Der schwere Verkehrsunfall vom 11. April 1992 an der Friedenskapelle Remagen

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Diese Beschädigung an einem der betonierten Träger des Kapellendachs stammt von dem Unfall.
Tafel zur Erinnerung an den Unfall.
Als Konsequenz aus dem Unfall wurde vor der Kapelle eine Leitplanke montiert.

Beim Abschlussgottesdienst einer Bittprozession ereignete sich am 11. April 1992 an der Friedenskapelle Remagen ein schwerer Unfall: Es ist 23.15 Uhr, als ein schwer alkoholisierter 22-Jähriger aus Unkelbach mit seinem Sportwagen an der Kapelle in die Pilgergruppe rast. Vier Menschen kamen ums Leben, 13 wurden schwer verletzt. Bei dem Unglück starben Helga Maria Kurtenacker, Josef Kurtenacker, Anna Maria Lorscheid und Maria Gertrud Wilhelm. Schwer verletzt wurden Johann Jürgen Bachem, Marianne Bauer, Adolf Nikolaus Clever, Gertrud Doerr, Mechthilde Sophia Gasper, Gertrud Katharina Gisselmann, Eugenie Maria Klofat, Rita Katharina Probst, Heinrich Thaddäus Probst, Hans-Joachim Rupp, Hildegard Schäfer, Marianne Schmitt und Maria Schorn.


Chronik[Bearbeiten]

Unfallhergang[Bearbeiten]

80 Gläubige der Katholischen Pfarrgemeinde "St. Peter und Paul" Remagen und der Katholischen Pfarrgemeinde "St. Johannes Nepomuk" Kripp hatten sich einer Bittprozession angeschlossen und waren zur Gedenkstätte gepilgert. Zum Auftakt der Karwoche sollte dort ein Gottesdienst gefeiert werden. Der inzwischen verstorbene Pastor Klaus Birtel hatte um kurz nach 23 Uhr die heilige Kommunion gespendet und das Schlussgebet gesprochen, als der schreckliche Unfall geschah: Ein stark alkoholisierter 22-jähriger Pkw-Fahrer aus Unkelbach raste mit seinem Fahrzeug ungebremst in die betende Menschenmenge. Der rote Sportwagen riss etliche Menschen mit und kam schließlich an einem Betonpfeiler der Kapelle zum Stehen. Notarzt und Feuerwehr bot sich ein Bild des Grauens, Schreie, Entsetzen und Panik. Für ein Remagener Ehepaar kam jede Hilfe zu spät. 16 Menschen wurden in die Krankenhäuser nach Bonn, Remagen und Koblenz gebracht. Noch in der Nacht starb eine 77-Jährige aus Kripp, einen Tag später erlag eine 79-Jährige ihren Verletzungen.

Notarzt und Feuerwehr bot sich ein Bild des Grauens: Schreie, Entsetzen und Panik. Menschen suchten verzweifelt nach Freunden und Angehörigen. Für ein Ehepaar aus Remagen, 55 und 60 Jahre alt, kam jede Hilfe zu spät. 13 Menschen wurden mit zum Teil schweren Verletzungen in die Krankenhäuser nach Bonn, Remagen und Koblenz eingeliefert. Noch in derselben Nacht starb eine 77-jährige Frau aus Kripp, und einen Tag später erlag eine 79-Jährige ihren Verletzungen. Vier weitere Verletzte meldeten sich im Lauf des Tages bei der Polizei.

Die Nachricht von dem Umfall verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Verwandte und Freunde eilten zur Unglücksstelle, um sich zu erkundigen, ob Angehörige oder Bekannte unter den Opfern waren. "Das ist unfassbar. Da gehen Menschen in einer Prozession, um mit Gott zu reden, und dann werden sie überfahren und sterben", sagte ein Augenzeuge entsetzt. Die Anteilnahme der Bevölkerung war groß, als die vier Getöteten zu Grabe getragen wurden. Eine Gedenktafel an der Kapelle erinnert an das Unglück.[1]

Der Unfall-Verursacher war nahezu unverletzt aus seinem Fahrzeug gestiegen. Unter Schock stehend flüchtete er zu einem Freund nach Unkelbach, stellte sich jedoch später der Polizei. Eine Blutprobe ergab einen Alkoholwert von 2,5 Promille. 14 Monate später wurde er vom Landgericht Koblenz zu drei Jahren Haft verurteilt. Das Gericht bescheinigte dem Mann angesichts seines stark alkoholisierten Zustands verminderte Schuldfähigkeit; dennoch habe er den Verkehr vorsätzlich gefährdet und fahrlässig gehandelt. Vor seiner Inhaftierung hatte er einige der Opfer aufgesucht, zog sich aber vollends zurück, als die Tochter einer Betroffenen ihn im Krankenhaus mit den Worten "du Mörder" empfing. Nach seiner Gefängnisstrafe verließ der Mann die Stadt - angeblich in Richtung Ruhrgebiet.

Gedenkgottesdienst anlässlich des 25. Jahrestages[Bearbeiten]

Überlebende und Angehörige gedachten am Samstag, 8. April 2017, der Opfer des Unfalls, der sich 25 Jahre zuvor an der Kapelle ereignet hatte. Mit der Messe gedachten die Gläubigen aber auch der Helfer, Ärzte, Sanitäter sowie den Feuerwehrleute und Polizisten, die nach dem Unfall halfen. Mittags um 12 Uhr läuteten im gesamten Stadtgebiet von Remagen die Kirchenglocken. Mit dem Einsetzen des Glockengeläuts zogen rund 120 Gläubige im stillen Gebet vom Parkplatz am Freizeitbad Remagen zur Friedenskapelle, um am Unglücksort mit einem Gottesdienst der Unfallopfer zu gedenken. „Die Geschehnisse der Nacht vor dem Palmsonntag des Jahres 1992 sind auch nach so langer Zeit noch nicht vergessen“, sagte Pfarrer Frank Klupsch, der selbst bei dem Unfall verletzt wurde. Zu den Überlebenden, die sich der Prozession zur Schwarzen Madonna angeschlossen hatten, zählte die zur Zeit des Unfalls 31-jährige Michaela Ockenfels, die im Rahmen des Gottesdienstes an die schrecklichen Bilder jener Nacht erinnerte: „Eine kleine Gruppe auf dem Weg, Texte lesend und betend. Nach der Kommunion in die warme, gelöste Stille ein jäher Schlag“, berichtet die nun 56-Jährige. Die Menschen wichen wie wie eine Woge zurück, Körper wurden geschleudert, Rufe von Fassungslosigkeit, Schmerz und Angst waren zu hören, wie sie weiter sagte, „nahe mir ein Mann am Boden. Der Puls, erst noch zu fühlen, verlischt“. Michaela Ockenfels selbst blieb unverletzt zählte zu den Ersten, die sich nach dem Unglück um die Opfer kümmerten. Auf dem Boden der Kapelle hätten Menschen gelegen – „kreuz und quer, Glieder zerquetscht und abgetrennt.“ Als Tote und Verletzte fortgebracht worden waren, hätten Blutflecken und Verpackungsreste von Verbandsmaterialien an das schreckliche Geschehen erinnert, das sich dort eine knappe Stunde zuvor ereignet hatte. „Auf dem Heimweg drängten die Fragen hervor“, sagte sie weiter, „wie konnte das Geschehen?“ Schwerste Verletzungen erlitt Marianne Bauer bei dem Unfall. Bei der Gedenkfeier anlässlich des 25. Jahrestages sagte die inzwischen 82-Jährige: „Ich erinnere mich an jede Sekunde. Ich spürte einen Schlag, und als ich an mir hinunterschaute, sah ich, dass mein Bein weg war.“ Ein Jahr lang musste sie deshalb in einer Tübinger Spezialklinik verbringen. Immerhin gelang es den Ärzten dort, ihr zweites Bein zu retten. Peter Ockenfels verlas während der Gedenkfeier an dem „in Trauer getränkten Ort“ die Namen der Totesopfer, die der Unfall gefordert hatte – Helga Maria Kurtenacker, Josef Edmund Kurtenacker, Anna Maria Lorscheid und Maria Gertrud Wilhelm – sowie die Namen der Verletzten. Feuerwehrangehörige entzündeten unterdessen für jede genannte Personen eine Kerze. Ralf Schomisch, Leiter der Polizeiinspektion Remagen, und Gerald Gadsch von der Freiwilligen Feuerwehr Remagen sprachen die Fürbitten.[2]

Siehe auch[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Fußnoten