Georg Gehring

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Zelebrationsaltar und Ambo der katholischen Pfarrkirche „St. Gertrud“ in Schuld stammen von Georg Gehring.
Über dem Tabernakel der Katholischen Filialkirche „St. Rochus und Sebastian in Insul ist der auferstehende Christus mit Weltkugel und der österlichen Siegesfahne dargestellt. Das aus Tuff bestehende Sakramentshaus schuf Gehring im Jahr 1971.
Georg bei der Arbeit an dem Adler für die Adler-Apotheke Adenau
Die Mariensäule oberhalb von Niederbreisig
Türblatt der Adler-Apotheke Adenau
Nürburg - Heinz Grates (62).jpg
Nürburg - Heinz Grates (63).jpg
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Die Innenseite der Eingangstür stammt seinem Sohn Michael Gehring.

Betrachtet man sich das Lebenswerk des weit über die Grenzen seiner Heimatstadt Adenau, in der er ab 1953 lebte, bekannt gewordenen Bildhauers Georg Gehring (* 27. Dezember 1920 in Lanisch/Kreis Breslau, † 1991), der ab 1953 in Adenau, so ist dieses Schaffen von Mahnmalen und sakraler Kunst geprägt. Gehrings erste große Aufträge, finanziert von öffentlicher Hand, waren Ehrenmale für die Opfer des Krieges, seine Hauptwerke sind neugestaltete und restaurierte Kirchenräume, die von einer tiefen Frömmigkeit zeugen und Belege einer kraftvoll-künstlerischen Umsetzung religiöser Motive sind. Gehring arbeitete mit den Materialien Stein, Holz und Metall, ab 1965 auch Galvanokupfer. Ständig war er auf der Suche nach neuen Möglichkeiten der Formen und des Ausdrucks. Für seine Arbeiten machte er sich die handwerklichen Kenntnisse und Fähigkeiten der alten Meister ebenso zunutze wie technische Neuerungen der Gegenwart. Dank seines Geschicks und seines Einfühlungsvermögens in alte künstlerische Techniken machte er sich auch als Restaurator einen Namen. So ist Gehring auch zu verdanken, dass viele künstlerische Kleinode erhalten blieben.


Vita[Bearbeiten]

Georg Gehring wurde am 27. Dezember 1920 in Lanisch/Kreis Breslau geboren. Vater und Großvater waren Steinmetze, und so kam Georg Gehring bereits in jungen Jahren mit dieser Kunst in Kontakt. Nach dem Besuch der Volksschule begann Georg Gehring 1936 eine Kaufmannslehre. Im August 1939 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und musste am Frankreich-Feldzug teilnehmen. Von dort ging es für ihn zunächst über Litauen nach Russland. Im Spatherbst 1941 kam er zu einer Einheit nach Nauen bei Berlin, die bald nach Rovaniemi in Finnland verlegt wurde. In den langen finnischen Wintern begann er, sich in seiner Freizeit mit Kleinschnitzereien zu beschaftigen.

1944 kam es zum Rückzug aus Finnland. Über Norwegen und Dänemark kam Gehring an die schlesische Front nach Gleiwitz. Von dort aus ging es über Lauban und Gölitz nach Dresden zurück. Am 8. Mai 1945, dem Tag der Kapitulation, befand er sich mit seiner führungslosen Einheit in der Gegend von Aussig-Dux-Brüx-Komotau. Dort schlossen sich Gruppen zusammen, die einen gemeinsamen Weg in ihre Heimat hatten. Dank vorhandener Messtischkarten und der Kenntnis von Schleichwegen gelang ihnen die Heimkehr, ohne in Kriegsgefangenschaft zu geraten.

Am 25. Mai 1945 traf Gehring in Kinding/Kreis Eichstätt (Bayern) ein, wohin seine Familie aus Breslau geflüchtet war. Sie wohnte dort in einem alten Bauernhaus, das bis Kriegsende als Unterkunft für französische Kriegsgefangene genutzt worden war. Dort begann Georg Gehring, aus Holz Gebrauchsgegenstände zu schnitzen, die dann gegen Nahrungsmittel oder Haushaltsgeräte getauscht wurden. Kleine Schnitzereien, Schachspiele zum Beispiel und Krippenfiguren, wurden an Kunstgewerbeläden in Stuttgart und München verkauft. So konnte sich die sechsköpfige Familie notdürftig über Wasser halten.

Noch 1946 bewarb sich Georg Gehring an der Münchener Akademie der bildenden Künste, wo er in die Bildhauerklasse von Professor Otto Weber-Hartl aufgenommen. Nach der Währungsreform im Jahr 1948 war Georg Gehring, der zunächst im bayrischen Kinding als freischaffender Künstler tätig war, gezwungen, sein Studium zu beenden.

Da die Aufträge für ihn rapide abgenommen hatten, versuchte er im Mai 1949 bei der Dombauhütte in Köln Arbeit als Steinmetz zu bekommen. Durch einen Besuch bei einer ihm verwandten Nonne in Antweiler erhielt er den Auftrag, für Gotteslohn ein Kruzifix und eine Marienfigur für die dortige Kapelle zu schnitzen. Während dieser Tätigkeit lernte er den dortigen Bürgermeister kennen. Der bot ihm an, in Antweiler sesshaft zu werden.

Über den Bürgermeister lernte Gehring den damaligen Landrat des Kreises Ahrweiler, Dr. Hermann Schüling, kennen, von dem er auch den Auftrag erhielt, für seine verstorbene Tochter ein Grabmal zu entwerfen und den Entwurf in Stein auszuführen. Im Zusammenhang mit diesem Auftrag erhielt Gehring von Landrat Dr. Schüling eine Zuzugsgenehmigung, woraufhin sich Gehring mit seiner Familie in Antweiler niederließ. Dort blieb er bis 1953. Dann zog er nach Adenau, wo die produktivste Phase seines Schaffens begann. Gleichviel ob es sich um Arbeiten aus Stein, Holz oder Metall handelte - Georg Gehring wurde zu einem gefragten und über die Eifel hinaus bekannten Künstler.

Dank seines Geschicks und seines Einfühlungsvermögens in alte künstlerische Techniken machte er sich auch als Restaurator einen Namen. Gehring ist zu verdanken, dass viele künstlerische Kleinode erhalten blieben. Trotz zweier Herzinfarkte blieben seine Schaffenskraft und sein Schaffenswille bis zu seinem Tod im Jahr 1991 ungebrochen.

Zeit seines Lebens waren die Kunst und die von ihm verwendeten Materialien eine Herausforderung für das Schaffen von Georg Gehring. Ein beredtes Zeugnis hierfür legen seine Arbeiten in Galvanokupfer ab, die er ab 1965 schuf. Gehring griff dabei auf eine alte Technik zurück, die im England des 19. Jahrhunderts erfunden und im industriellen und technischen Bereich weiterentwickelt worden war, auf künstlerischem Gebiet aber kaum Verwendung gefunden hatte. Durch einen physikalisch-chemischen Umwandlungsprozess werden dabei Kupferplatten zersetzt und auf ein Modell übertragen. Je nach Dauer des Vorgangs liegt die Materialstärke zwischen einem Millimeter und einem Zentimeter. Das von Georg Gehring entwickelte Verfahren hat den Vorteil, dass Großplastiken, Türen und ganze Brunnenanlagen in Leichtbauweise angefertigt werden können.

Für Georg Gehring waren Kunstwerke immer auch Gebrauchsgegenstände, die nicht nur der optischen Erfreuung dienen sollten, sondern gleichzeitig der Oberflächlichkeit den Kampf ansagten und den Betrachter zum genauen Hinsehen und Nachdenken aufforderten - gleichviel, ob er nun, wie etwa bei der 1963 geschaffenen und zur Kriegsopfer-Gedenkstätte Adenau gehörenden Pietà aus Basaltlava, eine gegenständliche Darstellung bevorzugt oder ob er abstrahiert, wie bei dem 1976 aus Kerpener Marmor für die katholische Pfarrkirche „St. Nikolaus“ in Nürburg geschaffenen Altar mit der Darstellung des brennenden Dornbuschs. „So extrem gegensäzlich diese beiden von Georg Gehring geschaffenen Meisterwerke der Bildhauerkunst auf den ersten Blick auch sein mögen, so sind sie doch ein getreues Spiegelbild seines künstlerischen Schaffens und Suchens, seiner Symbiose aus Tradition und Moderne, welche die Symbolik der von ihm geschaffenen Werke unterstreicht: Mahnmale gegen das Vergessen zu sein.“[1]

Einen großen Teil der Stahlarbeiten für die Werke von Georg Gehring hat der Kunstschmiedemeister Willi Kiesewalter aus Honerath angefertigt.

Gehrings Werkstatt hatte nahezu 20 Jahre ein verlassenes Dasein gefristet, bevor sich Herbert Bätz aus Adenau kümmerte sich für den Adenauer Verein für Heimatpflege um die Auflösung der Werkstatt kümmerte, die auch eine Vielzahl an Arbeitsentwürfen beherbergte. Anhand von Skizzen, Wachsabdrücken und Gipsmodellen wurden auch die einzelnen Arbeitsschritte von der Idee über den ersten Entwurf bis zum fertigen Werk sichtbar. Georg Gehring war eine Ausstellung gewidmet, die vom 30. Mai 2022 bis Ende Juli 2022 in der Adenauer Filiale der Volksbank RheinAhrEifel zu sehen war.[2]

Verwandtschaftliche Beziehungen[Bearbeiten]

Vater von Michael Gehring und Jörg Gehring

Werke im Kreis Ahrweiler[Bearbeiten]

Adenau:

Ahrbrück: Kirche „St. Andreas“, Tabernakeltür (1989, Kupfer, getrieben)

Altenahr: Hotel-Restaurant Zum Schwarzen Kreuz Altenahr: geschnitzte Fensterläden, Speisekartenkästen (Galvanokupfer), zwei Oberlichtverkleidungen (Galvanokupfer), Madonna an der Giebelwand (Sandstein), 1970-1978

Antweiler:

Aremberg: Katholische Pfarrkirche „St. Nikolaus“: Gehring fasste den Volksaltar samt einbezogenem alten Barockgitter in Holz und vergoldete ihn (1978). 1986 restaurierte er sämtliche Altäre und Figuren.

Bad Breisig: Mariensäule Bad Breisig, 1957 Eichenbach: Gehring schuf 1981 den Gedenkstein für die Kriegsopfer-Gedenkstätte Eichenbach.

Fuchshofen: Kriegsopfer-Gedenkstätte Fuchshofen, 1958

Herschbroich: Kriegsopfer-Gedenkstätte Herschbroich, Basaltlava, 1963

Hoffeld:

  • Zelebrationsaltar der St.-Donatus-Kapelle, ein Dolomitblock mit den Maßen 120 mal 90 mal 100 Zentimeter aus dem westfälischen Anröchte – Die Eckausarbeitungen zeigen ein Weinblatt mit Traube. An den beiden Längsseiten sind Wandbänke auf Steinwangen eingebaut.
  • Kriegsopfer-Gedenkstätte, Basaltlava, 1959

Hönningen: Kriegsopfer-Gedenkstätte Hönningen, Basaltlava, 1958

Hümmel: Kriegsopfer-Gedenkstätte Hümmel, Pietà, 1990

Insul: Über dem Tabernakel der katholischen Filialkirche „St. Rochus und Sebastian“ in Insul ist der auferstehende Christus mit Weltkugel und der österlichen Siegesfahne dargestellt. Das Sakramentshaus wurde im Jahr 1971 von Georg Gehring aus Tuff geschaffen.

Kesseling: Katholische Pfarrkirche „St. Petrus“ Kesseling, Zelebrationsaltar aus Veronarotmarmor aus dem Jahr 1990

Kirmutscheid: Das 1968 per Zufall entdeckte Sandsteinrelief auf der Vorderseite des Voraltars der katholischen Pfarrkirche „St. Wendalinus“ in Kirmutscheid, das die Gottesmutter mit dem Leichnam ihres Sohnes sowie Maria Magdalena und Maria Cleophae zeigt, wurde von Georg Gehring restauriert. Lind: Kriegsopfer-Gedenkstätte Lind, Basaltlava, 1959

Mayschoß: Kriegsopfergedenkstätte Mayschoß, Basaltlava, 1956

Müsch:

  • Zelebrationsaltar der katholischen Filialkirche „St. Katharina“ aus Anröchter Dolomit. Das eingeschlagene figürliche Reliefband beinhaltet das Thema „Opfer - Altar - Eucharistie“ mit Christus im Mittelpunkt des Sakramentes. Der Ambo, als Adler dargestellt (Symbol für die Verkündigung des Evangeliums), und die Eingangstür (1981), die mit dem Katharinenrad als Türgriff in sechs Kreissymbolen die Schaffung der Welt darstellt, sowie Kreuzweg und Kreuzigungsgruppe wurden ebenfalls von Gehring geschaffen.
  • Ehrenmal aus Rotsandstein, 1952
  • Friedhofskapelle, Glasbrockenfenster, 1969
  • 1000-Jahr-Stein mit Brunnenanlage (Müsch) (1975)
  • 1978 schuf Gehring ein hölzernes Willkommensschild mit Spatzenmotiv für den Ort und eine hölzerne Plastik des St. Josef mit Kind und Säge für die Kirche.

Niederbreisig: Die Mariensäule in Niederbreisig ist ein Werk von Georg Gehring.

Nürburg:

  • Der Zelebrationsaltar der katholischen Pfarrkirche „St. Nikolaus“ in Nürburg wurde 1976 aus Kerpener Marmor geschaffen. Er stellt den brennenden Dornbusch als Zeichen der Gegenwart Gottes dar.
  • Der Ambo der Pfarrkirche wurde ebenfalls 1976 von Georg Gehring geschaffen (Galvanokupfer).
  • 1978 schuf Gehring die Eingangstür (Galvanokupfer) für die St.-Nikolaus-Kirche, die den Kirchenpatron zeigt. Die Innenseite dieser Tür ist ein Werk von Georg Gehrings Sohn Michael.

Nürburgring: St.-Christopherus-Relief (Lindenholz), 1951

Pitscheid: St.-Barbara-Kapelle Pitscheid: Altar (Galvanokupfer), 1975

Quiddelbach: Im Wald zwischen Kottenborn und Quiddelbach steht/stand ein Eichenholz-Kreuz, das Georg Gehring] 1962/63 schuf.[3]

Reifferscheid:

Schuld:

Wershofen: 1972 schuf Gehring eine Eckfigur für das katholische Pfarrhaus

Wiesemscheid: Marienfigur mit Kind und Ähren (Holz), 1955

Winnerath: Leuchter (Galvanokupfer) für die St.-Apollinaris-Kapelle Winnerath, 1970

Weitere Fotos[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Bruno Hain: Der Bildhauer Georg Gehring (1920-1991) - Leben und Werk, Speyer cjm Verlag für Literatur Grafik und Galerie 1993, 195 Seiten, zahlreiche, teils farbige Fotos der Werke, gebunden, Seiten 5-9
  2. Quelle: Künstler lebt in seinen Arbeiten weiter, in: Rhein-Zeitung vom 2. Juli 2022, siehe auch: Adenauer Filiale der Volksbank RheinAhrEifel eG zeigt Erinnerungen an das Wirken des Bildhauers Georg Gehring in der Region - Georg Gehring – Bildhauer in Adenau, Pressemitteilung der Volksbank RheinAhrEifel eG vom 8. Juni 2022
  3. Quelle: Karl Egon Siepmann/Richard Hammes/Friedrich Röder/Erich Hilger: Verbandsgemeinde Adenau 1970-1995 – Stein- und Wegkreuze im Raum Adenau, Adenau 1995, 250 Seiten, S. 196