Lothar Brucker

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Lothar Brucker 2006

Pastor Lothar Brucker (* 6. Januar 1937 in Erfurt; † 30. Oktober 2020)[1] war ein katholischer Priester aus Waldorf, der sich sich seit 1974 in besonderer Weise in der Bolivien-Partnerschaft engagierte. Brucker arbeitete als Priester und Entwicklungshelfer in Bolivien, und als Ruheständler verbrachte er bis in seine letzten Jahre dort die Wintermonate. Weil er lange Jahr für Jahr mit dem beginnenden deutschen Herbst nach Südamerika flog, nannte er sich selbst „die Waldorfer Schwalbe“. In Waldorf wohnte er in seinem Elternhaus in der Pilsgasse 12. Ab dem Frühjahr 2020 lebte er in einem Seniorenheim in Bad Breisig. In seiner Pfarrei in der Erzdiözese Sucre ließ Brucker nach einer langen Trockenperiode einen Staudamm bauen. Und er sorgte dafür, dass ein Berg aufgeforstet wurde. Außerdem war er daran beteiligt, in Villa Serrano den Fortbestand einer Schule für den zweiten Bildungsweg zu sichern. Ab 2000 vermittelte er deutsch-bolivianische Patenschaften, um Kindern aus ärmlichen Verhältnissen in Bolivien zu helfen.


Vita[Bearbeiten]

Lothar Brucker 1982 bei seiner Einführung als Pfarrer von Kärlich

Als Bruckers Vater im Krieg gefallen war, zog seine Mutter 1944 mit ihm und seiner Schwester in ihren Heimatort Waldorf. Lothar Brucker besuchte die Volksschule und anschließend die Handelsschule in Sinzig. Nach einer Banklehre arbeitete er sechs Jahre als Angestellter. Während seiner Berufstätigkeit besuchte er das Abendgymnasium in Neuss. Seine Kolpingmitgliedschaft und Arbeitseinsätze in Krisengebieten Israels und im Libanon führten ihn dazu, Priester zu werden wie Adolph Kolping, der sich zu seiner Zeit im 19. Jahrhundert für Menschen einsetzte, die Hilfe und Beistand brauchten. In Freiburg und Trier studierte Brucker Theologie, und am 13. Juli 1969 wurde er in Trier zum Priester geweiht. Bruckers Primizfeier in Waldorf wurde vom Männerchor Waldorf mitgestaltet.

Nach Priesterweihe und ersten Jahren als Kaplan in Plaidt und Jugendseelsorger in Mayen meldete sich Lothar Brucker zum Solidaritätseinsatz des Bistums Trier in Bolivien, wo er acht Jahre in der Pfarrei Villa Serrano tätig war, einer ländlichen Stadt in dem südamerikanischen Andenstaat. Zu der Pfarrei gehören rund 40 Dörfer, die zum Teil nur mit einem Geländewagen oder mit dem Pferd erreichbar waren. Ein weiterer Einsatz folgte von 1990 bis 1998. In der Zwischenzeit war Brucker acht Jahre Pfarrer von Kärlich und Kettig.

Zweimal acht Jahre verbrachte Brucker als Seelsorger in Bolivien, betrieb den Ausbau des Bildungszentrums CEITHAR und den Bau eines Staudammes zur Bewässerung der Ländereien. Das durch seinen Einsatz ausgebaute Bildungszentrum und Internat für Kinder der bolivianischen Landbevölkerung rüstet die Schüler mit einer Grundbildung und den handwerklichen Fertigkeiten aus, um ihnen ein selbstbestimmtes, abgesichertes Leben zu ermöglichen. Brucker organisierte nicht nur die Finanzierung des Projekts, sondern arbeitete selbst mit den jungen Menschen zusammen.

Von August 1998 bis zum Herbst 2005 war Lothar Brucker Pfarrer und zuletzt Ruhestandsgeistlicher in Löf, Hatzenport und Nörtershausen. Aus gesundheitlichen Gründen ging er von dort aus in den Ruhestand und kehrte nach Waldorf zurück, wo er sich in den Pfarreien der Pfarreiengemeinschaft Breisiger Land und darüber hinaus engagierte, ohne Rücksicht auf seine gesundheitliche Verfassung.

Auch im Ruhestand setzte sich Brucker für die Menschen in Bolivien ein. Ab 2000 war er im Bistum Trier für die Werbung von Paten und Förderern für die Priesterausbildung in Bolivien zuständig – eine Arbeit, die er im Ruhestand zu seiner Hauptaufgabe machte.

Auszeichnungen[Bearbeiten]

Staatssekretär Walter Schumacher überreicht Lothar Brucker das Bundesverdienstkreuz

Für sein jahrzehntelanges Engagement für die Bolivienhilfe erhielt Brucker am Donnerstag, 6. November 2014, in Mainz das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland am Bande. Kulturstaatssekretär Walter Schumacher überreichte die von Bundespräsident Joachim Gauck verliehene Auszeichnung und sagte:

Vier Jahrzehnte lang prägte und bereicherte Lothar Brucker die Bolivienhilfe des Bistums Trier und in ganz Deutschland durch sein umfassendes ehrenamtliches Engagement bei der Solidaritätsstiftung Trier-Chuguisaca. Er hat nicht nur über Nächstenliebe gepredigt, sondern den Grundsatz seines Glaubens mit seinem sozialen Wirken in die Tat umgesetzt und vorgelebt. Lothar Brucker ist nicht nur Seelsorger, sondern vor allem auch ein Entwicklungshelfer, der stets selbst mit anpackte.[2]

Am 16. März 1996 ernannte die Mitgliederversammlung der Kolpingsfamilie St. Mauritius Kärlich e. V. Pastor Lothar Brucker zu ihrem Ehrenpräses.

In Anerkennung seines selbstlosen Einsatzes in Bolivien wurde er ebenfalls 1996 zum Ehrendomherrn des Metropolitankapitels der Kathedralkirche von Sucre ernannt.

Mediografie[Bearbeiten]

Weblink[Bearbeiten]

facebook.com: Lothar Brucker

Fußnoten

  1. Quellen: Todesanzeige in Rhein-Zeitung vom 3. November 2020, S. 20, und Nachruf der katholischen Pfarrgemeinde „St. Remaklus“ Waldorf in Rhein-Zeitung vom 4. November 2020, S. 20
  2. Quelle: Rhein-Zeitung vom 8. November 2014