Schuld

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Wanderer auf dem Ahrsteig oberhalb von Schuld
Die Veranstaltung Ahrfelsen in Flammen
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Die um 1960 in Schuld entdeckten Reste der Römervilla Schuld
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Notumfahrung 17 Monate nach dem Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021
ca. 1905
im Winter
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Mitfahrbank
Bücherschrank

Schuld (Ahr) ist eine Gemeinde in der Verbandsgemeinde Adenau im Kreis Ahrweiler. Schuld, einer der nördlichst gelegenen Orte von Rheinland-Pfalz, wird in West-Ost-Richtung von der Ahr durchflossen, die in dem Ort eine markante Schleife macht und die stellenweise von hohen Felswänden flankiert wird. Schuld ist ein anerkannter Fremdenverkehrsort mit einer guten Handvoll gastronomischer Betriebe und Hotels für das Wohl. Der Ahrsteig verläuft am Ort entlang, der Ahr-Radweg führt mitten durch den Ort.


Lage[Bearbeiten]

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Einwohnerzahl[Bearbeiten]

Juli 2014: rund 730

März 2022: rund 720

Bürgervertreter[Bearbeiten]

Bürgermeister: Helmut Lussi (2004-2019), Vorgänger: Jürgen Hecken (fast 19 Jahre bis Mitte 2009), Johann Römer (bis 1990), Hans Schug, Johann Nelles (ab 1957), Wilhelm Schug (12. Dezember 1948 bis 12. Februar 1957), Peter Zimmer

Erster Beigeordneter: René Haas (2009-2019)

Beigeordneter: Waldemar Kaspers (2009-2019)

Gemeinderat Schuld

Vereine[Bearbeiten]

Politische Gruppierungen[Bearbeiten]

CDU-Ortsverband Dümpelfeld/Insul/Schuld

Glaubensgemeinschaften[Bearbeiten]

Veranstaltungen[Bearbeiten]

Verkehrsinfrastruktur[Bearbeiten]

Straßen[Bearbeiten]

Ahrstraße, Ahrweg, An der Lecker, Auf dem Stausten, Bahnhofstraße, Bergstraße, Brückenstraße, Domhofstraße, Gartenstraße, Hauptstraße, Im Domauel, Martinshöhe, Martinsstraße, Mühlenweg, Römerstraße, Römerweg, Schulstraße,Steinweg

Sonstiges[Bearbeiten]

Gewerbe[Bearbeiten]

Ortsname[Bearbeiten]

Der Name „Schuld“ geht vermutlich auf das keltische „scolta“ zurück, in dem zwei keltische Wörter stecken, nämlich scolt (= krumm) und aha (= fließendes Gewässer). Damit könnte die Ahr in Schuld aus der Vogelperspektive gemeint sein. Im 13. Jahrhundert wurde aus scolta dann „scolte“ oder „scoulte“; und durch Lautwandel oder Lautverschiebung entstand dann über „Scholt“, „Schult“ und „Schuldt“ der heutige Ortsname Schuld. Diese Deutung scheint auch aufgrund der frühen und langen Regentschaft der Kelten gegenüber römischen Varianten wahrscheinlich.[1]

Chronik[Bearbeiten]

Beim Ahr-Hochwasser vom 21. Juli 1804 gab es in Schuld gab es zwei Todesopfer. Außerdem wurden dort sieben Wohnhäuser und sieben Scheunen oder Ställe sowie zwei Mühlen, zwei Brücken und 15 Wohnhäuser schwer beschädigt.[2]

Die Straße von Dümpelfeld nach Schuld und weiter die Ahr hinauf wurde zwischen 1870 und 1884 gebaut. Und 1907 verkehrten die Postkutschen von Dümpelfeld über Schuld bis zur Pferdewechselstation Laufenbacher Hof.

Neben Ferienzimmern und -wohnungen gab es in Schuld vor und nach dem Zweiten Weltkrieg eine ganze Reihe von Hotels - darunter das Hotel Falkenberg, das später Jagdhaus Eikelbeck, dann Sportklause und bis 2019 Landgasthaus „Zum Köbes“ hieß. Außerdem gab es das 1929 gegründete Hotel-Restaurant Schäfer und die Pension Theissen, später Hotel zum Ahrtal als erste und älteste Pension im Ort. Besitzer war im Jahr 1920 J. Theissen, spätere Besitzer waren Walter Stahl, M. Stahl, Gillessen und Wolfgang Greif. Außerdem gab es das Hotel - Restaurant - Café „Zur Linde“, weiter das Hotel Burghof mit dem Inhaber Toni Kupitz, das heute Wohnzwecken dient, das Hotel-Restaurant „Schöne Aussicht“ Schuld||Hotel-Restaurant „Schöne Aussicht“ mit dem Inhaber Anton Schmitt (heute Wohnraum), das Haus Waldfrieden, heute Biker-Treff, der |Gasthof zur Ahrklause (heute Wohnraum), die Speisegaststätte und Metzgerei Hans Klein, später Pizza Eylem, anschließend bis zur Zerstörung durch das Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021 „Arya Grill Pizzeria“.

Schuld zählte in den 1950er Jahren acht Hotels und fünf Geschäfte, zwei Pensionen sowie etliche Fremdenzimmer. Dazu gehörten Hotel zur Linde, Hotel Schäfer, Hotel Ahrtal, Hotel Falkenberg, Hotel Burghof, Hotel zur Schönen Aussicht, Hotel Haus Waldfrieden, Daubiansmühle, Pension Ahrklause und das Bahnhofswirtshaus, das Zigarrengeschäft Schumacher, Frau Wwe. Klein Lebensmittel, Kaufhaus Michael Schäfer, Josef Müller Lebensmittel, Metzgerei H. Klein, Bäckerei Schlösser, Raiffeisenbank, Kreissparkasse und Post.

Arbeitsplätze boten auch der Baustoffhandel Hans Schug, und eine Berufsausbildung im Bauhandwerk war bei Vincent Neunzig möglich. Außerdem gab es die Schreinerei Christian Heinen und den Zimmermannsbetrieb von Bernhard Bung, den Hufschmied Hoffmann und die Familie Wurst, die mit ihren Pferdegespannen das Holz aus dem Wald zog, sowie die Schreinerei Stefan Schäfer. Nach und nach gaben die Kleinbauern ihre Wirtschaft auf. Geblieben sind bis 2022 die Landwirtschaftsbetriebe Kläsgen und Nelles.[3]

In den 1950er und 1960er Jahren kamen die Gäste von Schuld überwiegend aus Belgien und den Niederlanden. Die Busse parkten damals weit über die Ortsgrenze hinaus und bescherten Schuld Arbeitsplätze, Wohlstand und Einwohner, so dass neue Baugebiete ausgewiesen werden mussten.

Bis 1967 durfte Schuld den Namenszusatz „Luftkurort“ führen.[4]

Beim rheinland-pfälzischen Landesentscheid 2014 im Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" wurde Schuld am 1. Oktober 2014 mit Gold in der Hauptklasse ausgezeichnet. Insgesamt 220 Dörfer hatten sich am Landeswettbewerb beteiligt, 122 in der Haupt-, 98 in der Sonderklasse. Davon hatten sich aus den vorangegangenen Kreisentscheiden 24 Dörfer für den Landesentscheid qualifiziert. Mit Bürgerschaft, Verein- und Ratsmitgliedern bilde der Ort eine starke Dorfgemeinschaft. Hervorzuheben sei insbesondere das bürgerschaftliche Engagement des Festes Ahrfelsen in Flammen. Neubürger würden durch die vielen Aktionen im Ort schnell integriert und motiviert.[5]

Außerdem hob die Jury die gute infrastrukturelle Ausstattung des Ortes mit Einrichtungen der Grundversorgung, mit medizinischer Versorgung, Gastronomie- und Fremdenverkehrseinrichtungen und Arbeitsplätzen – „ca. 70 Betriebe und ca. 200 Arbeitsplätze“ – hervor. Im Bereich der nachhaltigen Energieversorgung sei Schuld hervorragend aufgestellt: Die Straßenbeleuchtung sei auf LED umgestellt und die Katholische Kindertagesstätte "St. Franziskus" mit einer Fotovoltaikanlage ausgestattet worden.

Mit Blick auf die demografische Entwicklung wies die Jury auf die Schaffung privater Seniorenpensionen hin. Zum Ortskern hieß es: „Viele der ortsbildprägenden Fachwerkhäuser wurden bereits umgenutzt, fachgerecht saniert und modernisiert. Die kommunalen Projekte wurden mit großen Eigenleistungen umgesetzt, wie z.B. das Freiräumen des ehemaligen Bahndamms oder die Errichtung der Brücke zur Ahraue/Freizeitgelände.“

Die Vermarktung leer stehender Häuser durch ein Leerstandskataster werde durch die Ortsgemeinde unterstützt. Die Innenentwicklung entlang der Ahrschleife sei ein besonderes Anliegen der Gemeinde, insbesondere die Nutzung vorhandener Bausubstanz zur Schaffung von Wohnraum im Dorfkern. Außerdem sei ein durchgängiges Konzept für die Buswartehäuschen und Ortsbeschilderung mit regionaltypischen Materialien konsequent realisiert worden. Der begonnene, rollstuhlgerechte Straßenausbau solle seitens der Gemeinde weiterhin umgesetzt werden.

„Die innerörtliche Begrünung ist geprägt von schönen Rundwegen mit vielen Sitzgelegenheiten und Aussichtspunkten“, hieß es in der Bewertung. Gras- und Waldwege böten ein einzigartiges Ambiente. Der Weg über die Stephansbrücke durch die vielfältige Blumenwiese an der Ahr, die natürlich eingegrünte Ahrschleife sowie der Ahrfelsen böten ein eindrucksvolles Ensemble. „Liebevoll gepflegte Privatgärten und die angepasste Renaturierung des Ahrufers in Verbindung mit dem informativen Geopfad und abwechslungsreichen Streuobstbeständen runden das positive Gesamtbild einer abwechslungsreichen Grüngestaltung ab.“

Weitere Pluspunkte gab es dafür, dass Schornkapelle, Friedhof und Freilichtbühne ehrenamtlich gepflegt würden und hervorragend in die Umgebung eingepasst seien. Vorbildlich sei auch das ehrenamtliche Engagement mit dem Ziel, „diese herrliche Landschaft erlebbar zu machen, sei es durch die landschaftsangepasste Beschilderung z.B. des Ahrsteigs oder die Anlage von Themenwanderwegen, wie beispielsweise eines Passionsweges, eines Bienenlehrpfades oder des Geopfades in Zusammenarbeit mit der Universität Bonn“.

Das Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021 erreichte in Schuld eine Höhe von 7,80 Meter; 2016 waren es 3,60 Meter. Die Flut betraf 144 Haushalte im Ort und etwa die Hälfte aller Häuser. 13 Häuser wurden zerstört oder waren bis März 2022 abgerissen. Bürgermeister Helmut Lussi schätzte im Februar 2022, dass mindestens weitere vier Häuser abgerissen werden müssen. Bei weiteren sei fraglich, ob sie wieder aufgebaut werden können. Die beiden Fachwerkmühlen, die an der Ahr standen, müssten ebenfalls abgerissen werden. Die komplette Nahversorgung - Bäckerei, Metzgerei mit Tante-Emma-Laden und Pizzeria - wurden durch die Flut zerstört. Bäckerei und Metzgerei können jedoch wieder aufbauen, die Pizzeria wird an einem neuen Standort wiedereröffnet. Etwa sechs Hektar Fläche gingen durch die Flut verloren. Wegen des neuen Hochwasserschutzgebietes muss sich der Campingplatz Schuld verkleinern. Der Sportplatz an der Bahnhofstraße kann nicht wieder aufgebaut werden, weil er ebenfalls im Hochwasserschutzgebiet liegt. Für die Bewohner, deren Haus durch die Flut unbewohnbar wurde, ist oberhalb des Dorfes auf einer unbebauten Wiese ein kleines Neubaugebiet geplant. Alle Bewohner konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen; niemand kam in der Flut ums Leben. Der von der Gemeinde eingereichte Maßnahmenkatalog für die Wiederaufbauhilfen umfasste 35 kommunale Einzelmaßnahmen mit einem Gesamtvolumen von 13 Millionen Euro. Größte Posten dabei: Neubau der Ahrstraße (1,8 Millionen Euro), Neubau des Dorfgemeinschaftshauses (1,8 Millionen Euro), Wiederaufbau der Domhof-Brücke (1,4 Millionen Euro), Hangsicherung an der Römerstraße (1,2 Millionen Euro) und Sanierung der Bahnhofstraße (840.000 Euro).[6]

Helmut Reuter, Vorsitzender des Verkehrsvereins Schuld an der Ahr, beschrieb in einer Chronik anlässlich des 100-jährigen Vereinsbestehens:

Bei einem Pegelstand von 8,87 m (diese Angabe stammt von Helmut Lussi, Ortsbürgermeister in Schuld, anlässlich der Pressekonferenz während des Besuchs von Bundeskanzlerin Angela Merkel) hatte unser kleiner, idyllisch liegender Ort keine Chance. Das Hochwasser erfasste als erstes den Campingplatz und riss dort alles mit sich. Im Ort angekommen, suchte sich die Flutwelle u. a. einen Weg zwischen der früheren Tankstelle Zeyen und der Bäckerei Schlösser, riss fort, was im Wege stand und hinterließ dabei eine Schneise der Verwüstung. Ganze Straßenzüge wurden weggespült, Häuser gingen in den Fluten unter und wurden völlig zerstört. Viele weitere sind nicht mehr bewohnbar und müssen abgerissen werden. Unter eigener Lebensgefahr rette David Kläsgen im Ortsteil Domhof eine junge Familie mit ihrem Baby aus einem Fenster. Eine junge Frau harrte im Ortsteil Deistig, in dem unter Denkmalschutz stehende Gebäude 12 Stunden in ständiger Lebensangst, von den tosenden Wassermassen umgeben, auf dem Speicher aus. Neben David haben weitere Schulder Bürger, die Freiwillige Feuerwehr aus Schuld, unter Lebensgefahr 30 Menschen aus den Fluten gerettet. Als letzte konnte Hedwig Breuer über die Dächer hinweg den Fluten entkommen. Weitere Personen mussten … die Nacht über in ihren Häusern ausharren. Die Strömung war einfach zu stark (60 Stundenkilometer wurden gemessen) und treibende Autos und Gastanks machten einen Bergungsversuch zunichte.

Historisches[Bearbeiten]

Hotel – Restaurant „Zum Ahrtal“ Schuld

Weitere Bilder[Bearbeiten]

(Nach dem) Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021[Bearbeiten]

Aussetzen von mehreren Tausend Lachsen durch Kinder im März 2023[Bearbeiten]

Videos[Bearbeiten]

(Nach dem) Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021[Bearbeiten]

15.06.22: Schuld, Fahrt durch den Ort, Update Ahr Flutkatastrophe, Rideoak, 15. Juni 2022

Silixen-Media: Schuld im Ahrtal / Eifel, 27. März 2022

Neujahrsfahrt duch Schuld (Kreis Ahrweiler) am 01.01.2022 (Flutgebiet), EMS Media TV, 3. Januar 2022

Komm mit wandern: Rund um Schuld nach der Flut (13:37)

Mediografie[Bearbeiten]

Nach dem Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Winfried Sander: Kelten gaben Schuld seinen Namen: das „krumm fließende Gewässer“, in: Rhein-Zeitung vom 22. Juli 2014
  2. Quelle: Hans Frick: Das Hochwasser von 1804 im Kreise Ahrweiler, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1955
  3. Quelle: verkehrsverein-schuld.de: Gründung des Verkehrsvereins, gesehen am 3. Mai 2022
  4. Quelle: verkehrsverein-schuld.de, gesehen am 2. Mai 2014
  5. Quellen: Dorferneuerung: Lewentz: Sieger im Landesentscheid „Unser Dorf hat Zukunft“, isim.rlp.de vom 1. Oktober 2014, Jury-Begründung für Gold-Gewinner Sonderklasse, isim.rlp.de (gesehen am 2. Oktober 2014, pdf, 19 Seiten), "Unser Dorf hat Zukunft" - Gold für Insul und Schuld, general-anzeiger-bonn.de vom 2. Oktober 2014, Landesentscheid: Gold für Insul und Schuld, rhein-zeitung.de vom 2. Oktober 2014 und Wie Insul und Schuld bei der Jury punkten - Begründungen für Goldmedaillen, Rhein-Zeitung vom 2. Oktober 2014
  6. Quelle: Mirjam Hagebölling: Wiederaufbau in Schuld: Neubau der Domhof-Brücke kostet 1,4 Millionen Euro, rhein-zeitung.de, 10. März 2022