Friedenskapelle „Schwarze Madonna“ Remagen

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In einer Nische der Kapelle steht eine Nachbildung der Schwarzen Madonna mit ihrem Kind.
Aktion des Remagener Bündnisses für Frieden und Demokratie vor dem Hintergrund des Einfalls russischer Truppen ab 24. Februar 2022 in die Ukraine
Vor einem "Trauermarsch" zur Friedenskapelle, zu dem rechtsextreme Gruppen aufgerufen hatten, war die Kapelle vom Bündnis Remagen für Frieden und Demokratie verhüllt worden.
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Blick unters Kapellendach
Bodenplatte in der Kapelle.
Inschrift am Holzkreuz neben der Kapelle.
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Die Friedenskapelle, von der Südallee aus gesehen.

An der Einmündung der Joseph-Rovan-Allee, der ehemaligen Südallee, in die von Remagen nach Kripp führende Goethestraße, gegenüber dem RheinAhrCampus) steht die Friedenskapelle „Schwarze Madonna“. Zusammen mit dem Ehrenfriedhof Bad Bodendorf, dem Friedensmuseum Brücke von Remagen und dem Mahnmal zur Erinnerung an die Gefangenenlager in der Goldenen Meile in Sinzig bildet sie einen Denkmalverbund zur Erinnerung an die Kriegs- und Nachkriegsereignisse des Frühjahrs 1945 in der Goldenen Meile. Die Kapelle soll insbesondere an das Kriegsgefangenenlager "Goldene Meile" („Rheinwiesenlager“) erinnern. Die Kapelle schließt nach oben hin mit einem Dornenkranz ab, der an den Stacheldraht erinnern soll, mit dem das Lager umzäunt war. Die Kapelle ist wie ein Zeltdach gebaut, durch das Wind und Regen hindurchfegen können – wie durch die notdürfig errichteten Zelte der darbenden Kriegsgefangenen im nasskalten Frühjahr 1945. Eine Kopie der von dem Lagerinsassen Adolf Wamper aus Lehm und Brot geschaffenen Schwarzen Madonna mit dem Kind steht in einer vergitterten Stele. Die Madonna habe sich zwischenzeitlich zu einem „Wahrzeichen, Mahnmal und Zeichen der Hoffnung entwickelt“, sagte Dechant Dr. Johannes Georg Meyer bei einer Feier am 20. Oktober 2012 anlässlich des 25. Jahrestags der Einweihung der Kapelle. Die Remagener Friedenskapelle sei „bis heute die einzige Kapelle in Deutschland, die an ein Kriegsgefangenenlager erinnert“, sagte der zu dieser Zeit 83-jährige ehemalige Remagener Bürgermeister Hans Peter Kürten, der Initiator des Kapellenbaus, bei dieser Veranstaltung.


Standort[Bearbeiten]

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Chronik[Bearbeiten]

Initiator der Friedenskapelle war der damalige Bürgermeister von Remagen, Hans Peter Kürten. Nachdem das Friedensmuseum in den Brückenpfeilern von Remagen eingerichtet worden war, ließ er zunächst ein Kreuz an der Stelle errichten, an der später, am 9. Oktober 1987, die Kapelle eingesegnet werden sollte. Dass es zum Bau der Kapelle kam, sei vielen glücklichen Zufällen zu verdanken, sagte Kürten einmal. „Ein älterer Mann sprach mich an und meinte, ich müsse ins Kripper Pfarrhaus, da stehe eine Madonna, die ein Kriegsgefangener aus dem Matsch gefertigt hat, in dem er gelegen habe“, erinnert er sich. Dank des Hinweises der Haushälterin des ehemaligen Pastors Wilhelm Keller fand sich die Madonna auf einem Treppenabsatz im Pfarrhaus. Ihre schwarze Farbe erhielt die Madonna, weil der Remagener Johann Deusen sie mit Bucheckernöl getränkt hatte, um sie vor weiterem Zerbröckeln zu bewahren. Trotzdem war stellenweise bereits der Kern der Madonna, ein Stück Dachlatte, zu sehen.[1]

Angeregt durch ehemalige Lagerinsassen, startete er während der Weihnachtszeit 1984 über die Deutsche Presse-Agentur einen Spendenaufruf. Ziel war es, Gelder für den Bau einer Kapelle zusammenzutragen. Nach dem Aufruf in den Massenmedien meldete sich der Kölner Statiker Paul Otto Pickel in Remagen. Er stellte einen Kontakt zum Architekten Klaus Kleefisch her, der die Kapelle unentgeltlich entwarf. Ein weiterer bundesweiter Spendenaufruf brachte eine überwältigende Resonanz. „Ich bekam einen Anruf von einem Dr. Karl Lang aus Reichertshofen, der mit dem Kriegsgefangenenlager gar nichts zu tun hatte und für die Kapelle einfach so 50.000 Mark spendete“, sagte Kürten. Uwe Barschel, damals Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, schickte 10.000 Mark. Und so hatte der ehemalige Stadtchef bald 320.000 Euro zusammen. In nur sechs Monaten wurde dieses Ziel erreicht.

Im Aachener Raum erschien ein weiterer Artikel, der sich mit der ungeklärten Herkunft der Schwarzen Madonna beschäftigte. Das rief Hans Wamper, den Bruder des inzwischen verstorbenen Figurenschöpfers Adolf Wamper, auf den Plan. Er bestätigte, dass sein Bruder Urheber der Madonna von Remagen war.

Der Grundstein zum Bau der Erinnerungskapelle wurde am 22. Juni 1985 gelegt und ein großes Erinnerungskreuz errichtet. Gut zwei Jahre später, am 9. Oktober 1987, ist das zeltartige Bauwerk mit Kupferdach feierlich eingeweiht worden. Mehr als 1200 Menschen, unter ihnen viele ehemalige Gefangene des Lagers Remagen aus dem In- und Ausland mit ihren Angehörigen, nahmen an der Feier teil. Das Leitmotiv der Einweihungsfeier hieß „Vergangene Fehler dürfen nicht wiederholt werden. Vergeltung ist keine Liebe und Hass kein Boden, auf dem der Friede gedeihen kann.“ Kurze Zeit nach Fertigstellung der Kapelle wurde dort eine Kopie der Schwarzen Madonna aufgestellt; das Original befindet sich in der katholischen Pfarrkirche „St. Johannes Nepomuk“ im nahen Kripp. Seit diesem ersten Treffen im Jahr 1987 werden die ehemaligen Lagerinsassen sowie deren Angehörige und Hinterbliebenen alle zwei Jahre zu einer Gedenkfeier eingeladen.

Rund 60 ehemalige Insassen des Kriegsgefangenenlagers – viele in Begleitung ihrer Ehefrauen, Kinder und Enkelkinder – waren am Samstag, 20. Oktober 2012, aus dem gesamten Bundesgebiet angereist, um auf Einladung des Vereins Friedensmuseum "Brücke von Remagen" e.V. und der Stadt Remagen den 25. Jahrestag der Einweihung der Kapelle zu feiern. Der General-Anzeiger berichtete am 22. Oktober 2012 über die Veranstaltung in der Rheinhalle:

Das Titelblatt der Einladung zu der „Erinnerungsveranstaltung“ zeigt ein Foto von Hans Peter Kürten, der die „Schwarze Madonna“ im Arm hält. Es ist jenes Bild, das vor 28 Jahren die „Deutsche Presse Agentur“ 1984 veröffentlicht hatte, verbunden mit dem Aufruf an ehemalige Lagerinsassen, sich bei ihm zu melden.

Die Resonanz sei überwältigend gewesen, berichtete der inzwischen 83-Jährige. Etwa 1600 ehemalige Kriegsgefangene kamen im Jahr darauf nach Remagen, um auf dem ehemaligen Lagergelände „gemeinsam zu beten und zu danken“, wie Kürten sagte. Die „Schwarze Madonna“ war damals mit dabei. „Die Skulptur hätte ich gerne dort gelassen“, erinnerte sich Kürten, allerdings wäre es eine Frage der Zeit gewesen, bis sie gestohlen worden wäre. Das brachte ihn auf die Idee, eine Kapelle zu bauen. Dafür habe allerdings das Geld gefehlt. Aber innerhalb eines halben Jahres seien Spenden in einer Gesamthöhe von 320.000 Mark bei ihm eingegangen. So konnte am 22. Juni 1985 der Grundstein zum Bau der Kapelle gelegt werden. In Anwesenheit von 1200 Menschen wurde die Kapelle am 9. Oktober 1987 mit einem feierlichen Gottesdienst eingeweiht.[2]

In der Nacht vor Palmsonntag, am 11. April 1992, raste ein betrunkener 23-Jähriger aus Unkelbach ungebremst in eine Gruppe von rund 100 Betenden, die sich an der Kapelle versammelt hatten. Vier Menschen starben am Unfallort, 13 wurden schwer verletzt, drei weitere leicht. „Der junge Mann hatte kurz zuvor erfahren, dass seine Mutter nicht mehr lange leben würde und am gleichen Abend hat seine Freundin mit ihm Schluss gemacht“, so Hans Peter Kürten. Der Fahrer stellte sich der Polizei und wurde zu drei Jahren Haft verurteilt.[3]

Seit Anfang der 2000er Jahre ist die Kapelle Ziel eines sogenannten Gedenkmarsches von Neonazis. Am gleichen Tag organisieren das Bündnis Remagen für Frieden und Demokratie und der Lokale Aktionsplan der Stadt Remagen seitdem Jahr für Jahr eine Gegenveranstaltung.

Unter Beteiligung der letzten noch lebenden ehemaligen Kriegsgefangenen des Lagers Goldene Meile wird am Samstag, 7. Oktober 2017, der Errichtung der Kapelle zur Schwarzen Madonna 30 Jahre zuvor gedacht. „Es wird das letzte Treffen dieser Art sein, die Zeitzeugen sterben aus“, sagte Altbürgermeister Hans Peter Kürten.[4]

Anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Kapelle zur schwarzen Madonna trafen sich am 7. Oktober 2017 ehemalige Kriegsgefangene des Lagers in der Goldenen Meile mit Familienangehörigen und Freunden in Remagen, um Zeichen zu setzen gegen das Vergessen und für Versöhnung. Es war das 15. und wohl auch letzte Treffen dieser Art. „Wir lagen in Löchern, nur Hunger und Leid, in Lumpen gehüllt, kein festes Kleid, kein Dach überm Kopf“, zitierte Ferdi Meyer bei der Veranstaltung im Foyer der Rheinhalle aus seinem Gedicht Remagen 1945 – überlebt. Der 95-jährige Kölner war einer von rund 50 ehemaligen Kriegsgefangenen, die der Einladung des Vereins Friedensmuseum „Brücke von Remagen“ e.V. und der Stadt Remagen gefolgt waren, um den 30 Jahrestag seit Errichtung der Friedenskapelle „Schwarze Madonna“ zu begehen. „Wir können dankbar sein für 72 Jahre Frieden im Herzen Europas, doch die Welt ist übersät mit militärischen Konflikten, und es ist nicht mehr viel davon entfernt, dass das rufende Mahnen der letzten Zeitzeugen verhallt“, stellte Pfarrer Michael Schankweiler während eines ökumenischen Gottesdienstes im Foyer der Rheinhalle fest. Auch Pastor Johannes Steffens betonte die Wichtigkeit des Erinnerns an die Vergangenheit. Remagens Bürgermeister Herbert Georgi sagte: „Frieden und Freiheit sind nicht selbstverständlich, heute sitzen auch in der westlichen Welt Menschen an den Schalthebeln, die Wahn und Wirklichkeit nicht mehr unterscheiden können, das macht mir Angst.“ Deshalb sei die Erinnerung an die Schrecken des Krieges so wichtig. Um die habe sich insbesondere Altbürgermeister Hans Peter Kürten durch die Einrichtung des Friedensmuseums Brücke von Remagen und den Bau der Friedenskapelle verdient gemacht. Prof. Andreas Ploeger, als jugendlicher Soldat einst selbst Gefangener in der Goldenen Meile, ging in seinem Vortrag der Frage nach „Was können wir für den Frieden tun?“.[5]

Sonstiges[Bearbeiten]

Auf einer Erinnerungsplatte, die in den Boden der Friedenskapelle eingelassen ist, sind folgende mahnenden Sätze zu lesen:

"Hier befand sich von April bis Spätsommer 1945 ein riesiges Kriegsgefangenenlager der Amerikaner, das am 11. Juli 1945 die Franzosen übernahmen. Die Höchstbelegung wird mit 185.000 angegeben, während man den Gesamtdurchgang auf 1,5 Millionen Menschen schätzt. Mehr als 1200 deutsche Soldaten starben an Unterernährung und der grassierenden Ruhr. Diese Gedenkstätte soll an das Schreckenslager erinnern und zum Frieden in der Welt aufrufen.

Siehe auch[Bearbeiten]

Weitere Fotos[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Judith Schumacher: Letztes Treffen an der Schwarzen Madonna – Kapelle wurde vor 30 Jahren in Remagen errichtet, in: Rhein-Zeitung vom 30. September 2017
  2. Quelle: Christoph Lüttgen: Die Kapelle als Symbol der Hoffnung: Erinnerungsveranstaltung zum 25. Jahrestag der Errichtung der „Schwarzen Madonna“ in Remagen, in: General-Anzeiger vom 22. Oktober 2012
  3. Quelle: Begegnung mit einem Zeitzeugen – Erinnerung 96-Jähriger kehrt an den Ort seiner Gefangenschaft zurück, in: Rhein-Zeitung vom ... 2017
  4. Quelle: Judith Schumacher: Letztes Treffen an der Schwarzen Madonna – Kapelle wurde vor 30 Jahren in Remagen errichtet, in: Rhein-Zeitung vom 30. September 2017
  5. Quelle: Judith Schumacher: 30 Jahre Schwarze Madonna: Kriegsereignisse lassen Zeitzeugen keine Ruhe, rhein-zeitung.de vom 8. Oktober 2017, und Christoph Lüttgen: 30. Jahrestag in Remagen: Die „Schwarze Madonna“ ist ein Symbol des Friedens, general-anzeiger-bonn.de vom 9. Oktober 2017