Felix Wirtz

Aus AW-Wiki

Sanitätsrat Dr. Felix Wirtz (* 1864 in Lengsdorf bei Bonn, 1952 in Oberwinter) wurde im Jahr 1892 auf Initiative des Remagener Landbürgermeisters Clemens Hubert Hermann von Lassaulx zunächst als Distriktarzt in der Gemeinde angestellt, bevor er sich im Jahr darauf als selbstständiger Zivilarzt niederließ. Bis 1950 führte er seine Praxis im Wirtz'schen Haus an der Ecke Ankergasse/Am Yachthafen, das aus dem Vermögen der Schwiegereltern stammte. Der Titel "Sanitätsrat" stammte von seiner Zeit als Arzt während des Ersten Weltkriegs im Hilfslazarett Rolandseck.


Vita[Bearbeiten]

Felix Wirtz wurde im Jahr 1864 als ältestes von 17 Geschwistern in Lengsdorf bei Bonn geboren; er starb 1952 in Oberwinter.

"Er war ein großer und schlagfertiger Mann und schrieb immer mit einem kleinen Kopierstift, weil er so sparsam war", erinnerte sich eine Oberwintererin bei der Eröffnung einer Ausstellung mit dem Titel "Sanitätsrat Dr. Felix Wirtz - Der erste Arzt in Oberwinter" im August 2014 im Alten Rathaus Oberwinter. Der Jurist und Heimatforscher Hans Atzler, der für die Ausstellung recherchiert und einen Band über Atzler verfasst hatte, sagte, dass Wirtz rau aber herzlich gewesen sei, zugleich mutig und kreativ und dass er viel für die Menschen getan habe. "Seine Lebensleistung ist beeindruckend. Man kann nur staunen, wie ein einzelner Mensch ein solches Arbeitspensum über fast 60 Jahre bewältigt hat." Im Rahmen der Ausstellung wurden Exponate gezeigt, die Atzler zusammengetragen und die Christian Schmiedel arrangiert hatte. Außer zehn Schautafeln waren Bilder zu sehen, die an den Wänden aufgehängt worden waren, und in Vitrinen lagen Unterlagen und Utensilien - unter anderem das Verlobungs-Kaffeeservice, ein Augenspiegel und ein hölzernes Stethoskop von Wirtz.

Wirtz mochte es allerdings überhaupt nicht, wenn er von Patienten auf der Straße angesprochen wurde. Wenn das passierte, fiel er den Fragenden ins Wort und bat sie, sich zur Untersuchung an Ort und Stelle die Hose herunter zu lassen. Damit war das Gespräch dann erst einmal beendet. Falls erforderlich, wurde die Behandlung dann später in der Praxis weitergeführt.

Die Oberwinterer hätten gewusst, was sie an dem "Sanrat", wie Atzler im Dorf genannt wurde, hatten. Allerdings habe er kaum jemals einen Patienten vor einem medizinischen Eingriff narkotisiert. Wenig zimperlich war er aber nicht nur mit anderen, sondern auch mit sich selbst. So ging er bis ins hohe Alter von Frühjahr bis Herbst täglich in aller Frühe im Rhein schwimmen. Als guter Schwimmer rettete er zwei Kinder vor dem Ertrinken im Rhein, wofür er von Kaiser Wilhelm II. mit der "Rettungsmedaille mit dem Bande" ausgezeichnet wurde.

Hoch angerechnet wird ihm aber auch, dass er sich als selbstständiger "Zivilarzt" in Oberwinter niederließ, einem Ort, in dem wegen des niedergehenden Weinbaus große Armut herrschte. "Da ließ er sich nicht selten in Naturalien bezahlen, auch um seine Ehefrau Gertrud (geborene Schlösser), eine Oberwintererin, und die neun Kinder zu ernähren", hieß es in einem Bericht des General-Anzeigers (GA) von der Ausstellungseröffnung.[1]

Außerdem setzte Wirtz mit einem Ruderboot über den Rhein nach Rheinbreitbach über, um dort Patienten zu behandeln. Und er war einer der ersten Oberwinterer, die ein Fahrrad besaßen. Damit fuhr er nach Berkum und Oeverich, wo er in Gasthäusern Praxisstunden anbot. Weil er kein Telefon hatte, wurden Notfälle tagsüber mit einer roten Fahne und nachts mit einem roten signalisiert. Weil die meisten seiner Patienten arm waren, verordnete er, wann immer es sich machen ließ, keine teuren Medikamente, sondern bewährte Hausmittel. Und Rechnungen stellte er häufig erst Monate oder gar Jahre später aus. Der GA berichtete weiter über Wirtz:

Auch verwies er auf die Bedeutung von Hygiene, brachte den Kindern des Orts das Schwimmen bei und arbeitete parallel als Impf- und Schularzt sowie Arzt bei der Reichsbahn und sogar Tierarzt.

Verwandtschaftliche Beziehungen[Bearbeiten]

Karl Wirtz ist eines der neun Kinder von Felix Wirtz

Mediografie[Bearbeiten]

Hans Atzler verfasste den dritten Band der Schriftenreihe Oberwinterer Geschichte(n) des Rathausvereins über Felix Wirtz.

Fußnoten

  1. Quelle: Andrea Simons: Rathausverein Oberwinter: Ausstellung über den ersten Arzt in Oberwinter, general-anzeiger-bonn.de vom 1. September 2014