Weißer Ring e.V. - Außenstelle Ahrweiler

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An der ehemaligen Beratungsstelle des Weißen Rings in Bad Neuenahr.
Gerd Mainzer (2.v.r.) im Herbst 2018 bei seinem Antrittsbesuch im Kreishaus mit Karl-Heinz Porz (v.l.), Leiter der Abteilung Soziales der Kreisverwaltung, Landrat Dr. Jürgen Pföhler, Fachbereichsleiterin Siglinde Hornbach-Beckers und Rita Gilles (r.), Gleichstellungsbeauftragte des Kreises.

Der Weiße Ring unterstützt seit ca. 1976 Opfer von Kriminalität und engagiert sich in den Bereichen Kriminalprävention und Opferbetreuung. Der Verein arbeitet bundesweit, auch gemeinsam mit der Caritas und anderen Hilfsorganisationen. In Rheinland-Pfalz unterhält der bundesweit rund 60.000 Mitglieder starke Verein 25 Außenstellen - eine davon in Ahrweiler. 13 ehrenamtliche Helfer waren im April 2018 für diese Außenstelle aktiv. Neben direkter finanzieller Unterstützung für Kriminalitätsopfer widmet sich der Verein der persönlichen Betreuung der Opfer, begleitet sie zu Polizei und Gerichten, übernimmt in Einzelfällen die Kosten für einen Rechtsbeistand, stellt Beratungsschecks für Rechtsanwälte und Therapeuten aus und unterstützt bei der Beantragung von Erholungsmaßnahmen. Vorbeugung und Aufklärung sind ebenfalls Aufgaben der Außenstelle. So besteht ein umfangreiches Angebot an Vorträgen zu Themen wie Mobbing, Stalking, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, Faszination Gewalt, Gewalt in der Pflege, Cybermobbing, sexuellem Missbrauch von Kindern, Zivilcourage und Schutzmaßnahmen im häuslichen Bereich. Dabei kann der Weiße Ring auf ein Netzwerk von Hilfsorganisationen zurückgreifen – Frauenhilfeverein und Caritas, Ärzte, Anwälte, Psychologen, Krankenhäuser, Kirchen und Bewährungshelfer etwa. Etwa 120 Fälle jährlich betreuen die Mitarbeiter des Weißen Rings im Ahrkreis. Etwa 60 Prozent machen häusliche und sexuelle Gewalt aus. Etwas zugenommen haben in den vergangenen Jahren Mobbing und Stalking.[1]


Mitglieder[Bearbeiten]

Der Weiße Ring zählte im Kreis Ahrweiler mehr als 110 (Stand: Januar 2007) Mitglieder. Der Mitgliedsbeitrag beläuft sich auf 2,50 Euro im Monat. Zusätzlich gibt es einen Familienbeitrag und einen reduzierten Beitrag für Auszubildende und Studenten.

Kontakt[Bearbeiten]

Handy 0151 55164821

  • Leiter: Gerd Mainzer (seit September 2018), Vorgänger: Hubertus Raubal (15 Jahre lang bis September 2018)
  • Die Außenstelle des Weißen Rings im Kreis Ahrweiler ist rund um die Uhr erreichbar. Kontaktaufnahme unter 116006 oder persönlich über die Außenstelle Ahrweiler.

Gesprächskreis[Bearbeiten]

Die Außenstelle Ahrweiler hat auch einen Gesprächskreis für Opfer von Gewalt und vorsätzlichen Straftaten initiiert. Betroffene können dort in zwangloser Atmosphäre über ihre Erlebnisse berichten und sich austauschen. "So sollen Opfer oder deren Angehörige Antworten auf ihre Fragen finden sowie Kraft zur Suche nach neuen Wegen schöpfen", berichtete die Rhein-Zeitung am 21. März 2013.

Gründung und Entwicklung[Bearbeiten]

Die Außenstelle Ahrweiler wurde im Jahr 1985 gegründet. Franz Mannebach aus Adenau übernahm zu Anfang die Leitung. Mit der Unterstützung von zwei Mitarbeiterinnen half er Opfern von Kriminalität und Gewalt in den Landkreisen Ahrweiler und Vulkaneifel. Im Jahr 1990 übernahm Hilmar Reinicke, damals aktiver Bundeswehr-Offizier, die Außenstelle und baute sie weiter aus. Im Jahr 1998 wurde erneut ein ehemaliger Offizier Außenstellenleiter: Manfred Wistuba. Seit Dezember 2003 leitet Hubertus Raubal - ebenfalls ein ehemaliger Offizier - die Außenstelle. Aufgrund der steigenden Zahl der Opferfälle wurden im Jahr 2003 der Unterstützungsbereich geteilt und eine eigene Außenstelle für den Landkreis Vulkaneifel eingerichtet.

Im Jahr 2012 half der Weiße Ring 95 Bürgern des Kreises Ahrweiler. 21 Menschen stand er nach Gewaltstraftaten (15 davon im häuslichen Bereich) mit Rat und Tat zur Seite. In der Bilanz standen auch 29 Opfer von Sexualstraftaten, vier von Diebstahl und Raub, zwölf von Stalking, ein Mobbingopfer und 28 „Sonstige“. Insgesamt leisteten die Helfer des Weißen Rings im Jahr 2012 3004 ehrenamtliche Stunden und fuhren dafür 12.603 Kilometer. Auf Opferhilfen von der Begleitung zu Gerichtsverhandlungen bis zu Behördenbesuchen entfielen 796 Stunden. 366 Stunden wurden in die Prävention investiert - von Vorträgen bis zu Infoständen. „Auf Fortbildung, Unterricht und Tagungen verwendeten die insgesamt zwölf Mitarbeiter 1842 Stunden. Die finanziellen Hilfen beliefen sich auf insgesamt 8899 Euro.[2]

Im März 2013 traf sich im Haus der Familie in Bad Neuenahr erstmals der Gesprächskreis für Opfer von Gewalt und vorsätzlichen Straftaten und deren Angehörige.[3]

Jahresbilanz 2013[Bearbeiten]

Im Jahr 2013 wandten sich 99 Hilfesuchende an die Außenstelle Ahrweiler. Die meisten wegen Gewaltstraftaten (36 Fälle), insbesondere wegen häuslicher Gewalt (21 Fälle). Hoch war mit 27 Fällen aber auch die Zahl der Sexualstraftaten. Stalking, Mobbing, Diebstahl und Raub gehörten zu den weiteren Delikten, in deren Folge der Weiße Ring den Opfern zur Seite stand. Insgesamt 2936 Stunden waren die Mitarbeiter im Einsatz, 11.000 Fahrtkilometer legten sie zurück. 786 Stunden wurden auf Opferhilfen wie der Begleitung zu Behörden und Gerichtsverhandlungen verwendet. Auch Prävention und Aufklärung durch Vorträge und Infostände sowie an Schulen großen Raum ein. Dazu kamen Fortbildungen und Tagungen. Für Soforthilfen, Opferhilfen und Beratungsscheine leistete die Außenstelle finanzielle Hilfe in Höhe von 5850 Euro.[4]

Jahresbilanz 2015[Bearbeiten]

124 Menschen – so viele wie nie zuvor seit Bestehen der Außenstelle Ahrweiler – haben sich im Jahr 2015 an die Außenstelle Ahrweiler des Weißen Rings gewandt. Ein Drittel der gemeldeten Delikte waren Sexualstraftaten, gefolgt von Körperverletzungen, vorrangig in engen sozialen Beziehungen, sowie Diebstähle und Raub. Zwölf Personen suchten Hilfe als Opfer von Stalking und Mobbing. Zu den Leistungen der Außenstelle gehören die Begleitung zu Verhandlungen und Behörden, finanzielle Hilfen sowie Unterstützung bei der Suche nach ärztlichen oder therapeutischen Einrichtungen: Die Mitarbeiter der Außenstelle waren dafür im Jahr 2015 annähernd 3000 Stunden mit mehr als 17.000 Kilometern Fahrstrecke ehrenamtlich im Einsatz. Daneben wurden 5070 Euro in Form von Zahlungen oder Beratungsschecks für Rechtsanwälte oder Therapeuten aufgewandt. Hubertus Raubal, Leiter der Außenstelle, sah die steigende Zahl an Hilfesuchenden als Beleg dafür, dass der Weiße Ring von Opfern einer Straftat zunehmend als Anlaufpunkt in Betracht gezogen wird. Im Januar 2016 waren 14 Frauen und Männer in der Außenstelle Ahrweiler aktiv.[5]

Jahresbilanz 2016: Gewalt in der Pflege wird zunehmend zum Problem[Bearbeiten]

116 Opfer von Straftaten wandten sich im Jahr 2016 an die Außenstelle des Weißen Rings in Ahrweiler. Knapp 30 Prozent der Opfer hatten Körperverletzungen erlitten, rund ein Drittel der Anfragen betraf Sexualstraftaten. Die übrigen Anfragen betrafen Stalking, Raub, Beleidigung und Nötigung sowie Themen, die nicht in den Aufgabenbereich des Weißen Rings fallen, beispielsweise Mietschulden und Rentenangelegenheiten. In steigendem Maße meldeten sich auch Opfer von Internetkriminalität. Fast 2900 Stunden war das Team der Außenstelle Ahrweiler im Jahr 2016 im Einsatz. Die 14 Mitarbeiter legten dabei fast 10.000 Kilometer zurück und gewährten mehr als 12.000 Euro Hilfe bei der Unterstützung von Kriminalitäts- und Gewaltopfern. Neben der Opferhilfe befassen sich die Ehrenamtlichen der Außenstelle mit Vorbeugung, Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit, etwa zum Thema „Gewalt in der Pflege“. Die Rhein-Zeitung berichtete:

Bekanntlich altert die Bevölkerung immer stärker, der Pflegebedarf nimmt zu, damit fallen erhöhte Kosten an. Fachpersonal fehlt überall. Auch Krankenhäuser und Pflegedienste melden Personalüberforderung in allen Bereichen. Verwaltungsaufgaben und Pflegenachweiseführung sind zwar unabdingbar, verschlingen aber immer mehr Zeit, die für persönliche Zuwendung fehlt. Aufgrund hoher Pflegeheimkosten werden viele alte Menschen von Angehörigen betreut. Diese sind sich oft nicht der Belastung einer solchen Aufgabe bewusst.[6]

Führungswechel[Bearbeiten]

Nach 15 Jahren als Leiter der 1985 gegründeten Außenstelle Ahrweiler des Weißen Rings und nach rund 300 Fällen, die er persönlich betreute, wurde Hubertus Raubal am 3. September 2018 verabschiedet. Er übergab das Amt an den zu dieser Zeit 63-jährigen Gerd Mainzer, „der nach seiner Pensionierung vom Polizeidienst nun nicht mehr nach Tätern fahndet, sondern Opfern hilft“, wie es in der Rhein-Zeitung (RZ) hieß. Landrat Jürgen Pföhler sagte bei der Verabschiedung, die Zahl der Fälle, die von der Außenstelle betreut wurden, habe sich seit 2003 nahezu verdoppelt. „Inzwischen kümmern Sie und Ihre 14 Mitarbeiter sich jährlich um 120 Menschen im Kreis Ahrweiler“, sagte Pföhler. Die Zahl der Mitarbeiter sei während seiner Zeit als Leiter der Außenstelle von acht auf 14 gestiegen, die Zahl der Mitglieder um 30 Prozent auf nun 130.[7]

Antrittsbesuch beim Landrat[Bearbeiten]

Bei einem Besuch im Dezember 2018 im Kreishaus Ahrweiler sagte Landrat Dr. Jürgen Pföhler gegenüber Gerd Mainzer, er könne sich weiterhin der vollen Unterstützung durch die Kreisverwaltung Ahrweiler sicher sein. „Die Zusammenarbeit mit dem Weißen Ring ist gut und vertrauensvoll und das wird sie bleiben“, so Pföhler. Mainzer kündigte für seine Amtszeit an, den Fokus auf Präventionsarbeit, Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung zu richten. Er will die Arbeit der Organisation bekannter machen. Auch neue ehrenamtliche Mitarbeiter würden nach wie vor gesucht.[8]

Ehrungen und Auszeichnungen[Bearbeiten]

  • In Anerkennung besonderer Verdienste im sozialen Engagement und in der Kriminalprävention wurde die Außenstelle Ahrweiler 2007 mit der Ehrenplakette des Kreises Ahrweiler ausgezeichnet.

Mitgliedschaft und Mitarbeit[Bearbeiten]

Der Beitrag für eine passive Mitglieder beläuft sich auf 2,50 Euro (ermäßigt 1,50 Euro) monatlich. Darüber hinaus kann jeder zum aktiven Mitarbeiter bei der Opferschutzorganisation werden. 13 Personen arbeiten im März 2013 ehrenamtlich jeweils zwei bis drei Stunden wöchentlich im Bereich der Außenstelle Ahrweiler des Weißen Rings mit - darunter ein aktiver Polizist, ein ehemaliger Lehrer, eine Hausfrau und eine Verkäuferin. Einmal monatlich trifft sich Hubertus Raubal mit seinen Mitarbeitern zum Austausch. Interessierte können dazukommen. Haben sie weiterhin Interesse, können sie nach einem halben Jahr bei einem Beratungsgespräch mit einem Opfer dabei sein. Dann folgen ein Grundseminar auf Landes- und weitere Seminare auf Bundesebene sowie jährliche Seminare zur Weiterbildung.[9]

Sonstiges[Bearbeiten]

Referenten des Weißen Rings im Kreis Ahrweiler bieten kostenlos Vorträge für Vereine, Organisationen und Verbände an. Wenn Schulen und Sportvereine Präventionstage und Aktionen gegen Gewalt planen, werden sie vom Weißen Ring auf Wunsch unterstützt.

Siehe auch[Bearbeiten]

Opferberatung beim Polizeipräsidium Koblenz

Mediografie[Bearbeiten]

Weblink[Bearbeiten]

http://ahrweiler.rheinland-pfalz.weisser-ring.de

Fußnoten

  1. Quelle: Jan Lindner: Neuer Weißer-Ring-Chef: Hier herrscht keine heile Welt – 61-jähriger Ex-Polizist leitet ab Sommer die Außenstelle im Kreis – Er weiß, wie es ist, Todesnachrichten überbringen zu müssen, in: Rhein-Zeitung vom 19. April 2018
  2. Quelle: General-Anzeiger vom 12. Dezember 2012
  3. Quelle: Rhein-Zeitung vom 8. Mai 2013
  4. Quelle: Häusliche Gewalt: 99 Menschen wandten sich an Weißen Ring, general-anzeiger-bonn.de vom 6. Dezember 2013
  5. Quelle: Frieder Bluhm: Weißer Ring ist gefragter denn je - 124 Menschen wandten sich an Außenstelle der Opferschutzorganisation, in: Rhein-Zeitung vom 4. Januar 2016
  6. Quelle: Jan Lindner: 116 Opfer suchten Hilfe beim Weißen Ring – Anfragen bei Schutzorganisation auf hohem Niveau – Je ein Drittel Sexualdelikte und Körperverletzungen, in: Rhein-Zeitung vom 10. Januar 2017
  7. Quelle: Beate Au: Hubertus Raubal: Eine starke Stimme für Opfer von Verbrechen – Außenstellenleiter gibt sein Amt im Weissen Ring an Gerd Mainzer weiter, in: Rhein-Zeitung vom 4. September 2018
  8. Quelle: Neuer Leiter der Organisation Weisser Ring im Gespräch mit Landrat Dr. Jürgen Pföhler – Vetrauensvolle Zusammenarbeit mit der Organisation geht weiter, Pressemitteilung der Kreisverwaltung Ahrweiler vom 12. Dezember 2018
  9. Quelle: Rhein-Zeitung vom 21. März 2013