Alte Mühle Gillig (Antweiler)

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Dieser Balken trägt die Jahreszahl 1686 und das Wappen des Herzogs von Arenberg. Nach der Auflösung des Herzogtums Arenberg gelangte die Mühle zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Privatbesitz und über Eheschließung 1892 in den Besitz der Familie Gillig.
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Der ehemalige Kornspeicher dient heute als Tagungsraum.
Info-Schild an der Mühle
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Ewald Gillig ist Eigentümer der Alten Mühle Gillig in Antweiler, die heute in vierter Generation im Familienbesitz ist. Von 1913 bis 1948 versorgte die Mühle ganz Antweiler mit Strom. Getreide mahlt sie seit 1976 nicht mehr. Heute werden im umgebauten Kornspeicher Veranstaltungen wie das alljährliche Kammermusikfestival und Mühlenführungen - etwa am Deutschen Mühlentag - angeboten. Nach wie vor bezieht die Mühle ihr Wasser aus der Ahr, die mit Hilfe eines Wehres oberhalb von Antweiler gestaut wird. Über den etwa 275 Meter langen unteren Mühlengraben von Antweiler wird sie mit Wasser versorgt.


Anschrift und Standort[Bearbeiten]

Mühlenweg

53533 Antweiler/Ahr

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Kontakt[Bearbeiten]

Chronik[Bearbeiten]

Die Geschichte der Mühle, die in herzoglich-arembergischen Besitz war, geht bis auf das Jahr 1525 zurück. 1578 lag die Jahrespacht bei 9,5 Malter Korn, einem Mühlenschwein von 100 Pfund, 100 Eiern und vier Pfund Wachs. Im Jahr 1686 wurde die Getreidemühle mit zwei Wasserrädern neu erbaut. Damals wurde in der Region Eisen verhüttet, und als Landesherren setzten schon damals die Herzöge von Arenberg auf die Wasserkraft. Laut alten Aufzeichnungen bestanden über ein Jahrhundert bis 1794 Korn- und Schneidemühle nebeneinander. Rund 200 Meter oberhalb der Mühle entstand ein Wehr aus Bruchsteinen, an dem auch zwei Wasserräder betrieben wurden. Eines lieferte Energie für die Schneidemühle, ein weiteres für die Mahlsteine der Kornmühle.[1]

Letzter Pächter der Mühle unter herzoglichem Besitz war ein Peter Müller. Nach der Mediatisierung durch die Franzosen ersteigerte Johann Michael Creutzberg die Mühle für den Herzog. 1892 kam die Kornmühle in den privaten Besitz von Nikolaus Gillig, dem Urgroßvater des heutigen Besitzers Ewald Gillig. 1912 wurden die beiden Wasserräder gegen eine Francis-Turbine mit Strom-Generator ausgetauscht. Damit hielt in Antweiler zehn Jahre vor den umliegenden Orten der elektrische Strom Einzug. Die Schulchronik von Antweiler berichtet am 27. Oktober 1912:

Mehr Licht! Antweiler steht im Zeichen des Fortschritts. Kann es sich doch rühmen, den meisten Eifeldörfern voraus, ein Elektrizitätswerk aufzuweisen, welches in den letzten Sommermonaten soweit gefördert worden ist, dass es sein Licht in Häusern und Straßen leuchten lassen konnten.

Die Anlage erzeugte 220 Volt Gleichstrom. In einem separaten Akkumulatorenraum wurde der Strom in etwa 90 mit Bleiplatten und Säure gefüllten Glasbehältern gespeichert und von dort an die Abnehmer geliefert. Der Strom war damals für die Abnehmer jedoch teuer; deshalb wurde er von den Antweilerern sparsam und vor allem für Beleuchtung in Haus und Stall genutzt. Im Laufe der Jahrzehnte wurde elektrische Energie jedoch immer billiger, und mehr und mehr Elektrogeräte hielten in den Haushalten Einzug. So kam es, dass die Strommenge, die in der Mühle erzeugt wurde, nicht mehr ausreichte. So übernahmen die RWE die Konzession. Die übrigen Generatoren an der Ahr wurden nach und nach abgeschaltet; ledigich die Turbine in Gilligs Mühle erzeugte weiterhin Strom für die private Nutzung. "In den 1960er- und 1970er-Jahren war Strom so billig, dass die meisten Menschen die Wasserkraftturbine in Gilligs Mühle nicht als sinnvoll, sondern eher als Marotte betrachteten," berichtete Gabi Geller in der Rhein-Zeitung vom 18. Mai 2013. Nachdem der Mahlbetrieb im Jahr 1976 eingestellt worden war, ist der alte Glockenradantrieb der Turbine durch ein moderneres Getriebe ersetzt und der Gleichstrom-Generator gegen einen Drehstrom-Asynchron-Generator ersetzt worden. Seitdem wird der erzeugte Strom ins öffentliche Netz eingespeist.

Beim Mühlentag an Pfingsten 2003 stellte Eigentümer Ewald Gillig die restaurierte und wieder in Stand gesetzte dreistöckige Mühle zum ersten Mal der Öffentlichkeit vor. Seit dem Mühlenfest im Jahre 2005 läuft ein neues Wasserrad im Mühlgraben, nach alten Vorgaben und handwerklicher Tradition aus Eichenholz gefertigt. Im Nachbarort Rodder fand er den Zimmermann Stefan Klein, der sich den Job zutraute. Informationen zu den alten Techniken des Mühlradbaus fand man in Büchern und in Dresden, wo in der Nähe der ehemaligen Deutschen Müllerschule noch Zimmerleute mit entsprechender Praxiserfahrung leben. Im Aremberger Wald wurden dann zwei Eichen ausgewählt, die dort 250 Jahre lang herangewachsen waren und das Rohmaterial für das Mühlrad lieferten. In der Zimmerei Klein in Barweiler wurde das Wasserrad in Teilstücken hergestellt: die beiden Holzbogen von 4,5 Meter Durchmesser, die Achse und die Schaufelräder. Die Einzelteile wurden an den Mühlenteich in Antweiler transportiert und das Mühlrad wurde vor Ort zusammen gebaut und installiert. Ein behelfsmäßiges Gerüst im Teich half dabei. Die Achse war aus einem Stamm zugeschnitten und an den Enden mit eisernen Lagern versehen. Als die an ihrem Platz waren, mussten die beiden großen Holzbögen angebracht werden, dann die Schaufeln. Gillig erinnert sich, dass danach das schwierigste Problem auftauchte: "Wir mussten das Rad ausrichten, damit es nicht eiert."

Mit der Mühle könnte man auch heute noch problemlos Korn mahlen, weiß Gillig. Aber das müsse man dann dauerhaft jeden Tag tun, weil das Mehl, das an den Riemen und im Mahlwerk hängen bleibt, bei lediglich sporadischem Betrieb Motten und anderes Ungeziefer anlockt. Alles muss ständig in Bewegung bleiben, oder man müsste die Anlage nach dem Mahlen wieder säubern. Aber Ewald Gillig hält die Mühlenkonstruktion mit ihren vielen ledernen Treibriemen, Schüttelmaschinen, Kornaufzügen und anderen bewegten Apparaturen in Schuss, und an Besuchertagen wie dem Mühlentag am Pfingstmontag setzt er sie zur Freude der Gäste in Gang.

Am Mühlentag 2013 war im ehemaligen Kornspeicher eine Ausstellung zum Thema „100 Jahre elektrischer Strom in Antweiler“ zu sehen.

Hunderte Besucher nahmen am Deutschen Mühlentag am Pfingstmontag 2019 die Gelegenheit zur Besichtigung der Mühle wahr. Ewald Gillig – er führt die Mühle in vierter Generation - und sein Schwager Udo Mechlinski erklärten den Teilnehmer der stündlich angebotenen Mühlenführungen die Funktionsweise einer Wassermühle.

Beim Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021 wurde die Gillig-Mühle schwer beschädigt. Dank der Unterstützung durch viele Helfer ist sie aber wieder repariert und größtenteils in Stand gesetzt worden.

Weitere Bilder[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quellen: Rhein-Zeitung vom 8. und 21. Januar 2008 sowie vom 17., 18. und 21. Mai 2013 und Werner Dreschers: Alte Mühlentechnik begeistert Kinder noch heute – Ewald Gillig öffnet Pforten seines Mahlbetriebes in Antweiler und erläutert in Führungen einzelne Schritte vom Korn bis zum Mehl, in: Rhein-Zeitung vom 13. Juni 2019