Altes Pfarrhaus Kesseling

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Saal-Anbau und Pfarrgarten
Historisches Foto
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Das Alte Pfarrhaus an der Kirchstraße 3 in Kesseling ist eines der ältesten Gebäude im Kreis Ahrweiler. Die ehemalige Außenstelle der Benediktinerabtei Prüm diente zuletzt von 1852 bis 1971 als Pfarrhaus. Im September 2015 wurde das Gebäude nach einer dreijährigen Sanierung mit einem Umfang von 1,9 Millionen Euro wieder eingesegnet. Das Pfarrhaus ist 350 Quadratmeter groß und hat einen 120 Quadratmeter großen modernen Anbau und dient als Dorfgemeinschaftsraum. im Obergeschoss befindet sich der Probenraum der Blaskapelle Kesseling e.V.. Zusammen mit dem Gemeindehaus „Kreuscher“ bildet es jetzt, überragt von der Katholischen Pfarrkirche „St. Petrus“, einen malerischen Dorfmittelpunkt.


Standort[Bearbeiten]

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Chronik[Bearbeiten]

Nachdem der damalige Pfarrer Alfons Scholz im Jahr 1971 aus dem Pfarrhaus ausgezogen war, stand das Gebäude mehr als zehn Jahre lang leer. Es verfiel zusehends, ohne dass die Kirche als Eigentümerin etwas dagegen unternahm. 1981 kaufte ein Kölner Ehepaar das Gebäude auf dem Wege der Erbpacht. Das Paar wollte das historische Bauwerk sanieren und für soziale Zwecke nutzen. Doch über die Ausgestaltung gab es ein tiefes Zerwürfnis zwischen Bistum, Pächter und Gemeinde. Nachdem das Haus aber im Jahr 1985 unter Denkmalschutz gestellt worden war, kam das Projekt völlig zum Stillstand. Landrat Dr. Jürgen Pföhler sagte bei der Wiedereinweihung: "Ich habe in meiner gesamten Amtszeit noch nie eine so verfahrene Situation erlebt, da bedurfte es eines langen Atems und des gemeinschaftlichen Einsatzes, um das Haus am Ende doch noch zu retten."

1985 war das Gebäude dann ein Schandfleck für den Ort. Damals wurde es entrümpelt und notgesichert. Die Gemeinde Kesseling meldete Kaufinteresse an. Aber erst mit Kanal- und Straßenbauarbeiten, die im Jahr 2008 in Kesseling vorgenommen wurden, kam Bewegung in die Verhandlungen der Gemeinde mit den Eigentümern, die für die Bauarbeiten anteilig zur Kasse gebeten wurden. Nach zahlreichen Gesprächen, viele davon führte die damalige Ortsbürgermeisterin Maria Berschbach, einigten sich die Gemeinde mit dem Eigentümer-Ehepaar und es kam zum Besitzerwechsel. Die Gemeinde war zu dieser Zeit bereits Besitzerin der alten Schule, des ehemaligen Hauses Schrandt, des Gemeindehauses und des Gebäudes am Bolzplatz. Auch deshab ging in der Bevölkerung damals die Angst um, dass sich die Gemeinde mit dem Projekt finanziell überheben könnte. Als klar wurde, dass die Gemeinde die Sanierung nicht allein stemmen konnte, wurde im November 2009 der Förderkreis Altes Pfarrhaus Kesseling gegründet, der die Restaurierung des historischen Gebäudes fördern und unterstützen sollte.

Bei einer Bürgerversammlung im November 2009 wurden Nutzungsmöglichkeiten erörtert. Bürger sprachen sich dort dafür aus, das Anwesen zu einer touristischen Attraktion zu machen, darin ein Kloster- oder Dorfmuseum einzurichten, ein kleines Café, einen Klostergarten und Ausstellungsräume. Andere sprachen sich dafür aus, in dem Haus einen Gebets- und Meditationsraum oder eine kleine Bibliothek einzurichten. Langfristig sollten das Alte Kloster und das neue Gemeindehaus – die beiden Gebäude stehen sich an einem großen Platz direkt gegenüber – zu einem lebendigen Dorfmittelpunkt werden.[1]

Für den ersten Bauabschnitt des Umbaus und der Erweiterung des ehemaligen Pfarrhauses bewilligte der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz der Ortsgemeinde im Mai 2012 334.750 Euro aus dem rheinland-pfälzischen Dorferneuerungsprogramm. „Das ehemalige Pfarrhaus ist eines der ältesten Gebäude des gesamten Kreises Ahrweiler und gilt als ein Kulturdenkmal mit einer besonderer Wertigkeit“, sagte Lewentz. Daher sei die Erhaltung dieses Denkmals im Ortskern eine große, zentrale Aufgabe der Gemeinde, die aber ohne eine finanzielle Hilfe des Landes nicht angemessen zu bewältigen wäre. Bei Umbau und Erweiterung sollen multifunktionale Räumlichkeiten für die Vereine sowie für kulturelle und soziale Nutzungszwecke entstehen. Die Kosten für den ersten Bauabschnitt belaufen sich auf 515.000 Euro. „Kesseling wird mit diesem Vorhaben dem demografischen Wandel entgegen wirken können und ein attraktives und in die Zukunft gerichtetes Gemeindezentrum schaffen“, so Lewentz.[2] Kulturstaatsminister Bernd Neumann unterstütze die Gemeinde Kesseling bei der Sanierung des alten Pfarrhauses mit bis zu 75.000 Euro, berichtete die Rhein-Zeitung am 7. Juni 2013.

Im Mai 2015 waren die Arbeiten beendet. Anlässlich der 1250-Jahr-Feier der [Gemeinde Kesseling] löste die Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr eG ein und legte am alten Pfarrhaus einen Weinberg an. Zusammen mit Richard Surges und Klaus Winkler, den Beigeordneten der Ortsgemeinde, sowie dem Vorsitzenden des Förderkreises Altes Pfarrhaus, Werner Knebel, und Ratsmitglied Christof Uliczek stieß Rudolf Mies, Geschäftsführer der Winzergenossenschaft, bei der Übergabe im Frühsommer 2015 auf einen guten Jahrgang an. Als Rebsorte hatte die Winzergenossenschaft „Regent“ ausgewählt, die robust, pflegeleicht und pilzresistent ist. Mit dem kleinen Weinberg unterstütze die Winzergenossenschaft auch die These, das Kesseling als Ursprungsort des Ahrweines gilt. Mit zwölf Rebstöcken am ehemaligen Pfarrhaus und Kloster, wo einst die Mönche von Kesseling aus nicht nur christianisierten, sondern auch den Wein an die Ahr brachten, soll die Geschichte weiterleben.[3]

Am Samstag/Sonntag, 5./6. September 2015, feierte Kesseling die Einweihung und kirchliche Einsegnung des alten Pfarrhauses, das zuvor drei Jahre lang unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer Aspekte restauriert wurde. Rund 1,8 Millionen Euro hatte die Sanierung gekostet. 1,2 Millionen wurden durch Fördermittel gedeckt; der Gemeindeanteil betrug rund 640.000.[4] Pater Bernd Schrandt und Pfarrer Volker Dupont segneten das Gebäude am Sonntag, 6. September 2015, wieder ein. Die Blaskapelle Kesseling e.V. gestaltete die Feier musikalisch. Auf dem kleinen Platz vor dem neuen Dorfgemeinschaftshaus wurde ein zwei Meter hoher neuer Brunnen feierlich enthüllt. Der Kreuzberger Bildhauer Rudolf P. Schneider hat ihn mit einem achteckigen Sockel aus Mendiger Basaltstein und drei Bronzefiguren angefertigt. Ein mittelalterlicher Mönch und ein Bauer mit Weinbergshacke legen darauf symbolisch den Grundstein aus Wissen, Fleiß und Können, auf dem ein kleiner Junge tapfer in die Zukunft klettert. "Ein großartiges Werk", befand Pfarrer Volker Dupont. AW-Landrat Dr. Jürgen Pföhler sagte bei dem Festakt vor mehr als 100 Gästen: „Entstanden ist hier ein Juwel, das Vorzeigecharakter besitzt. Dieses Haus ist kein Museum, sondern ein Mehrgenerationenhaus für Jung und Alt.“ Für das überaus lebendige Vereins- und Dorfleben von Kesseling sei das Dorfgemeinschaftshaus ein wichtigen Eckpfeiler der künftigen Dorfentwicklung. „Hier ist ein Mittelpunkt für alle Generationen entstanden“, so Pföhler. Das Gebäude sei eine gelungene Symbiose aus Alt- und Neubau, attestierte Randolf Stich, Staatssekretär im rheinand-pfälzischen Innenministerium. Architekt Gerd Bungarten (Bungarten Architekten (Gelsdorf)) sagte, es sei enorm viel in die Standfestigkeit investiert worden, dabei sei versucht worden, die historische Substanz so gut wie nur irgend möglich zu erhalten. Die markante Eichenholz-Treppe sei ebenso erhalten worden wie der Dielen-Fußboden aus Fichtenholz, die aus dem 17. Jahrhundert stammende Kölner Decke im Unter- und Obergeschoss sowie zahlreiche uralte Zimmertüren und die aus Eichenholz gefertigten Leibungsverkleidungen der Fenster.[5] Am Sonntag, 11. September 2016, wurde hinter dem ehemaligen Pfarrhaus ein Kinderspielplatz eröffnet.

Weitere Fotos[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Rhein-Zeitung vom 11. November 2009
  2. Quelle: General-Anzeiger vom 8. Mai 2012
  3. Quelle: Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr legt Weinberg an Pfarrhaus an - Kleiner „Wingert“ in Kesseling - Einlösung des Versprechens anlässlich der 1250-Jahr-Feier, blick-aktuell.de vom 6. Juli 2015
  4. Quelle: Ute Müller: Das große Ziel nie aus den Augen verloren - Altes Pfarrhaus Kesseling fertig saniert, in: Rhein-Zeitung vom 5. September 2015
  5. Quellen: Horst Bach: Altes Pfarrhaus Kesseling: Lohn für Kraftakt, rhein-zeitung.de vom 7. September 2015, und Volker Jost: Komplette Instandsetzung für 1,9 Millionen Euro - Renoviertes Pfarrhaus feierlich eingeweiht, general-anzeiger-bonn.de vom 8. September 2015