Arie van Houwelingen

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Arie van Houwelingen (Mitte) im Gespräch mit Wolfgang Gückelhorn (rechts) bei der Übergabe der Erinnerungsstätte Lager „Rebstock“ am Donnerstag, 9. November 2017, in Marienthal
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Arie van Houwelingen (* 17. Dezember 1923 in Delft/Niederlande, † Spätsommer 2021 in Ouddorp/Niederlande) wurde als 1944 Zwangsarbeiter im Lager „Rebstock“ in Dernau eingesetzt. Van Houvelingen war Zeitzeuge und Ehrengast bei der Übergabe der Erinnerungsstätte Lager „Rebstock“ am Donnerstag, 9. November 2017, in Marienthal. Nach 73 Jahren kehrte Arie von Houwelingen, der nach dem Zweiten Weltkrieg als Chemiker arbeitete, zum ersten Mal an den Ort zurück, an dem er von August bis September 1944 beim Bau einer V 1-Produktionsstätte im Trotzenberg-Tunnel schuften musste. Der 93-Jährige wurde von seiner Bekannten Sylvia Meijer, ihrem Ehemann Hans und dem Fotografen Lowy Sterken ins Ahrtal begleitet.


Vita[Bearbeiten]

Als 20-Jähriger war er am 6. Juni 1944 als sogenannter „Arbeitsverweigerer“ von deutschen Soldaten festgenommen worden. In Rotterdam wurde er zwei Tage lang vom Sicherheitsdienst (SD) verhört, zur Polizei überstellt und dann am 18. Juli in das Polizeidurchgangslager (PDL) Amersfoort gesteckt. Unter deutschem Kommando wurde er kahl geschoren, in Gefängniskleidung gesteckt und in Block IX. einquartiert. Im Lager war er Schikanen ausgesetzt. So musste er täglich Kniebeugen bis zum Umfallen machen. Mit vielen anderen Häftlingen musste er am 4. August zum Bahnhof in Amersfoort marschieren und in einen Personenzug einsteigen. Mit dem Zug und als Nummer 100 auf der Transportliste, ging der Transport zunächst bis Köln. Nach einer Neueinteilung wurden Arie von Houwelingen und 167 Leidensgefährten am 4. August 1944 mit Güterwaggons zum Bahnhof Brück an der Ahr transportiert. Zu Fuß ging es von dort aus weiter in ein Barackenlager auf dem Gelände des damaligen Luftwaffenübungsplatzes Ahrbrück. Zuerst mussten die Häftlinge den Zaun um die Baracken errichten, die von Soldaten der Luftwaffe bewacht wurden. Nach einem zweiten Transport am 18. August leben in den Baracken in Brück 367 niederländische Zwangsarbeiter. Heute stehen Wohnhäuser an der Kesselinger Straße dort, wo damals die Baracken standen.

Tag für Tag müssen die Männer mit dem Zug von Brück aus zum Arbeitseinsatz auf dem Bahndamm der nie vollendeten Eisenbahntrasse zwischen Dernau (Sonderberg-Tunnel) und Rech (Herrenberg-Tunnel) fahren. Dort verlegen sie Schienen für eine Schmalspur-Eisenbahn. Die Schienen führten in die geplante V 1-Produktionsstätte im Trotzenberg-Tunnel. Außerdem werden die niederländischen Zwangsarbeiter sowie KZ-Häftlinge beim Innenausbau des Tunnels eingesetzt. Nachdem an der Bahntrasse in Richtung Herrenberg-Tunnel drei Baracken fertiggestellt worden sind, wurden die Zwangsarbeiter von Brück nach Dernau verlegt. Damit entfallen die täglichen Zugfahrten von und nach Brück. Weil die Front von Westen her immer näher an das Ahrtal heranrückte, stoppte der VW-Konzern die V-1-Fertigung im Lager „Rebstock“. Die niederländischen Zwangsarbeiter wurden deshalb Ende September 1944 über den Bahnhof Ahrweiler mit dem Zug nach Kassel transportiert, wo sie am 1. Oktober ankamen. Arie van Houwelingen wird in der Produktion von Flugzeugmotoren in Ziegenhain eingesetzt. Anfang April 1945 wurde die Stadt von kanadischen Truppen eingenommen. Die Zwangsarbeiter werden später von US-GIs zum Entlausen nach Frankfurt gebracht. Mitte Mai 1945 traf Arie wieder in seiner Heimat Delft ein.[1]

Mediografie[Bearbeiten]

KZ-Außenlager Rebstock im Ahrtal: Der letzte Häftling ist tot, rhein-zeitung.de, 8. September 2021

Fußnoten

  1. Quellen: Olaf Goebel: Nur ein ganz einfacher Mensch – Der Niederländer Arie van Houwelingen war Häftling im Lager Rebstock, in: Rhein-Zeitung vom 10. November 2017, und Infotafel auf dem Gelände der Erinnerungsstätte Lager „Rebstock“ in Marienthal, gesehen am 9. November 2017