Stadtmauer Sinzig

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Ein Fragment der ehemaligen Stadtmauer.
Der Rest des ehemaligen Mühlenbachtors an der West-Einfahrt nach Sinzig.
Fragment der ehemaligen Sinziger Stadtmauer.
Teil der Stadtmauer im Harbachpark

Die Stadtmauer rund um Sinzig wurde ab 1278 als Teil der Stadtbefestigung Sinzig gebaut. Um 1327 sind Mauer und drei Stadttore fertiggestellt worden. Im Jahr 1794 wurden die Stadttore durch von der französischen Revolutionsarmee geschleift. Die verbliebenen Reste wurden im Jahr 1817 bis auf Höhe der Stadtmauer abgetragen.


Geschichte[Bearbeiten]

Im Jahr 1267 wurde Sinzig von den Truppen des Erzbischofs Engelbert II. von Köln belagert. Auf Anraten ihres Schutzherrn, des Grafen von Jülich, ergab sich die Bürgerschaft ohne Gegenwehr. Gegenwehr wäre auch nicht sinnvoll gewesen, denn ein wichtiges Verteidigungsinstrument, eine feste Stadtmauer, hatte Sinzig zu dieser Zeit nicht. Dieser Stachel saß jedoch tief, und so erlaubte König Adolf von Nassau den drängenden Bürgern am 3. Dezember 1297, eine Steuer auf den Verkauf landwirtschaftlicher Produkte sowie den Weinausschank zu erheben, um damit eine Stadtmauer zu finanzieren. So schnell konnte ein solch gewaltiges Vorhaben allerdings nicht realisiert werden, sodass Adolfs Nachfolger Albrecht I. am 30. März 1305 die Steuererhebung ausdrücklich bestätigte. So wurde ein Mauerring gebaut, der den gesamten heutigen Kern der Barbarossastadt umschloss. Zu dieser Zeit muss Sinzig eine blühende und wohlhabende Stadt gewesen sein. Der Handel, angefacht durch die Nähe zum Rhein und den Weinanbau, florierte, und Aachen-Pilger aus dem ganzen Reich machten hier Station.

Eine Urkunde vom 30. Mai 1327 gibt Auskunft über die fertiggestellte Stadtumwallung mit drei Toren und zwei Wighäusern, zu deren Unterhalt und Bemannung die Bürgerschaft verpflichtet war. Im selben Jahr erlaubte Kaiser Ludwig dem Markgrafen Wilhelm von Jülich zur weiteren Befestigung der Reichsstadt Sinzig auch den Bau einer Burg. Sie stand genau dort, wo heute das neugotische Sinziger Schloss steht. Interessant ist, dass die St. Sebastianus Schützenbruderschaft gegr. 1301 e.V. Sinzig/Rhein ihre Anfänge im Jahr 1301 sieht. Ein Zusammenhang mit dem Bau der Stadtmauer und dem Wunsch nach Sicherheit ist dabei unübersehbar.

Es war wohl nicht einfach, eine solch feste Mauer zu bauen. Tiefe Gründungen in der Erde waren erforderlich. Als im Jahr 1978 beim Ausheben einer gut 3,50 Meter tiefen Grube in der Rheinstraße Mauerreste auf mächtigen, von Hand behauenen Eichenpfählen gefunden wurden, dachte man zuerst an römische Überreste. Untersuchungen ergaben jedoch, dass es sich um die Gründung der alten Stadtmauer handelte. Wim Kossin beschäftigte sich 1983 in seinem Beitrag zum Buch Sinzig und seine Stadtteile mit der Stadtmauer. Danach sind Urkunden aus den Jahren 1350 und 1353 weitere Details zu entnehmen.

Überliefert sind die Namen der Stadttore. Das nordwestliche Tor an der Straße nach Remagen war die „porta piscium“, das Fischtor, das südwestliche Tor an der Straße nach Westum und Löhndorf das „Airsdorp-Tor“ und das Tor an der Straße nach Niederbreisig die „Leenportz“. Zur Sicherung der Durchlässe des durchfließenden Harbaches wurde die Stadtmauer durch zwei Wighäuser, ummauerte und mit Gittern versehene Durchflüsse, verstärkt. Deren Standorte sind noch genau nachzuvollziehen, denn an den beiden noch vorhandenen Mauerstücken sind deren Baureste zu erkennen. Besonders deutlich ist das Wighaus an der Rheinstraße/Ecke Elsa-Brandström-Ring zu erkennen.

Sanierung[Bearbeiten]

Von der einst mächtigen Stadtmauer der mittelalterlichen Stadt Sinzig sind heute nur noch wenige Teile erhalten. Im Jahr 2004 startete die Sanierung dieses 700 Jahre alten Denkmals der Sinziger Stadtgeschichte. Damals holte die Stadt Sinzig von einer hiesigen Fachfirma ein Angebot mit Sanierungsvorschlag ein, das eine etappenweise Wiederherstellung der Stadtmauer vorsah. Die wesentlichen Arbeitsschritte sind dabei jeweils das Entfernen des Bewuchses, Reinigen der Mauer, Ersetzen von Fehlstellen durch Natursteine sowie die Neuverfugung. Neben den tätigen Fachfirmen sind jeweils auch die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs im Einsatz. Seit 2004 wurde dieses Projekt durch finanzielle Mittel des Sinziger Ortsbeirates vorangebracht.[1]

Im Bereich des Harbachparks wurden im Herbst 2011 erneut einige Teile der Mauer saniert. Johannes Adams und seine Firma hatten hin zur Rheinstraße die Mauer neu verfugt und gesichert. Rund 6000 Euro aus den Verfügungsmitteln des Ortsbeirates flossen in diesen Teil.

Seit Beginn der Arbeiten im Jahr 2008 seien bis dahin insgesamt fast 20.000 Euro in die Sanierung geflossen, berichteten der ehemalige Ortsvorsteher Kurt Quarz und seine Nachfolgerin Silvia Mühl. „Es wird aber wohl noch einige Jahre dauern, bis die beschaulichen Reste des einst mächtigen Bauwerks an der Harbachstraße und am entgegengesetzten Ende der Stadt Sinzig in der Rheinstraße komplett saniert sind“, berichtete Bernd Linnarz im General-Anzeiger vom 1. Dezember 2011. Alleine für den Bereich Harbachstraße seien aber nach ersten Schätzungen noch einmal 30.000 Euro nötig. Die Mauerkrone sei an vielen Stellen stark verwittert und von Wurzelwerk durchzogen. Diese Bereiche müssten behutsam abgetragen werden. Noch brauchbare Steine würden anschließend wieder verwendet. Die neue Abdeckung enthalte einen speziellen Zusatz, der das Eindringen von Wasser verhindert.

Im Harbachpark wurde im Herbst 2015 ein weiterer Abschnitt der Stadtmauer freigelegt und instand gesetzt. „Sofern der Ansatz im Haushalt 2016 bewilligt wird, schaffen wir es, dass zur 750-Jahr-Feier in 2017 die Arbeiten für dieses Denkmal der Sinziger Stadtgeschichte im Harbachpark abgeschlossen sind“, sagte Ortsvorsteher Gunter Windheuser.

Weitere Fotos[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Rhein-Zeitung vom 20. November 2015