Seilbahn Altenahr

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Ansichtskarte aus den Anfangsjahren der Bahn
Historische Ansichtskarte
Sessellift Altenahr 1.jpg
Kennzeichnung des Einstieg an der Talstation
Der ehemalige „Seilbahntreff“ in der Nähe der Talstation kurz vor dem Abriss
Die bereits zugewucherte Talstation kurz vor dem Abriss
Die ehemalige Seilbahn-Gaststätte in der Nähe der Talstation
Seilbahn-Gaststätte.jpg

Die im Jahr 1953 eröffnete und Ende 2011 geschlossene Seilbahn Altenahr führte auf einer Seillänge von 650 Metern auf den 354 Meter hohen Ditschardt-Berg. In den offenen Sitzgondeln für je zwei Personen überwanden die Fahrgäste einen Höhenunterschied von rund 180 Metern. Die Saison dauerte jeweils von Ostern bis Ende Oktober.


Lage[Bearbeiten]

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Chronik[Bearbeiten]

Die Idee zum Bau der Sesselseilbahn in Altenahr stammte von Gustav König und Otto Bednarzik. Sie kümmerten sich seinerzeit um Durchführung und Finanzierung des Projekts. Die Firma Hasenclever baute die Anlage. Die gleiche Gesellschaft baute auch die Seilbahn zur Burg Rheineck, die jedoch nach dem Verkauf der Burg in den 1970er-Jahren samt Ausflugslokal ihren Dienst einstellte und abgebaut wurde. Gustav König betrieb einen bemerkenswerten Aufwand, um für die Bahn zu werben. Zeitweise verließ keine Ansichtskarte und kein Brief Altenahr ohne einen Stempel mit dem Werbeslogan „Entdecke das Ahrtal mit der Seilbahn Altenahr“ oder „Komm und staune“ und einer Zeichnung der Seilbahn. In den Sommermonaten fuhr die Bahn manchmal bis Mitternacht. Die mit Lichterketten erleuchteten Gondeln waren dann weithin zu sehen.[1]

Der General-Anzeiger malte in seiner Ausgabe 31. Januar 2012, anlässlich der Schließung der Bahn, ein Bild aus der Anfangszeit:

Die Busse auf den Parkplätzen stehen dicht an dicht. Der Kölner Boxer Peter Müller schwebt über die Ahr. Dito eine Braut mit wehendem Schleier nebst frischgebackenem Ehemann. „Hinauf in sonnige Höhen“ wirbt ein Plakat. „Komm, sieh und staune“ lockt ein Sonderstempel der Bundespost. Gästen im „Höhenrausch“ reichen Winzer im Vorbeifahren aus dem Wingert reife Spätburgundertrauben, und Männer in schmucken Uniformen helfen an der Altenahrer Seilbahn beim Ein- und Aussteigen. Das war 1954 und ist Geschichte.

Mit Eröffnung der Seilbahn erhielt auch die Seilbahnstraße (Altenahr) ihren Namen. Rasch siedelten sich dort andere touristisch orientierte Gewerbetriebe an, wobei die Betriebe ihre Terrassen in Richtung Seilbahn ausrichteten. In Spitzenzeiten war die Straße eine regelrechte Partymeile. Als die Seilbahn Ende 2011 ihren Betrieb einstellte, waren dort ein Westernsaloon, Ferienwohnungen, Gastronomie, eine Eisdiele, eine Pizzeria, zwei Andenkenlädchen und das Weingut Sermann-Kreuzberg.

Gustav König führte die Seilbahn GmbH bis zum Übergang an Horst & Jüssen. Betriebsleiter war von Anfang an Franz Bleffert, der im Jahr 2011 aus gesundheitlichen Gründen ausschied. Firmeninhaber Jüssen wohnte in einer Villa im Sahrbachtal bei Kreuzberg. Er drohte seinerzeit damit, eine Konkurrenz-Seilbahn zur Landskrone hinauf zu bauen, falls er die Altenahrer Seilbahn nicht bekomme. Nach Jüssens Tod ließ die Identifikation des Unternehmens mit der Seilbahn nach. Franz Rudolf Kloster aus Altenahr führte bis zum Einstellen der Bahn Ende 2011 im Auftrag der Übernahmefirma Horst & Jüssen die Geschäfte der Seilbahn.

Das Berghotel „Bellevue“ wurde gebaut und von Richard Henseler & Co. geführt. Im Jahr 1961 übernahmen Franz Nachtsheim und seine Frau Margarethe den Betrieb. Eine Tochter der Nachtsheims nutzte das Hotel später als privates Wohnhaus, während die zweite Tochter (Serapinski) mit ihrem Mann bis 2009 den Terrassenbetrieb des Cafés Bellevue führte. Spätestens seit der Schließung des Restaurantbetriebs Café Bellevue im Jahr 2009 rentierte sich die Seilbahn nicht mehr. So kündigte die Horst AG den Pachtvertrag mit der Gemeinde Altenahr für das gesamte Betriebsgelände einschließlich Tal- und Bergstation sowie angrenzendem Parkplatz fristgerecht im Jahr 2011. Der Vertrag hätte sich andernfalls im August 2012 automatisch um 30 Jahre verlängert.

Pläne, an der Kopfstation der Bahn einen Wildpark zur Belebung des Tourismus zu eröffnen, wurden aus Landschafts- und Naturschutzgründen nicht verwirklicht. Andreas Wittpohl hatte um 2002 angeregt, die Seilbahn so umzurüsten, dass dort Mountainbiker mit ihren Rädern hinauftransportiert werden, die dann über eine Downhillstrecke wieder ins Tal hätten fahren können.

Mit einer vom ehemaligen Kreisarchivar Ignaz Görtz arrangierten Ausstellung im Seilbahncafé wurde im Jahr 2003 an das 50-jährige Bestehen der Seilbahn erinnert.

Der Pachtvertrag für den Parkplatz mit der Gemeinde Altenahr lief zum 31. August 2012 aus; er wurde vom Pächter im Jahr 2011 gekündigt. Die Seilbahn selbst gehörte der Horst AG, ebenso die Ahrbrücke am Seilbahn-Parkplatz und der zweite dahinter liegende Parkplatz.

47.549 Berg- oder Talfahrten wurden in der Saison 2011 gezählt. 1975, in den Glanzjahren der Seilbahn, waren es 400.000. Doch dann ging es bergab: 1986 hatte sich die Zahl der bezahlten Fahrten bereits auf 280.000 reduziert. Die Zeiten der Sonderzüge und -busse waren da bereits vorbei. Standen in den 1980er-Jahren samstagsabends um 23 Uhr noch 130 Busse auf dem Parkplatz an der Talstation, waren es im Jahr 2011 noch höchstens fünf.

Im Februar 2018, 65 Jahre nach der Eröffnung der Seilbahn, endete ihre Geschichte: Die Wuppertaler Spezialfirma „Deutsche Helikopter“ transportierte am 16. Februar 2018 per Hubschrauber – Typ AS-350 B3 – die drei noch im Steilhang befindlichen und bereits demontierten Pfeiler abtransportiert. Jeder von ihnen hatte ein Gewicht von etwa 900 Kilogramm. Anschließend wurden die Pfeiler auf dem Seilbahnparkplatz von einer Baggerzange zerlegt, bevor der Schrott auf der Ladefläche eines Lkw landete. Berg- und Talstation waren bereits 2017 abgerissen und das 650 Meter lange Förderseil war demontiert worden. Mitarbeiter der Schalkenbacher Firma Anton Müller hatten bereits die Pfeiler von den Betonfundamenten geschraubt und geflext. Teile der Seilbahn, unter anderem die Seilführungsrollen, sollen bei einer baugleichen Sesselbahn in Boppard verwendet werden. Einige Sessel gingen an Liebhaber. Manfred Sebastian – er war von 1991 bis 1995 und dann noch mal von 2003 bis zum Schluss Betriebsleiter der Seilbahn – hat einen Seilbahn-Sessel als Erinnerung in seinem Garten aufgestellt.[2]

Weitere Fotos[Bearbeiten]

Bergstation[Bearbeiten]

Videos[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Altenahrer Seilbahn stellt den Betrieb ein, rhein-zeitung.de vom 20. und vom 21. Januar 2012
  2. Quelle: Frieder Bluhm: Das Ende einer Seilbahn – Einstige Touristenattraktion in Altenahr ist mit der Demontage der Pfeiler Geschichte, in: Rhein-Zeitung vom 19. Februar 2018