Freie Wählergruppe Sinzig e.V.

Aus AW-Wiki

Die Freie Wählergruppe Sinzig e.V. ...


Gründung und Entwicklung[Bearbeiten]

Im Jahr 1952 trafen sich vor der Kommunalwahl 22 Sinziger mit dem Ziel, die Entwicklung ihrer Stadt unabhängig von Parteien mit in die Hand zu nehmen. Im Hinblick auf die Entwicklung der Stadt und des Amtes Sinzig hielten die ersten Freien Wähler das damals bestehende Zwei-Parteien-System und die absoluten Mehrheiten für nicht mehr tragbar.[1] Zahlreichen Bürgern viel es in den Nachkriegsjahren schwer, zu etablierten Parteien Zutrauen zu fassen oder gar wieder Mitglied in einer solchen zu werden. Zu tief saßen noch die Schande und der Betrug der Nationalsozialisten am Volk in den Gemütern. Obwohl sich zur Kommunalwahl am 14. November 1948 mit der CDU (60,7 Prozent, 12 Sitze), SPD (35,3 Prozent, sieben Sitze) und KPD (vier Prozent, kein Sitz) bereits drei Parteien um die Sitze im Stadtrat beworben hatten und zwei von ihnen Sitze errungen hatten, wurde der Wunsch nach einer starken dritten Kraft im Stadtparlament immer stärker. Ohne Einfluss von allen Parteien und Parteiprinzipien, nur mit dem Blick auf die Entwicklung der Stadt, wollten die „Unabhängigen“ helfen, den Neuanfang nach Krieg und Währungsreform in den Griff zu bekommen.

Denn große Vorhaben standen auf dem Plan. So sollte die Kreisberufsschule mit Handelsschule in Sinzig erbaut werden, das Franziskushaus mit einer Entbindungsstation gestaltet werden, das Schloss an der Barbarossastraße erworben, eine Turnhalle gebaut und ein Heimatmuseum eingerichtet werden. Weiter waren umfangreiche Kanal- und Straßenbauarbeiten notwendig geworden. Kurzum, Sinzig war im Begriff in die neue Zukunft zu starten. So trafen sich im April vor der Kommunalwahl 1952 im Hotel „Jägerhof“ 22 Sinziger Bürger zur Gründung einer freien Wählergruppe. Nach dem damals gültigen Wahlgesetz mussten Wählergruppen nach dem Spitzenkandidaten benannt werden. Deshalb wählte man Walter Hartmann zum Spitzenkandidaten und Sprecher der neuen Gruppe. Unter dem Namen „Wählergruppe Hartmann - Bürgerliste Sinzig“ stellte sie sich am 9. November 1952 zur Wahl – und hatte überraschenden Erfolg.

Mit 21, 6 Prozent der Wählerstimmen bei einer nach heutigen Maßstäben traumhaften Wahlbeteiligung von 82 Prozent zogen nicht nur mit Walter Hartmann, Rudolf Bley, Albert Keller und Josef Hesseler vier Unabhängige in den Rat ein, sondern durch das Auftreten der Gruppe verlor auch die CDU ihre absolute Mehrheit im Stadtrat. Das erste Wahlplakat der am 14. Dezember 1973, in „Freie Wählergruppe - FWG - Bürgerliste Sinzig e. V.“ umbenannten Wählergruppe Hartmann zeigte einen Linoleumschnitt des Malers Franz Steinborn mit dem Wappen der Stadt Sinzig, der Katholischen Pfarrkirche „St. Peter“ und dem Zehnthof. Steinborn war Gründungsmitglied der Bürgerliste.

Zur Kommunalwahl am 11. September 1956 mussten die erfolgsverwöhnten Unabhängigen mit 13,5 Prozent und nur noch zwei Sitzen herbe Einbußen verkraften. Wegen interner Unstimmigkeiten waren zuvor einige Mitglieder ausgetreten und hatten die in Sinzig erstmals kommunalpolitisch auftretende FDP gegründet. Ihr bestes Wahlergebnis zum Stadtrat erzielte die FWG nach der Verwaltungsreform von 1969 mit 39,6 Prozent. Sie stellte damit nach der CDU die zweitstärkste Fraktion. Auch in den neu gebildeten Ortsbeiräten der Stadtteile Bad Bodendorf, Löhndorf und Westum war die FWG stets gestaltende Kraft. In Löhndorf stellte sie ab 1969 den Ortsvorsteher. Bei der Kommunalwahl 1999 wurde mit Bernd Kriechel auch in Westum erstmals ein FWG-Mann Ortsvorsteher.

Vorsitzende waren von bis 1973 Walter Hartmann, von 1973 bis 1982 Josef Schmickler (Sinzig), von 1982 bis 1988 Günter Lohre, von 1988 bis 1994 Friedrich Ernst und von 1994 bis 1999 Ingo Jüde.

Nach der Kommunalwahl 2009 stellte die FWG in Sinzig vier von sechs Ortsvorstehern. Im Ortsbeirat Franken und im Ortsbeirat Löhndorf erzielte die FWG die absolute Mehrheit. Im Stadtrat legte sie um zwei auf sieben Mandate zu.

Bei der Jahreshauptversammlung im November 2009 wurden einstimmig wieder in den Vorstand gewählt: Norbert Fuchs (Löhndorf) als Vorsitzender, Heinrich Ax (Sinzig) als Zweiter Vorsitzender, Helga Schmitt-Federkeil (Franken) als Geschäftsführerin und Bernd Kriechel (Westum) als Kassierer.

Alexander Albrecht wurde im Oktober 2012 einstimmig als Nachfolger von Norbert Fuchs zum Vorsitzenden gewählt. Fuchs trat nach fünf Jahren aus beruflichen Gründen von seinem Amt zurück. In seiner Bilanz sagte Fuchs: „Die FWG konnte bei der letzten Kommunalwahl von vier auf sieben Sitze im Stadtrat kommen, wir stellen vier Ortsvorsteher, die alle ein Mandat haben – auf diese Weise werden die Belange der Bürger sehr gut vertreten.“ Bernd Kriechel gab das Kassierer-Amt nach 15 Jahren an Elke von Rauchhaupt ab.[2]

Bei einer Mitgliederversammlung im März 2014 im Schloss Sinzig nominierte der Stadtverband seine Kandidaten für die Kommunalwahl 2014. Gunter Windheuser, zu dieser Zeit Beigeordneter der Stadt Sinzig, wurde für den Posten des Ortsvorstehers von Sinzig und damit als Alternative zu Amtsinhaberin Silvia Mühl (CDU) sowie als Spitzenkandidat auf der Liste für den Ortsbeirat Sinzig nominiert. Weitere Kandidaten auf der Liste für den Ortsbeirat Sinzig: 2. Heinrich Ax, 3. Waltraut Kettler, 4. Guido Linden, 5. Yvonne Laux, 6. Franz-Josef „Uwa“ Degen, 7. Franz-Josef Stabs, 8. Matthias Wegenitz, 9. Michael Rössner, 10. Alfred Wedhorn, 11. Uwe Olschewski, 12. Thomas Hammer, 13. Peter Schick, 14. Norbert Hammer. Für den Stadtrat Sinzig wurden nominiert: 1. Friedhelm Münch (Löhndorf), 2. Alexander Albrecht (Bad Bodendorf), 3. Gunter Windheuser (Sinzig) 4. Helga Schmitt-Federkeil (Franken), 5. Ignaz Gemein (Westum), 6. Paul Heinemann (Koisdorf), 7. Norbert Fuchs (Löhndorf), 8. Heinrich Ax (Sinzig), 9. Norbert Hammer (Sinzig), 10. Markus Eltzschig (Bad Bodendorf), 11. Alexander Schneider (Westum), 12. Elvira Schepers-Israel (Löhndorf), 13. Dr. Dirk Freudenberg, (Franken), 14. Christa Bell (Bad Bodendorf), 15. Ria Schumacher (Westum), 16. Waltraud Kettler (Sinzig), 17. Sven Krupp (Löhndorf), 18. Elke von Rauchhaupt (Bad Bodendorf), 19. Yvonne Laux (Sinzig), 20. Axel Arzdorf (Bad Bodendorf), 21. Monique Wilmers (Löhndorf) 22. Jörg Baltes (Bad Bodendorf). 23. Franz-Josef Stabs (Sinzig), 24. Willi Weber (Bad Bodendorf), 25. Klaus Wörderhoff (Westum), 26. Lars Frank (Löhndorf), 27. Thomas Hammer (Sinzig), 28. Melanie Hürlimann (Bad Bodendorf), 29. Theo Groß (Franken), 30. Gerold Schreyer (Bad Bodendorf), 31. Wolfgang Eggers (Franken), 32. Fred Wedhorn (Sinzig), 33. Michael Küpper (Bad Bodendorf), 34. Klaus Schneider (Westum) und 35. Guido Linden (Sinzig).[3]

Bei einer Mitgliederversammlung im März 2016 im Schloss Sinzig wurden Alexander Albrecht als Vorsitzender und Heinrich Ax als stellvertretender Vorsitzender bestätigt. Friedhelm Münch, Vorsitzender der FWG-Fraktion im Stadtrat Sinzig, kritisierte den Vorstand: „Die Zusammenarbeit ist oft sehr zäh.“ Er kritisierte aber auch Bürgermeister Wolfgang Kroeger (CDU): „Da geht es mal rein und raus aus den Kartoffeln mit manchmal sehr überraschenden Ergebnissen.“ Daran, dass die Haushaltsberatungen vom Dezember 2015 in den Januar 2016 verschoben wurden, sei die FWG nicht ganz unschuldig gewesen: Neue Beratungen hätten dazu geführt, dass die Neuverschuldung von 5,4 auf unter 4 Millionen Euro reduziert werden konnte. Weggefallen sei hierdurch auch der Ankauf des ehemaligen CAP-Marktes, in dem beabsichtigt wurde, die Stadtbibliothek unterzubringen. Dafür könnten laut Münch nun in jedem Stadtteil Pilotprojekte verwirklicht werden: In der Kernstadt der Bau des Feuerwehrgerätehauses, in Bad Bodendorf die Ein-Feld-Sporthalle, in Westum der Kunstrasenplatz, in Löhndorf der behindertengerechte Anbau für ein Dorfgemeinschaftshaus, in Koisdorf der Kauf des Saals Schneider mit der ehemaligen Wendelinusstube. In Franken stehe die Entscheidung an, entweder das Schützenhaus oder das Gemeindehaus Alte Schule zu sanieren. Zudem werde dort das Sportplatzgebäude saniert, die Kita erweitert und ein Kinderspielplatz angelegt. Elke von Rauchhaupt blieb Schatzmeisterin. Yvonne Laux gibt ihr Amt als Schriftführerin zum Ende des Jahres 2016 an Michael Küpper ab. Beisitzer wurden Arno Schmickler und Waltraut Kettler.[4]

Bei einer Mitgliederversammlung im Februar 2019 im Schloss Sinzig wurden als Kandidaten für den im Rahmen der Kommunalwahl 2019 neu zu wählenden Sinziger Stadtrat nominiert: Alexander Albrecht, Friedhelm Münch, Gunter Windheuser, Mario Wettlaufer, Norbert Fuchs, Ignaz Gemein, Dr. Dirk Freudenberg, Heinrich Ax, Paul Heinemann, Axel Arzdorf, Theresa Ueberbach, Reiner Friedsam, Melanie Hürlimann, Roland Janik, Guido Linden, Sven Krupp, Susanne Pohlmann, Christian Schuldt, Heinz Becker, Ewald Sonntag, Dennis Dreimüller, Franz Josef Stabs, Elke von Rauchhaupt, Alexander Schneider, Gerold Schreyer, Constanze Stanek, Waltraut Kettler, Christa Bell, Michael Küpper, Klaus Bender, Monique Wilmer, Markus Plenz, Matthias Wagenitz, Elvira Schepers-Israel und Günter Lohre.[5]

Bei der Kommunalwahl 2019 tritt die FWG Sinzig mit Mario Wettlaufer als Kandidat für das Amt des Westumer Ortsvorstehers an. Wettlaufer verfüge über langjährige berufliche Erfahrungen in Kommunalverwaltung und Kommunalpolitik, hieß es bei der Nominierungsversammlung. Die anstehenden Aufgaben betrachte er „mit einem unverbrauchten Blick“. Zu seiner „To-Do-Liste“ als Ortsvorsteher würden, wie die FWG der Presse mitteilte, unter anderem „der Kinderspielplatz in der Galters, Kirmeswiese und Toilettenanlage oder auch ein barrierefreier Zugang zum Friedhof“ zählen. Als Stadtratskandidat sehe Wettlaufer auch das Voranbringen fälliger Großprojekte wie die Verlegung des Hellenbachs und den Ausbau der K 44 als eine seiner Aufgaben an. Für den Ortsbeirat Westum wurden bei der Versammlung nominiert: Alexander Schneider, Ignaz Gemein, Irmgard Mehren, Guido Linden, Ewald Sonntag, Klaus Bender und Klaus Schneider.[6]

Bei der Kommunalwahl 2019 schickt die FWG Sinzig wieder Kandidaten für sämtliche Ortsbeiräte im Stadtgebiet ins Rennen. In Bad Bodendorf, Franken, Sinzig und Westum kandidieren vier FWG-Mitglieder für das Amt des Ortsvorstehers. Christoph Geron tritt als jüngster FWG-Kandidat aus dem Stadtverband für den Kreistag Ahrweiler an.[7]

Neben Hans-Jürgen Koffer als Ortsvorsteher- und Ortsbeiratskandidat für Franken nominierte die FWG für den Ortsbeirat Franken: Sabine Bell, Frank Krüger und Marius Ehrlich.[8]

Melanie Hürlimann wurde bei einer Mitgliederversammlung im Juli 2022 einstimmig als Nachfolgerin von Alexander Albrecht zur Vorsitzenden gewählt. Damit übernahm erstmals in der Geschichte der Sinziger FWG erstmals eine Frau den Vorsitz. „Ich will junge Menschen in Sinzig begeistern, sich in der Kommunalpolitik zu engagieren und später auch Verantwortung zu übernehmen“, sagte die Bad Bodendorferin. Als Stellvertreter wurde der langjährige Amtsinhaber Heinrich Ax bestätigt. Zum neuen Schatzmeister wurde Gerold Schreyer gewählt. Für das Amt des Schriftführers wurde der stellvertretende Fraktionssprecher Reiner Friedsam gewählt.[9]

Am Montag, 3. Oktober 2022, feiern die Freien Wähler aus Sinzig im Haus „St. Peter“ ihr 70-jähriges Bestehen. Zu den Gratulanten gehörten dort Joachim Streit, Vorsitzender der FWG-Landtagsfraktion, und Stephan Wefelscheid (MdL), Vorsitzender der Landesvereinigung und Geschäftsführer der Landtagsfraktion. Die FWG hat zu dieser Zeit neun Sitze im Stadtrat und sie stellt in Sinzig vier Ortsvorsteher: Gunter Windheuser (Kernstadt), Alexander Albrecht (Bad Bodendorf), Mario Wettlaufer (Westum) und Hans-Jürgen Koffer (Franken). FWG-Mitglied Roland Janik ist Beigeordneter der Stadt. Bei der Kommunalwahl 2019 stellte die FWG mit Christoph Geron, Sohn des Sinziger Bürgermeisters Andreas Geron, den jüngsten Kandidaten für einen Sitz im Kreistag Ahrweiler. Für lange Zugehörigkeit wurden bei der Jubiläumsfeier ausgezeichnet: Günther Thormann (55 Jahre), Klaus Schneider (53 Jahre), Werner Schäfer und Günter Lohre (52 Jahre), Johannes Bauer und Johannes Bernhard Heuser (50 Jahre) sowie Friedhelm Münch (für 48 Jahre und besondere Verdienste). Heinrich Ax, Zweiter Vorsitzender der FWG Sinzig, selbst bereits 40 Jahre mit dabei, nannte bei den Ehrungen weitere Mitglieder: Alfred Wedhorn (47 Jahre), Bernhard Arzdorf (42 Jahre), Gunter Windheuser (38 Jahre), Waltraud Kettler (37 Jahre) und Elvira Schepers-Israel (37 Jahre).[10]

Siehe auch[Bearbeiten]

Freie Wählergruppe Landkreis Ahrweiler e.V.

Mediografie[Bearbeiten]

Victor Francke: Kommunalwahl: Freie Wählergemeinschaft Sinzig ist zufrieden mit neuem Bürgermeister, general-anzeiger-bonn.de vom 22. März 2018

Weblinks[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: 70 Jahre Freie Wähler Sinzig: Ein guter Grund zum Feiern - Großer Festakt für kommenden Montag geplant, in: Rhein-Zeitung vom 30. September 2022
  2. Quelle: Rhein-Zeitung vom 23. Oktober 2012
  3. Quelle: Sinziger FWG: Gunter Windheuser kandidiert, general-anzeiger-bonn.de vom 27. März 2014
  4. Quelle: Rhein-Zeitung vom 18. März 2016
  5. Quelle: Mitgliederversammlung der Freien Wähler – Nominierung der Kandidaten für den Sinziger Stadtrat, blick-aktuell.de vom 5. Februar 2019
  6. Quelle: Mario Wettlaufer soll Ortsvorsteher werden – FWG stellt in Westum ihre Kandidaten für die Kommunalwahl auf, in: General-Anzeiger vom 13. Februar 2019
  7. Quelle: Bürgerliste Sinzig e.V. stellt vier Kandidaten für das Amt des Ortsvorstehers – Freie Wähler mit starken Aufgebot zur Kommunalwahl, blick-aktuell.de vom 2. April 2019
  8. Quelle: Volles Haus in Franken für den Ortsvorsteherkandidaten – Freie Wähler stellten Hans-Jürgen Koffer und sein Team vor, Blick aktuell - Sinzig Nr. 18/2019, S. 15
  9. Quellen: 70 Jahre Freie Wähler Sinzig - Melanie Hürlimann ist die neue Vorsitzende, blick-aktuell.de, 19. Juli 2022, und Facebook-Posting von Freie Wähler Sinzig vom 19. Juli 2022
  10. Quellen: 70 Jahre Freie Wähler Sinzig: Ein guter Grund zum Feiern - Großer Festakt für kommenden Montag geplant, in: Rhein-Zeitung vom 30. September 2022, und Judith Schumacher: FWG Sinzig: Seit 70 Jahren politisch aktiv, in: Rhein-Zeitung vom 7. Oktober 2022