Katholische Pfarrkirche „St. Willibrordus“ Beul

Aus AW-Wiki
Willibrorduskirche Beul.jpg
Willibrordus-Kirche.jpg
Willibrord Beul 1.jpg
Altartisch
Willibrord Beul 2.jpg
Inschrift über dem Seiteneingang
Konzert in der Weihnachtszeit von Tom Kannmacher (links) aus Bölingen mit dem Reel Bach Consort
Die Weihnachtskrippe
Vorne links eine Vorgängerin der heutigen Kurgartenbrücke Bad Neuenahr. Weil das Kurhotel Bad Neuenahr damals noch nicht gebaut war, sind im Hintergrund das Beethovenhaus Bad Neuenahr‎ und dahinter die Willibrordus-Kirche zu sehen. Im Hintergrund der Neuenahrer Berg.
Kirche und Umfeld um 1900
Der Bürgerverein "St. Willibord" Beul e.V. führt die Kirche in seinem Vereinslogo.
Diese bronzene Infotafel wurde im Juli 2018 von Unbekannten aus ihrer Verankerung in der Kirche gerissen und gestohlen.[1]

Zu der im Jahr 990 vom Kölner Erzbischof Everger († 11. Juni 999 in Köln) geweihten katholischen Pfarrkirche „St. Willibrordus“ in Beul gehören ein spätromanischer Turm aus dem 13. Jahrhundert sowie ein Kirchenschiff aus dem Jahr 1724. In St. Willibrord versammeln sie die Gläubigen zu Sterbegottesdiensten nach Beerdigungen. Außerdem werden dort häufig Gottesdienste zu Familienanlässen wie Hochzeiten und Ehejubiläen gefeiert. Jahr für Jahr um den 7. November wird dort außerdem ein Festgottesdienst zum Patroziniumsfest gefeiert – zusammen mit der St. Willibrordus-Kirmes.[2]


Standort[Bearbeiten]

Die Karte wird geladen …

Chronik[Bearbeiten]

Die von den Bewohnern des Ahrtals gefürchteten Hochwasser der Ahr waren wohl der Grund dafür, dass das kleine Gotteshaus nicht ins Tal, sondern auf eine Anhöhe gebaut wurde. „Im Jahre der Fleischwerdung des Herrn 990, ... ist dieses Gotteshaus und dieser Altar ... am Tage vor den Nonen des Januar dem Herrn geweiht worden“, lautet eine Inschrift über dem Seiteneingang der Kirche. 1131 wird die Kirche erstmals urkundlich erwähnt – nämlich als Papst Innocenz dem St.-Cassius-Stift in Bonn deren Besitz bestätigte. Von dieser Kirche ist heute nichts mehr erhalten. Etwa um 1200 wurde sie durch einen Neubau ersetzt, von dem heute noch der romanische Turm erhalten ist.

Als die Kirche zu Anfang des 18. Jahrhunderts baufällig geworden war, ließ das St.-Cassius-Stift im Jahr 1724 einen Neubau errichten, bei dem der um 1200 erbaute spätromanische Turm integriert wurde. 1731 wurde die neue Kirche eingeweiht. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde südlich an den Chor eine Sakristei angebaut.[3]

Im Dezember 2016 sackte im Inneren der Kirche vor dem Turm der Fußboden ab. Daraufhin wurden Bohrungen vorgenommen; sie ergaben, dass es sich nicht um Ausspülungen handeln konnte, sondern dass sich unter dem Fußboden Gräber befinden müssen. Vermutlich waren dort einst Geistliche oder herausragende Bürger beigesetzt worden. Als der Hohlraum daraufhin vorsichtig geöffnet wurde, kamen Skelette und metallene Sarggriffe zum Vorschein. Auf der Grundlage einer Abschrift des sogenannten Kirchenbuches Nr. 3 der Katholischen Pfarrei Beul-Wadenheim aus dem 18. Jahrhundert fand der Heimatforscher Hans-Jürgen Ritter heraus, um wen es sich bei den Toten handelte. Ritter ordnet ein Grab dem am 18. Juli 1771 „zwischen der 11. und 12. Stunde in der Nacht verstorbenen edlen Herren Josephus Turnich, Kölner, fünfzigjährig, einst Steuereinnehmer des fromm verstorbenen Vogts (Präfekten) Herseler“ zu. In einem weiteren Grab, einem Doppelgrab, ruhen der am 4. April 1788 verstorbene Johannes Heinrich von Stockhausen, Stellvertreter des Herzogs von Jülich in der Grafschaft Neuenahr und der (jülichen) Ämter (Vogteien) Remagen und Sinzig, der am 25. Februar 1786, nur zwei Jahre zuvor, die edle Herrin Margaretha Ursula von Kerich aus Beul geheiratet hatte. Am 29. Juli 1788, im Alter von vier Monaten und sechs Tagen, starb die gemeinsame Tochter Maria Magdalena Stockhausen. Aus dem Kirchenbuch geht hervor, dass sie alle „in der Mitte der Kirche“ begraben wurden, also dort, wo der Boden eingesackt war.[4]

Ausstattung[Bearbeiten]

Dem Jubiläumsfest anlässlich des 1000-jährigen Bestehens im Jahr 1990 verdankt die Kirche einen neuen Zelebrationsaltar, der vom Bürgerverein "St. Willibord" Beul e.V. gestiftet wurde.

Geläut[Bearbeiten]

Seit 1990 verfügt der Kirchturm über ein vierstimmiges Geläut. Anlässlich der 1000-Jahr-Feier hatte die Familie Steinborn aus Beul zwei neue Glocken gestiftet und die beiden alten Glocken restaurieren lassen.

Die Orgel von „St. Willibrord“[Bearbeiten]

Im Jahr 2008 die denkmalgeschützte Balthasar-König-Orgel restauriert werden. Die Orgel verfügt über zwei Manuale, Pedal und 20 Register mit 1190 Pfeifen. Sie wurde vermutlich um 1750 vom Orgelbauer Balthasar König gebaut. Ursprünglich war die Orgel für das einstige Minoritenkloster in Sinzig gebaut worden. Nach der Säkularisation des Klosters kam sie um 1800 in die Beuler Pfarrkirche. Im Jahr 1842 wurde sie wesentlich erweitert und verändert. Und auch später wurde sie immer wieder verändert.

Eine Erbschaft und Spenden erbrachten 148.200 Euro, die die Pfarrei "St. Marien und St. Willibrord" in die Sanierung der Orgel investierte. Sieben Monate benötigte Orgelbauer Siegfried Merten aus Remagen für die Sanierung des Instruments. In Absprache mit dem Bistum Trier und dem Amt für Denkmalpflege brachte er dabei historische Teile der Orgel neu zur Geltung, baute unzulängliche Veränderungen zurück und rekonstruierte einige Register nach historischem Vorbild. Viel Arbeit musste in die Instandsetzung von Mechanik und Windversorgung investiert werden, bevor das Instrument im Frühjahr 2008 wieder zur Verfügung stand.

Die Kosten für die Sanierung musste die Pfarrgemeinde aus eigener Kraft aufbringen. Zuschüsse vom Bistum gab's nicht, weil die St. Willibrord-Pfarrkirche nicht mehr Hauptkirche der Gemeinde ist. Dr. Hans-Peter Steinborn hinterließ allerdings nach seinem Tod im Jahr 1999 eine Spende über 100 000 Euro für die Orgel. Den Rest brachten die drei Bad Neuenahrer Bürgergesellschaften, Ortsbeirat, Banken und Einzelspender auf. Erlöse von Konzerten anlässlich der Veranstaltung "Uferlichter" flossen ebenfalls in die Finanzierung.

Weihnachtskrippe[Bearbeiten]

Unter den Namen „Krabbelgruppe“ bauen rüstiger Rentner aus den Reihen des Bürgervereins „St. Willibord“ Beul unter der Leitung von „Krippenmeister“ Matthias Odenkirchen senior (* etwa 1932) seit etwa 1995 neben dem Altar der St.-Willibrordus-Kirche Jahr für Jahr eine Krippe auf, die aus 20 im Jahr 1892 in München gefertigten 50 bis 80 Zentimeter großen Ton-Figuren besteht. „Krabbelgruppe“ deshalb, weil die Männer beim Aufbau ganz schön über den Boden krabbeln müssen. Auch die alte Figur eines dunkelhäutigen Nicke-Männchens für Spenden zur Erhaltung der Krippe stellen sie auf. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs blieben die Figuren 30 Jahre lang verschollen. Als die Heizungsanlage der Rosenkranzkirche erneuert werden sollte, wurden sie per Zufall wiedergefunden – in einem kleinen, kaum sichtbaren Verschlag hinter dem Heizungskeller der Kirche. Im Dezember 2018 wurde die Rentnertruppe von Constantin Radulescu und Sergej Lyubetskiy unterstützt. Die Beiden sind Hausmeister im Thermalbadehaus Bad Neuenahr.[5]

Weitere Bilder[Bearbeiten]

Fenster[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Jochen Tarrach: Ein Stück Identität gestohlen – Bronzetafel an St. Willibrord wurde von Unbekannten gewaltsam abgehebelt, in: Rhein-Zeitung vom 16. Juli 2018
  2. Quelle: rosenkranz-badneuenahr.de: Willibrorduskirche, gesehen am 15. April 2017
  3. Quelle: Bronzene Info-Plakette außen an der Kirche, gesehen am 6. September 2009
  4. Quelle: Jochen Tarrach: Die Gebeine von St.Willibrord sind identifiziert – Ärchäologen und Heimatforscher lüfteten das Geheimnis, in: Rhein-Zeitung vom 15. April 2017
  5. Quellen: Thomas Weber: Krippenbauer finden Nachwuchs – Fortbestand der großen Anlage in Sankt Willibrordus ist gesichert, in: General-Anzeiger vom 18. Dezember 2018, und Jochen Tarrach: Bad Neuenahr – Wiederentdeckt: Krippe lag 30 Jahre im Heizungskeller, rhein-zeitung.de vom 23. Dezember 2018