Kriegsopfer-Gedenkstätte „Sinziger Löwe“

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Die 2020 sanierte „Löwentreppe“
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„Sinziger Löwe“ wird die in den Anlagen unterhalb der katholischen Pfarrkirche „St. Peter“ und oberhalb der Barbarossastraße stehende aus rheinischer Basaltlava bestehende Gedenkstätte für die Gefallenen der beiden Weltkriege genannt. Denn „der scheinbar in Richtung Frankreich blickende, von einem Pfeil tödlich getroffene Löwe beherrscht die Gedenkstätte.“[1] Der Entwurf für den von einem Pfeil durchbohrten aus 16 Tonnen Granit bestehenden pompösen und heroischen Löwen, der den Mittelpunkt der am 5. Juli 1931 vom damaligen Sinziger Bürgermeister Dr. jur. Ernst Schäfer eingeweihten Anlage darstellt, stammt von dem Kölner Bildhauer und Architekten Franz Brantzky. „Der auf einem vorgelagerten Sockel errichtete steinerne Löwe versinnbildlicht die Gefühlslage der Denkmalstifter nach dem Ende des Ersten Weltkrieges“, heißt es in der Wikipedia zum Sinziger Löwen.[2] Kritiker deuteten das Denkmal als Darstellung der Dolchstoßlegende.[3]


Standort[Bearbeiten]

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Beschreibung[Bearbeiten]

Das Onlineprojekt „Gefallenendenkmäler“ beschreibt die Gedenkstätte folgendermaßen:[4]

Das Denkmal besteht aus einer gegen den Hang gesetzten halbrunden Bruchsteinmauer, die an beiden Enden ein kurzes Stück abknickt. Daran schließt sich eine nicht so hohe Mauer an. In der Rundung sind drei Steinplattenbänder aus je achtzehn Platten, darauf stehen die Namen der Gefallenen. Jeweils die erste und die achtzehnte Platte finden sich auf den abknickenden Mauerteilen, darauf jeweils ein Eisernes Kreuz und Jahreszahlen zwischen 1914 und 1918. Auf dem schmalen Rand der Mauerabdeckung ist eine Widmung, die nach dem Zweiten Weltkrieg abgeändert wurde. Zum Denkmal führt eine breite Treppe von der Barbarossastraße hinauf, die sog. Löwentreppe. Am Treppenende auf einem Sockel ist ein Löwe vor der Mauerrundung, dem Löwen steckt ein Pfeil im Rücken. Nach dem Krieg hat man die rechts und links abknickenden Mauern auf die gleiche Höhe mit der abgerundeten Mauer gebracht. Auch an diesen Wänden sind drei Steinplattenbänder mit je achtzehn Platten. Auch hier sind auf der ersten und der achtzehnten Platte je ein Eisernes Kreuz sowie die Jahreszahlen 1939 bis 1958 abgebildet. Alle Teile des Denkmals sind aus Basaltlava gefertigt. Der Entwurf zu diesem Denkmal stammt von dem Kölner Architekten Franz Brantzky. Gebaut wurde es von dem Bildhauer Willy Meller ...

An anderer Stelle heißt es, der Löwe sei von dem Bildhauer Johann Mittler aus Obermendig realisiert worden.[5]

Chronik[6][Bearbeiten]

Der Bau des großen Kriegerdenkmals hat eine längere Vorgeschichte. Anfangs warben einzelne Ortsvereine für einen Baufonds für das Denkmals, bis 1926 die Stadtverwaltung die Sache in die Hand nahm. Nach einem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung wurden jährlich 3000 Mark im Haushaltsplan eingesetzt, und so standen 1930 auf diese Weise 15.000 Mark zur Verfügung. Während sich der Verkehrs- und Verschönerungsverein im Januar 1930 gegen den Bau des Denkmals im Luna-Park oder auf dem Kirchhügel aussprach, „da hierdurch das wuchtig wirkende Bild der Kirche ungemein gestört werde", hielt der damalige Provinzialkonservator den Platz unterhalb der Kirche zur Barbarossastraße hin für überaus geeignet und repräsentativ. Bei dem engeren Wettbewerb entschied sich das Preisgericht im Februar 1930 für den Entwurf „Mit Liebe" von Franz Brantzky. Der Architekt und Bildhauer aus Köln hatte nach Ansicht des Preisgerichts die beste architektonische Lösung gefunden, weshalb er den ersten Preis erhielt. Für Brantzky war dies bereits die 95. Auszeichnung, die er bei Wettbewerben und für hervorragende künstlerische Leistungen erhielt. Der Entwurf für Brantzkys „Heldenmal der Stadt Sinzig“ war im März 1930 in der Buchhandlung Ludwig Röhrscheid in Bonn ausgestellt worden. Von den zehn verschiedenen Entwürfen, die Brantzky für die Plastik vorgelegt hatte, wurde schließlich der vom Speer getroffene Löwe zur Ausführung bestimmt.

Am 21. Juli 1930, im Anschluss an eine Sitzung der Stadtverordneten nahm Bürgermeister Dr. jur. Ernst Schäfer die Grundsteinlegung für das Ehrenmal vor. Eine von sämtlichen anwesenden Stadtverordneten unterzeichnete Urkunde wurde in eine Glasröhre verpackt, in eine vorbereitete Kammer des Fundaments eingebettet und mit einer schweren Steinplatte bedeckt. In seiner einleitenden Ansprache wehrte sich Bürgermeister Dr. Schaefer leidenschaftlich gegen das verwerfliche Gerede von der „Dolchstoßlegende“. Diese Legende war eine von der deutschen Obersten Heeresleitung (OHL) in die Welt gesetzte Verschwörungstheorie, die die Schuld an der von ihr verantworteten militärischen Niederlage des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg vor allem auf die Sozialdemokratie, andere demokratische Politiker und das „bolschewistische Judentum“ abwälzen sollte. Sie besagte, das deutsche Heer sei im Weltkrieg „im Felde unbesiegt“ geblieben und habe erst durch oppositionelle „vaterlandslose“ Zivilisten aus der Heimat einen „Dolchstoß von hinten“ erhalten.[7] Niemand habe bei der Darstellung des sterbenden Löwen an dergleichen gedacht, versicherte Bürgermeister Schäfer. Allem Anschein nach bewegte der tötlich getroffene Löwe damals aber doch die Gemüter. Anfang Juli 1931 hieß es nämlich in der Presse, „die Tierplastik — der vielumstrittene Löwe –“ sei angekommen. Und die Basaltblöcke seien auf dem Sockel zu einem Ganzen zusammengefügt worden, so dass der 320 Zentner schwere Löwe nun in voller Größe da stehe.

Am 5. Juli 1931 wurde das Krieger-Ehrenmal der Stadt unter Mitwirkung der örtlichen Vereine feierlich eingeweiht. Zum Beginn der Feier wurden Böllerschüsse abgefeuert. Bürgermeister Dr. Schaefer hielt eine Weiherede und legte einen Kranz mit Schleife in den Farben der Stadt nieder. Die St.-Hubertus-Schützen schossen eine Ehrensalve, und es gab Musik- und Gesangsvorträge gaben der Einweihung einen würdigen Rahmen.

Die später von Architekt Brantzky aufgestellte und den Stadtverordneten am 14. September 1933 bekanntgegebene Rechnung für das Denkmal schloss mit einem Gesamtbetrag von 26.164,19 Reichsmark ab.

Die oberhalb des Löwen angebrachten Tafeln mit den Namen von 137 Kriegstoten des Ersten Weltkrieges wurden später um die Namen von Gefallenen und Kriegsteilnehmern des Zweiten Weltkriegs erweitert. Auf 96 Tafeln sind die Namen von 288 Toten des Zweiten Weltkriegs aufgeführt. Die Zahl der Toten wird unterschiedlich angegeben – je nachdem, ob zivile Opfer, Kriegsgefangene oder in Sinzig getötete Auswärtige mitgezählt werden.[8]

Im Februar 2018 beschäftigte sich der Ortsbeirat Sinzig mit der von der Barbarossastraße zum Löwen führenden Treppe. Ihre notwendig gewordene Sanierung würde zwischen 189.000 und 229.000 Euro kosten, hatte die Ingenieurgruppe Stehen-Meyers-Schmidden dem städtischen Bauausschuss im November 2017 vorgerechnet. Dr. Joachim Schewe, Eigentümer des Sinziger Zehnthofs, schlug im Rahmen der Bürgerfragestunde vor, auf eine Sanierung der Treppe zu verzichten und stattdessen „die alte Serpentinenwegeführung und die schmalen Treppen aus dem historischen Lunapark wieder zu aktivieren“, wie die Rhein-Zeitung berichtete. Dies könne zu einer erheblichen Kosteneinsparung führen. Auf einer Luftschiffaufnahme aus dem Jahr 1911 sei die alte Wegeführung sehr gut zu erkennen. Der denkmalgeschützte Löwe sei von diesen Überlegungen nicht betroffen. Der Ortsbeirat begrüßte den Vorschlag. Nun solle sich das Bauamt mit dem Vorschlag beschäftigen und schließlich solle der Stadtrat entscheiden.[9]

Bei einer Ortsbeiratssitzung am 16. Oktober 2018 sagte Ortsvorsteher Gunter Windheuser, die sogenannten Schewe-Planungen, wegen des Gefälles nicht umsetzbar, seien vom Tisch. Mit sechs Ja- bei zwei Neinstimmen und einer Enthaltung beschloss der Beirat einen Vorschlag von Hagen Hoppe (FDP), die untere Treppe und die Achse beizubehalten und eine Parkgestaltung anzustreben, die der Achse Rechnung trägt.[10]

Im November 2018 stimmte dann auch der Bauausschuss der Stadt Sinzig der rund 184.000 Euro teuren Komplettsanierung der Treppe zu. Das letzte Wort hat allerdings der Stadtrat. Bernd Linnarz berichtete im General-Anzeiger von der Sitzung:

Die Stufen der Treppenanlage sind teilweise bereits abgesackt, dadurch gibt es unterschiedliche Tritthöhen und es ist auch eine ganze Reihe von Stolperkanten vorhanden. Das vorhandene Stufenmaterial soll übrigens in großen Teilen genutzt werden und nur ein Drittel der Stufen durch neue ersetzt werden. Die untere kleine Treppenanlage direkt an der Barbarossastraße soll ... erhalten werden. ... Die Verbindung der beiden Treppenanlagen soll allerdings nicht mit Basaltplatten erfolgen, sondern in wassergebundener Bauweise mit Basaltsplit. Damit will man das Ziel erreichen, die beiden Treppenanlagen städtebaulich zu verbinden.[11]

Siehe auch[Bearbeiten]

In der oberhalb der Gedenkstätte stehenden katholischen Pfarrkirche „St. Peter“ befindet sich eine eher unscheinbare bronzene Gedenktafel für die Gefallenen der Pfarrei aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Ihr Auftraggeber war Pfarrer Johannes Mumbauer (1867–1930). Der Bildhauer Kurt Schwippert (1903–1983) hat die Tafel realisiert, die in ihrer Schlichtheit in scharfem Kontrast zu dem nahen Löwen steht. [12]

Videos[Bearbeiten]

Gedenkfeier am Volkstrauertag 2018 am Sinziger Löwen

Mediografie[Bearbeiten]

Weblink[Bearbeiten]

denkmalprojekt.org: Sinzig (Löwe-Ehrenmal)

Fußnoten

  1. Quelle: genealogy.net: Das Denkmal für die Kriegsopfer der Stadt Sinzig, Version vom 10. April 2016
  2. Quelle: Wikipedia: Sinzig, Version vom 17. November 2020
  3. Quelle: Kreisverwaltung Ahrweiler (Hrsg.): Skulpturen im Kreis Ahrweiler – Katalog des Skulpturenfrühlings 1993 – 6. Kulturtage des Kreises Ahrweiler 23. April bis 31. Mai 1993, 53 Seiten, Meckenheim: Warlich 1993, S. 16
  4. Quelle: denkmalprojekt.org: Sinzig (Löwe-Ehrenmal), gesehen am 17. Januar 2021
  5. Quellen: Mit neuem Wegekreuz Versprechen eingelöst - Basaltmonument der St. Sebastianus-Bruderschaft wird am Kirmessonntag eingeweiht, in: Rhein-Zeitung vom 18. August 1986, und Karl-August Seel: Neues Steinkreuz an der Schützenstraße, in: Sinziger Zeitung 17/1986
  6. Quelle: Hans Kleinpass: Sinzig von 1815 bis zur Gebietsreform 1969, in: Jürgen Haffke/Bernhard Koll (Hrsg.): Sinzig und seine Stadtteile – gestern und heute, 785 Seiten, Sinzig 1983, S. 229
  7. Quelle: Wikipedia: Dolchstoßlegende, Version vom 14. Januar 2021
  8. Quelle: genealogy.net: Das Denkmal für die Kriegsopfer der Stadt Sinzig, Version vom 10. April 2016
  9. Quelle: Judith Schumacher: Serpentinen statt teurer Treppe? Sanierung der alten Stufen wird teuer – Ist die neue Idee umsetzbar?, in: Rhein-Zeitung vom 14. Februar 2018
  10. Quelle: Silke Müller: Ortsbeirat will Löwetreppe ganz erhalten – Gremium spricht sich gegen den Rückbau der unteren Stufen aus – Alte Wegführung soll bleiben, in: Rhein-Zeitung vom 24. Oktober 2018
  11. Quelle: Bernd Linnarz: Sinziger Bauausschuss gibt grünes Licht – Die Sinziger Löwentreppe wird saniert, general-anzeiger-bonn.de vom 11. November 2018
  12. Siehe: Leonhard Janta: „Im grossen Kriege starben für die Heimat ...“ Zur Gedenktafel des Bildhauers Kurt Schwippert in der Sinziger Pfarrkirche, in: Kreisverwaltung Ahrweiler (Hrsg.): Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2020, 300 Seiten, S. 156-159