Forschungsprojekt „EnAHRgie“

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Im Rahmen des Forschungsvorhabens „EnAHRgie“ der EA European Academy of Technology and Innovation Assessment GmbH, das zum 1. März 2015 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bewilligt wurde und dessen Ergebnisse im Dezember 2017 vorgestellte wurden, sollte die Umsetzbarkeit der von der Bundesregierung propagierten Energiewende am Beispiel des Kreises Ahrweiler untersucht werden. Anhand dieser Modellregion sollten Wege für eine nachhaltige Gestaltung der Landnutzung und Energieversorgung auf kommunaler Ebene aufgezeigt werden. Neben Wissenschaftlern arbeiteten an dem Projekt Praxispartner aus der Region mit. Beteiligt waren Kreis und Kommunen, die lokale Wirtschaft, Verbände und Vereine, Banken und Energieversorger. Gemeinsam sollten sie, so der Auftrag, ein Konzept erarbeiten, ob und wie man auf kommunaler Ebene den Kreistagsbeschluss „100 Prozent erneuerbare Energien bis 2030“ effektiv umsetzen kann. Ein Ziel des Projektes sollte es sein, die Ergebnisse so auszuarbeiten, dass diese auch auf andere Regionen Deutschlands übertragen werden können. Beispielhaft sollten die Erkenntnisse deshalb bereits während der Projektumsetzung in Ahrweiler auch in anderen ausgewählten Gegenden getestet werden, bevor sie dann in weiteren Regionen in ganz Deutschland genutzt werden können. 3,3 Millionen Euro ließ sich der Bund das Pilotprojekt kosten.


Übergabe des Abschlussberichts an Landrat Dr. Jürgen Pföhler (2.v.r.). Ebenfalls auf dem Foto: Guido Orthen (v.l.), Bürgermeister von Bad Neuenahr-Ahrweiler, Stefan Gustav (Handwerkskammer Koblenz) und Projektleiter André Schaffrin (r.)
Beteiligte und Projektpartner bei der Abschlussveranstaltung im Dezember 2017 im Sitzungssaal des Bad Neuenahrer Rathauses

Projektleiter[Bearbeiten]

Dr. André Schaffrin (EA European Academy of Technology and Innovation Assessment GmbH)

Chronik[Bearbeiten]

Die Laufzeit der Definitionsphase für das Projekt lief vom Mai 2013 bis Juli 2014. Das Projekt selbst begann im März 2015.

Wolfgang Schlagwein stieß im Sommer 2016 zum Mitarbeiterteam hinzu.

Für besonderes gesellschaftliches Engagement wurde das Projekt EnAHRgie für den europäischen Forschungspreis „European Foundations Award for Responsible Research & Innovation“ nominiert. Das berichtete die Rhein-Zeitung am 23. Januar 2017. EnAHRgie schaffte es bis in die Runde der 15 Finalisten. Insgesamt 211 internationale Forschungsprojekte bewarben sich um den Preis. Die Nominierung erfolgte unter anderem deshalb, weil in dem Projekt in besonderem Maße lokale Akteure mit eingebunden werden – in Form sogenannter Fokusgruppe, Runder Tische und Bevölkerungsumfragen. Nach mehreren Fokusgruppen und einem runden Tisch gab es außerdem ein Treffen mit den Wirtschaftsförderern der Region, um über den Ablauf der „Fallstudie Unternehmen“ abzustimmen, bei der Strategien zur Beteiligung der Unternehmen an der Umsetzung des Energiekonzeptes entwickelt werden sollen.

Im September 2017 stellte das Bundesforschungsprojekt „EnAHRgie“ seinen vorläufigen Abschlussbericht für den Kreis Ahrweiler vor: „Die Mitarbeiter sehen großes Potenzial für erneuerbare Energien und interkommunale Kooperationen“, berichtete der General-Anzeiger, aber auch Nachteile für den Tourismus. Zudem solle auch die Landesgartenschau 2022 in Bad Neuenahr-Ahrweiler klimaneutral durchgeführt werden. „Die bisherigen Aktivitäten reichen bei weitem nicht aus, um das Ziel des Kreistags zu erreichen: Den Stromverbrauch im Kreis Ahrweiler bis 2030 bilanziell zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien zu decken“, Projektmitarbeiter Markus Voge von der Europäischen Akademie bei der Vorstellung des Berichts. Die Szenarien veranschaulichten, dass der verstärkte Einsatz von Windenergie es ermöglichen könnte, das ausgegebene Ziel zu erreichen: Den Strombedarf bis 2030 bilanziell zu 100 Prozent durch Erneuerbare Energien zu decken. Dafür seien kreisweit allerdings rund 55 Windräder mit jeweils drei Megawatt Leistung notwendig. Auch Kraft-Wärme-Kopplung, Photovoltaik und andere regenerative Technologien seien potenziell bedeutende Stromlieferanten, könnten den Energiebedarf des Kreises Ahrweiler jedoch alleine nicht vollständig decken. Selbst wenn sämtliche geeigneten Dächer mit Photovoltaik-Modulen ausgerüstet würden, könne ein Versorgungsgrad von 100 Prozent ohne den Ausbau von Windenergie nicht erreicht werden. Verhältnismäßig gering seien auch die Potenziale zur Energiegewinnung aus Biogas, Klärgas oder Wasser. Als möglichen Nachteil für den verstärkten Einsatz von Windenergie sehen die Forscher einen Wertverlust bei Immobilien von bis zu 17 Millionen Euro. Einbußen beim Tourismus könnten sich auf bis zu fünf Millionen Euro jährlich summieren.[1]

Im Dezember 2017 übergab Projektleiter André Schaffrin den Abschlussbericht an Landrat Dr. Jürgen Pföhler und Vertretern von Kommunen und Kammern übergeben. Der General-Anzeiger berichtete:

Zweieinhalb Jahre lang hat das Team von Schaffrin zuvor analysiert, an runden Tischen mit Vereinen und Verbänden diskutiert, Bürger befragt und Szenarien erstellt, wie die Energiewende im Kreis Ahrweiler funktionieren könnte. 3,3 Millionen Euro hat der Bund sich das Pilotprojekt kosten lassen, das vom Aufbau her und nach Einzelanalyse bundesweit über Kreise, Städte und Dörfer gestülpt werden kann. Das hehre Ziel hatte der Kreistag schon 2011 vorgegeben: „Bilanzielle Abdeckung des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien bis spätestens zum Jahr 2030“. Die vom EnAHRgie-Team erarbeiteten Leitlinien sollen dabei helfen, dieses Ziel zu erreichen.

Wichtigstes Ergebnis der Studie: Mit Biogas, Kraft-Wärme-Kopplung und Photovoltaik allein ist eine bilanzielle Selbstversorgung nicht zu haben; dazu bedürfe es vielmehr des massiven Einsatzes von Windkraft in einer Größenordnung von 55 Anlagen mit einer Leistung von je drei Megawatt. Dieses Ergebnis stieß allerdings nicht auf ungeteilte Zustimmung. Die Macher der Studie sprachen von Wertschöpfungseffekten beim Strom je nach Szenario von bis zu 15 Millionen Euro jährlich; dem stünden aber massive Wertminderungen von Immobilien und Einbußen im Tourismus von bis zu fünf Millionen Euro pro Jahr durch Winkraftanlagen gegenüber, wendeten Kritiker ein. Landrat Pföhler etwa stellte sich auf den Standpunkt, dass der Kreis seine Hausaufgaben bereits erledigt habe: Das Kreishaus und 13 kreiseigene Schulen hätten Photovoltaikanlagen, die Ahrtal-Werke würden Fernwärme an Levana- und Don-Bosco-Schule sowie ans Are-Gymnasium liefern.[2]

Siehe auch[Bearbeiten]

Portal "Erneuerbare Energien"

Mediografie[Bearbeiten]

Weblink[Bearbeiten]

http://www.enahrgie.de

Fußnoten