Kurpark Bad Bodendorf

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Motiv einer Ansichtskarte aus dem Jahr 1962
Kurpark-Anwohner versuchen nach dem Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021 die von den Eigentümern geplante massive Bebauung des Parks zu verhindern, weil sie bei einer neuerlichen Flut Rückstau- und Verdrängungseffekte und damit noch höhere Schäden an ihren Häusern befürchten.
Planskizze der im Februar 2019 im Rathaus Sinzig vorgestellten Planung für die Bebauung des Kurparks
Tourist-Info
Eingang zum Lesesaal
Trinkhalle (Mitte) und Kurmittelhaus (links)
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Die heutige Zapfstelle für Wasser aus der Josef-Quelle Bad Bodendorf
Ehemalige Zapfstelle
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Den rund 1,7 Hektar (17.000 Quadratmeter) großen Kurpark Bad Bodendorf hat die Stadt Sinzig im Jahr 2002 größtenteils – zusammen mit dem ehemaligen Kurmittelhaus Bad Bodendorf und dem inzwischen abgerissenen ehemaligen Kurhaus Bad Bodendorf – an die Unternehmerin Hannelore Spitzlei verkauft[1]; der kleinere Teil gehört nach wie vor der Stadt. Der Kurpark grenzt an den Wohnmobilhafen Bad Bodendorf und an das Thermalfreibad Bad Bodendorf. Die Trinkhalle Bad Bodendorf steht mitten im Kurpark.


Lage[Bearbeiten]

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Chronik[Bearbeiten]

„In der Geschichte Bad Bodendorfs wird ein neues Kapitel aufgeschlagen“, berichtete der General-Anzeiger (GA) am 17. März 2003, das Kurmittelhaus samt Trinkhalle, das seit der Kündigung des damaligen Pächters Gut Tossens im Jahr 1996 kaum noch genutzt wurde, das zwischenzeitlich abgerissene Kurhaus und weite Teile des Kurparks hätten nämlich den Besitzer gewechselt. Verkäufer sei die Pro Seniore AG Mannheim, Käuferin des 6000 Quadratmeter großen Areals Hannelore Spitzley-Cherif, Eigentümerin des Seniorenzentrums „Maranatha“. Harald Monschau und Sylvia Linden, die Kinder von Spitzley-Cherif, seien „in das neue Kurprojekt mit eingebunden“. Über den Kaufpreis hätten beide Seiten Stillschweigen vereinbart. Als Anhaltspunkt könnten aber jene 1,75 Millionen Euro dienen, mit denen Pro Seniore das Gelände in den 1980er Jahren aus der Konkursmasse Volkmann ersteigert habe. „Als Stadt sind wir sehr froh, einen privaten Investor für die Kur in Bad Bodendorf gefunden zu haben“, sagte Bürgermeister Wolfgang Kroeger; mit dem Eigentümerwechsel sei „eine kommunalpolitische Zeitbombe entschärft“ worden. „Es gibt eine Menge Visionen und wir haben auch eine ganze Menge Ideen“, sagte die zu dieser Zeit 61-jährige Maranatha-Gründerin, die 29 Jahre zuvor nach Bad Bodendorf gekommen war. Sie könne sich beispielsweise ein Vitalzentrum mit ansprechenden Ambiente vorstellen. „Wir wollen das Wasser nutzen, die Infrastruktur für die Kur erhalten und Bad Bodendorf wieder etwas Glanz geben“, sagte die neue Eigentümerin weiter, „dies wird modern geschehen, aber mit angepasster und adäquater Architektur.“ Der seit 1988 rechtskräftige Bebauungsplan für das gesamte Areal gebe „im Prinzip eine recht üppige Bebauung her“, hieß es im GA. Was die Einrichtung eines Kurzentrums im Neubau an der Am Kurgarten 59 betrifft, das in den Jahren zuvor heftigen Widerstand der Anlieger ausgelöst hatte, solle eine Denkpause eingelegt werden. Stadt und Maranatha würden jedenfalls „alle Entwicklungen in Absprache vornehmen.“ Tourist-Information, Lesesaal und Kurpavillon am Kurpark-Eingang blieben weiterhin im Besitz der Stadt Sinzig.[2]

Bis Ende April 2012 hatte die Stadt Sinzig das Kurgelände gepachtet - für einen symbolischen Preis von einem Euro. Dafür pflegte die Stadt den Kurpark und übernahm die Grundsteuer und die Kosten für die Oberflächenbewässerung. Die jährlichen Kosten für Pflege und Grundsteuer würden sich auf 20.000 bis 25.000 Euro belaufen, wie es hieß.

Im Jahr 2011, ein Jahr vor Auslaufen des zehnjährigen Pachtvertrags, forderte Eigentümerin Hannelore Spitzlei von der Stadt eine Erhöhung der Pacht auf 1750 Euro monatlich. Stadt und Eigentümerin verhandelten daraufhin ein ganzes Jahr lang; dreimal beschäftigte sich der Stadtrat mit dem Thema. Am Ende schlug die Stadt der Eigentümerin einen Grundstückstausch vor: Spitzlei sollte den Park an die Stadt zurückgeben und dafür ein anderes Grundstück erhalten. Doch Hannelore Spitzlei lehnte ab und bestand auf der Pachtzahlung. Im April 2012 beschloss der Stadtrat Sinzig deshalb, den Pachtvertrag aufzulösen, den sie zehn Jahre zuvor mit den Eigentümern geschlossenen hatte. Weil mit dem Ende des Pachtvertrags auch das Nutzungsrecht erlischt, das Besuchern des Thermalfreibades Bad Bodendorf den Zugang zu dem Bad sicherte, wollte die Stadt ggf. einen neuen Zuweg und einen neuen Eingang für das Bad schaffen. Mit dem Auslaufen des Pachtvertrags entfiel für die Stadt die Verpflichtung, den Park zu pflegen. „Eine Verwilderung der Fläche könne nicht ausgeschlossen werden, da sich die Stadt nun aus der Pflege komplett zurück ziehen werde“, schrieb der General-Anzeiger am 28. April 2012.

Im Mai 2013 stellten die Eigentümer drei Schilder im Kurpark auf. Darauf war zu lesen: „Privatgrundstück: Betreten verboten“. Und: „Kein Winterdienst“ über einem Hundesymbol im roten Kreis. Harald Monschau, Miteigentümer des Kurparks, sagte der Rhein-Zeitung: „Wir haben die Schilder aus versicherungsrechtlichen Gründen aufstellen lassen und wollen damit niemanden – schon gar nicht die Badegäste – brüskieren.“ Sie erreichen das Bad über die alten Wege auch weiter. Weiter sagte Monschau: „Wenn im Kurpark jemand fällt und sich verletzt, haften wir – daher die Schilder.“[3]

In einer öffentlichen Sitzung des Bauausschusses der Stadt Sinzig stellte Harald Monschau, Eigentümer des Kurparks und Geschäftsführer des Seniorenzentrums „Maranatha“ Bad Bodendorf, am 4. Februar 2019 seine Pläne für die Zukunft des Kurparks vor. 60 bis 70 neue Wohnungen möchte Monschau dort bauen. Die alte Trinkhalle soll abgerissen werden. Lediglich die Kohlensäureanlage samt „Technikmuseum“ solle frei zugänglich erhalten bleiben. Das von Monschau vorgestellte Konzept sieht fünf drei- bis viergeschossig Baukörper vor. Die Gebäude, zwei davon in U-Form, sollen sich um einen parkähnlichen Innenbereich gruppieren. Im Park sind ein Spielplatz und das Technikmuseum geplant. Vor dem Park-Eingang könne ein Tante-Emma-Laden angesiedelt werden. Ein Zugang zur Trinkstelle des St.-Josef-Sprudels bleibe bestehen. „Wohnen im Park“ nannte Planer Carsten Herges (Haid Architekten und Ingenieure (Ahrweiler)) das Projekt. Für den südlichen Bereich sieht Monschaus Plan einen riegelartigen Baukörper vor, in dem die Verwaltung des Seniorenzentrums „Maranatha“ sowie Appartements für ältere Menschen unterkommen sollen. „Wir beschäftigen im Maranatha und im Hotel Maravilla 340 Arbeitnehmer und möchten dadurch auch den Standort sichern“, erläuterte Monschau. Durch den Erweiterungsbau könnten bis zu 50 Arbeitsplätze neu geschaffen werden. „Unsere Mitarbeiter suchen auch in Bad Bodendorf Wohnraum, der ist Mangelware“, so Monschau weiter. Eine Tiefgarage im südöstlichen Bereich soll Pkw-Stellplätze für die künftigen Bewohner bieten. Sollen Monschaus Pläne realisiert werden, muss zunächst der Bebauungsplan für das Gelände geändert werden, der bis dato noch ein „Sondergebiet Kur“ vorsieht. Sollte der Baubauungsplan zügig geändert werden und sollte rasch Baurecht geschaffen werden, dann könnten die Bauarbeiten bereits 2020 beginnen. Der Bauausschuss nahm die Planung zunächst zur Kenntnis. Aufgabe der Fachbehörden ist es nun, die erforderliche Bebauungsplanänderung vorzubereiten.[4]

Eine Entscheidung über die Zukunft des Kurpark fiel bei der Stadtratssitzung am 3. November 2022 zwar nicht, rückte wohl aber ein Stück näher. Bei sieben Gegenstimmen von Grünen und SPD stimmte das Plenum dafür, mit den von Kurparkeigentümer Harald Monschau vorgelegten Plänen für die Park-Bebauung in die förmliche Offenlage zu gehen und neben Anwohnern und Öffentlichkeit auch die Träger öffentlicher Belange zu beteiligen. Der Kurpavillon an der Bäderstraße sollte gemäß Ratsbeschluss ebenfalls erhalten bleiben. Hans-Dietrich Laubmann (SPD) mahnte bei der Sitzung, zu der auch einige Bad Bodendorfer den Weg in den Helenensaal gefunden hatten, an, über den Plänen und Wünschen des Investors die Bedenken und Ängste der Bewohner insbesondere von Bäderstraße, Heinrich-Lersch-Weg und Josef-Hardt-Allee nicht zu vergessen, was eine Bebauung des Parks betrifft. Hardy Rehmann (Grüne) äußerte erhebliche Bedenken gegenüber einer massiven Bebauung im Ahr-Flutgebiet. Die vorliegenden Pläne würden für die Anwohner insbesondere der in den Häusern oberhalb lebenden Menschen eine erhöhte Gefahr bedeuten. Um künftigen Fluten Angriffsfläche zu nehmen, habe sich die Stadt nach dem Hochwasser vom Juli 2021 dazu entschieden, die Mauer auf der Westseite des Schwimmbad-Geländes abzureißen. Die Pläne für die Park-Bebauung sähen nun den Bau neuer Riegel vor, die den Hochwasser-Abfluss hemmen. Seine Fraktion lehne eine massive Bebauung des Parks deshalb ab. Volker Holy (CDU) vertrat den Standpunkt, die Stadt sei dem Bauherrn die Offenlage seiner Pläne schuldig. Und Friedhelm Münch (FWG) sagte, eine Offenlage sei unverzichtbar, um Bedenken, die gegen das Bauprojekt in derzeit geplanter Form sprechen, systematisch zu sammeln und damit eine hieb- und stichfeste Grundlage für eine Entscheidung über die Baupläne zu schaffen. Aufgabe von Rat und Verwaltung sei es nach der Offenlage, die Rückmeldungen von Öffentlichkeit, Unternehmen und Behörden zu prüfen und zu bewerten.[5]

Der Sinziger Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen lehnte den Bebauungsplanentwurf ab, wie die Rhein-Zeitung am 18. Januar 2023 berichtete. Er entspreche im Wesentlichen dem bereits Anfang 2019 vorgestellten Vorhaben, so die Grünen in einer Pressemitteilung, und bereits damals hätten sie öffentlich Stellung bezogen. „Unter dem Eindruck der Flut 2021 ist es jedoch unverständlich, dass die damals vorgestellte Planung nun fast unverändert umgesetzt werden soll“, schrieben die Grünen und erinnerten daran, dass sich die beplanten Flächen überwiegend in dem von der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord als Überschwemmungsgebiet festgelegten Bereich befänden. „Die geplante massive Bebauung würde bei einem neuerlichen Hochwasser zu erheblichen zusätzlichen Rückstaueffekten führen. Dadurch entstehen bei Hochwasser zusätzliche Risiken für die Anwohner des östlichen Bereichs der Josef-Hardt-Allee und des Heinrich-Lersch-Wegs“, befürchtete der Ortsverband. Der vorgesehene Baukörper würde Wassermassen aber auch in Richtung Norden abdrängen, also in den Bereich Goldguldenweg, Schubertstraße, Pastor-Fey-Straße, Schiller- und Bäderstraße, die beim Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021 ebenfalls bis zu zwei Meter überflutet worden waren, argumentierten die Grünen. „Die vorgesehene Bebauung kann dazu führen, dass dieser Bereich bei einem neuerlichen Hochwasser noch höher überflutet wird“, prognostiziert der Ortsverband. Deshalb dürfe die Flut vom 14. und 15. Juli 2021 bei der Bauleitplanung für den Kurpark nicht ignoriert werden, fordert der Ortsverband. „Eine Ausweisung der Tiefgarage als Retentionsraum käme dem sprichwörtlichen Tropfen auf den heißen Stein gleich“, warnten die Sinziger Grünen. Das entstehende Volumen sei bei einem Hochwasser wie im Sommer 2021 innerhalb weniger Minuten gefüllt und würde den Rückstaueffekt durch die vorgesehenen Baukörper in keiner Weise ausgleichen. Das geplante Bauvorhaben gefährde andere Anlagen und Grundstücke in der Umgebung und sei deshalb abzulehnen, so der Ortsverband, der sich explizit auf den zweiten Absatz des Paragrafen 31 des Landeswassergesetzes bezog. Demnach dürften durch neue Baumaßnahmen in festgelegten Überschwemmungsgebieten keine Hochwasserschutzmaßnahmen beeinträchtigt werden. „Da die Planung der Hochwasserschutzmaßnahmen Ahr erst im Jahr 2023 beginnt und eine endgültige Bewertung, wo und in welchem Umfang welche Grundstücke dafür benötigt werden, frühestens Ende 2024 vorliegen werde, müsse eine Entscheidung über die Bebauung im Kurpark auch aus diesem Grund derzeit unterbleiben“, argumentierten die Grünen. Wenn bei einer unsicheren Faktenlage eine Gefährdung nicht ausgeschlossen werden könne, müsse der Schutz der Bevölkerung Vorrang haben. „Eine neue Bewertung und Offenlage könne frühestens nach Vorlage eines Hochwasserschutzkonzepts Ahr und dessen Umsetzung für den Bereich Kurpark Bad Bodendorf erfolgen“, schrieb der Ortsverband.[6]

Weitere Fotos[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Videos[Bearbeiten]

Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021

Mediografie[Bearbeiten]

Weblink[Bearbeiten]

change.org: Den Kurpark in Bad Bodendorf von Bebauung retten!, Online-Petition vom 19. Januar 2023

Fußnoten

  1. Quelle: Rhein-Zeitung vom 29. April 2012
  2. Quelle: Bernd Linnarz: Neue Perspektiven für das kleine Heilbad, general-anzeiger-bonn.de vom 17. März 2003
  3. Quellen: Rhein-Zeitung vom 29. April 2012 und vom 17. Mai 2013
  4. Quellen: Judith Schumacher: Bad Bodendorf: Aus Kurpark soll ein Wohnpark werden, rhein-zeitung.de vom 5. Februar 2019, und Victor Francke: Planungen in Sinzig – Bad Bodendorfer Kurpark wird Wohnpark, general-anzeiger-bonn.de vom 6. Februar 2019
  5. Quelle: Anton Simons: Förmliche Offenlage der Pläne: Investor plant 70 neue Wohnungen im Bad Bodendorfer Kurpark, ga.de, 8. November 2022
  6. Quelle: Kurpark in Bad Bodendorf: Grüne lehnen Bebauungsplan ab - Für Sinzigs Ortsverband muss erst das Hochwasserschutzkonzept Ahr her, in: Rhein-Zeitung, 18. Januar 2023, s.a. Victor Francke: Neue Diskussion um Pläne des Investors: Grüne lehnen Bebauung des Bad Bodendorfer Kurparks ab, ga.de, 18. Januar 2023