietung und Verpachtung von Immobilien. Hierzu zählen unter anderem das Kurhotel, das Kurhaus und die Spielbank Bad Neuenahr.[25]

Gläubiger feuern Alleinvorstand Christoph Reinicke[Bearbeiten]

Bei einer Aktionärsversammlung der Aktiengesellschaft am 27. Oktober 2015 war ein Antrag der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler gescheitert, AG-Alleinvorstand Christoph Reinicke fristlos zu entlassen. Am 15. Dezember 2015 nun entschied der Gläubigerausschuss der Aktiengesellschaft unter der Leitung des Insolvenzverwalters Jens Lieser die Trennung von Alleinvorstand Christoph Reinicke, , dessen Vertrag erst wenige Monate zuvor um fünf Jahre verlängert worden war. So wurde Reinicke zum 16. Dezember 2015 von seinen dienstlichen Verpflichtungen freigestellt. Reinicke sagte dem General-Anzeiger auf Anfrage, Lieser habe ihm zwar die arbeitsrechtliche Kündigung ausgesprochen; dennoch sehe er sich "nach wie vor als Organ der Aktiengesellschaft", weil nur der Aufsichtsrat seine Entlassung beschließen könne. Reinicke kündigte deshalb eine juristische Prüfung seiner Kündigung an. „Telemedizin, Verkauf der Ahr-Thermen, Kooperationen beim ganzheitlichen Gesundheitsmanagement in China: Das sind Akzente, die Christoph Reinicke in seinen 20 Monaten als Vorstand gesetzt hat“, berichtete die Rhein-Zeitung (RZ), „doch gerieben hat man sich in der Kreisstadt an seiner Person.“ Den Aufsichtsrat der AGBN habe er von seinen Sanierer-Qualitäten überzeugen können; Bürgermeister Guido Orthen, geborenes Aufsichtsratsmitglied, hingegen sei „schon im Herbst 2013 skeptisch“ gewesen, hieß es in der RZ. Binnen weniger Monate habe es Reinicke dann „geschafft, zum roten Tuch für große Teile der Öffentlichkeit zu werden“ - wegen seines Pokerspiel um die Ahr-Thermen: Nachdem es der AG bis dahin nicht gelungen war, die hochdefizitäre Therme an die Stadt zu verkaufen, hatte Reinicke mit deren Abriss gedroht und - um seinen Drohungen Nachruck zu verleihen - die Therme geschlossen. Auf diesem Wege gelang ihm schließlich der Verkauf der Thermen, des größten Verlustbringers der Aktiengesellschaft, an die Stadt. Die Auseinandersetzungen mit der Stadt waren damit aber noch nicht vorbei: Nach dem Thermen-Deal gab es Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich Durchleitungs- und Markenrechten am Bad Neuenahrer Heilwasser. Trotz der Veräußerung der Thermen musste Reinicke am 28. August 2015 die Insolvenz der Aktiengesellschaft beantragen. Als Grund dafür nannte er nicht erfüllte Umsatzerwartungen.[26]

Die Kündigung sei für ihn sehr überraschend gewesen, sagte Reinicke dem General-Anzeiger (GA). Aber auch der Aufsichtsrat war von Liesers Entscheidung überrascht. Professor Otto L. Adelberger, der Vorsitzender des Gremiums, sagte dem GA: "Offiziell weiß ich von nichts. Aktienrechtlich ist eigentlich der Aufsichtsrat für Entlassungen von Vorständen zuständig." Deshalb wolle er prüfen, ob das Votum des Gläubigerausschusses über Reinickes Entlassung am Aufsichtsrat vorbei vom Insolvenzrecht überhaupt gedeckt sei. Reinicke selbst hingegen war sich sicher, ein Gläubigerausschuss dürfe einen Vorstand nicht entlassen. Unzulässig sei auch das Hausverbot, das Insolvenzverwalter Lieser ihm gegenüber ausgesprochene habe. Er werde das Hausverbot aber respektieren, bis ein Richter etwas Anderes sagt. Bis dahin befinde sich sein Büro im nahen Hotel "Giffels Goldener Anker". Die Wohnung, die ihm die Aktiengesellschaft in der Villa Sibilla zur Verfügung gestellt hat, werde er hingegen nicht räumen, obwohl er dazu aufgefordert worden sei. Denn die Kündigung durch die AGBN werde erst Ende Januar wirksam. Im übrigen verstehe er sich weiterhin als „Organ der AGBN“; daran ändere die arbeitsrechtliche Kündigung nichts.[27]

Kündigungen und Zerschlagung nicht geplant[Bearbeiten]

Insolvenzverwalter Jens Lieser teilte dem General-Anzeiger (GA) am 21. Dezember 2015 auf Anfrage mit, eine Zerschlagung der insolventen AGBN sei, entgegen anders lautenden Gerüchten, nicht geplant. In Abstimmung mit dem Gläubigerausschuss solle die Aktiengesellschaft saniert, mit einem anderen Unternehmen fusioniert und an einen oder mehrere Investoren verkauft werden. "Das Fitnesscenter, die Abteilung "Kurmittelanwendungen" und die Villa Sibilla werden selbstverständlich weitergeführt", teilte Lieser dem GA mit. Kündigungen seien nicht geplant.[28]

Aktionären droht Totalverlust[Bearbeiten]

Die Aussichten, die insolvente Aktiengesellschaft Bad Neuenahr zu Top-Konditionen an den Markt zu bringen, seien „wohl doch nicht so rosig wie zunächst angenommen“, berichtete die Rhein-Zeitung (RZ) am 27. Mai 2016. Immerhin ging Insolvenzverwalter Jens Lieser „nach wie vor davon aus, dass die sich auf rund 18 Millionen Euro belaufenden Forderungen der Gläubiger zu 95 Prozent und mehr bedient werden können.“ Die Befriedigung der Aktionäre aber sei „in weite Ferne gerückt“. Den Aktionären – größter Einzelaktionär ist mit 27,36 Prozent die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler – drohe der Totalverlust ihres Kapitals. Nach der Insolvenzordnung werden Aktionäre nämlich im Vergleich zu den Gläubigern nachrangig aus der Insolvenzmasse bedient. Die Aktionäre erhalten erst dann etwas aus der Insolvenzmasse, wenn die Gläubigerinteressen vollständig bedient sind. Neben dem hohen Defizit im operativen Geschäft – 1,6 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2015 – werde der Verkehrswert der Aktiengesellschaft durch den Sanierungsbedarf beim Bademantelgang und beim Kurhotel belastet. Was das Kurhotel betrifft, müsse in das hausinterne Schwimmbad und die Auffahrt sowie in Fassade und Küche investiert werden. Wie viele der 110 Arbeitsplätze der AG letztlich erhalten bleiben, sei offen. Als sicher würden lediglich die rund 70 Stellen in der Seniorenresidenz Villa Sibilla gelten. Die RZ berichtete weiter, Insolvenzverwalter Lieser betrachte die Villa Sibilla und die Immobilienverwaltung als „die beiden Säulen des künftigen Unternehmens.“ Die Ausrichtung auf Gesundheit und Wellness im Thermalbadehaus habe zwar ihre Berechtigung, dieser Geschäftszweig müsse jedoch nicht von der AG betrieben werden. Eine „Herausforderung für einen künftigen Investor“ seien „die vielen Schnittstellen zwischen Stadt und AG.“ Ohne eine Zusammenarbeit mit der Stadt sei im sensiblen Kurviertel kaum eine Investition möglich. Deshalb sei „nicht sicher, ob es ein strukturiertes Bieterverfahren geben wird, bei dem sich am Ende der Meistbietende durchsetzt“, berichtete die RZ weiter. Denkbar sei auch, dass „ein Investor den Zuschlag bekommt, der ein akzeptables Angebot und ein schlüssiges Konzept vorlegt.“ Dazu müsse „jemand gefunden werden, der mit den genannten Risikofaktoren leben kann.“[29]

Weinhändler interessiert sich für die Übernahme[Bearbeiten]

Insolvenzverwalter Jens Lieser führe „finale Verhandlungen“ mit einem überregional bekannten Weinhändler und Restaurantbesitzer, der die AGBN-Immobilien mit zwei weiteren Investoren übernehmen wolle. Das berichtete der General-Anzeiger GA am 31. Mai 2016. Ein Bieterverfahren, bei dem der Meistbietende den Zuschlag erhält, werde von der Insolvenzordnung als einzige Verwertungsmöglichkeit nicht zwingend vorgeschrieben. Vielmehr sei der Insolvenzverwalter gehalten, die Interessen der Gläubiger zu wahren und für eine bestmögliche Befriedigung ihrer Forderungen zu sorgen. Auf welche Weise dieses Ergebnis erzielt wird, sei Sache des Insolvenzverwalters und des Gläubigerausschusses. „Zusammengefasst gehe es darum, möglichst viele Bereiche der AGBN zu erhalten, möglichst viele Arbeitsplätze zu retten und für die Gläubiger eine höchstmögliche Gläubigerbefriedigung zu erzielen“, hieß es im GA. AGBN-Vorstand Christoph Reinicke kritisierte, dass die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler den von Insolvenzverwalter Lieser eingeschlagenen Kurs der Zerschlagung und Umwandlung der AGBN in eine reine Immobilienverwertung unterstütze. „In Zeiten immer schwieriger werdender Finanzierungen der Kommunen wäre es oberste Pflicht der Stadt, das Unternehmen an zahlungskräftige und gestaltungswillige Investoren zu verkaufen“, sagte Reinicke dem GA. Gäbe es einen offenen Bieterprozess, an dessen Ende der meistbietende Investor den Zuschlag erhält, könnten auch die Aktionäre auf eine Auszahlung hoffen. Bei den chinesischen Interessenten sei diese Hoffnung berechtigt.[30]

Der Verkauf der insolventen Aktiengesellschaft und ihrer Immobilien sei „offenbar so gut wie in trockenen Tüchern“, hieß es am 29. Juni 2016 in der Rhein-Zeitung. Der Kaufinteressent habe ursprünglich 30 Millionen Euro für die Immobilien geboten. Insbesondere die Investitionsverpflichtungen in das Steigenberger Kurhotel in Höhe von rund 8,5 Millionen Euro sollen „dann aber dazu geführt haben, dass der Kaufpreis auf circa 22 Millionen Euro nach unten korrigiert wurde.“ Das entspreche der Höhe der eventuellen Verbindlichkeiten, die auf der Aktiengesellschaft lasten. Bei dem vorliegenden Angebot können die Gläubiger mit einer Befriedigung ihrer Forderungen rechnen. Die Aktionäre hingegen dürften leer ausgehen. Die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, mit 27,4 Prozent größter Einzelaktionär der AG, habe den Verlust ihrer Einlade anscheinende längst akzeptiert. Mit rund 560.000 Euro belaufe sich der bilanzielle Anteil am städtischen Eigenkapital ohnehin auf lediglich 0,4 Prozent. Vorrangiges Interesse der Stadt sei es, „im Rahmen des Insolvenzverfahrens einen verlässlichen Partner zu finden, der eine dauerhafte und nachhaltig wirtschaftliche Nutzung der Gebäude unter Berücksichtigung ihrer städtebaulichen Bedeutung garantiert.“[31]

Die chinesische Investorengruppe, die sich für den Kauf der AGBN interessierte hatte, zog sich Anfang Juli 2016 zurück. Die Investoren werden in Deutschland durch die „Far Eastern – Beratungs- und Handelsgesellschaft mbH“ mit Rolf Marohn als CEO vertreten. Marohn warf Insolvenzverwalter Jens Lieser vor, dass er einen Kaufvertrag „mit einem einseitig von ihm bevorzugten Investor abschließen will und von einem fairen, gleichberechtigten Bieterverfahren beim Verkauf der AGBN jetzt nicht mehr ausgegangen werden kann.“ Lieser wies seinerseits darauf hin, dass das Angebot der Chinesen erheblich unter den sonstigen Geboten gelegen habe. Außerdem sei ein Bieterverfahren nach der Insolvenzordnung nicht vorgeschrieben. Der Insolvenzverwalter habe vielmehr „bezogen auf das individuelle Insolvenzverfahren die bestmögliche Verwertung anzustreben.“ Der Interessenvertreter der chinesischen Kaufinteressenten warf Lieser vor, er habe jeden Vorschlag zu einem Gesprächstermin abgelehnt, „eine Abgabe eines höheren, besseren Angebotes ist durch ihre Vorgehensweise unmöglich gemacht worden.“[32]

Villa Sibilla und Medical Fitness werden ausgegliedert[Bearbeiten]

Zum 1. Juli 2016 wurde die Aktiengesellschaft umstrukturiert. Die Villa Sibilla wurde dabei in eine eigene Gesellschaft ausgelagert, ebenso das Medical-Fitness-Center zusammen mit der Physiotherapie im Historischen Thermalbadehaus. Die beiden neuen eigenständigen Firmen sind 100-prozentige Töchter der AGBN. Sämtliche Mitarbeiter dieser Bereiche wurden mit allen Rechten und Pflichten in die jeweiligen Tochterunternehmen übernommen. Die Umstrukturierung habe den Zweck, die Geschäftsbereiche voneinander abzugrenzen, um sie profitabler aufzustellen, so Insolvenzverwalter Jens Lieser. „Dies ist eine strategische Neuausrichtung, die im Interesse der jeweiligen Bereiche liegt, da diese sich dadurch besser eigenständig entwickeln können“, erklärte Lieser. Die Umstrukturierung sei keine Zerschlagung, Lieser weiter, „sondern die konsequente Neuausrichtung und Weichenstellung, damit sich die einzelnen Bereiche losgelöst vom Makel der Insolvenz weiter entwickeln können“. Außerdem erleichtere die Bildung eigenständiger Tochtergesellschaften die mögliche Übernahme durch einen oder mehrere Investoren. Die AGBN und ihre beiden Töchter haben zum 1. Juli 2016 zusammen 105 Mitarbeiter – 54 davon in der Villa Sibilla GmbH Bad Neuenahr mit Clemens Gaspard als Geschäftsführer. Die Medical Fitness GmbH Bad Neuenahr mit Guido di Carlo als Geschäftsführer beschäftigt acht Mitarbeiter. In der AGBN verblieben 43 Mitarbeiter.[33]

AGBN stellt 41 Mitarbeiter frei[Bearbeiten]

Im August 2016 stellte die Aktiengesellschaft 40 Mitarbeiter frei – darunter auch Auszubildende.

Der Personalabbau werde „sozialverträglich und unter Berücksichtigung der arbeits- und mitbestimmungsrechtlichen Vorschriften“ geregelt, so Pietro Nuvoloni, der Sprecher von Insolvenzverwalter Jens Lieser. Die Aktiengesellschaft sei sich ihrer Bedeutung und ihrer sozialen Verantwortung in der Region bewusst. Die etwa 40 betroffenen Beschäftigten würden noch in der ersten Augustwoche unterrichtet und zum Stichtag Montag, 8. August, freigestellt, weil die AGBN sie nicht anderweitig beschäftigen könne. Sämtliche vom Personalabbau betroffenen Mitarbeiter würden das Angebot erhalten, in eine noch zu gründende Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft zu wechseln. Der General-Anzeiger erklärte:

Transfergesellschaften verfolgen in enger Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit das Ziel, von Arbeitslosigkeit bedrohte Mitarbeiter so schnell wie möglich wieder in neue Beschäftigungsverhältnisse zu vermitteln. Dabei werden die Mitarbeiter für den Arbeitsmarkt qualifiziert, gelten nicht als arbeitslos und erhalten rund bis zu 80 Prozent ihres letzten monatlichen Nettogehalts. Mit der Transfergesellschaft wird der direkte Gang in die Arbeitslosigkeit vermieden.[34]

Betriebsrat und Personalabteilung würden die betroffenen Azubis beim Wechsel zu einem neuen Arbeitgeber unterstützen, damit sie ihre Ausbildung dort abschließen können.

Der Betriebsrat habe die Bildung einer Transfergesellschaft abgelehnt, weil kein hinreichendes Interesse seitens der Belegschaft bestand. Das berichtete general-anzeiger-bonn.de am 4. August 2016. Pietro Nuvoloni hatte dem GA mitgeteilt. dass eine von Insolvenzverwalter Lieser dem Betriebsrat vorgeschlagene Transfergesellschaft für die 41 in der AG verbliebenen Mitarbeiter nicht zustande kommen werde. Statt dessen habe Lieser mit dem Betriebsrat einen Interessenausgleich und einen Sozialplan vereinbart. Der Sozialplan sieht für die betroffenen Mitarbeiter nach einem bestimmten Punktesystem gestaffelte Abfindungen vor. Dabei würden Lebensalter, Betriebszugehörigkeit sowie soziale und familiäre Aspekte für die Auszahlung der Abfindung herangezogen.[35]

Gläubiger-Forderungen können nicht in voller Höhe erfüllt werden[36][Bearbeiten]

Die insolvente Aktiengesellschaft werde ihre Gläubiger aller Voraussicht nach nicht vollends befriedigen können. Das berichtete der General-Anzeiger (GA) am 27. Oktober 2016 als Ergebnis eines Gesprächs mit Insolvenzverwalter Jens Lieser. In dem Insolvenzbericht, den Lieser dem Amtsgericht zugeleitet hatte, hieß es noch, Lieser halte eine Sanierung für aussichtsreich, eine Überschuldung bestehe nicht, vielmehr gebe es eine „Überdeckung“ (also mehr Vermögen als Schulden) von rund 19,2 Millionen Euro. Nach einer weiteren Sichtung der Vermögenswerte der Aktiengesellschaft ging Lieser nun von einem verwertbaren Vermögen von 27,24 Millionen Euro aus. Außerdem seien die Gläubigerforderungen höher als erwartet. Zum Jahresende 2016 werde die AGBN noch fünf Mitarbeiter beschäftigen weil das operative Geschäft der AGBN eingestellt werde. Als Lieser die Insolvenzverwaltung im Oktober 2015 übernahm, hatte das Unternehmen 120 Beschäftigte. 67 von ihnen wechselten zu neu gegründeten Tochtergesellschaften über. Im Zuge der strategischen Neuausrichtung seien zwei Tochtergesellschaften gegründet worden:

Aufgrund der Neustrukturierung erwartete Lieser über alle Geschäftsbereiche hinweg ein ausgeglichenes Ergebnis. Nach wie vor werde mit Kaufinteressenten verhandelt, sagte Lieser dem GA. Im Mai 2016 hatte Lieser mitgeteilt, er befinde sich in „finalen Verhandlungen“ mit einem überregional bekannten Weinhändler, was die Immobilien der AGBN betrifft. Nennenswerte Veränderungen im Thermal-Badehaus gebe es nicht, sagte Lieser dem GA weiter: „Es befinden sich dort mit Ausnahme von zwei Mietern, die eine sehr kleine Gewerbefläche angemietet hatten, nach wie vor die gleichen Läden.“ Kaufinteressenten für die Villa Sibilla gebe es ebenfalls. Zwei Rechtsstreitigkeiten, in denen sich die AGBN befindet, seien noch nicht entschieden:

  • Gegen den Kreis Ahrweiler hat die AGBN Ansprüche auf Rückzahlung angeblich zu viel gezahlter Spielbankabgabe geltend gemacht.
  • Mit der Stadt, die an der AGBN zu 27 Prozent beteiligt ist, streite sich die AGBN um Leitungs- und Abfüllrechte für das Bad Neuenahrer Heilwasser.
  • Bislang ungeklärt sei auch die Regulierung eines angeblichen Schadens in Höhe von 5,5 Millionen Euro, der entstanden sei, weil die Aktiengesellschaft dem Beitreiber der Spielbank Bad Neuenahr die Räumlichkeiten für das Spielcasino zu einem nicht marktgerechten Mietzins überlassen habe. Lieser habe Ansprüche gegenüber den ehemaligen Vorständen der AGBN sowie gegenüber der Interessengemeinschaft der Aktionäre der AGBN geltend gemacht. Diese Gruppe sei identisch mit den Betreibern der Spielbank.
  • Auf mögliche Ansprüche, die Lieser gegen den Ex-Vorstand Christoph Reinicke „insbesondere wegen eines auf zehn Jahre ausgerichteten Mietvertrages mit der Steigenberger-Hotelgruppe geltend gemacht hat, wollte Lieser nicht eingehen“, hieß es im GA. Nach GA-Informationen gehe es dabei um zehn Millionen Euro.

Villa Sibilla wird verkauft[Bearbeiten]

Zum 1. Januar 2017 übernehmen die Bad Neuenahrer Kaufleute Ralph Orth und Adolf Knieps die Villa Sibilla, bis dahin stärkste Umsatzträgerin der in Insolvenz geratenen AGBN war. Die Immobilie war ohnehin schon im Besitz der beiden Unternehmer. Welchen Preis Orth und Knieps für die Übernahme des Betriebes an die AGBN zahlten, sei nicht bekannt, hieß es im General-Anzeiger. Ab 2017 betreiben die beiden die Senioreneinrichtung nun auch selbst. Insolvenzverwalter Jens Lieser sagte, in der Villa habe es einen Sanierungsstau gegeben. Außerdem habe sich die Auslastung nicht wie erhofft entwickelt; die wirtschaftliche Situation der Einrichtung sei deshalb schlechter als geplant. Es sei nicht gelungen, Leerstände zu beseitigen. Deshalb sei es für die AGBN folgerichtig, sich von diesem Geschäftszweig zu trennen. Im Gläubigerausschuss habe es keinen Widerstand gegen die Abtretung der Villa gegeben. Zu Beginn des Jahres 2016 lag die Auslastung bei 76 Prozent.[37]

Brogsitter übernimmt die Kur AG[Bearbeiten]

Nach mehr als zweijährigem Insolvenzverfahren und nachdem die Kur AG zuletzt mit angemeldeten Forderungen in Höhe von rund 21 Millionen Euro konfrontiert war, berichtete der General-Anzeiger (GA) am 13. September 2017, die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr mit zu dieser Zeit 23 Gebäuden, 25 unbebauten Grundstücken sowie zehn Erbbaugrundstücken bleibe bestehen und werde verkauft. Ein Unternehmer aus der Region und seine Mitinvestoren hätten dem Koblenzer Insolvenzverwalter Jens Lieser ein Angebot zur Übernahme sämtlicher Immobilien gemacht. Bei dem Hauptinvestor handelte es sich nach GA-Informationen um Hans-Joachim Brogsitter. Brogsitter und seine Mitinvestoren würden die Schulden der AG komplett übernehmen. Im Gegenzug erhalten sie unter anderem das Thermal-Badehaus, Kurhotel und Kurhaus sowie das City-Parkhaus. Insolvenzverwalter Lieser haben wenige Tage zuvor beim Amtsgericht Ahrweiler den Insolvenzplan eingereicht, mit dem die Investoren die „Kur AG“ durch einen Kapitalschnitt übernehmen wollen. „Der Gläubigerausschuss ist mit der Übernahme der Vermögenswerte durch die Investoren einverstanden“, sagte Lieser dem GA. Die bereits geschlossenen Verträge würden aber erst wirksam, „wenn die Gläubigerversammlung dem Insolvenzplan zustimmt und damit der Übernahme endgültig grünes Licht gibt“, schreibt GA-Redakteur Victor Francke. Die Gläubigerversammlung besteht dabei aus 340 Firmen und Einzelpersonen – vom Eigentümer eines 50-Euro-Gutscheins bis hin zum Pensionssicherungsverein mit Ansprüchen von rund 3,8 Millionen Euro. Das Amtsgericht werde voraussichtlich für Oktober 2017 einen Erörterungs- und Abstimmungstermin anberaumen. Das Insolvenzverfahren stehe damit unmittelbar vor dem Abschluss. Mit dieser Übernahme „wäre die AG Bad Neuenahr für die Zukunft solide aufgestellt“, so Insolvenzverwalter Lieser, „ich freue mich sehr über diese Lösung, denn es ist uns unter schwierigen Bedingungen gelungen, für das uneinheitliche Immobilienportfolio ideale Partner zu finden, die wirtschaftlich und konzeptionell in der Lage sind, Neues zu entwickeln und den jahrelangen Stillstand bei der AG Bad Neuenahr zu beenden.“ Bei dem Verkauf werde das Grundkapital der Aktiengesellschaft auf null gesetzt. Die Aktien seien dann wertlos. Die bisherigen Aktionäre der Aktiengesellschaft – die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler hält rund 27,5 Prozent der Aktien und ist damit einer der größten Anteilseigener – gehen bei diesem Verfahren leer aus. Denn der Gesetzgeber sieht in der Insolvenzverordnung vor, dass zunächst die ungesicherten Gläubiger aus der Insolvenzmasse werden. Die Alt-Aktionäre hätten als nachrangige Gläubiger keine Zahlungen zu erwarten. Im Zuge einer Kapitalerhöhung würden die neuen Investoren dann neue Aktien herausgeben, die die Investoren vollständig übernehmen. Durch die Übernahme würden der AGBN-Masse erhebliche Mittel zufließen. Trotzdem müssten auch die ungesicherten Gläubiger mit Verlusten rechnen. Denn Lieser kann seine zu Beginn des Insolvenzverfahrens berechnete Quote von 80 bis 100 Prozent nicht halten. Im September 2017 sprach er stattdessen von einer „garantierten Befriedigungsquote im mittleren zweistelligen Bereich“. Durch „weitere Massezuflüsse“ werde diese Quote nachträglich noch erhöht. Die Gläubiger dürften mit 41 Prozent jener Summe rechnen, die ihnen die AGBN schuldet. Sollten die vom Insolvenzverwalter erhofften „weiteren Massezuflüsse“ (unter anderem Erträge aus Steuervorteilen) tatsächlich kommen, könne die Quote noch auf 60 bis 80 Prozent steigen.

Hauptgrund dafür, dass die Ansprüche nicht deutlich höher erfüllt werden, sei der seit mehr als einem Jahr wegen Baumängeln geschlossenen Bademantelgang. „Da weder Investoren noch sonstige Dritte den Bademantelgang mit seinen erheblichen baulichen Risiken betreiben wollen, bleibt nur der Rückbau. Und dafür müssen erhebliche Rückstellungen gebildet werden“, so Lieser. Er rechnet mit Gesamtkosten von 2,3 Millionen Euro. Der reine Rückbau werde eine Million kosten, 1,3 Millionen müssten an das Land Rheinland-Pfalz zurückgezahlt werden, das den Bau seinerzeit mit etwa 2,3 Millionen Euro subventionierte. Zu diesem Zweck müsse der Insolvenzverwalter erhebliche Rückstellungen bilden. Lieser sagte weiter, die Aktiengesellschaft habe seit mehr als zehn Jahren kein strategisches Konzept mehr verfolgt und sie habe Jahr für Jahr operativ hohe Verluste erwirtschaftet. Verluste seien über Jahre durch den Verkauf von Immobilien ausgeglichen worden. Dabei sei „die Substanz der AGBN aufgezehrt“ worden. Eine konsequente Sanierung sei deshalb unumgänglich. Diese Sanierung müsse „durch eine Reduzierung des Geschäftes auf den profitablen Kern der AGBN erfolgen.“ Aus diesem Grund habe er sämtliche defizitären Geschäftsbereiche geschlossen oder abgegeben, so dass die AGBN nun wieder schwarze Zahlen schreibe. Dennoch könne das nur ein erster Schritt sein. Die bislang unternommenen Maßnahmen würden nicht ausreichten, um die anstehenden hohen Zukunftsinvestitionen in die teils historische Bausubstanz sowie aufgrund des jahrelangen Stillstands zu schultern, sagte Lieser in einem Gespräch mit dem General-Anzeiger.

Zum Kaufpreis und anderen Details äußert sich Lieser nicht. „Über die Details der Übernahme haben die Parteien Stillschweigen vereinbart“, begründete er. Bereits im vergangenen Jahr machte jedoch schon eine Summe von 22 Millionen Euro die Runde, die auch jetzt als Kaufpreis angenommen werden darf. Dieser Betrag wird jedoch nicht reichen, um das Gebäudeensemble um Steigenberger, Kurhaussaal, Parkhaus, historisches Badehaus mit Fitnesscenter zu erhalten und profitabel zu betreiben. Allein im Steigenberger Hotel sind die neuen Besitzer aus einem Vertrag der „AGBN alt“ verpflichtet, rund sechs Millionen Euro in das Gebäude zu investieren. Und darauf wird Steigenberger auch bestehen. Schließlich gehört die Hotelkette auch zu den Gläubigern. Ein Darlehen über 3,1 Millionen Euro hatte man der insolventen AG gewährt.[38] Laut Insolvenzverwalter Lieser gab es neben Brogsitter einen weiteren Kaufinteressenten, der aber kein verbindliches Angebot abgegeben habe. Es sei aber auch geprüft worden, die Immobilien der AG einzeln zu verkaufen. „Ergebnis war, dass bei Einzelgeboten die Erlöse deutlich geringer gewesen wären, als das Gesamtpaket zu veräußern“, so Lieser.

Brogsitter bestätigte am 14. September 2017 auf Anfrage der Rhein-Zeitung (RZ) seine Kaufabsichten. Zu Details wolle man sich jedoch erst äußern, wenn der Kauf perfekt sei, sagte der stellvertretende Geschäftsführer Dieter Sturm. Die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler reagierte auf eine Anfrage der (RZ) „mit Erleichterung hat die Stadt auf das absehbare Ende des Insolvenzverfahrens“, wie die RZ am 14. September 2017 berichtete. „Dass es sich bei dem Käufer um einen überregional tätigen Unternehmer aus dem Kreis Ahrweiler handele, der dem Landkreis und unserer Stadt verbunden ist, sei für die weitere städtebauliche Entwicklung von Bad Neuenahr-Ahrweiler von besonderer Bedeutung“, hieß es in dem Beitrag von RZ-Redakteur Frieder Bluhm. „Wir sind guten Mutes, hier jetzt einen Partner zu erhalten, der für eine dauerhafte und nachhaltige wirtschaftliche Nutzung der Gebäude steht – und auf den man sich bei weiteren Planungen verlassen kann“, sagte Bürgermeister Guido Orthen. Darüber hinaus bestehe jetzt die Chance, dass die Mieter der AGBN-Immobilien, die den Status des Heilbades Bad Neuenahr bislang mit geprägt haben, langfristig gebunden werden.[39]

Der Insolvenzplan steht[Bearbeiten]

Zum Herbstbeginn 2017 hat Insolvenzverwalter Jens Lieser dem Amtsgericht Bad Neuenahr-Ahrweiler den Insolvenzplan über das Vermögen der Aktiengesellschaft vorgelegt. Es sei davon auszugehen, dass das Amtsgericht dem Plan innerhalb der nächsten Tage zustimmt. Das sei die Voraussetzung dafür, dass das Eigentum übertragen werden kann. „Mit diesem Plan wird der Erhalt der 1860 gegründeten AGBN, die Befriedigung der Gläubiger, die Verwertung der Insolvenzmasse und deren Verteilung geregelt“, berichtete der General Anzeiger (GA). Der Plan sieht eine garantierte Gläubigerquote (für „einfache“ Insolvenzgläubiger) von 41,4 Prozent vor. So genannte „Übererlöse“, die den nachrangigen Gläubigern, beispielsweise den Aktionären, zufließen könnten, gebe es voraussichtlich nicht. Sein Ziel sei es nicht nur gewesen, die Gläubiger zu befriedigen, sondern auch die AGBN zu erhalten. Der von ihm vorgelegte Plan ermögliche der Gesellschaft „einen wirtschaftlichen Neuanfang durch eine Entschuldung und mit dem Einstieg von Investoren auch eine finanzwirtschaftliche Sanierung“, berichtete GA-Redakteur Victor Francke. Sie würden sämtliche Anteile an der AGBN erwerben. Franke weiter:

Das gesamte Grundkapital der AGBN in Höhe von zwei Millionen Euro (40.000 nennwertlose Stückaktien) wird nach Liesers Vorstellungen hinsichtlich des Wertes auf Null gesetzt. Gleichzeitig werden zwei Millionen neue Stückaktien zu je einem Euro ausgegeben. Zur Übernahme dieser neuen Aktien sind allerdings nur die im Insolvenzplan aufgeführten Investoren zugelassen, nämlich verschiedene Unternehmen, die zur Firmengruppe des Weinhändlers, Restaurantbetreibers und Hoteliers Hans-Joachim Brogsitter gehören ...

Die AGBN soll zunächst 18,56 Millionen Euro zur Befriedigung der Gläubiger und zur Erfüllung von Verpflichtungen und Vertragsverhältnissen erhalten. Ferner sollen die Investoren weitere 1,5 Millionen Euro zur Verfügung stellen, die an Gläubiger verteilt werden, sofern sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen. „Diese Mittel von insgesamt rund 20 Millionen Euro sollen in Höhe von zwei Millionen Euro als Bareinlage der Investoren, in Höhe von 8,5 Millionen Euro als Barzuzahlung in die Kapitalrücklage und in Höhe von 9,56 Millionen Euro durch der AGBN gewährte Kredite aufgebracht werden“, so Francke weiter. Hinzu komme der Verkauf eines Grundstücks an den Betreiber der Privaten Ganztagsschule mit Internat „Carpe Diem“ Bad Neuenahr. Dieser Verkauf solle 1,3 Millionen Euro einbringen. Das Immobilienpaket bestehe aus 25 unbebauten Grundstücken, zehn Erbbau-Grundstücken und 23 bebauten Grundstücken – u.a. mit zwei Bürogebäuden und einem Wohngebäude, einer Schule, das Kurhotel und Kurhaus Bad Neuenahr, Casino-Gebäude, Thermalbadehaus Bad Neuenahr samt den angegliederten Wirtschaftsgebäuden sowie dem City-Parkhaus Bad Neuenahr. „Auf der Grundlage der Verkehrswerte unter Abzug der Grundpfandrechte und rückständigen öffentlichen Lasten ergibt sich voraussichtlich eine freie Masse aus dem Grundbesitz von 12,55 Millionen Euro“, so Lieser. Die Grundstücke wurden, ihrer Marktgängigkeit entsprechend, mit 19,23 Millionen Euro bewertet.[40]

Aktionäre und Gläubiger stimmen dem Insolvenzplan zu[Bearbeiten]

Der von Insolvenzverwalter Jens Lieser beim Amtsgericht Bad Neuenahr-Ahrweiler eingereichte Insolvenzplan wurde Mitte Oktober 2017 von sämtlichen Gläubigergruppen sowie den Aktionärsvertretern angenommen. Neuer Eigentümer der AG wurde damit der Kaufmann Hans-Joachim Brogsitter. Den Kaufbetrag bezifferte die Rhein-Zeitung am 16. Oktober 2017 mit 20 Millionen Euro. Dadurch kommt Brogsitter unter anderem in den Besitz des Steigenberger Hotels, des Kurhaussaales und des historischen Badehauses. Verkauft wurden im Rahmen der Insolvenzverfahrens unter anderem die Seniorenresidenz Villa Sibilla und das ebenfalls zum AG-Besitz gehörende Gebäude der Privaten Ganztagsschule mit Internat „Carpe Diem“ Bad Neuenahr. Zu den 20 Millionen Euro Kaufpreis kommen auf Brogsitter weitere Millioneninvestitionen zu, um die erworbenen Immobilien zu erhalten und wirtschaftlich betreiben zu können. Allein im Steigenberger Hotel ist vertraglich verpflichtet, rund sechs Millionen Euro in das Gebäude zu investieren. Über das Prozedere hieß es in der Rhein-Zeitung:

Bei dem Verkauf wird bei der AGBN, die in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft geführt wird, das Grundkapital im Zuge einer Kapitalherabsetzung von 2 Millionen Euro auf null gesetzt. Unmittelbar danach findet durch die neuen Investoren eine Kapitalerhöhung auf wiederum 2 Millionen Euro mit zwei Millionen Aktien für je 1 Euro statt. Die bisherigen Aktionäre der AGBN gehen bei diesem Verfahren leer aus. Die Gläubiger der AG, 340 Firmen und Einzelpersonen vom Eigentümer eines 50-Euro-Gutscheins bis hin zum Pensionssicherungsverein mit Ansprüchen von rund 3,8 Millionen Euro, geben sich vorerst mit 41,4 Prozent ihrer Forderungen zufrieden. Sollten die vom Insolvenzverwalter erhofften „weiteren Massezuflüsse“ (unter anderem Erträge aus Steuervorteilen) tatsächlich kommen, könnte die Quote auf 60 bis zu sehr optimistischen 80 Prozent steigen.[41]

„Die hohe Zustimmung zum Insolvenzplan spricht dafür, dass die Gläubigerversammlung unser Angebot als fair angesehen hat“, sagte Dieter Sturm, stellvertretender Geschäftsführer der Brogsitter Unternehmensgruppe, auf Anfrage der Rhein-Zeitung. Die Rechtskräftigkeit des Insolvenzplans vorausgesetzt, ging er „davon aus, dass man sich künftig auf die Verwaltung der übernommenen Immobilien beschränken wird“, wie es in der RZ hieß. Ein wie auch immer geartetes operatives Geschäft sei damit aber nicht verbunden. Hans-Joachim Brogsitter habe jedoch Wert darauf gelegt, die Aktiengesellschaft zu erhalten, denn sie sei eine Marke. Brogsitter habe sich „nicht zuletzt aus Verantwortung für die Region mit der Übernahme der AGBN befasst“, berichtete die RZ weiter, er fühle sich „der Region verpflichtet.“

Bürgermeister Guido Orthen sagte der RZ: „Der Weg für einen Neuanfang der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr ist nun frei.“ Dass es sich dabei um einen überregional tätigen Unternehmer aus dem Kreis Ahrweiler handele, der sich dem Landkreis Ahrweiler und der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler verbunden fühlt, sei „für die weitere städtebauliche Entwicklung von Bad Neuenahr-Ahrweiler von besonderer Bedeutung“, schrieben die RZ-Redakteure Uli Adams und Frieder Bluhm. „Wir sind guten Mutes, hier jetzt einen Partner zu erhalten, der für eine dauerhafte und nachhaltig wirtschaftliche Nutzung der Gebäude steht – und auf dem man sich bei weiteren Planungen verlassen kann“, zitieren sie den Bürgermeister. Auch vor dem Hintergrund der Landesgartenschau 2022 in Bad Neuenahr-Ahrweiler biete der Investor „Gewähr dafür, dass notwendige Investitionen in die AG-Liegenschaften getätigt werden und ein partnerschaftliches Miteinander zwischen AG und Stadt möglich ist.“

Der Insolvenzplan wird rechtskräftig[Bearbeiten]

Im Insolvenzverfahren der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr wies das Landgericht Koblenz mit Beschluss vom 20. Dezember 2017 letzte Einwendungen zurück. Damit wurde der Insolvenzplan rechtskräftig, der bereits beim Erörterungs- und Abstimmungstermin am 12. Oktober 2017 von der überwältigenden Mehrheit der Gläubiger und Aktionäre angenommen worden war. Der Beschluss war die Voraussetzung für die Umsetzung des Insolvenzplans. Neuer Eigentümer wurde der Kaufmann Hans-Joachim Brogsitter, der die AG mit 25 unbebauten, 23 bebauten sowie zehn Erbbaugrundstücken übernahm. Zu den Immobilien gehörten das Steigenberger-Kurhotel und das Thermalbadehaus. Den letzten 41 Mitarbeitern war bereits 2016 gekündigt worden. 20 Millionen Euro war Brogsitter dieses Geschäft wert.[42]

Flächen- und Immobilienvermarktung werden zum Kerngeschäft[Bearbeiten]

Seit 1. Februar 2018 bilden Dieter Sturm, stellvertretender Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Brogsitter, und Ralph Orth, Inhaber der AREA IMMO Bad Neuenahr-Ahrweiler, den Vorstand der Aktiengesellschaft. Orth hatte zuvor bereits den Hauptumsatzbringer der AGBN, die Seniorenresidenz „Villa Sibilla“ Bad Neuenahr, übernommen und Jahre zuvor vom früheren Vorstand der Gesellschaft, Christoph Reinicke, mit der Vermarktung der firmeneigenen Ladenflächen betraut worden. Im Mai 2018 sind 80 Prozent der zum Unternehmensvermögen gehörenden Flächen vermietet. Das Thermalbadehaus soll Zug um Zug saniert und als „Medical Center“ genutzt werden. Alles rund um die Gesundheit soll dort unter einem Dach vereint werden. Im Mai 2018 gibt es dort bereits eine Radiologie, ein Orthopaedicum, eine Ergotherapie, eine Physiotherapie, eine Osteopathie, Neurologie, Psychiatrie, eine Ernährungsberatung, ein Sanitätshaus, Fußpflege, Ayurveda und ein Medical Fitness Studio. Im Gegensatz zur früheren Aktiengesellschaft betreibt der neue Eigentümer den medizinischen Bereich des Thermal-Badehauses nicht selbst, sondern er vermietet die Flächen an Dienstleister im Gesundheitswesen. Anders als die AGBN setzt Brogsitter dabei nur in geringem Umfang eigenes Personal ein; vielmehr arbeitet er mit spezialisierten Anbietern aus dem Gesundheitswesen zusammen. Die Aktiengesellschaft sieht ihr Geschäft also nicht mehr in medizinischen Anwendungen durch eigenes Personal, sondern in der Flächen- und Immobilienvermarktung.[43]

Gläubiger erhielten ihr Geld abschlagslos zurück[Bearbeiten]

Rund dreieinhalb Jahre nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens konnte Insolvenzverwalter Jens Lieser den Gläubigern ihr Geld vollständig zurückzahlen. „Mit der nun zweiten Ausschüttung in Höhe von rund 60 Prozent können damit die festgestellten Forderungen der Gläubiger vollständig ausgeglichen werden“, teilte Lieser der Presse mit. Die erste Ausschüttung über rund 40 Prozent hatte er ausgezahlt, nachdem dem Insolvenzplan von fast allen Gläubigern und Aktionären beim Erörterungs- und Abstimmungstermin am 12. Oktober 2017 zugestimmt worden war. „Mein Team und ich freuen uns sehr über das außergewöhnlich gute Ergebnis für die Gläubiger. Das zeigt, dass sich unsere Anstrengungen und der Einstieg eines regionalen Unternehmers und seiner Mitinvestoren als neue Aktionäre für die Gläubiger gelohnt haben. Die Stadt Bad Neuenahr hat zudem Planungssicherheit für die Umsetzung ihrer städtebaulichen Entwicklungsmaßnahmen im Vorfeld der in 2022 anstehenden Landesgartenschau und die Gläubiger haben ihre gesamten Forderungen realisiert“, so Lieser weiter.[44]

Stadtarchiv übernimmt AG-Akten[Bearbeiten]

Die Rhein-Zeitung (RZ) berichtete am 20. Juli 2019, das Stadtarchiv Bad Neuenahr-Ahrweiler habe sämtliche Akten übernommen, die bis dahin in Lagerräumen im Keller und auf dem Dach des Thermalbadehauses in Bad Neuenahr gelagert wurden – insgesamt etwa 40 bis 50 Regalmeter. Die Akten und Unterlagen aus dieser Zeit seien nahezu vollständig erhalten. „Mit der Neuorientierung der Aktiengesellschaft wurden diese Akten nun komplett als wertvolle und bedeutende Unterlagen zur Stadtgeschichte an das Stadtarchiv übergeben“, schrieb Jochen Tarrach in der RZ. Sie alle müssten jetzt noch „gesichtet, bearbeitet, dokumentiert und eventuell für die Nachwelt digitalisiert werden“, schrieb Tarrach weiter. Das sei „eine Lebensaufgabe“. Das Themenspektrum beschrieb Tarrach folgendermaßen:

Die Unterlagen geben unter anderem einen Einblick in Grundstücksgeschäfte, Bilanzen, Aktienangelegenheiten und den Wasserverkauf. Zum historischen Material gehören darüber hinaus Bauakten sowie Pläne und Zeichnungen, die somit die Baugeschichte der Kuranlagen, Parks, Brücken und Gebäude dokumentieren. Dass die beiden Weltkriege ebenfalls Auswirkungen auf den Kurbetrieb hatten, zeigt sich in Unterlagen zu Lazaretten und Besatzungsangelegenheiten. Viele bisher unveröffentlichte Fotos und Bilder gehören zum Fundus ebenso wie Berichte über das überregionale Engagement der Aktiengesellschaft und ihrer Direktoren. Autogrammbücher prominenter Besucher dokumentieren den Wiederaufstieg nach dem Zweiten Weltkrieg.[45]

Auch Familienforscher würden ihre Freude an den Unterlagen haben, berichtet Tarrach weitern, denn die Kur- und Fremdenverkehrslisten von 1861 bis 1990 seien, nach Namen, Beruf und Herkunft der Kurgäste aufgelistet, nahezu vollständig erhalten. „Leider gibt es vereinzelte Lücken aus der Anfangszeit von 1861 bis 1864 und von 1941 bis 1949“, sagte Stadtarchivar Steffen Schütze dem RZ-Reporter.

Siehe auch[Bearbeiten]

Interessengemeinschaft von Aktionären der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr GbR

Mediografie[Bearbeiten]

Weblink[Bearbeiten]

http://www.ag-bad-neuenahr.de

Fußnoten

  1. Quelle: General-Anzeiger vom 8. Januar 2012
  2. Frieder Bluhm: Kreisstadt wirft Kur AG den Rettungsring zu, rhein-zeitung.de vom 31. Mai 2012
  3. Quellen: Victor Francke: Defizitäres Bad: Kur AG bietet Ahr-Therme an, general-anzeiger-bonn.de vom 19. April 2013 und Kur AG Bad Neuenahr will Verlustbringer Ahr-Thermen loswerden, rhein-zeitung.de vom 20. April 2013
  4. Quelle: Victor Francke: Bad Neuenahr-Ahrweiler: Kur AG gibt Kurbetrieb Ende 2013 auf, general-anzeiger-bonn.de vom 16. August 2013
  5. Quelle: Victor Francke: Kur AG in Ahrweiler: Headhunter sucht Kurdirektor - Noch keine Entscheidung bei Ahr-Thermen, general-anzeiger-bonn.de vom 23. Mai 2013
  6. Quelle: Victor Francke: Kur AG Bad Neuenahr: Starke Umsatzrückgänge in allen Bereichen, general-anzeiger-bonn.de vom 7. August 2013
  7. Quelle: Frieder Bluhm: AG Bad Neuenahr: Aktionäre sind frustriert, rhein-zeitung.de vom 31. August 2013
  8. Quelle: Victor Francke: Kur AG in Bad Neuenahr: Aktionäre in schlechter Stimmung, general-anzeiger-bonn.de vom 31. August 2013
  9. siehe auch: Victor Francke: Kommentar: Keine Perspektive, general-anzeiger-bonn.de vom 31. August 2013
  10. Quelle: Victor Francke: Liquidität wiederhergestellt: Kur AG verkauft weitere Grundstücke, general-anzeiger-bonn.de vom 19. Oktober 2013
  11. Quelle: Bad Neuenahrer AG holt sich Expertenrat, rhein-zeitung.de vom 8. November 2013
  12. Quellen: Beate Au: Rosenkrieg im Heilbad Bad Neuenahr bricht nun offen aus, rhein-zeitung.de vom 3. Dezember 2013, Frieder Bluhm: AG Bad Neuenahr droht mit Abriss der Ahr-Thermen, rhein-zeitung.de vom 4. Dezember 2013, und Victor Francke: Defizitärer Betrieb: Kur AG schließt die Ahr-Thermen zum Jahresende, general-anzeiger-bonn.de vom 4. Dezember 2013, und Beate Au: Ahr-Thermen: Nach Silvester ist Schluss, rhein-zeitung.de vom 6. Dezember 2013
  13. siehe auch: Victor Francke: Ahr-Thermen: Die Stadt wirft der Kur AG Drohgebärden vor, general-anzeiger-bonn.de vom 6. Dezember 2013, und Victor Francke: Ahr-Thermen: Stadt und Kur AG schweigen - erste Annäherungen in Sicht, general-anzeiger-bonn.de vom 7. Dezember 2013
  14. Quelle: Victor Francke: Kur AG: Smartphone am Herzen, general-anzeiger-bonn.de vom 14. Dezember 2013
  15. Quelle: Victor Francke: Ahr-Thermen: Thermen dürfen verkauft werden, general-anzeiger-bonn.de vom 5. April 2014
  16. Quelle: Beate Au: Verlängerung für den Vorstand der Aktiengesellschaft - Aufsichtsrat setzt weiter auf Reinicke, in: Rhein-Zeitung vom 5. April 2014
  17. Quelle: Delphine Sachsenröder: Schlammschlacht in Bad Neuenahr - Bürgermeister und Chef der Aktiengesellschaft streiten, general-anzeiger-bonn.de vom 3. Oktober 2015
  18. Quelle: Jochen Tarrach: Aktiengesellschaft hat hochfliegende Pläne - Wohnmobilparkplatz auf Parkdeck, Dependancen für Villa Sibilla und Investitionen in Steigenberger Hotel, in: Rhein-Zeitung vom 10. September 2014
  19. Quellen: Günther Schmitt: Bad Neuenahr: Aktiengesellschaft beantragt Insolvenzverfahren, general-anzeiger-bonn.de vom 29. August 2015, und Beate Au: Aktiengesellschaft meldet Insolvenz an - Vorstand will heute informieren, in: Rhein-Zeitung vom 31. August 2015
  20. Quelle: Victor Francke: Aktiengesellschaft Bad Neuenahr - Vorstand nimmt Stellung zum Insolvenzverfahren, general-anzeiger-bonn.de vom 1. September 2015
  21. Quelle: Victor Francke: Aktiengesellschaft Bad Neuenahr - Vorstand nimmt Stellung zum Insolvenzverfahren, general-anzeiger-bonn.de vom 1. September 2015
  22. Quelle: Uli Adams/Frieder Bluhm: AG-Insolvenz: Reinicke beschwört Neuanfang - Vorstand macht Stadt mitverantwortlich für verfehlte Umsatzziele, in: Rhein-Zeitung vom 1. September 2015
  23. Quellen: Rhein-Zeitung vom 2. September 2015 und Insolvenz der AGBN - Stadt will von Reinicke Konzept mit Realitätssinn, general-anzeiger-bonn.de vom 2. September 2015
  24. Quelle: Rhein-Zeitung vom 28. Oktober 2015
  25. Quelle: Uli Adams: AG Bad Neuenahr im Insolvenzverfahren - Es geht um 125 Arbeitsplätze und ein 157 Jahre altes Unternehmen - Jens Lieser als Insolvenzverwalter bestellt, in: Rhein-Zeitung vom 2. Dezember 2015
  26. Quellen: Insolvenz der AGBN - Jens Lieser kündigt Christoph Reinicke, general-anzeiger-bonn.de vom 16. Dezember 2015, und Uli Adams/Frieder Bluhm: AG-Vorstand Reinicke muss gehen - Gläubigerausschuss stellt den durch die Insolvenz entmachteten Manager frei, in: Rhein-Zeitung vom 16. Dezember 2015
  27. Quelle: Victor Francke: Ahr-Thermen in Bad Neuenahr: Hausverbot für den Ex-Vorstand, general-anzeiger-bonn.de vom 17. Dezember 2015
  28. Quelle: [Insolvenzverwalter dementiert Kündigungen - "Zerschlagung der AGBN nicht geplant"], general-anzeiger-bonn.de vom 22. Dezember 2015
  29. Quelle: Frieder Bluhm/Uli Adams: AG-Pleite: Aktionäre verlieren alles – Eigenkapital der Stadt schrumpft, in: Rhein-Zeitung vom 27. Mai 2016
  30. Quelle: Victor Francke: Wende für die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr – Lokaler Investor im Rennen, general-anzeiger-bonn.de vom 31. Mai 2016
  31. Quelle: Uli Adams/Frieder Bluhm: Käufer für AG Bad Neuenahr ist schon gefunden – Unternehmer aus der Region will Immobilien für Millionensumme übernehmen, in: Rhein-Zeitung vom 29. Juni 2016
  32. Quelle: Andreas Boettcher: Insolvenzverfahren um die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr: Investoren aus China ziehen Angebot zurück, general-anzeiger-bonn.de vom 6. Juli 2016
  33. Quelle: Frieder Bluhm: AG Bad Neuenahr hat zwei neue Töchter – Villa Sibilla und Medical Fitness sind jetzt eigenständige Unternehmen – Mitarbeiter werden übernommen, in: Rhein-Zeitung vom 6. Juli 2016, siehe auch: Umstrukturierung bei der insolventen Aktiengesellschaft Bad Neuenahr – Seniorenresidenz „Villa Sibilla“ ist jetzt eine eigenständige GmbH – Bereiche Physio und Fitness wurden rückwirkend zum 1. Juli in einer neuen „Medical Fitness GmbH“ zusammengeführt – Betriebsrat fühlt sich übergangen, blick-aktuell.de vom 12. Juli 2016
  34. Quelle: Günther Schmitt: Nach der Insolvenz der AG Bad Neuenahr: Aktiengesellschaft Bad Neuenahr stellt 40 Mitarbeiter frei, general-anzeiger-bonn.de vom 4. August 2016
  35. Quelle: Günther Schmitt: Aktiengesellschaft Bad Neuenahr: Sozialplan statt Transfergesellschaft, general-anzeiger-bonn.de vom 4. August 2016
  36. Quelle: Victor Francke: Aktiengesellschaft Bad Neuenahr: Gläubiger bekommen weniger Geld, general-anzeiger-bonn.de vom 27. Oktober 2016
  37. Quelle: Victor Francke: Insolvenzverfahren in Bad Neuenahr – Aktiengesellschaft trennt sich von der Seniorenresidenz Villa Sibilla, general-anzeiger-bonn.de vom 16. Dezember 2016
  38. Quellen: Uli Adams: Brogsitter will AG Bad Neuenahr übernehmen – Insolvenzplan beim Amtsgericht – Kaufpreis geheim, in: Rhein-Zeitung vom 13. September 2017, und Victor Francke: Spektakuläre Entwicklung in Bad Neuenahr: Brogsitter übernimmt die Kur AG, general-anzeiger-bonn.de vom 12. September 2017
  39. Quelle: Frieder Bluhm: AG Bad Neuenahr vor Verkauf an Brogsitter: Stadt ist erleichtert – Hoffnung auf einen in städtebaulicher Hinsicht verlässlichen Partner, in: Rhein-Zeitung vom 14. September 2017
  40. Quelle: Victor Francke: Aktiengesellschaft Bad Neuenahr: Der Insolvenzplan für die Aktiengesellschaft steht, general-anzeiger-bonn.de vom 27. September 2017
  41. Quelle: Uli Adams/Frieder Bluhm: Neustart: Gläubiger stimmen Insolvenzplan zu – Brogsitter übernimmt AG Bad Neuenahr samt ihrer Immobilien, in: Rhein-Zeitung vom 13. Oktober 2017, siehe auch: Kolportiert wird eine Kaufsumme von 20 Millionen Euro – Eine gute Nachricht für die Kreisstadt – Hans-Joachim Brogsitter übernimmt die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr zum Jahresende, blick-aktuell.de vom 17. Oktober 2017
  42. Quelle: AG Bad Neuenahr: Insolvenzplan ist jetzt rechtskräftig, rhein-zeitung.de vom 21. Dezember 2017
  43. Quelle: Victor Francke: Renommierter Weinhändler: Brogsitter leitet Neubeginn für die "Kur AG" in Bad Neuenahr ein, general-anzeiger-bonn.de vom 22. Mai 2018
  44. Quelle: Abarbeitung des Insolvenzplans läuft planmäßig - Gläubiger der AG Bad Neuenahr erhalten ihr Geld vollständig zurück – Insolvenzverwalter Jens Lieser hat Forderungen der Gläubiger in vollem Umfang erfüllt, blick-aktuell.de vom 17. April 2019
  45. Quelle: Jochen Tarrach: 50 Meter Akten erzählen Stadtgeschichte – Archiv Bad Neuenahr-Ahrweiler übernimmt originale Dokumente aus der Zeit des Aufstiegs zum weltbekannten Kurbad, in: Rhein-Zeitung vom 20. Juli 2019