Absturz eines belgischen Jagdflugzeugs am 31. März 1950 in Bad Bodendorf

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Fliegerdenkmal BaBo 1.jpg
Das Denkmal in der Totale.
Fliegerdenkmal BaBo 2.jpg
Detailaufnahme

Das Fliegerdenkmal an der Einmündung der Straße Vorm Buchholz in die Straße Am Kurgarten im Kurgebiet von Bad Bodendorf soll an den Absturz eines belgischen Flugzeugs am 31. März 1950 erinnern. Um das Denkmal herum sind in den vergangenen Jahren Häuser gebaut worden, das Denkmal selbst aber wird allem Anschein nicht mehr gepflegt.


Standort[Bearbeiten]

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Der Pilot[Bearbeiten]

In einem Artikel mit dem Titel Tragischer Tod eines Piloten der belgischen Luftwaffe in Deutschland in der französischsprachigen Zeitung La Libre Belgique vom 2. April 1950 hieß es zu dem verunglückten Piloten übersetzt:

Jean Mascaux wurde am 2. April 1915 in Ixelles geboren. Er war Milizsoldat im 3. Luftfahrtregiment und war in der „Kampagne 40“ als Beobachungsoffizier tätig. 1942 entkam er aus Belgien und ging zur belgischen Abteilung der Royal Air Force, wurde Jagdflieger, der sich bei vielen Aufträgen auszeichnete. Im März 1945 wurde er Hauptmann und Mitglied des Generalstabs der Luftwaffe. Am 20. Dezember 1949 übernahm er das Kommando des 4. Geschwaders.[1]

Bei den Nachforschungen für seinen Artikel im Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2015 erhielt Kunibert Schubert vom Verteidigungsattaché der Belgischen Botschaft in Berlin zu dem Unglück und zur Person des Piloten Jean Mascaux noch einige Informationen. Dazu heißt es in seinem Beitrag:

Vom Flugzeugunglück existieren keine Fotoaufnahmen und die Unfallursache ist nicht bekannt. Familienangehörige von Flugkapitän J. Mascaux konnten nicht ausfindig gemacht werden. Das Ehepaar Mascaux war kinderlos. Die Witwe des verunglückten Piloten (Amelie Marie Josee geb. Smith) verstarb im Jahre 1984. An dem Gedenkstein für Jean Mascaux hat der Heimat- und Bürgerverein Bad Bodendorf zwischenzeitlich ein erklärendes Schild zur Historie des Unglücks angebracht.

Chronik[Bearbeiten]

Das Flugzeug war am Freitag, 31. März 1950, gegen 9.30 Uhr für eine Übung von seinem Fliegerhorst in Belgien gestartet. Etwa zwei Stunden später verlor die Flugüberwachung das Jagdflugzeug aus dem Blick und meldete es vermisst. Nachdem das Flugzeug im Tiefflug über Ahrweiler hinweggebraust war, explodierte es gegen 11.30 Uhr in nur 150 Metern Höhe über Bodendorf und schlug wenig später auf den Boden auf. In einem Umkreis von etwa 300 Metern rund um die Absturzstelle hingen Flugzeugtrümmer in den Bäumen und lagen verstreut auf den Feldern. Von dem Piloten gab es nur noch einzelne Körperteile. Sein Fallschirm aber war vollständig erhalten. Es dauerte nicht lange, bis eine Untersuchungskommission der belgischen Luftwaffe in Bodendorf eintraf, das damals zur französisch besetzten Zone gehörte. Aber gelang nicht, die näheren Umstände des Unglücks zu klären. Das Wetter war am Tag des Absturzes nebelig; und so wurde vermutet, dass dies einer der Gründe für den Unfall war. Möglich auch, dass der Pilot nach der Explosion in seinem Flugzeug noch eine Notlandung versuchte.

Auf der Titelseite der Rhein-Zeitung vom Samstag/Sonntag, 1./2. April 1950, hieß es:

Absturz im Ahrtal Bodendorf, 31. März. Am Freitagvormittag gegen 11 Uhr überflog eine, nach den Hoheitszeichen zu urteilen, vermutlich belgische Maschine in niedrigster Höhe, aus Richtung Ahrweiler kommend, Bad Neuenahr und Bodendorf. Über Bodendorf zog die Maschine eine Schleife und stürzte plötzlich südlich Bodendorf in den Berghang ab. Beim Aufschlag explodierte die Maschine und riß in ihren Einzelteilen vollständig auseinander. In einem Umkreis von etwa 300 m hingen die zerfetzten Flugzeugteile in den Bäumen und lagen verstreut auf den Feldern. Von dem Piloten fand man nur noch einzelne Körperteile. Lediglich der Fallschirm war noch vollständig erhalten. Die Fallschirmtasche trug den Namen Capt. Mascaux. Über die näheren Umstände des Unglücks kann nichts gesagt werden. Es wird lediglich vermutet, dass der Pilot versuchte, irgendwo eine Notlandung zu machen.

An der Absturzstelle fand damals eine sehr große Trauerfeier statt, zu der die Anwohner des Kurviertels Stühle für die Vertreter des belgischen Militärs organisierten. Die Leiche des verunglückten Piloten wurde mit einem Militärflugzeug vom Flughafen Wahn aus nach Belgien überführt, wo er am Montag, 3. April 1950, beigesetzt worden ist. Auf dem Gedenkstein befand sich bei seiner Einweihung eine Bronzeplastik des Flugzeuges. Die verschwand jedoch innerhalb kürzester Zeit. Die leere Eisenstange, auf der die Plastik stand, ragte noch Jahrzehnte lang aus dem Stein.

Rasch setzte Legendenbildung ein: Laut mündlicher Überlieferung von Bewohnern des Kurviertels habe der Pilot nicht den Schleudersitz betätigt, um sich selbst zu retten und sein Flugzeug unkontrolliert abstürzen lassen, sondern er habe das Flugzeug, um eine Katastrophe zu verhindern, bewusst an den Fuß des Mühlenbergs gelenkt und damit sein Leben geopfert. Auch die Ehrungen, die der verunglückte Pilot später von der belgischen Armee erhielt, würden auf ein heldenhaftes Verhalten des Piloten hindeuten und nicht auf einen simplen Absturz.

Deshalb wurden bis etwa 1985 an Feiertagen und jeweils am Jahrestag des Absturzes Kerzen an dem Denkmal aufgestellt. Auch Blumen aus Wald und Wiese, von Kindern in Marmeladengläser gesteckt, fand man dort häufig. Die ursprüngliche goldfarbene Inschrift ist immer wieder nachgepinselt worden. Zumindest unter Zeitzeugen war eine lebenslange „Dankbarkeit“ für den Piloten festzustellen. Mit dem Aussterben dieser Generation im Kurviertel erlosch dieser Brauch jedoch.

Die französischsprachige Inschrift des Gedenksteins lautet:

A LA MEMOIRE DU CAPITAINE J. MASCAUX DE LA FORCE AERIENNE BELGE TOMBE EN SERVICE AERIEN COMMANDE LE 31.3.1950.

Das Denkmal stand ursprünglich direkt am Waldrand, dort, wo sich heute der Hauseingang des Hauses Vorm Buchholz 1 befindet. Eine der Eichen, die einst das Denkmal und zwei Ruhebänke flankierten, steht heute noch. Es war ein sehr schöner, malerisch Ort unter einem Blätterdach. Von den Kindern des Kurviertels als Spielplatz und Treffpunkt benutzt, von Spaziergängern als Rastplatz. Für den Bau eines Mehrfamilienhauses am ursprünglichen Standort wurde das Denkmal versetzt. Seitdem steht es in einer kleinen Grünanlage etwas unterhalb. Der Stein ist heute rau, verwittert und ungepflegt, die goldene Schrift verblasst. Die Anwohner nutzen die Grünanlage als Hundetoilette, und Blumen findet man dort nur noch sehr selten.

Der Heimat- und Bürgerverein Bad Bodendorf stellte später neben dem Gedenkstein ein Täfelchen mit Infos zu dem Unglück auf. Darauf heißt es:

Der Gedenkstein ... erinnert an den belgischen Hauptmann Jean Mascaux, der am 31. März 1950, im Tiefflug von Ahrweiler kommend, oberhalb dieser Stelle mit seinem Jagdflugzeug abgestürzt ist und dabei ums Leben kam. Er war 35 Jahre alt und Chef des 4. belgischen Jagdgeschwaders. Noch im gleichen Jahr setzten ihm seine Kameraden und Angehörigen diesen Gedenkstein.

Mediografie[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. nach: Kunibert Schubert: Flugzeugunglück über Bad Bodendorf im Jahre 1950. Gedenkstein erinnert an den Piloten Jean Mascaux, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2015, Seiten 230 f.