Eifelfango Werke J. Graf Metternich GmbH & Co. KG

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Eifelfango2 Heinz Grates.jpg
Eifelfango1 Heinz Grates.jpg
In dieser Halle wurde der Fango gelagert.
Schaukasten vor der ehemaligen Sinfonie der Sinne (Badehaus Bad Neuenahr).
Private Grabstätte der Familie Graf Wolff von Metternich auf dem Friedhof Heppingen
Von der einstigen Fango-Abbaugrube ist heute nicht mehr viel zu erkennen.

Eifelfango ist ein mineralisches Produkt des Eifelvulkanistmus. Er wird im Tagebau abgebaut und bei 300 Grad Celsius vermahlen. Das fertige Produkt ist ein geruchloses, graues, samtweiches Pulver. Ab 1908 wurde in Bad Neuenahr Naturfango gefördert und verarbeitet. Später stammte der Fango, der in den 2016 abgerissenen Eifelfango-Werken Bad Neuenahr verarbeitet wurde, aus einer Grube in der Nähe der Benediktinerabtei Maria Laach. Das Mineral wurde bei 300 Grad vermahlen. Das fertige Produkt, geruchloses, graues, samtweiches Pulver, ist in Säcke verpackt zu den Kunden geliefert worden. Mit Paraffin versetzt und in Folie eingeschlossen, wurden auf bis zu 50 Grad erwärmte Fangoplatten auf die erkrankten Bereiche gelegt. Bad Neuenahr gehörte zur kleinen Zahl von Kurorten, in denen Fango mit Thermalwasser angerührt und direkt auf die Haut aufgebracht wurde. Bereits einige Jahre vor dem Abriss des Werkes an der Ringener Straße wurde in Bad Neuenahr allerdings kein Eifelfango mehr verwendet. Die Kurverwaltung Bad Neuenahr, einst einziger Abnehmer für den Fango der Grafen Metternich, bezog das Produkt von einem Unternehmen aus Süddeutschland.


Ehemalige Anschrift[Bearbeiten]

Ringener Straße 45

53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler (Stadtteil Hemmessen)

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Lage des Abbaugebietes in Bad Neuenahr[Bearbeiten]

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Kontakt[Bearbeiten]

Geschäftsführer[Bearbeiten]

Rechtsanwalt Franz Joseph Graf Wolff-Metternich (ab 1993), Vorgänger: Dipl.-Ing. Joseph Reichsgraf Wolff Metternich zur Gracht (1918 bis 1943), Paul Joseph Graf Wolff Metternich zur Gracht (1943 bis 1993)

Chronik[Bearbeiten]

Vor dem ersten Weltkrieg beschloss Joseph Graf Wolff-Metternich, der Urgroßvater des letzten Besitzers Georg Graf Metternich, sich intensiver um das Haus Heppingen in Heppingen zu kümmern, das zu dieser Zeit als Weinhandlung verpachtet war. Neuenahr hatte sich zu dieser Zeit bereits einen glänzenden Ruf als Kurbad erworben. Und im Jahr 1907 hatte ein Doktor von Öfele auf einem Grundstück der Familie Wolff-Metternich am Fuße des Neuenahrer Berges, oberhalb der heutigen Straße Am Johannisberg, eingetrockneten Vulkanschlamm entdeckt, also Fango. Der graubraune Fango entstand während der vulkanaktiven Tertiärzeit vor 30 Millionen Jahren. Am Neuenahrer Berg lag er unter mehreren Deckschichten von zehn Metern in einer Mächtigkeit von zwei bis vier Metern. Dieses bereits von den Römern entdeckte Naturheilmittel schien Joseph Graf Wolff-Metternich neben dem von Georg Kreuzberg erbohrten Heilwasser recht gut zum aufstrebenden Kurbetrieb in Neuenahr zu passen. Wissenschaftliche Untersuchungen und praktische Erfahrungen ergaben zudem, dass der Fango aus Neuenahr noch größere Wirkkräfte besaß als der italienische. So begann Joseph Graf Wolff-Metternich am 8. Juni 1908 mit der Produktion von „Eifelfango“, wie er es fortan nannte. In Handarbeit wurden aus der Grube kleine Mengen Naturfango Handarbeit abgebaut und an die Kurverwaltung in Bad Neuenahr geliefert. Die Deckschichten wurden zu diesem Zweck von einem Räumer entfernt und die Fangoerde im Tagebau gewonnen. Am Neuenahrer Berg wird heute zwar kein Fango mehr gewonnen, die Abbaustätten von einst sind jedoch noch deutlich zu erkennen.

Das Fangogeschäft lief allerdings, auch wegen des Ersten Weltkrieges, zunächst schlecht an. Aber Joseph Graf Wolff-Metternich war vom Eifelfango überzeugt. Deshalb renovierte er Anfang der 1920er-Jahre die Heppinger Burg und zog im Jahr 1923 mit seiner Familie dorthin um.[1]

Außerdem pachtete Graf Metternich einen Schuppen vom benachbarten Mühlenbetrieb Rütsch und baute dort eine Kugelmühle ein, mit der er den Naturfango in feines Pulver mahlte. Die Rütsch-Mühle gehörte zu dieser Zeit zu den modernsten Mühlen der Gegend. Sie wurde mit elektrischem Strom angetrieben, der von einer Wasserturbine stammte. Der Strom aus dieser Turbine trieb auch die Fangomühle an. Die Verwaltung des Betriebs und der Fango-Verkauf waren im Kavalierhaus im Hof der Burg Heppingen untergebracht. Eines der Nebengebäude diente als Stall für je zwei Kühe und Schweine. Außerdem wurde eine Schaar Hühner gehalten. Auf den Wiesen grasten Schafe. Und in dem zur Burg gehörenden Garten wurden Kartoffeln, Gemüse, Beeren, Obst und Früchte angebaut. Nachdem im Jahr 1929 die Wirtschaftskrise überwunden war, erholte sich auch der Kurbetrieb in Bad Neuenahr wieder. Die Räumlichkeiten in Heppingen wurden deshalb bald zu klein. 1934 ist deshalb das Fangowerk westlich der Ringener Straße in Hemmessen gebaut worden.

„Die Eifelfango-Werke haben sich aus kleinen Anfängen in Heppingen zu einem beachtlichen Glied im Wirtschaftsleben unseres Kreises und der Badestadt Bad Neuenahr entwickelt, zählen sie doch mehr als 70 Mitarbeiter“, berichtete Alois Schrandt 1959 im Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler.

Das Gebäude an der Ringener Straße war Sitz der Eifelfango-Werke, die zuletzt von Franz Joseph Graf Metternich, Enkel des Firmengründers, und seinem Sohn Georg Graf Metternich geleitet werden. Der Fango, der zuletzt in dem Werk veredelt wurde, stammte allerdings nicht mehr vom Fuß des Neuenahrer Berges, sondern aus der Laacher See-Region.

Viele Millionen Packungen Eifelfango wurden aus Bad Neuenahr in fast alle europäischen Länder sowie nach Japan, Korea und in die USA geliefert. Trotzdem machte Fango zuletzt nur noch weniger als zehn Prozent des Umsatzes der „Eifelfango Chem.-Pharm.-Werke“ aus, wie Geschäftsführer Franz Josef Graf Metternich der Rhein-Zeitung im April 2015 berichtete. Injektions- und Infusionslösungen für den Klinikbedarf, Testosteron-Injektionen, Inhalationslösungen und eine Reihe von Medizinprodukten für klinische Spezialanwendungen würden das Hauptgeschäft ausmachen.[2]

Eigentümer Franz Josef Graf Wolff-Metternich hatte Mitglieder seiner Familie sowie Freunde und Bekannte für Samstag/Sonntag, 6./7. Juni 2015, zu einer Vernissage in die Fango-Mühle an der Ringener Straße eingeladen. „Sinn der Veranstaltung war es, ungewöhnliche Kunstwerke in der ungewöhnlichen Atmosphäre der alten Industrieanlage zu präsentieren", berichtete die Rhein-Zeitung am 8. Juni 2015. Ein weiteres Anliegen der Veranstaltung sei es gewesen, des 99. Geburtstags des Vaters des Grafen, Paul Graf Wolff-Metternich zur Gracht, zu gedenken, der am 4. Juni 1916 in Straßburg geboren wurde und am 16. Januar 1993 auf Burg Heppingen starb. Sein Vater sei ein „versteckter Kunstliebhaber“ gewesen, sagte Paul Graf Wolff-Metternich zur Gracht, und er habe beste Kontakte zur Are-Künstlergilde e.V. Bad Neuenahr-Ahrweiler gehabt. „Wir haben diesen historischen Ort, an dem Millionen Fangopackungen hergestellt wurden, ausgewählt, um das Lebenswerk meines Vaters würdig und besonders zu ehren“, sagte Franz Josef Graf Metternich. Arbeiten des Bildhauers Veit Hölzel und Industriekunst der Malerin Birgit Kühlborn aus Neuwied waren zu sehen, außerdem Kollagen der Gräfin Natalie de Vilmorin und Tierbilder von Gräfin Benedetta von Collenberg, Cousine des gastgebenden Grafen.[3]

Fango-Mühlen weichen VW-Werkstatt[Bearbeiten]

Im Juli 2016 wurden das aus dem Jahr 1934 stammende Verwaltungsgebäude der Eifelfango-Werke an der Ringener Straße und die dahinter stehende Lagerhalle abgerissen. An ihrer Stelle soll eine Autoreparaturwerkstatt gebaut werden. Das Gelände wurde von der der Familie der Grafen von Metternich aber nicht verkauft, sie ist vielmehr Bauherr der neuen Reparaturwerkstatt. Nach dem Bau verpachtet sie die Werkstatt an das Autohaus Kempen-Löhr GmbH aus Meckenheim, die dort einen VW-Service einrichtet. Etwa zehn Arbeitsplätze seien dort zunächst geplant, berichtete die Rhein-Zeitung am 19. Juli 2016. Die Eröffnung sei für September/Oktober 2016 geplant.

Mediografie[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Jochen Tarrach: Grafen machen Eifelfango hoffähig - Von Heppingen aus ging das Naturheilmittel auf seinen Weg um die Welt, in: Rhein-Zeitung vom 11. April 2015
  2. Quelle: Früher weltweit gefragt: Schlamm aus dem Kurbad - Heppingen gilt als Wiege des deutschen Fangos: Früher florierte das Geschäft, in: Rhein-Zeitung vom 11. April 2015
  3. Quelle: Jochen Tarrach: Exklusive Ausstellung in der Fangomühle - Franz Josef Graf Metternich bat die Kunstfreunde zur „Vernissage 99“ in die Ringener Straße, in: Rhein-Zeitung vom 8. Juni 2015