Spessart

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Trinkwasserbehälter
Wegkreuz nördlich des Ortes

Spessart (bei Kempenich) mit den Wohnplätzen Hannebach, Heulingshof und Wollscheid ist eine Gemeinde in der Verbandsgemeinde Brohltal im Kreis Ahrweiler. Bei der Auftaktveranstaltung zur Dorfmoderation in Spessart im September 2012 wurden als Stärken des Ortes genannt, "dass kein Durchgangsverkehr die Idylle stört, dass gute Verkehrsanbindungen vorhanden sind und dass man über eine optimale DSL-Versorgung verfügt."[1] Als Schwächen wurden genannt: "schlechter Zustand von Straßen und Spielplätzen, fehlende Geschäfte, Mängel im öffentlichen Personennahverkehr und weite Wege zu medizinischen Einrichtungen, Post und Banken."


Lage[Bearbeiten]

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Einwohnerzahl[Bearbeiten]

2005: 758

Bürgervertreter[Bearbeiten]

Ortsbürgermeister: Frank Klapperich (2009-2014, 2014-2019), Vorgängerin: Christel Groß (1999-2009)

Beigeordnete:

  1. Georg Bläser (CDU, 2014-2019)
  2. Willi Schneider (SPD, 2014-2019)
  3. Rainer Groß (FWG, 2014-2019)

Gemeinderat Spessart

Friedhofszweckverband Kempenich

Vereine[Bearbeiten]

Politische Gruppierungen[Bearbeiten]

Veranstaltungen[Bearbeiten]

Öffentliche Einrichtungen[Bearbeiten]

Sonstiges[Bearbeiten]

Gewerbe[Bearbeiten]

Straßen[Bearbeiten]

Auf dem Nüchel, Bocksheck, Brohltalstraße, Eifelstraße, Hannebacher Straße, Kempenicher Straße, Mittelstraße, Ober Bärens Haus (geplant), Ringstraße, Struth, Waldstraße

Gewässer[Bearbeiten]

Spessarter Bach

Chronik[Bearbeiten]

Laut einer Volkszählung wohnten im Dezember 1895 in Spessart 153 männliche und 121 weibliche Personen, zusammen also 274 Menschen.

Spessart gehörte zu den Gemeinden, in denen bereits Ende des 19. Jahrhunderts eine Wasserleitung gebaut wurde. Im Jahr 1923 wurde der Kreis Adenau aufgelöst und Spessart wurde dem damaligen Kreis Mayen zugeordnet. Bei der zweiten Verwaltungsreform im Jahr 1970 wechselte Spessart zur Verbandsgemeinde Brohltal und zum Kreis Ahrweiler.[2]

Bis 1940 gehörten nur die vier Häuser links des Weges von Engeln nach Hannebach zur Gemeinde Spessart. Dieser Weg hieß Welcherweg und war in früheren Zeiten die Grenze zwischen Chur Trier und Chur Köln. 1940 wurde die Gemeinde Hannebach aufgelöst und nach Spessart eingemeindet.[3]

Die Bewohner des Ortes werden seit Kaiser Wilhelms Zeiten auch „Spessarter Bokete“ genannt. Hans-Josef Schneider erklärte in der Rhein-Zeitung vom 16. Oktober 2017:

Mit dem Mundartbegriff „Boket“ wird ein Mensch bezeichnet, der sich eigensinnig gebärdet und auch ein wenig renitent sein kann. Ein solches Verhalten legten die Spessarter ehemals an den Tag, als es darum ging, dem Kaiser ein Waldstück zu schenken. Anders als die Nachbarorte blieb man stur und weigerte sich, wertvolles Gemeindeeigentum zu opfern. Später zahlte es sich aus, dass die Vorfahren damals ihre Kaisertreue nicht übertrieben, denn der Forst hat jene Einnahmen beschert, mit denen die Gemeinde kontinuierlich weiterentwickelt werden konnte.[4]

Wissenschaftler kamen im Jahr 1952 zu dem Ergebnis, dass sich der Ort Spessart innerhalb der nächsten beiden Jahrzehnte auflösen werde. Inzwischen aber gelte die 765 Einwohner zählende Kommune, wie die Rhein-Zeitung im Oktober 2017 berichtete, „bundesweit als Vorbild für andere ländliche Gemeinden, wenn es um die Folgen der demografischen Entwicklung und den Erhalt der Lebensqualität auf dem flachen Land geht.“ „Ländliche Lebensverhältnisse im Wandel“ lautet der Titel einer Langzeitstudie, die seit 1952 Alltagswelt und Entwicklung von 14 Dörfern und deren Umland in Deutschland untersucht. Sieben Forschungseinrichtungen sind an an der Studie beteiligt, die vom Thünen-Institut für Ländliche Räume in Braunschweig koordiniert wird. Die Studie entstand aus Sorge vor der Landflucht im Nachkriegsdeutschland. Dabei wurden die Untersuchungen alle 20 Jahre wiederholt. Eines der auffälligsten Ergebnisse der Studie sei, wie die RZ weiter schrieb: „Die Problem- oder Rückstandsdörfer aus der ersten Untersuchung von 1952 haben diese Situation längst überwunden.“ Studienleiter Dr. Heinrich Becker erklärt das Phänomen Spessart folgendermaßen: „Die Überlebenschance des Eifeldorfs bestand darin, dass die Menschen wegen des Grundbesitzes sesshaft blieben.“ Der Ausweg aus der Entwicklungssackgasse sei den Bewohnern von Spessart mit Hilfe der Automobilisierung gelungen. Die Fertigstellung der Autobahn 61 im Jahr 1975 und der Bundesstraße 412 als Zubringer im Jahr 1980 sowie die Fortführung der B 412 in die Eifel und zum Nürburgring im Jahr 1989 hätten die regionalen Entwicklungsbedingungen entscheidend verändert. Was die Fahrtzeiten betrifft, sei Spessart dadurch dicht an die Ballungszentren Koblenz und Köln-Bonn heran gerückt. Die Ausweisung des Gewerbegebiets Kempenich/Spessart hätten weitere wirtschaftliche Impulse gesetzt. Wegen der guten Akzeptanz des Gewerbegebiets sei die Gemeinde Spessart seit 2002 wieder schuldenfrei, berichtete die RZ. Die Agrarstruktur habe sich grundlegend geändert. 2017 gebe es nur noch sechs landwirtschaftliche Betriebe in der Gemeinde, darunter drei Haupterwerbsbetriebe, die sich auf Milchviehhaltung spezialisiert haben.

Sonstige Fotos[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

  • Jan Lindner: Spessarter überraschen Wissenschaftler - 60 Jahre wurde Dorfentwicklung beobachtet, und eigentlich dürfte es den Ort im Brohltal nicht mehr geben, in: Rhein-Zeitung vom 31. Juli 2014
  • Hans-Josef Schneider: Erinnerungen: Spessart im Wandel der Zeit - Dorf und seine Bewohner gingen öfter ihren eigenen Weg, in: Rhein-Zeitung vom 31. Juli 2014
  • Hans-Josef Schneider: Spessart steht weiter unter Beobachtung - Eifeldorf nimmt seit 1952 an einer Langzeitstudie teil – Delegation in Berlin zu Gast, in: Rhein-Zeitung vom 28. November 2015
  • Hans-Josef Schneider: Warum Spessart erneut zum TV-Star wird – SWR-Film dokumentiert am Vorzeigeobjekt, dass das Leben auf dem Land immer mehr an Attraktivität gewinnt, in: Rhein-Zeitung vom 8. Juli 2019

Weblinks[Bearbeiten]

Wikipedia: Spessart (Brohltal)

Fußnoten

  1. Quelle: Rhein-Zeitung vom 11. September 2012
  2. Quelle: 125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Spessart: Jubiläumsfeier muss im Pandemiejahr kleiner als üblich ausfallen – Historischer Rückblick, in: Rhein-Zeitung vom 12. Juni 2021
  3. Quelle: 125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Spessart: Jubiläumsfeier muss im Pandemiejahr kleiner als üblich ausfallen – Historischer Rückblick, in: Rhein-Zeitung vom 12. Juni 2021
  4. Quelle: Hans-Josef Schneider: Spessart: Dank Langzeitstudie zum TV-Star – Warum sich plötzlich alle für das Dorf im oberen Brohltal interessieren, in: Rhein-Zeitung vom 16. Oktober 2017