Stadtbefestigung Ahrweiler

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Tafel an der Zufahrt Altenbaustraße
Der Kanonenturm ist einer der drei erhaltenen Wach- und Wehrtürme.
Schematische Darstellung der Stadtbefestigung
Auf dieser Stadtansicht aus dem Jahr 1659 sind deutlich die Stadtmauer und das Ahrtor sowie zwei in die Stadtmauer integrierte Türme zu sehen.
Das kleinste der vier Stadttore, das Adenbach-, Marien- oder Winzertor, ist lediglich 15 Meter hoch.
Das Ahrtor ist mit einer Gesamthöhe von 29 Metern das höchste der vier Stadttore von Ahrweiler.
Das Schlösschenturm wird heute bewohnt.
Kanone am Ahrtor
Diese historische Ansichtskarte zeigt die vier Stadttore.

Zu der bis heute weitgehend erhaltenen Stadtbefestigung Ahrweiler gehören neben der Stadtmauer vier Stadttore – Adenbachtor, Ahrtor, Niedertor und Obertor – sowie mehrere Wehrtürme, von denen noch drei erhalten sind: Kanonen-, Bitzen- und Schlösschenturm. Außerdem gab es mehrere Wichhäuser, also auf der Mauer aufsitzende hölzerne Häuser, die ebenso wie die Türme der Beobachtung und der Verteidigung dienten. Der Bau der Befestigungsanlage wurde seinerzeit vom Landesherr, dem Erzbischof von Köln, veranlasst.


Sonstiges[Bearbeiten]

Alle vier Stadttore besaßen jeweils ein vorgelagertes Tor, eine Zugbrücke über den Graben sowie einen Zwinger. Die Höhenpunkte (in Meter über NN) der Stadttore betragen:

Die Stadttore hatten zweiflügelige Holztore mit Schlupftüren. Diese Türen waren so klein, dass immer nur ein Mann hindurch schlüpfen konnte. Weil die Türen sehr niedrig waren, musste er sich zudem bücken. Zwischen Graben und Mauer ließ man dichtes Gestrüpp wachsen, das ebenfalls dazu diente, Angriffe zu erschweren. Außer den Stadttoren sind heute drei ehemaligen Wach- und Wehrtürme erhalten:

Aus der Zeit nach 1487 ist eine Reihe weiterer Befestigungsanlagen quellenmäßig überliefert:[1]

  • der Calcktoirn (Erstnennung 1487),
  • der Sintziger Toirn (Erstnennung 1495), der 1603 Metternicher Turm genannt wird und der in der Karte von Galibert aus dem Jahr 1775 im Weilergraben zu erkennen ist,
  • der Thorn gegenüber Orsbecks Haus (Erstnennung 1603), der wahrscheinlich in der Niederhut, ungefähr in Höhe des heutigen Durchbruchs gestanden hat,
  • der Thorn gegenüber Hambachs Johanns Haus (Erstnennung 1603), bei dem es sich möglicherweise um den heutigen Kanonenturm handelte,
  • das Prümer Wijchuis (Erstnennung 1492), das im Bereich des Jeuchengrabens in der Adenbachhut stand, und
  • das Wijchus in der Arhoiden (Erstnennung 1508), das in der Nähe des Ahrtors stand.

Diese Türme waren allesamt als nach der Stadtseite hin offene Halbschalentürme, wie man es noch heute am Bitzenturm sehen kann. Um 1500 waren aber auch das Adenbach- und das Obertor stadtseitig offen.

Die vier Straßen entlang der Innenseite der Stadtmauer heißen:

Die vier Stadttore sind, entsprechend der vier Huten, je einer Schutzpatronin gewidmet:

In oder an sämtlichen Toren befinden sich Standbilder der jeweiligen Heiligen.

Bewaffnung[Bearbeiten]

Die Informationen zur Bewaffnung der Wehranlagen sind spärlich. 1487 werden in der ältesten Stadtrechnung Hakenbüchsen erwähnt, eine Frühform des Vorderladers, die wegen ihres hohen Gewichts nur stationär verwendet werden konnten. Außerdem wird von Pulverkäufen und dem Bau einer eigenen städtischen Pulvermühle berichtet. In den Stadtrechnungen von 1495 wird erstmals ein Geschütz erwähnt. Und am Niedertor wurde ein kleiner Geschützturm gebaut. Erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts werden die Angaben präziser. Ein Übergabeprotokoll des städtischen Baumeisters Hubert Hansmann aus dem Jahr 1632 berichtet über Geschütze, Hakenbüchsen, Musketen und Pulver. Im Ahrtor-Turm, dem städtischen Zeughaus, standen zu dieser Zeit drei große Feldschlangen – ein Kanonentyp des späten Mittelalters – auf Lafetten, außerdem elf Doppelhakenbüchsen, zwei Halbhaken- und sieben Kammerbüchsen. In der Pulverkammer befanden sich drei Tonnen Pulver und ein kleines Fässchen mit wenig Pulver, gegossene Kugeln sowie Blei und Salpeter.[2]

Wassergraben[Bearbeiten]

Die Stadt war von einem bis zu 30 Meter breiten und bis zu sechs Meter tiefen Wassergraben umschlossen. Zwischen den Toren gibt es jedoch erhebliche Niveauunterschiede: Die Basis des Adenbachtores liegt 5,30 Meter höher als die Basis von Ahr- und Niedertor, die sich auf gleicher Höhe befinden. Die Obertor-Basis liegt 2,30 Meter höher als die Ahrtor-Basis. Wie die Probleme, die sich daraus ergeben, wasserbautechnisch gelöst worden sind, ist nicht in allen Aspekten bekannt. Sicher ist, dass der Wassergraben wegen der Höhenunterschiede in vier durch Mauern voneinander getrennte Abschnitte gegliedert war. Die vier Stadtgräben:

Von diesen vier Abschnitten sind heute noch die beiden westlich und östlich des Adenbachtores erhalten, also Jeuchen- und Weilergraben.

Weil sich Ahr- und Niedertor auf dem gleichen Niveau befinden, dürfte der Grabenabschnitt zwischen diesen beiden Toren – anders als die drei übrigen Gräben – ein stehendes Gewässer gewesen sein. Weil es deshalb im Sommer vermutlich faulig gerochen hat, erhielt dieser Abschnitt den Namen „Faulengraben“.

Hauptwasserspender des Stadtgrabens war der Mühlenteich, der vor dem Obertor in den Graben ein- und am Ahrtor wieder herausfloss. Ein- und Auslauf waren dabei mit Eisengittern gegen Eindringlinge geschützt. Die Gräben wurden nur in Kriegszeiten mit Wasser gefüllt; in Friedenszeiten dienten sie als Ziegenweiden oder Heuwiesen. Sogar Wein soll dort angebaut worden sein. Jeuchen- und Weilergraben sind bis heute erhalten. Die Namen von Bitzen-, Jeuchen- und Weilergraben entsprechen der jeweiligen Flurbezeichnung. Anders als diese drei Gräben floss durch den Faulengraben kein Wasser. Wegen der topografischen Verhältnisse war er vielmehr ein stehendes Gewässer. Deshalb hat er vermutlich faulig gerochen.

Chronik[Bearbeiten]

Erste schriftliche Belege in Urkunden über den Beginn des Baus einer Stadtmauer in Ahrweiler stammen aus dem Jahr 1259. 1261 werden die vier Stadtgräben, 1297 die vier Stadttore und 1298 der Mauerring erwähnt.[3]

Im Jahr 1474 hielt die Befestigung der Belagerung durch Truppen des Kölner Erzbischofs Ruprecht von der Pfalz stand.

Bis zum 30-jährigen Krieg (1618 bis 1648) war der Stadtmauer ein bis zu 30 Meter breiter und bis zu sechs Meter tiefer Wassergraben vorgelagert. Außerdem waren die Stadttore durch Vortore mit Zwinger und Zugbrücke geschützt.

Der 30-jährigen Krieg verschonte das Ahrtal nicht. Ende 1632 rückten schwedische Truppen unter General Baudissin ins Ahrtal ein. Ahrweiler wurde belagert und musste sich ergeben. Am 11. Dezember 1632 rückten die Schweden in die Stadt ein.

1642 zogen Hessen und Weimaraner unter Marschall Guébriant in Ahrweiler ein. Ob es vorher zu Kämpfen und vor allem zur Beschießung der Stadt kam, darüber geben die vorhandenen Quellen keine Auskunft.

Während des Pfälzischen Erbfolgekriegs schlossen vier Jahre später die Franzosen unter Turenne mit 14 Geschützen die Stadt ein. Ob sich die Stadt kampflos ergab, ist nicht überliefert.

Am 4. November 1673 waren die Holländer in Ahrweiler.

1688 lagen die Franzosen in der Stadt. Beim Abzug ein Jahr später ließen sie die Stadt in Flammen aufgehen ließen.

Wegen der Weiterentwicklung der Geschütze und Fortschritten in der Kriegstechnik war die mittelalterliche Befestigungsanlage nicht mehr zeitgemäß. Reichere Städte ersetzten sie deshalb durch zeitgemäße Festungsbauten. Wegen der hohen Kosten und der beengten Tallage eine solche Anlage für Ahrweiler aber nicht in Frage. So werden die Vortore zu den Stadttoren nach dem 30-jährigen Krieg nicht mehr erwähnt. Auch über Reparaturen an den Wehrgängen wird in den Quellen nicht mehr berichtet. Auch die Wassergräben hatten ihren Sinn verloren und wurden nicht mehr geflutet. Mauer und Stadttore hingegen wurden weiterhin von der Stadt gepflegt – zu dem Zweck, vor allem nachts, unerwünschte Personen aus der Stadt fernzuhalten und in die Stadt einziehende Personen kontrollieren zu können.[4]

Anders als heute, durften an die Innenseite der Mauer bis Ende des 18. Jahrhunderts keine Häuser an die Stadtmauer angebaut werden. Eine Ausnahme machten lediglich die vier allesamt eingeschossigen Backhäuser der Huten – aus Gründen der Brandsicherheit.

Das Haus Kreutzberg/Kögl an der Niederhutstraße 2 ist das einzige Wohnhaus in Ahrweiler, das bereits vor 1800 unmittelbar an die Stadtmauer angebaut werden durfte. Auch die Mauerdurchbrüche neben Nieder-, Ober- und Ahrtor wurden erst geschaffen, nachdem die Stadtmauer ihre Schutzfunktion verloren hatte.

Seit 2004 wird die historische Stadtmauer entlang der Friedrichstraße zwischen Niedertor, Mauerdurchbruch, Kanonenturm und Ahrtor in den Abendstunden stimmungsvoll beleuchtet.

Seit Dezember 2015 ist das auch im Bereich des Wallgrabens entlang der Bossardstraße zwischen Niedertor und Adenbachtor der Fall. In zwei Teilbereichen setzen insgesamt neun Bodenstrahler bis Mitternacht die Stadtmauer in Szene. Dabei wurde ein Leuchtmittel verwendet, das Insekten anlockt. Denn der Wallgraben ist Jagdrevier von Langohr- und Zwergfledermaus. Zum Schutz der Lebensraumfunktion von Singdrossel, Mönchsgrasmücke, Buchfink, Grünfink, Kohlmeise und anderen werden die Gehölzstrukturen unmittelbar vor der Stadtmauer nicht belichtet. Damit folgte die Stadt einer "Empfehlung für eine verträgliche Beleuchtung aus Sicht der Vogel- und Fledermausfauna" der Unteren Naturschutzbehörde. Die Illumination stelle den ersten Bauabschnitt der Gesamtmaßnahme "Umgestaltung des Wallgrabens" in den Bereichen parallel der Bossardstraße (historisch: Weilergraben) und Alveradisstraße (historisch: Jeuchengraben) dar, hieß es bei der Übergabe. Im Jahr 2016 sollen sich in einem weiteren Bauabschnitt die Wege- und Pflanzarbeiten im Graben parallel der Alveradisstraße sowie dessen Mauerillumination anschließen. Abgeschlossen werde die Maßnahme durch einen Aufenthaltsbereich am Gewässer des Weilergrabens sowie ergänzende Pflanzarbeiten. Das Gesamtvolumen der Investitionen in die Neugestaltung betrage rund 200.000 Euro. Der Erste Beigeordnete der Kreisstadt, Detlev Koch, sagte bei der Übergabe: "Erfreulicherweise erhielt die Gesamtmaßnahme in diesem Jahr die förderrechtliche Zustimmung durch die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD Koblenz) im Rahmen des Förderprogramms Historische Stadtbereiche." Ziel sei dabei, die Geschichte der Stadt und ihre Baukultur im Kulturdenkmal Wallgraben mit zurückhaltenden und historisch begründeten Mitteln erlebbar zu machen. "Der öffentliche Frei- und Grünraum der Gesamtanlage Stadtmauer mit Wall wird so langfristig gesichert, die Aufenthaltsdauer für Besucher und Touristen erhöht", ergänzte Ortsvorsteher Peter Diewald.[5]

Video[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Wallgraben Ahrweiler

Mediografie[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Fußnoten