Wollweberzunft Adenau

Aus AW-Wiki

Mit der Pflege alter Traditionen erinnert die im Jahr 1648 gegründete Wollweberzunft Adenau (auch „Wüllenweberzunft“) an ein Handwerk, für das Adenau einst berühmt war: die Herstellung wertvoller Tuchstoffe. Zu den Aktivitäten der Zunft zählen ein Zunftabend sowie die Teilnahme am Heimatfest Adenau und an kirchlichen Festen.


Chronik[Bearbeiten]

Infolge unwirtlicher Verhältnisse in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg gab es in der Eifel eine intensive Schafhaltung. Die genügsamen Tiere lieferten Fleisch und Wolle. Man fertigte seine Kleidung meist selbst. Es galt der Spruch: „Selbst gesponnen, selbst gemacht, ist des Bauern schönste Tracht.“ Man geht von einem Gründungsjahr 1648 aus. Dieses Datum ist in einem Protokollbuch der Zunft belegt, möglicherweise gab es jedoch sogar schon ein früheres Entstehungsdatum für eine weniger strikt organisierte Vereinigung. In Statuten aufgeführt werden unter anderem 24 Paragrafen, die sich mit dem Recht der Meister, der Gesellen und Lehrlinge sowie mit den Herstellungsrichtlinien des Tuches beschäftigen. Ausgiebig wird auf die strenge Erziehung der Lehrjungen hingewiesen. Es gab es eine Reihe von Verhaltensregeln, die strikt einzuhalten waren. Bis ins 19. Jahrhundert wurden auf den Eifelhöhen gezüchtet. In Heimarbeit wurde die Wolle versponnen und dann an Webstühlen zum besondes widerstandsfähigen Adenauer Tuch gewebt. Daraus entstanden unter anderem zahlreiche Uniformröcke für die preußische Armee. Die Rhein-Zeitung berichtete am 19. Februar 2014 über die Geschichte der Zunft:

Die Zünfte waren damals ein soziales und ökonomisches System zur Regelung von Absatzmengen und handwerklichen Fertigungsmethoden. Die Ausbildung der Lehrlinge und Gesellen sowie die Aufgaben der Meister waren definiert. Die Mitgliedskassen hatten auch die Funktion sozialer Sicherung. Durch Aufhebung des Zunftzwanges in der nachnapoleonischen Ära, durch Einführung der Gewerbe- und Handelsfreiheit verloren die Zünfte viel von ihrer ursprünglichen Bedeutung. Die Wollweberzunft in Adenau soll bis zum 18. Jahrhundert im Jahresschnitt mehrere Hundert Personen beschäftigt haben. Die Qualität des Adenauer Tuches war sehr geschätzt. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts ließ die wirtschaftliche Bedeutung nach, billige Importe und maschinelle Textilproduktion verdrängten zusehends die alte Handwerkskunst.

Die Wollweberzunft tagt am Beginn eines jeden Jahres jeweils als erste der drei Adenauer Zünfte. Ihr folgen die Gerberzunft Adenau und die Hammerzunft Adenau. Bei ihrem Jahreskonvent im Februar 2014 im Hotel Blaue Ecke zelebrierten die Zunftmitglieder nach altem Ritus die Geschichte des Zunftgedankens. Dazu gehören das Gebet in einem Gottesdienst zu Ehren des Schutzpatrons St. Severus und die anschließende Zusammenkunft, bei der Würstchen und sogenannte "Schößchen" gereicht werden. Der ausscheidende Zunftmeister Frank Wisniewski gab die Amtsinsignien - eine zweifarbige Schärpe und einen Zunftmeisterhut mit schwarz-grün-weißem Federbesatz, eine Zunftfahne, eine historische Fahne und eine Zunftlade aus dem Jahre 1722, in der u.a. Originalmuster von historischen Adenauer Tuchen, aufbewahrt werden - an seinen Nachfolger Stefan Rübenach. Die lange als verschollen geltende Zunftlade wurde 1967 wiedergefunden und 1988 restauriert. Die Zunftfahne wird bei gesellschaftlichen und repräsentativen Anlässen mitgeführt. Im Februar 2014 zählt die Zunft zwei Dutzend Mitglieder.[1]

Zur Erinnerung an die Tuchproduktion in Adenau wurde im Heimat-, Zunft- und Johanniter-Museum Adenau eine Schneiderwerkstatt eingerichtet, in der zwei als Kunden verkleidete Puppen stehen. Ein Schneider ist bei der Arbeit. Rundherum sind die damal übliche Einrichtung und Werkzeuge von damals zu sehen. An der Wand hängen fertige Uniform-Röcke. Zudem kann der Besucher auch unterschiedlich gefärbte Proben des stabilen Adenauer Tuches mit eigenen Fingern befühlen.[2]

Die Wollweberzunft will die in ihrer Zunftlade aufbewahrten Dokumente, das Zunftbuch und das Kassenbuch, in den Bestand des Landeshauptarchivs in Koblenz aufnehmen zu lassen. Dieser Überlegung stimmte der jährlich stattfindende Konvent im Januar 2015 im Hotel Blaue Ecke zu. Auch wenn die Dokumente in das Landesarchiv übernommen werden, bleiben sie Eigentum der Zunft. „Uns ist das historische Erbe so bedeutsam, dass wir es als Verpflichtung ansehen, es bestmöglich zu schützen und zu erhalten“, sagte Zunftmeister Stefan Rübenach. Die Zunftlade aus dem Jahr 1722 galt lange als verschollen. 1967 wurde sie wieder aufgefunden und 1988 restauriert. Neben dem Zunft- und dem Kassenbuch werden in dem Behältnis weitere Dokumente und Bilder sowie Originalmuster von historischen Adenauer Tuchen aufbewahrt.[3]

Der Tag des Wollweberkonvents orientierte sich auch 2016 am Namenstag von St. Severus, dem Patron der Zunft. Er verstarb am 1. Februar des Jahres 345, weswegen der Tag des heiligen Severus auf dieses Datum fällt. Eine Darstellung des Heiligen befindet sich in der Katholischen Pfarrkirche "St. Johann Baptist" Adenau. Dort ist sie umgeben von Abbildern von St. Josef, dem Patron der Adenau und St. Blasius, dem Schutzheiligen der Gerberzunft. Bernd Koll bei dem Konvent auf Vorschlag seines Amtsvorgängers Stefan Rübenach zum Zunftmeister gewählt. Rübenach übergab seinem Nachfolger die Insignien: die Schärpe, den Zunfthut mit schwarz-grün-weißem Federbesatz und die Zunftlade aus dem Jahre 1722, in der wichtige historische Dokumente aufbewahrt werden. „Von historischer Bedeutung ist auch die Traditionsfahne“, berichtete die Rhein-Zeitung am 6. Februar 2016. Sie werde mit den Fahnen der beiden anderen Adenauer Zünfte, der Gerber- und der Hammerzunft, im Heimat-, Zunft- und Johanniter-Museum Adenau aufbewahrt. Während des Konvents wurden langjährige Mitglieder der zu dieser Zeit aus 30 Mitgliedern bestehenden Zunft ausgezeichnet. Kurt Bongard war seit 60 Jahren Zunftmitglied, genauso wie Johannes Romes, der auf dem Jahreskonvent allerdings nicht anwesend sein konnte. Ebenfalls in Abwesenheit wurden Hans Thiesen für 40-jährige und Frank Wisniewski für 25-Jährige Mitgliedschaft geehrt. Die Digitalisierung der Zunft-Dokumente sei inzwischen abgeschlossen, hieß es bei dem Konvent. Die Originale sollen nun dem Landesarchiv in Koblenz zur Aufbewahrung übergeben werden, blieben aber Eigentum der Zunft.[4]

AW-Landrat Dr. Jürgen Pföhler zeichnete die Wollweberzunft ebenso wie die Gerber- und die Hammerzunft im Mai 2017 mit der Ehrenplakette des Kreises Ahrweiler aus. Die drei Zünfte, die in den vergangenen Jahrhunderten in Adenau das wirtschaftliche Leben bestimmten, würden auch heute noch eine wichtige Rolle in der Stadt spielen, lobte der Landrat bei einer Feierstunde anlässlich der Übergabe der Auszeichnung im Kreishaus in Ahrweler. Die Traditionen der alten Handwerkerorganisationen würden in Adenau auch heute noch liebevoll gepflegt und an die nachfolgenden Generationen weitergegeben. Zudem würden sich die Zünfte in vielfältiger Weise für ihre Stadt engagieren. Ein gelungenes Beispiel sei der Zunftbrunnen am neu gestalteten Pferdemarkt. 25.000 Euro hätten die Zünfte gesammelt, um ihrer Heimatstadt diesen Blickfang mit den drei Zunftwappen an der Hauptstraße zu schenken. Die Bänke rundum hätten sich zu einem beliebten Treffpunkt für Alt und Jung entwickelt.[5]

Sonstiges[Bearbeiten]

Informationen und Anschauungsmaterial zu Aufgaben, Geschichte und Bedeutung der Adenauer Zünfte gibt es im Heimat-, Zunft- und Johanniter-Museum Adenau.

Die Wollweberzunft tagt regelmäßig als erste der drei Adenauer Zünfte zu Beginn des Jahres. Ihr folgen die Gerber- und die Hammerzunft. Bei ihrem Jahreskonvent zelebrieren die Zunftmitglieder nach altem Ritus die Geschichte des Zunftgedankens. Dazu gehören das Gebet in einem Gottesdienst zu Ehren des Schutzpatrons St. Severus und die anschließende Zusammenkunft, bei der Würstchen und sogenannte „Schößchen“ gereicht werden.[6]

Siehe auch[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Rhein-Zeitung vom 19. Februar 2014
  2. Quelle: Gabi Geller: Geschichte neu in Szene gesetzt - Heimatmuseum in Adenau präsentiert Ausstellungsstücke jetzt thematisch geordnet, in: Rhein-Zeitung vom 13. August 2014
  3. Quelle: Adenauer Dokumente reif fürs Landesarchiv - Wollweberzunft will wertvolle Bücher dem Landeshauptarchiv in Koblenz überlassen, in: Rhein-Zeitung vom 23. Januar 2015
  4. Quelle: Bernd Koll ist der neue Zunftmeister – Adenauer Wollweberzunft traf sich zum Jahreskonvent, in: Rhein-Zeitung vom 6. Februar 2016
  5. Quelle: Gabi Geller: Ehrenplakette des Kreises für Ärzte, Zünfte und Imker – Feierstunde im Kreishaus würdigt gesellschaftliches Engagement, in: Rhein-Zeitung vom 19. Mai 2017
  6. Quelle: Adenauer Dokumente reif fürs Landesarchiv - Wollweberzunft will wertvolle Bücher dem Landeshauptarchiv in Koblenz überlassen, in: Rhein-Zeitung vom 23. Januar 20145