Frauenbergerhof

Aus AW-Wiki

Frauenberger Hof.jpg
Frauenbergerhof.jpg

Kunigunde von Sachsen-Wettin, Fürstäbtissin des Frauenstifts Essen, nutzte den nahe Gönnersdorf 251 Meter über dem Meeresspiegel gelegenen Frauenbergerhof, ein landwirtschaftliches Gut in der Gemarkung Gönnersdorf, als Sommersitz. Heute ist dort die Praxis Balancepunkte.


Standort[Bearbeiten]

Die Karte wird geladen …

Chronik[1][Bearbeiten]

Der Frauenbergerhof diente den Fürstäbtissinnen des Frauenstifts Essen bis 1794 als Sommersitz.

1933 erwarben Mathilde Gantenberg und ihre Schwester Emmy Gantenberg sowie zwei weitere Frauen den Frauenbergerhof, um für den eigenen Lebensunterhalt sorgen zu können. In ihren Lebenserinnerungen berichtete Mathilde Gantenberg später, wie die Frauen den Hof antrafen:

Der Frauenberger Hof ... war ein unglaublich verkommener Besitz. Das Haus verwahrlost, Garten und Felder kaum bestellt, verunkrautet und seit Jahren nicht gedüngt. Der Besitz bis über den Dachfirst verschuldet.

Nach längeren Vorbereitungen zogen die vier Frauen Anfang März 1934 in den Hof ein. Ihr Einzug erregte in Gönnersdorf großes Aufsehen, schreibt Leonhard Janta in einem Beitrag über Mathilde Gantenberg im Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2012. Grund dafür war der Hausrat mit Möbeln, Büchern und Schreibmaschinen, den der Spediteur wegen des miserablen Weges nicht auf den Hof transportieren konnte, sondern im Dorf auf Karren umladen musste. Einnahmen erzielten die Frauen auch aus dem Verkauf von Kirschen und anderem Obst. Außerdem hielten sie auf dem Hof Milchschafe, deren Milch und Wolle sie nutzten und deren Lämmer sie verkauften. Um Äpfel von umliegenden Streuobstwiesen verarbeiten zu können, wollte sie eine Safterei einrichten - wegen der besseren Verkehrsanbindung nicht auf dem Hof, sondern in einem leerstehenden Gebäude am Niederbreisiger Bahnhof. Um eine Mosterei leiten zu können, absolvierte Mathilde Gantenberg zwar in Bad Kreuznach einen Laborkurs. Weil es aber an dem zur Anschaffung von Tanks, Filtern und Füllanlagen nötigen Betriebskapital mangelte, wurde nichts aus diesen Plänen. So verlegte sie sich darauf, mit Hilfe von Werbebriefen aber ohne finanzielles Risiko Obstsäfte zu vertreiben.

Neben der Landwirtschaft betrieben die Frauen ab Mai 1934 auf dem Hof eine kleine Gaststätte, für die der Hof eine Konzession hatte. Wegen „Differenzen, unterschiedlichen Werteauffassungen, Lebens- und Arbeitsvorstellungen“ beendeten die vier Frauen ihre Lebensgemeinschaft schon Ende 1934 wieder. Mathilde und Emmy Gantenberg übernahmen, zusammen mit vier Morgen Land, das Altenteil des Hofes, ein kleines Bruchsteinhaus. Das bauten sie um und aus, im im Sommer bis zu sieben Gäste aufnehmen zu können. Die Vollpension kostete damals zwischen 3,50 und 4,50 Reichsmark pro Tag. Zu den Gästen dort gehörte Carl Wilhelm Wirtz, Astronomie-Professor an der Universität Kiel und Entdecker des Andromeda-Nebels, der am Frauenbergerhof unter dem Sternenhimmel spontan Vorträge zu Themen aus seinem Fachgebiet hielt.

Während sich Emmy Gantenberg ganz der Arbeit auf dem Frauenbergerhof widmete, übernahm Mathilde auch andernorts Aushilfsstellen, etwa in einem Jungeninternat in Garmisch-Partenkirchen. 1936 arbeitete sie mehrere Monate in einem englischen Internat in der Schweiz, in dem auch jüdische Kinder aus Deutschland auf die Auswanderung vorbereitet wurden.

Dankbar erinnert sich Mathilde Gantenberg in ihren Erinnerungen an die große Hilfsbereitschaft der Bewohner von Gönnersdorf - beim Heumachen etwa und beim Transport von Frischwasser. Das war auf dem Hof nämlich nur über eine Zisterne verfügbar, bis eine teure Brunnenbohrung Abhilfe schuf. Den Wassertransport beschreibt sie folgendermaßen:

Wir stellten zwei große Wasserkrüge ans Tor und jeder Bauer, der von seinen Feldern oberhalb herunterfuhr, nahm sie mit, machte sie unten an der Pumpe voll, von wo der erste Herauffahrende sie mitnahm und an unser Tor stellte.

Als Gantenberg später Bundestagsabgeordnete war, dankte sie den Gönnersdorfern ihre Hilfe, indem sie dafür sorgte, dass Gönnersdorf aus landwirtschaftlichen Bundesmittel Geld für den Bau einer Wasserleitung. Außerdem berichtete Mathilde Gantenberg, dass ihre Schwester Emmy den Gönnersdorfern „das Eindosen von Fleisch und Wurst“ beibrachte und dass sie bei Hausschlachtungen zu Rate gezogen wurde.

Noch vor Beginn des Zweiten Weltkriegs entschieden sich die Schwestern, ihren Teil des Frauenbergerhofes zu verkaufen. Gantenbergs Begründung: „Die ausschließlich körperliche Arbeit wurde mir nicht nur zu schwer, sondern auf die Dauer auch zu unbefriedigend.“ Trotzdem schrieb sie in ihren Lebenserinnerungen: „Der Abschied vom Frauenberger Hof ist uns nicht leicht gefallen. Es ist ein wunderschöner Flecken dieser Erde.“

Immerhin hinterließ sie ein kleines Abschiedgeschenk: Für das Jahrbuch des Kreises Ahrweiler von 1941 verfasste sie einen Beitrag zu Gönnersdorf, einen kleinen kulturgeschichtlichen Abriss zur Geschichte dieses Vinxtbachtal-Dorfes.

Die neuen Eigentümerinnen, Elly Heinemann und Maria Weber, betrieben im Frauenbergerhof aus christlichem Geist heraus ein vegetarisches Erholungsheim, die sie bis in die 1970er Jahre hinein betrieben.

Siehe auch[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Leonhard Janta: Dr. Mathilde Gantenberg (1889-1975) in Gönnersdorf. Lehrerin, Landwirtin, Landespolitikerin, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2012, S. 200-2003 (pdf/4 Seiten)