Jagdbomberangriff auf eine Eisenbahnflakbatterie am 23. Januar 1945 bei Bodendorf

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Plakat zu einer Veranstaltung anlässlich des 75. Jahrestags im Januar 2020
Wegen des großen Interesses wurde die Veranstaltung zwei Wochen später wiederholt.
Propagandistisch eingefärbte Meldung in der (gleichgeschalteten) Kleinen Wiener Kriegszeitung vom 25. Januar 1945
Johannes Mies wurde auf dem Bodendorfer Friedhof beigesetzt.

Der wohl schwärzeste Tag in der Geschichte von Bodendorf war der 23. Januar 1945: Neun amerikanische Jagdbomber vom Typ „Lightning“ („Blitz“) griffen an diesem Tag eine östlich des Ortes stehende Eisenbahn-Flakbatterie an. Dabei wurde auch ein Lazarettzug beschossen, der in der Nähe der Flakbatterie stand. 17 Menschen kamen bei dem Angriff ums Leben. Beim größten Teil der Opfer handelte es sich um verwundete Soldaten, die aus den Lazaretten in Bad Neuenahr und Ahrweiler über die Ludendorff-Brücke („Brücke von Remagen“) ins Rechtsrheinische transportiert werden sollten, aber auch die beiden Soldaten der Flak-Batterie, ein amerikanischer Jabo-Pilot sowie zwei Zivilisten aus Bodendorf sowie ein französischer Kriegsgefangener starben.


Ungefährer Standort der Eisenbahn-Flakbatterie[Bearbeiten]

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Ungefährer Aufschlagort des abgeschossenen amerikanischen Bombers[Bearbeiten]

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Chronik[Bearbeiten]

Die Lage in Bodendorf und im Kreis Ahrweiler[Bearbeiten]

Nach der gescheiterten Ardennen-Offensive der Wehrmacht befanden sich die deutschen Heeresverbände in einem verlustreichen Rückzug ostwärts, in Richtung Westwall bzw. Reichsgrenze. Die Westalliierten hatten die absolute Lufthoheit, ihre Divisionen waren personell und materiell aufgefüllt. Die Soldaten waren bestens versorgt und es gab keinen Treibstoffmangel.

Auf deutscher Seite waren Zustände entgegen gesetzt: Großkampfgeräte waren vernichtet worden, aus technischen Gründen ausgefallen oder konnten wegen Treibstoffmangel nicht mehr bewegt werden, sodass sie beim Rückzug gesprengt werden mussten. Die deutschen Soldaten waren maßlos erschöpft, schlecht verpflegt und ausgerüstet, sodass fast niemand mehr an den von der politischen und militärischen Führung propagierten Endsieg glauben wollte.

Die Lazarettstädte Bad Neuenahr und Ahrweiler lagen nur etwa 70 Kilometer hinter der Front in der Westeifel. Durch das Ahrtal verlief eine zweigleisige Eisenbahnlinie vom Rheintal in die Eifel, die dem militärischen Nachschub diente, die Ludendorff-Brücke Remagen, das Gleisdreieck Sinzig und die Eisenbahnbrücke Sinzig waren bevorzugte Ziele der taktischen 9. US Air Force mit ihren mittleren Bombern. Die US-Jagdflugzeuge und Jagdbomber des IX. Tactical Air Command waren bei Tageslicht im deutschen Luftraum und flogen „Bewaffnete Aufklärung“. Staffelweise (9-12 Maschinen) patrouillierten sie entlang der Straßen und Eisenbahnlinien, um alles zu bombardieren und zu beschießen, was wie ein militärisches Ziel aussah. Oft genug kamen auch zivile Objekte zu Schaden, heutzutage als „Kollateralschaden“ bezeichnet.

Der Raum Remagen-Sinzig wurde ab Herbst 1944 von der Wehrmacht zur Festung ausgebaut, um die kriegswichtigen Brücken über Rhein und Ahr zu schützen und gegen Angriffe von Heeres- und Luftlandekräften verteidigen zu können. Zur Abwehr von Luftangriffen war eine erhebliche Anzahl von leichten und mittleren Flieger-Abwehr-Kanonen (Flak) in Stellung, ab Anfang Dezember auch eine schwere Eisenbahn-Flakbatterie mit vier 10,5-Zentimeter- und zwei Zwei-Zentimeter-Vierlings-Kanonen. Sie standen auf einem der zwei Gleise südlich des Reisbergs zwischen dem Gleisdreieck Sinzig im Osten und Bodendorf im Westen. Ergänzt wurde diese schwere Batterie durch eine leichte Eisenbahn-Flakbatterie auf der Südspange im Gleisdreieck.

Der Angriff[Bearbeiten]

Der 23. Januar 1945 war ein Dienstag, es herrschte Frostwetter, zwei Drittel des Himmels waren mit Wolken bedeckt, die Wolkenuntergrenze lag bei etwa 4500 Metern, und es gab gute bis sehr gute Fernsicht – also bestes Flugwetter.

Die 474th Fighter Group hatte an diesem Tag den Auftrag, mit ihren drei Staffeln im Gebiet Euskirchen, Bonn, Linz, Ahrweiler und Bad Hönningen „Bewaffnete Aufklärung“ zu fliegen. Ab 10.15 Uhr war die 430. Staffel im Einsatz, es folgten die 428., 429. und nochmals die 428. Staffel. Als letzte startete erneut die 430. Staffel mit neun Jagdbombern P-38 „Lightning“ um 14.28 Uhr von ihrer Basis A-78 Florennes/Belgien. Über Bad Neuenahr anfliegend, gelangten die zweimotorigen Flugzeuge ins untere Ahrtal. Von 15.10 bis 15.25 Uhr griff die Staffel die östlich von Bodendorf unterhalb des Reisbergs stehende schwere Eisenbahnflak zuerst mit 18 Bomben zu je 453 Kilogramm an. Beim zweiten Anflug aus Südosten wurden die Bordwaffen benutzt. Immerhin verfügte eine Lightning über je vier schwere 12,7-Millimeter-Maschinengewehre und eine 20-Millimeter-Bordkanone. Sie trafen bei Bodendorf auf vier 10,5-Zentimeter, 32 mal 2 cm und 3 mal 3,7-Zentimeter-Fliegerabwehrkanonen. Eine Lightning wurde abgeschossen und stürzte zwei Kilometer westlich im Wald oberhalb von Lohrsdorf ab. Eine 10,5-Zentimeter-Kanone wurde beschädigt, zwei Flaksoldaten fielen und einige wurden verwundet.

Aus bislang ungeklärten Gründen kam zu Beginn des Gefechts aus Richtung Neuenahr ein kurzer Personenzug, in dem Verwundete über die Ludendorff-Brücke Remagen ins Rechtsrheinische transportiert werden sollten. Es handelte sich dabei um einen „kleinen Lazarettzug“ (Leichtkrankenzug 3), der nur an den Seitenwänden der Waggons mit ca. einem Quadratmeter großen roten Kreuzen auf weißem Grund gekennzeichnet war. Dieser Transportzug musste jedoch kurz hinter der östlichen Schranke von Bodendorf anhalten, weil ein Passieren der schießenden Eisenbahnflak-Batterie nicht möglich war. Beim zweiten Anflug der US-Jagdbomber gerieten sowohl die Lok als auch die wenigen Waggons dieses Zuges mit ins Feuer der Bordwaffen, weil dieser Zug aus Sicht der Piloten direkt neben dem Angriffsziel stand. Die unter Dampf stehende Lokomotive wurde zerstört und die Personenwagen sind samt Insassen durch Geschosse getroffen worden.

Nach dem Angriff sind die Todesopfer und Verwundeten in die Waggons geladen worden. Eine neue Lok aus Bad Neuenahr zog den Zug dann dorthin zurück. Die Leichen wurden in der Willibrordus-Kirche in Beul aufgebahrt und am 29. Januar 1945 zusammen mit anderen Verstorbenen aus Lazaretten bestattet.

Im amerikanischen Gefechtsbericht wurde beschrieben, dass der angegriffene Zug (Flakbatterie und Leichtkrankenzug) aus 24 Flach-Güter- und Tankwaggons bestanden habe. Die Lok und ein geschlossener Waggon seien zerstört, die übrigen 20 Wagen beschädigt worden. Weder der Einsatzbericht der 474th Fighter Group noch der Gefechtsbericht der schweren Eisenbahnflak-Batterie enthalten einen Hinweis auf einen deutlich erkennbaren Lazarettzug.

Opfer[Bearbeiten]

  1. Über die Toten und Gefallenen wurde penibel Buch geführt. In der Kriegsgräberliste von Bad Neuenahr sind elf Bestattete mit Todesort Bodendorf und dem 23. Januar 1945 als Todestag aufgelistet. Weitere 14 mit demselben Todesdatum haben als Todesort Bad Neuenahr und ein weiterer einen unbekannten Todesort. Die meisten dieser 15 Verstorbenen sind dem täglichen Sterben im Kriegslazarett 2./612/(mot) zuzurechnen.
  2. Die Bestattung der in den Lazaretten Verstorbenen fand nicht täglich, sondern immer dann statt, wenn sich mehrere Verstorbene angesammelt waren. Im Januar 1945 war am 19. Januar die letzte Bestattung vor dem 23. Januar, die darauffolgende war am 29. Januar. Dabei sind 49 Tote von zehn Tagen beerdigt worden. Es sei „zu berücksichtigen, dass drei Tage davon vor dem 23. Januar gelegen haben und es in den restlichen sieben Tagen auch Verstorbene gegeben hat, die in keinem Zusammenhang mit dem Angriff vom 23. Januar gestanden haben“, schreibt Wolfgang Gückelhorn.
  3. Die gefallenen Flaksoldaten der schweren Flakbatterie – der Unteroffizier Alois Mohr und der Stabsgefreite Peter Lang – liegen in den Gräber 943 und 944 der Kriegsgräberstätte Bad Bodendorf. In Bodendorf kamen der Ortsbauernführer Johann Michael Mies, sein französischer Kriegsgefangener Jules Paul André Aubard und der Buchdrucker Johannes Karl Schöler ums Leben. Der Jagdbomberpilot Kenneth V. Blum stürzte im Wald nördlich von Lorsdorf tödlich ab. Leichenteile von ihm wurden gefunden, Tage später sein Oberkörper mit den Armen und weitere Tage später seine Erkennungsmarke. Der Oberleutnant wurde zunächst als unbekannter amerikanischer Soldat auf dem Friedhof Heimersheim beigesetzt. Später folgten seine Umbettungen nach Luxembourg und in die USA.

Offene Fragen[Bearbeiten]

Daraus summieren sich 17 Personen, die am 23. Januar 1945 in Bodendorf beim Angriff auf die Flakbatterie nachweislich getötet worden sind. Wie viele in den folgenden Tagen aufgrund erneuter Verwundungen in den Lazaretten Bad Neuenahrs verstoben sind, ist nicht sicher nachweisbar. „Grundsätzlich ist jedoch die Frage zu stellen, warum es zu diesem Vorfall kommen konnte und wie er juristisch zu bewerten ist“, meint Wolfgang Gückelhorn und fragt:

  • Warum wurde angesichts der totalen Luftherrschaft alliierter Luftstreitkräfte ein ungeschützter Verwundetentransport bei Tageslicht auf diese frontnahe Eisenbahnstrecke geschickt?
  • Warum wurde dem Zug Ausfahrt aus dem Bahnhof von Bodendorf gewährt, anstatt ihn bis kurz vor die Eisenbahn-Flakbatterie fahren zu lassen und damit bis an die Kampfzone? „In beiden Fällen wird es menschliches Versagen gewesen sein“, vermutet Gückelhorn. Völkerrechtlich liege die Antwort auf der Hand: „Es gab keinen Verstoß gegen das Völkerrecht.“ Der Leichtkrankenzug sei wegen der kleinen Rotkreuzfelder nur auf den Waggonseitenwänden von den Piloten aus der Anflugentfernung und dem Anflugwinkel nicht erkennbar gewesen. Die Jagdbomberpiloten seien mit mehr als 100 Metern pro Sekunde angeflogen, hätten sich (separate Schützen gab es in diesen Flugzeugen nicht) auf das Zielen konzentrieren müssen und hätten unter extremen Stress gestanden, weil sie in jedem Augenblick gefährdet waren, von der deutschen Fliegerabwehr getroffen zu werden.

Rezeption[Bearbeiten]

„Beachtenswert zu diesem Gefecht ist die Resonanz in den Medien bis in die Gegenwart“, meint Gückelhorn:

  • Bereits am Tag nach dem Angriff meldete das Oberkommando der Wehrmacht im sogenannten Wehrmachtsbericht über den reichsweiten Rundfunk: „Anglo-amerikanische Terrorflieger griffen am gestrigen Tage westdeutsches Gebiet an. Besonders in Neuss entstanden größere Häuserschäden. Durch Tiefflieger wurden unter Verletzung des Völkerrechts 2 Lazarettzüge bei Remagen und bei Hameln bombardiert und mit Bordwaffen beschossen.“
  • In Andernach wurde erzählt und niedergeschrieben, dass bei dem Angriff 27 Verwundete getötet und viele verletzt worden seien. Diese Aussage berufe sich auf Höhensagen, so Wolfgang Gückelhorn.
  • Die durch das Berliner Propagandaministerium gleichgeschaltete Presse berichtete am 25. und 26. Januar in allen Tageszeitungen mit wortgleichem Text, dass bei dem Angriff 40 verwundete deutsche Soldaten den Tod fanden und 38 weitere verwundet worden seien. In der Lokalpresse wurde das Ereignis damals totgeschwiegen.
  • Anfang der 1950er Jahre berichtete die Schulchronik der Gemeinde Bodendorf detaillierter: 32 Tote des Lazarettzuges, zwei Flaksoldaten, Ortsbauernführer Mies mit seinem französischen Kriegsgefangenen Aubard und der Bürger Schöler werden dort als Opfer beklagt.
  • In seinem Rechenschaftsbericht aus dem Jahr 1953 mit dem Titel So war es wirklich – Brückenkopf Remagen erhöhte der seinerzeitige Kampfkommandant von Remagen, Hauptmann Willi Bratge, die Zahl der Todesopfer auf „über 100.“
  • In Dokumentationen über die Ahrtalbahnen legte der Autor Klaus Kemp die Zahl der Opfer zunächst auf 39 fest (Ausgabe 1983), später auf über hundert (Ausgabe 2013). In beiden Ausgaben fügt er dem Angriff vom 23. Januar noch einen weiteren am 1. Februar 1945 hinzu, bei dem am Reisberg ein Lazarettzug getroffen worden sei und bei dem es mehr als hundert Tote gegeben habe. „Auf Nachfrage konnte der Autor zu diesen aus der Luft gegriffenen Zahlen und Daten keine Quelle benennen“, so Gückelhorn.
  • In seinem Rückblick auf die Sinziger Kriegsdaten stellte Ortschronist Heinz Schmalz im Jahr 1989 fest, dass am 23. Januar 1945 39 Insassen des Verwundetentransportes, darunter amerikanische Kriegsgefangene, zu Tode gekommen seien. Dazu Wolfgang Gückelhorn: „Weder für die Totenzahl noch für amerikanische Kriegsgefangene gibt er Belege.“ Das Gewicht der abgeworfenen Sprengbomben sei von Schmalz mit 45 anstatt 453 Kilogramm angegeben worden.
  • Der Bundeswehr-Oberst Lothar Brüne und Heimathistoriker Jakob Weiler brachten 1994 eine Dokumentation zu den Kriegsereignissen von „Remagen im März 1945“ heraus. Auch vom Jagdbomberangriff auf die schwere Eisenbahn-Flakbatterie wird mit vielen Quellenangaben berichtet. Brüne und Weiler übernehmen jedoch die von Willi Bratge erstmals genannte Zahl von mehr als 100 Toten. Allerdings scheinen sich beide dabei nicht sicher gewesen zu sein, schreiben sie in ihrem Buch. Sie schrieben: „Der Sachverhalt konnte bis heute nicht völlig aufgeklärt werden. Seltsamerweise befindet sich weder im amerikanischen noch im deutschen (Gefechts-) Bericht der geringste Hinweis darauf, dass ein deutscher Lazarettzug von dem Angriff mit verheerenden Folgen betroffen war.“
  • In einer Zeitzeugenerinnerung des General-Anzeigers vom 4. März 2005 „geraten die Vermutungen komplett aus dem Ruder“, so Gückelhorn, „neben der vielfach abgeschriebenen Zahl von mehr als 100 Toten werden weitere Ereignisse hinzufantasiert, die das Maß des Vertretbaren weit übersteigen.“
  • „Ich selbst habe in der Dokumentation Kriegsende und dann…? im Jahre 2015 alle damals zugänglichen Berichte mit Quellenangaben und ungeprüft wiedergegeben“, räumt Gückelhorn ein.
  • Im Jahr 2019 habe man in der Presse „wieder die maßlos übertriebenen Zahlen im Hinblick auf den 75. Jahrestag 2020 lesen“ können, moniert Wolfgang Gückelhorn. Dies habe dazu geführt, dass er vom Ortsbeirat Bad Bodendorf gebeten worden sei, alle belegbaren Fakten zum 23. Januar 1945 zu recherchieren. Die Ergebnisse seiner Nachforschungen wurden zum Jahrestag in zwei öffentlichen Informationsveranstaltungen präsentiert.

Ablauf des Angriffs[Bearbeiten]

Die sechs auf dem Waggon montierten Geschütze sollten Angriffe auf die Ludendorff-Brücke abwehren. Die schwere 10,5-Millimeter-Eisenbahnflak musste im Gefecht die Seitenwände abklappen, um sich drehen zu können. Das Nachbargleis war dann für Züge nicht passierbar. Der Lazarettzug blieb deshalb vor der Flakbatterie stehen. Als die neun mit Bordwaffen schießenden Lightnings die deutsche Batterie angriffen, feuerte sie aus allen Rohren auf die Jagdbomber. Der Lazarettzug geriet dadurch ins Kreuzfeuer. Möglicherweise nahmen die Amerikaner an, dass es sich bei dem Lazarettzug um einen getarnten Munitionszug handelte. Als die Angreifer dann auch noch Bomben abwarfen, gerieten die zum Teil schwer verwundeten Soldaten in Panik, wie der in Bad Breisig lebende Militärhistoriker Wolfgang Gückelhorn recherchiert hat.

Wer dazu in der Lage war, sprang, lediglich mit einem Hemd bekleidet, aus dem Zug in den Schnee, der an diesem Tag bis zu 20 Zentimeter tief lag. Aber es gab weit und breit keine Deckung. Deshalb wurden viele von ihnen unmittelbar von Bomben und Bordwaffen getötet. Weitere starben später an den Folgen. Die Bodendorfer selbst wagten sich nicht, zur Unglücksstelle zu laufen, weil ständig die Gefahr weiterer Tieffliegerangriffe bestand. Augenzeugen berichteten, es sei schrecklich gewesen, wie die meist schwer verwundeten Überlebenden des Angriffs bei bitterster Kälte in ihren Nachthemden Hilfe suchend durch den Schnee in Richtung Bodendorf krochen. Wer es bis dorthin schaffte, wurde im Dorf notdürftig mit zerrissenen Bettlaken verbunden. Etliche Verletzte wurden in der Pension Lorscheid untergebracht, die einem Lazarett glich.

Einer der angreifenden Jagdbomber stürzte, nachdem er einen Treffer erhalten hatte, bei Lohrsdorf ab. Auch die Lokomotive des Flakzuges wurde durch einen Bombentreffer zerstört. Unter den Getöteten waren zwei Soldaten der Eisenbahn-Flak, ein französischer Kriegsgefangener und zwei Bodendorfer. Johannes Mies junior war an diesem Tag mit dem aus Frankreich stammenden Kriegsgefangenen Jules-Paul Aubard und einem Pferdefuhrwerk auf den Reisberg gefahren. Die beiden Männer wurden während des Angriffs von Granatsplittern getötet. Auch Johannes Schöler („Ahrperle“), der sich in der Nähe der heutigen Freiherr-vom-Stein-Brücke aufhielt, wurde von einem Granatsplitter getötet.

Die getöteten Kriegsverletzten und Pfleger sind wenige Tage später in der Willibrorduskirche in Beul aufgebahrt und anschließend beigesetzt worden. Franz Simon aus Bad Neuenahr, damals Messdiener, erinnerte sich, dass das Blut der Toten die Eingangsstufen der Kirche hinunterlief.

Der Angriff rief großes Entsetzen hervor und es wurde viel über ihn berichtet. Anders als von der Nazi-Propaganda verbreitet, sei der Angriff jedoch kein Kriegsverbrechen gewesen, meint Militärhistoriker Wolfgang Gückelhorn. Schuld an dem Unglück war nach Meinung vieler Bodendorfer der damalige Diensthabende im Bahnhof, der, wie sie meinten, dem Lazarettzug die Weiterfahrt in Richtung Remagen hätten verwehren sollen. Außerdem hieß es, er habe den Zug durchfahren lassen, weil er mit feindlichen Flugzeugen rechnete und verhindern wollte, dass der Bahnhof angegriffen wird.[1]

Mediografie[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Wolfgang Gückelhorn beruft sich auf folgende Quellen: Willi Bratge: So war es wirklich im Brückenkopf Remagen, Köln, o.J., Abendmeldungen des Luftgaukommandos VI und XIV, Kriegsereignisse im Spiegel der Schul-Chronik Bodendorf, Heinz Schmalz: Sinziger Kriegsdaten von 1939-1945, Hans-Jürgen Ritter, Geschichtsfreunde Bad Neuenahr