Studienhaus „St. Lambert“ Lantershofen

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Burg Lantershofen 1.jpg
Angehende Priester im Studienhaus
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Einweihung der Turnhalle des Studienhauses
Turnhalle
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Weihbischof Jörg Michael Peters und Firmlinge im Mai 2021 vor dem Studienhaus
Weihbischof Robert Brahm war Subregens des Studienhauses.
Kapelle auf dem parkähnlichen Gelände

Das Studienhaus „St. Lambert“ Lantershofen wurde im Jahr 1972 als überdiözesanes Studienhaus vom Apostolat der Priester- und Ordensberufe gegründet und am 2. Mai 1972 vom damaligen Trierer Bischof Bernhard Stein eröffnet. Das auf den Resten der Burg Lantershofen erbaute Haus ist die größte Ausbildungsstätte für katholische Priester und das einzige kirchliche Institut des „Dritten Bildungsweges“ in Deutschland, an dem Männer ein theologisches Studium absolvieren können, ohne über das Abiturzeugnis verfügen zu müssen. Die Einheimischen nennen das Studienhaus deshalb auch, etwas despektierlich, „Kaplansfabrik“. Formale Voraussetzungen für die Aufnahme ins Studienhaus St. Lambert sind eine abgeschlossene Berufsausbildung, mehrere Jahre Berufspraxis, die Mitgliedschaft in der römisch-katholischen Kirche, das vollendete 25. Lebensjahr sowie das Einverständnis des Regens der Heimatdiözese oder des zuständigen Ordensoberen. Bei ehemals standesamtlich Verheirateten dürfen keine Verpflichtungen mehr gegenüber ihren Kindern bestehen. Trägerin des Hauses ist die August-Doerner-Stiftung.


Anschrift und Lage[Bearbeiten]

Burg Lantershofen

Graf-Blankard-Straße 12–22

53501 Grafschaft-Lantershofen

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Kontakt[Bearbeiten]

Seminarkollegium[Bearbeiten]

Regens Dr. Volker Malburg (ab 11. September 2016), Vorgänger: Dr. Michael Bollig (August 2006 bis April 2016), Dr. Stephan Ackermann (April 1999 - August 2006), Prof. Dr. Dr. Theo Schäfer, Felix Genn (1997–1999), Dr. Hans Kuhn 1. Januar 1986 bis 31. August 1997)

Subregens: Thomas Porwol (ab 1. September 2019), Vorgänger: Philip Peters (bis Ende 2019), Manuel Schlögl (1. Januar 2013 bis Sommer 2015), Dr. Thomas Pitour (Oktober 2008 bis August 2012), Andreas Lackermeier, Johannes Brandt

Spiritual: Prof Dr. Josef Freitag (ab 11. September 2016), Vorgänger: Christian Hartl (ab 1. September 2012), Pater Götz Werner SJ, Pater Prof. Dr. Johannes Günter Gerhartz

Studienleiter Dr. Thomas Fößel

Der Spiritual ist für die geistliche Ausbildung der Seminaristen zuständig. Er begleitet die angehenden Priester auf ihrem Ausbildungsweg, führt Beichtgespräche und spricht mit ihnen im Vertrauen über ihre Berufung und Aspekte der priesterlichen Lebensweise. Er gibt den Männern Anregungen und Hilfen für ihr geistliches Leben. Dazu zählen beispielsweise regelmäßige gemeinsame Treffen und Austausch in der Gruppe, vor allem aber persönliche Gespräche und das Angebot der Beichte. Ein Spiritual steht für persönliche Fragen zur Verfügung und unterstützt die Studenten auf ihrem persönlichen Glaubensweg.[1]

Studentenschaft[Bearbeiten]

Von der Gründung an bis Oktober 2012 wurden in dem Haus mehr als 450 Priester für fast alle deutschen Bistümer und Ordensgemeinschaften ausgebildet. Von Oktober 2012 bis August 2013 studierten 42 Männer aus 18 deutschen Bistümern und sechs Ordensgemeinschaften auf Burg Lantershofen, darunter 17 Neuzugänge im Alter zwischen 25 und Anfang 50 Jahren im September 2012. Bis August 2013 brachte die Einrichtung 469 Absolventen hervor, die zu Priestern geweiht wurden. [2]

Studium[Bearbeiten]

Das Studium in Lantershofen dauert vier Jahre, die nach dem amerikanischen System in Trimester unterteilt sind. Die Ferien sind knapp bemessen. So sparen die Studenten in Lantershofen gegenüber der Uni ein ganzes Jahr.[3]

Vorgeschichte, Gründung und Entwicklung[Bearbeiten]

Auf dem Studienhausgelände stand vermutlich schon eine römische Bastion. Sicher ist, dass im Jahr 1708 anstelle der zerstörten Burg, die die Grafen von Blankart 1376 auf einem Vorgängerbau errichteten, Freiherr von Stickeneil die heutige Burg, das Haupthaus von St. Lambert, bauen ließ. 1939 wurde das Anwesen vom Apostolat der Priester und Ordensberufe übernommen. Nach dem Krieg richtete Pfarrer August Doerner dort eine Schule ein, die Jungen den Weg zum Abitur ebnete.

Das Studienhaus wurde 1972 vom Apostolat der Priester und Ordensberufe gegründet. Gründer des Studienhauses waren die Pfarrer Paul Solbach, Eugen Gros und August Burger. Am 2. Mai 1972 wurde das Studienhaus vom damaligen Trierer Bischof Dr. Bernhard Stein eröffnet. Damals begannen zwölf Kandidaten damit, sich auf den Dienst des Diakons vorzubereiten. Das Haus untersteht dem Bischof von Trier, ist jedoch offen für Studenten aus allen Diözesen. Das Studium dauert 12 Trimester (vier Jahre), und das Abschlusszeugnis wird in den deutschen Bistümern als Zulassungsvoraussetzung für die Priesterweihe anerkannt. 2004 studierten in Lantershofen 73 Männer, davon 13 für das Bistum Trier. Vom Doktor der Chemie bis zum Landschaftsgärtner – das Spektrum der ehemaligen Berufe der Berufenen ist breit.

Der noch vorhandene Burgturm, einst waren es vier Türme, ist heute als Gästehaus Bischöfen und anderen besonderen Besuchern vorbehalten. Der Regens der Einrichtung lebt in der „Eulenburg“, einem Fachwerkhaus, während die Seminaristen vier moderne Häuser bewohnen, die im Jahr 2001 bei der Umstrukturierung des Studienhauses entstanden. Auch neue Hörsäle, Sporthallen, Küche, Speisesaal und Kapelle entstanden in dieser Zeit. „Herzstück“ der Einrichtung ist eine schlicht gehaltene Hauskapelle, zu der es im General-Anzeiger hieß:

Nichts lenkt vom Wesentlichen ab: der Hinwendung zu Gott. Einzige „Bilder“ im abgesenkten ovalen Altarraum mit Bänken im Halbrund: ein Kruzifix und ein goldener Strahl. Drei Stufen geht es hinab.[4]

„Seit der Gründung bis November 2013 haben 34 Diözesen und 36 Ordensgemeinschaften mehr als 750 Studenten in Lantershofen ausbilden lassen; 467 von ihnen wurden zu Priestern geweiht. Und bis zum 40-jährigen Bestehen der Einrichtung im Mai 2012 stellten sich im Studienhaus 107 Theologen in den Dienst der Priesterausbildung“, sagte Regens Michael Bollig bei einem Festakt anlässlich des 40-jährigen Bestehens. Bis zu 60 Studenten werden in Lantershofen gleichzeitig ausgebildet. Im November 2013 waren es 42 Priesteranwärter zwischen 25 und 50 Jahren. Anlässlich des Jubiläums erarbeiteten 33 aktuelle und ehemalige Dozenten des Hauses eine Festschrift mit dem Titel Christ sein in einer Kirche der Zukunft. Sie geht der Frage nach, inwieweit die Zukunft der Kirche von der Fähigkeit jedes Einzelnen abhängt, in der heutigen Zeit persönlich ein Christ zu sein.[5]

Im Jahr 2006 wurde das Studienhaus komplett umgebaut und modernisiert.

Im Rahmen eines Gottesdientes am Sonntag, 19. Januar 2014, in der Lambertuskirche in Lantershofen wurden Daniel Baldus, Guido Funke, Bruder Elias Godderis, Sascha Heinrich, Robert Knezevic, Marco Leonhart, Markus Nowag, Dominik Stehl und Jörg Tanger als Lektoren beauftragt. Sie kümmern sich seitdem in den Gottesdiensten um Lesungen, Fürbitten und Einführungen. Die Kandidaten hatten sich vorab mit Spiritual Dr. Christian Hartl vorbereitet. Weihbischof Dr. Christoph Hegge, Münster, überreichte schließlich jedem das Lektionar als Zeichen seines neuen Dienstes. Musikalisch umrahmten Prof. Matthias Kreuels und die Schola des Studienhauses die Messe.[6]

Von August 2006 bis April 2016 war Dr. Michael Bollig Regens der Einrichtung. Am 11. September 2016 wird Volker Marburg als sein Nachfolger eingeführt.[7]

Für Sonntag, 14. Mai 2017, hatte das Studienhaus zu einem Tag der offenen Tür eingeladen. 38 spätberufene Studenten besuchten zu dieser Zeit das Seminar – mit dem Ziel, Priester zu werden. Zwei davon waren: Marco Leonhart, der zuvor 20 Jahre im Polizeidienst als Personenschützer tätig war, und Ernst Willenbrink, ein gelernter Textilkaufmann. Die beiden hatten die Idee, das Studienhaus bei einem Tag der offenen Tür vorzustellen. Unterstützung erhielten sie dabei von Subregens Philip Peters. Besucherrundgänge führten an diesem Tag u.a. in die Bibliothek des Studienhauses. Etwa 25.000 Medien stehen den Theologiestudenten dort zur Verfügung. Wobei sich ein Teil der Bibliothek befindet im ehemaligen Heizungskeller des Studienhauses befindet. Die meisten Bücher sind in deutscher Sprache verfasst, der Studiensprache von „St. Lambert“. Latein ist jedoch Pflichtfach, Griechisch wird fakultativ unterrichtet. Hebräisch wird nicht angeboten. Neben der hauseigenen Bibliothek können die Studenten die Werke der Bibliothek der Benediktinerabtei Maria Laach nutzen. In einer Vitrine in der Bibliothek in Lantershofen werden Faksimiles kirchengeschichtlich interessanter Werke gezeigt. Dazu gehören das Graduale von St. Katharinenthal und eine gotische Bilderbibel, deren Original aus dem 13. Jahrhundert stammt und heute in der österreichischen Nationalbibliothek steht. Das wahrscheinlich aus dem 9. Jahrhundert stammende „Book of Kells“ ist ebenfalls als Faksimile in Lantershofen zu sehen, außerdem das Evangeliar Heinrichs des Löwen. Die Rundgänge führten auch zur Sporthalle zum Kraftraum, in dem sich die Studenten fit halten. Aula, Hauskapelle, Hörsäle und der Meditationsraum ergänzten die Rundgänge.[8]

Die Theologischen Fakultät Trier und das Studienhaus haben vereinbart, dass jedem Studenten im Studienhaus, der über die Zulassungsvoraussetzungen für eine Hochschule beziehungsweise Uni verfügt, ein weiterführendes Studium der Theologie in Trier ermöglicht wird. Dieses baut auf den bereits in Lantershofen absolvierten Studien- und Prüfungsleistungen auf und wird dann an der Theologischen Fakultät in Trier mit dem Ziel fortgeführt, den Magister Theologiae zu erwerben.[9]

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und ihr Gesundheitsminister Clemens Hoch (beide SPD) eröffneten am 6. Dezember 2021 im Studienhaus „St. Lambert“ ein Traumahilfezentrum für Betroffene des Ahr-Hochwassers vom 14./15. Juli 2021.

Mit dem Studienhaus verbundene Persönlichkeiten[Bearbeiten]

  • Stephan Ackermann, Bischof von Trier, 1999–2006 Regens des Studienhauses
  • Robert Brahm, Weihbischof zu Trier, Subregens des Studienhauses
  • Alois Johannes Buch, Theologe, vormaliger leitender Mitarbeiter im Kirchendienst sowie Diakon und Stiftungsmanager, Dozent und Seminarprofessor
  • Felix Genn, Bischof von Münster, war 1997–1999 Regens des Studienhauses
  • Gisbert Greshake, Priester des Bistums Münster, ist Gastdozent am Studienhaus

Absolventen[Bearbeiten]

Von der Eröffnung im Jahr 1972 bis zum Juli 2020 wurden im Studienhaus mehr als 700 junge Männer zu Priestern ausgebildet.[10]

August 2013[Bearbeiten]

Markus Agricola (Bistum Fulda), Bernd Bettmann (Bistum Münster), Kevin Dehne (Bistum Hildesheim), Alois Emslander (Erzbistum München und Freising), Martin Hufelschulte (Erzbistum Paderborn), Marcel Liebing (Bistum Magdeburg), Alexander Rothermel (Bistum Mainz), Simon Ruderer (Erzbistum München und Freising) und Felix Siefritz (Bistum Augsburg).[11]

Sommer 2019[Bearbeiten]

Im Sommer 2019 verabschiedete das Studienhaus neben neun Studenten auch Subregens Philip Peters sowie die beiden Professoren Matthias Kreuels und Ralf Rothenbusch verabschiedet. Die Absolventen waren Bruder Lukas Boving OSB (Benediktinerkloster Nütschau), Martin Brummer (Erzbistum München und Freising), Sebastian Heim und Stefan Lunz (beide Bistum Bamberg), Stefan Renner (Bistum Rottenburg-Stuttgart), Benjamin Schimmer und Manuel Thomas (beide Bistum Würzburg), Matthias Thiel (Bistum Limburg) und Jan Wiltschek (Erzbistum Hamburg).[12]

Weitere Fotos[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quellen: Rhein-Zeitung vom 8. Februar 2012 und vom 30. Mai 2016
  2. Quelle: Günther Schmitt: Sankt Lambert in Lantershofen: Studienhaus hat schon 469 Priester hervorgebracht, general-anzeiger-bonn.de vom 21. August 2013
  3. Quelle: General-Anzeiger vom 11. Oktober 2012
  4. Quelle: Hildegard Ginzler: Sinziger Denkmalfreunde: Manuel Schögl führte durchs Priesterseminar Sankt Lambert, general-anzeiger-bonn.de vom 23. November 2013
  5. Quellen: Rhein-Zeitung vom 19. Mai 2012 und Hildegard Ginzler: Sinziger Denkmalfreunde: Manuel Schögl führte durchs Priesterseminar Sankt Lambert, general-anzeiger-bonn.de vom 23. November 2013
  6. Quelle: Rhein-Zeitung vom 4. Februar 2014
  7. Quelle: Thomas Weber: Verabschiedung von Monsigniore Michael Bollig: Ein Mensch der leisen Worte, general-anzeiger-bonn.de vom 11. Mai 2016
  8. Quelle: Thomas Weber: Studienhaus St. Lambert: Die Bibliothek in Lantershofen ist eine Schatzkammer, general-anzeiger-bonn.de vom 17. Mai 2017
  9. Quelle: Basis für Studium der Theologie – Theologische Fakultät Trier und Studienhaus Lantershofen kooperieren, in: Rhein-Zeitung vom 29. Januar 2020
  10. Quelle: Thomas Weber: Priesterseminar: St. Lambert steht zur Disposition – Bleibt die Ausbildung Spätberufener in Lantershofen? Bischöfe sind geteilter Meinung, in: Rhein-Zeitung vom 20. Juli 2020
  11. Quelle: Günther Schmitt: Studienhaus Lantershofen: Abschied für künftige Priester, general-anzeiger-bonn.de vom 16. August 2013
  12. Quelle: Von der wichtigen Tugend des Zuhörens – Studienhaus Sankt Lambert verabschiedet Absolventen, Dozenten und Subregens Philip Peters, in: General-Anzeiger vom 2. August 2019