Hellenbach

Aus AW-Wiki

Auf der Tranchot-Karte, die in den Jahren zwischen 1803 und 1820 entstand, sind der Schopperhof und - nördlich davon - die Quelle des Löhndorfer Baches zu sehen, der später zum Hellenbach wird.
Bei einer Baustellenbesichtigung während der Renaturierung der Hellenbach-Mündung im Mai 2021: Bürgermeister Andreas Geron (v.l.), SGD-Präsident Uwe Hüser, Stephan Porz (Ingenieurbüro Porz & Partner), Werkleiter Carsten Lohre (Stadtwerke Sinzig), Franz Nürenberg (Stadtwerke Sinzig) und Wolfgang Schäfer (SGD Nord)
Die Betonrinne wird im Zuge der Mündungsrnaturierung beseitigt.
„Haus Hellenbach“ an der Kegelbahnstraße 22
Brücke an der Mündung
Sinzig - Heinz Grates (462).jpg
Sinzig - Heinz Grates (442).jpg
Sinzig - Heinz Grates (443).jpg
Beginn der Bauarbeiten an der Mündung
Die Mündung kurz vor ihrer Renaturierung
Nach dem Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021: Blick von der Ahr-Brücke Kölner Straße (Sinzig) auf die gerade in der Renaturierung befindliche Hellenbach-Mündung
an der Mündung
an der Mündung

Der Hellenbach, dessen Oberlauf „Löhndorfer Bach“ genannt wird und der früher drei Mühlen antrieb, entspringt im Harterscheid, im Tal zwischen Schloss Vehn und der Landesstraße 83 bei Königsfeld, ganz in der Nähe des 1830 untergegangenen Schopperhofes. Von dort fließt der Bach südlich an Schloss Vehn vorbei und durch das die Ortslage Löhndorf, östlich davon durch ein Regenrückhaltebecken und durch Westum, um in Sinzig in die Ahr zu münden. Der Bachabschnitt zwischen Landskroner Straße und der Mündung wird im Volksmund auch Köhbaach („Kuhbach“) genannt.


Lage der Quelle[Bearbeiten]

Die Karte wird geladen …

Lage der Einmündung in die Ahr[Bearbeiten]

Die Karte wird geladen …

Verlauf[Bearbeiten]

Der Löhndorfer Bach erreicht etwa 1200 Kilometer ostnordöstlich der östlichen Bebauungsgrenze von Löhndorf die westliche Bebauungsgrenze von Westum. Dort, am Fuße des Hellenbergs, unterquert er die Bachstraße und wechselt seinen Namen: Von dort an fließt er nicht mehr als „Löhndorfer Bach“, sondern als „Hellenbach“ weiter in Richtung Sinziger Kernstadt.

Vom Westumer Ortseingang an fließt der Bach wieder unterirdisch. Im Bereich der Kriegsopfer-Gedenkstätte Westum lässt sich der heutige Bachlauf an den Kanaldeckeln erkennen. An der Kegelbahnstraße verraten Setzrisse an den Häusern, wo frührer der Bach verlief. Hinter der Gedenkstätte auf der Bergseite der Brunnenstraße befindet sich die Hellenbach-Brunnenstube, die von einer Wasserader des Hellenbergs gespeist wird.

Dort, wo der Hellenbach die Grenze von Westum zur Kernstadt überwindet, ändert er seinen Namen ein zweites Mal wird zum „Kuhbach“. In Westum sind, ganz ähnlich wie bereits in Löhndorf, große Abschnitte des Baches verrohrt.

Früher trieb das Hellenbach-Wasser die in Höhe des heutigen Westumer Sportplatzes stehende Westumer Mühle an. Die Mühle gibt es heute zwar nicht mehr, aber die Gebäude stehen noch.

Nachdem der Bach unter der Königsberger Straße her geflossen ist, knickt er in Richtung Norden ab. Er unterquert dann die Friedrich-Ebert-Straße und fließt auf der Westseite des Feuerwehrgerätehauses weiter in Richtung Norden. In dem Abschnitt zwischen Gerätehaus und Landskroner Straße standen früher zwei Mühlen, die vom Hellenbach-Wasser angetrieben wurden: die Heeser-Mühle ober- und die Faßbenders Mühle unterhalb.

Kennzahlen[Bearbeiten]

Der 7,67 Kilometer lange Hellenbach hat ein oberirdisches Einzugsgebiet von 11,73 Quadratkilometern Größe und entwässert über Ahr und Rhein zur Nordsee. Die Quelle liegt auf einer Höhe von 291 Metern, die Mündung bei 60 Metern über Normalnull. Der Bach überwindet also einen Höhenunterschied von 231 Metern. Zuflüsse sind der Pflugskopfbach und der Seelbach. Die Qualität des Hellenbach-Wassers ist im Oberlauf nicht, im Mittel- und Unterlauf gering beeinträchtigt. Innerhalb der Kernstadt wurde der Hellenbach vom Menschen gegenüber seinem Urzustand vollständig, außerhalb zu 80 Prozent stark bis sehr stark und zu 20 Prozent deutlich bis mäßig verändert.[1]

Name[Bearbeiten]

Der Sinziger Heimatforscher Karl-Friedrich Amendt vermutet, dass Hellenbach wie Hellenberg ihre Namen dem hellen, klaren Wasser des Baches verdanken.[2] Rudolf Menacher hingegen führte die Namen auf den einstigen Weinbau in Sinzig zurück: „Zahlreiche Weinlagen auch in Rheinland-Pfalz heißen "Hellenberg" oder "Höllenberg"“, so Menacher. Das habe „mit Himmel und Hölle nichts zu tun, sondern mit Halde-, Helde-.“ Das meine „einen nicht zu steilen Berghang, an dem z. B. gut Weinstöcke angepflanzt werden können, wie auch am Sinziger Hellenberg geschehen.“[3]

Sonstiges[Bearbeiten]

Westum hat sich dem Hellenbach in besonderer Weise verschrieben: In dem Heimatlied „mein schönes Westum“ wird er besungen, und er war Namensgeber des ehemaligen Hellenbach-Campingplatzes Westum, der Hellenbachschule Westum sowie der Gesangs- und Showgruppe „Hellenbacher Jonge“. Mit der „Hellenbachkruste“ widmete eine Westumer Bäckerei dem Bach sogar ein Brot.

198.000 Euro stellte das rheinland-pfälzische Umweltministerium im Jahr 2013 im Rahmen der Aktion Blau Plus für den Umbau der Wehranlage im Hellenbach westlich des Gerätehauses der Freiwilligen Feuerwehr und des DRK-Ortsvereins an der Friedrich-Ebert-Straße in Sinzig zur Verfügung. Bis dahin war die Durchgängigkeit des Gewässers im Bereich des Feuerwehrgerätehauses für Fische und andere Wasserorganismen wegen eines rund zwei Meter hohen Wehres unmöglich. Mit dem für Herbst 2013 vorgesehenen Bau einer rund 50 Meter langen sogenannten Sohlgleite, die aus 20 Einzelbecken besteht, solle die Passierbarkeit wiederhergestellt werden, hieß es vor Beginn der Baumaßnahme. Die zur Abgrenzung der Becken errichteten Riegel aus Blocksteinen sollen mit Lücken versehen werden, um auch Durchgängigkeit bei geringen Wassermengen zu gewährleisten. Auch könne ein Beitrag zur Verbesserung der Gewässerstruktur erreicht werden, trotz der durch die Bebauung sehr beengten Verhältnisse, hieß es in der Bewilligungsbegründung des Ministeriums.[4] Im September 2014 wurde das Wasserbauprojekt, bei dem der Hellenbach auf einer Länge von 170 Metern renaturiert wurde, übergeben. Die Gesamtkosten betrugen 230.000 Euro.[5]

Karl-Friedrich Amendt sagte bei einem Vortragsabend im September 2015 im Sinziger Schloss:

Von Nordosten kommen drei Bäche, die sich unterhalb von Schloss Vehn zum Hellenbach vereinen. Verrohrt fließt er unter die Autobahn A 61 bis Löhndorf, dann offen, ab Eingang Westum wieder unter der Erde, speist bergseitig der Brunnenstraße eine Brunnenstube und stößt unterhalb der Westumer Kirche mit einem Bach aus Richtung Krechelheim zusammen. Der Straßenname "In der Rausch" erinnert an das Ohrspektakel der früher offen zusammentreffenden Gewässer. Erst ab dem Birkenweg fließt der Bach wieder offen Richtung Sinzig, dort "Kuhbach" genannt. Einst versorgte er nicht nur einige Mühlen, sondern mit einer Ableitung auch den Wassergraben des Sinziger Schlosses, was nördlich im Mauerwerk der Zulauf noch sichtbar ist.[6]

Der Bereich unmittelbar oberhalb der Mündung in die Ahr solle renaturiert werden, berichtete die Rhein-Zeitung (RZ) im Januar 2021. Möglich werde dies durch hohe Förderung: 90 Prozent der Kosten trage die Aktion des Landes „Blau-Plus“. Weitere fünf Prozent übernehme die Stiftung Natur und Umwelt. 190.000 Euro seien im allerdings noch nicht beschlossenen Haushaltsplan der Stadt Sinzig für das Jahr 2021 vorgesehen. Stephan Porz vom Sinziger Ingenieurbüro Porz & Partner hatte dem Ausschusses für Umwelt und Stadtentwicklung ein Sanierungskonzept vorgestellt. Der Bachlauf sei in einem bisherigen Zustand „vollständig verändert und naturfern“, sagte Porz mit Bilck auf die kanalartige Verbauung sowie den betonierten Ufer- und Sohlbereich. Zudem sei der Bachlauf großflächig überbaut. Das sei „kein Lebensraum für Fauna und Flora“. Es gebe keine Gewässerentwicklungsflächen. Um dem Gewässer wieder mehr Raum zu geben, müssten diese sehr starke Einfassung Zuge der Renaturierung aufgelöst und der Beton zurückgebaut werden. Stattdessen soll der Bachlauf künftig geschwungen sein. Die Gewässerlänge von derzeit 70 Metern werde dadurch um acht Meter verlängert. Die Sohle solle „unterschiedlich breit und mit Steinformationen sowie Sandbereichen versehen werden“, berichtete die RZ aus der Sitzung. Der Plan sehe darüber hinaus standortgerechte Pflanzen vor. Das Maßnahmenbündel werde zu einer Verbesserung des Lebensraums für Fauna und Flora und zu zu mehr Biodiversität führen, sagte Porz. Ein weiteres Ziel der Umgestaltung sei, den Hellenbach erlebbar zu machen und touristisch aufzuwerten. Zu diesem Zweck sei eine Ruhezone mit zwei Bänken geplant. Auch die Mündung solle umgestaltet werden. Denn laichwillige Fische hätten bislang keine Chance, von der Ahr in den Hellenbach zu gelangen. Um das zu ändern, solle der Sohleabsturz zurückgebaut werden. Für die Renaturierung müssten drei Garagen abgerissen werden. Die enge Brücke oberhalb der Mündung, über die der Ahr-Radweg verläuft und wegen der es häufig zu Konflikten zwischen Radfahrern und Fußgängern komme, soll neu gebaut werden - und zwar 2,50 Meter breit, also deutlich breiter als bisher. Das Geländer sei als Holz-Metall-Konstruktion geplant. Hinzu kämen Gabionenkörbe. Die Gesamtkosten würden sich auf 295.000 Euro belaufen. Die Westnetz, die wegen der Neugestaltung 25 zu ihrer Umspannanlage führende Kabel umverlegen müsse, übernehme 63.000 Euro. Baubeginn sei im März 2021. Vorgesehen Bauzeit: drei Monate.[7]

Weitere Fotos[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Video[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Weblink[Bearbeiten]

Wikipedia: Hellenbach (Ahr)

Fußnoten

  1. Quelle: Rhein-Zeitung vom 10. Dezember 2009
  2. Quelle: Anton Simons: Wo Sinzigs Bauern ihre Rinder tränkten - Die Kulturgeschichte des Hellenbachs, der heute im Stadtbild kaum mehr wahrnehmbar ist, steckt voller Überraschungen, in: General-Anzeiger vom 8. Juni 2021
  3. Siehe auch: Rudolf Steffens: Die Hölle in den deutschen Weinlagenamen, ac.uk, pdf/26 Seiten, gesehen am 19. Juni 2021
  4. Quellen: General-Anzeiger vom 3. Juli 2013 und Rhein-Zeitung vom 6. Juli 2013
  5. Quelle: Wehranlage im Hellenbach: Stauanlage entspricht nun den Europäischen Wasserrahmenrichtlinien, general-anzeiger-bonn.de vom 12. September 2014
  6. Quelle: Hildegard Ginzler: Das Sinziger Wasser - Auf den Spuren des flüssigen Elements, general-anzeiger-bonn.de vom 15. September 2015
  7. Quelle: Silke Müller: Wie es am Hellenbach künftig aussehen soll - Pläne für Renaturierung der Mündung im Ausschuss für Umwelt und Stadtentwicklung vorgestellt – Baubeginn im März, in: Rhein-Zeitung vom 30. Januar 2021