Haus Fechemer (Ahrweiler)

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Unter der Giebelnase des dreigeschossigen Fachwerkhauses steht eine geschnitzte Figur mit einem Stab. Dort ist auch zu lesen, dass das Haus im Jahr 1721 von Jakob Fechemer und Sibylla Schopp erbaut wurde.
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Das Haus Fechemer (links) mit Bäckerei und Kaffee Philipp Heinrichs im Jahr 1902. Hinten ist das Niedertor zu sehen, oben im Bild: die Oberleitungen der Elektrischen gleislosen Bahn.
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Die nachträglich eingebauten Rundbögen im Parterre mussten die Hauseigentümer auf Betreiben der Denkmalschutzbehörde wieder ausbauen.
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Das im Jahr 1721 in der Nähe des Ahrtores erbaute und heute als Baudenkmal geschützte Haus Fechemer an der Niederhutstraße 5 in Ahrweiler war einst Treffpunkt und Herberge von Malern, Dichtern und Denkern.


Standort[Bearbeiten]

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Eigentümer[Bearbeiten]

Hilmer Heinrichs

Chronik[Bearbeiten]

Unter der Giebelnase des dreigeschossigen Fachwerkhauses in der Nähe des Niedertores steht eine geschnitzte Figur mit einem Stab. Eine Inschrift lautet ...

Ano 1721 - Jakobus Vechemer - Sibylla Schopp

Das Haus wurde also mehr als 30 Jahre nach dem großen Stadtbrand von Ahrweiler am 1./2. Mai 1689 erbaut. Wegen der Kriegswirren, die erst 1714 endeten, ist die Stadt nach dem Brand zunächst nur zaghaft und allmählich wieder aufgebaut worden. So bauten auch Jakobus Fechemer und seine Ehefrau Sibylla Schopp ihr Haus erst 1721, sechs Jahre nach Ende des Spanischen Erbfolgekrieges (9. Juli 1701 – 7. März 1714), der ständig Kriegstruppen ins Ahrtal geführt hatte, schön und stattlich wieder auf. Die beiden, die im Jahr 1717, also vier Jahre vor dem Bau des Hauses, geheiratet hatten, konnten sich den Hausbau leisten, weil beider Eltern dank großen Weinbesitzes sehr vermögend waren.[1] Zu dem Anwesen gehörten damals auch das sich westlich anschließende heutige Haus Böcker-Ott, das später abgebrochen und neu gebaut wurde, und die (spätere) Altdeutsche Weinstube „Sebastianushof“ auf der in Richtung Niedertor gelegenen Seite. Wobei der Vikar Jacob Hubert Fechemer einst den westlichen linken und die Bonner Malerfamilie Müller den östlichen rechten Teil dieses stattlichen Anwesens besaßen.[2] Schutzgeist des Hauses, das von seiner Erbauung an mehr als 150 Jahre lang im Besitz der Familie Fechemer blieb, war der Vikar, Onkel und Vetter der Müllerschen und Kaufmannschen Familie.

Das Haus wird Künstlerherberge[Bearbeiten]

Um 1770 erhielt Katharina Fechemer, die Gattin des kurkölnischen Appellationsgerichtsrates Müller aus Bonn, den östlichen rechten Teil des Hauses und die Hälfte des dazugehörigen Weinguts, das 14 Morgen (rheinischer Morgen je 36 a) und 14 Pinten groß war, als Mitgift. In den Ferien und zur Weinlese bewohnte die Familie Müller immer ihr Haus am Niedertor. Auch der Maler und Kunstschriftsteller Franz Hubert Müller (1784-1835) stammte aus dieser Bonner Familie. Er war zum Galeriedirektor nach Darmstadt berufen worden, zur Ferien- und zur Weinlesezeit kam er jedoch immer ins Haus Fechemer nach Ahrweiler. Er malte damals ein großes auswechselbares Bild für den alten Barockaltar im Chor der katholischen Pfarrkirche „St. Laurentius“, das heute im Chor der Kirche auf der rechten Seite hängt und das die Heiligste Dreifaltigkeit zeigt, wie sie segnend über die Stadt Ahrweiler mit ihren Häusern, Mauern und Toren schwebt. Franz Hubert Müller hatte sieben Kinder, von denen drei Maler bzw. Kupferstecher wurden:

Als das linke Rheinufer von den Franzosen besetzt wurde, floh die kurkölnische Verwaltung nach Arensberg, wo Müller im Jahr 1835 fern seiner Heimat und Familie starb. Nach seinem Tod zog die Witwe Katharina Müller mit ihrer Familie ganz in ihr Haus am Niedertor. Von dort aus malten Andreas und Karl Müller einen Teil der Freskogemälde in der Apollinariskirche in Remagen und von Burg Rheineck. Während ihrer Jugendzeit weilten Andreas und Karl häufig im mütterlichen Haus mit ihren Lehrern Sohn und Schadow sowie weiteren Mitarbeitern und machten das Haus zu einem Treffpunkt für Künstler. Auch die Nazarener Ernst Deger und Franz Ittenbach waren häufig bei der Familie Müller in Ahrweiler zu Gast.

Eng verwandt und gut befreundet mit der Familie Müller war auch die Bonner Juristenfamilie Kaufmann. Leopold Kaufmann, späterer Oberbürgermeister von Bonn, kam schon als 13-jähriger Gymnasiast nach Ahrweiler, wo er von der Familie Müller freundlich aufgenommen und von dem nebenan wohnenden Vikar Jacob Hubert Fechemer betreut wurde. Leopolds Bruder Alexander Kaufmann, ein rheinischer Dichter und Verfasser des Liedes St. Peter in Walporzheim, weilte ebenfalls in dem bekannten Haus am Niedertor, ebenso wie sein Lehrer Professor Karl Simrock, Dichter der Rheinlandsagen und Wiederentdecker des Nibelungen- und Gudrunliedes. Mit diesen rheinischen Dichtern war auch Gottfried Kinkel häufig in Ahrweiler. Sein Stammlokal war der Deutsche Hof in Ahrweiler; aber er war auch häufig im Müller-Fechemerschen Haus zu Gast. Was er dort über Land und Leute des Ahrtals erfuhr, berichtete er 1846 in seinem Buch Die Ahr.

Leopold Kaufmann, der später Oberbürgermeister von Bonn wurde, verfasste in fortgeschrittenem Alter das Buch Bilder aus dem Rheinland, in dem er ein hohes Lied auf das Ahrtal und Ahrweiler sowie auf die Gastfreundschaft des Vikars Fechemer und der Familie Müller singt. Über das Haus Fechemer schrieb er dort:

Das Haus ... war ein alterthümlicher Bau, der Wohngelasse für zwei Familien unter einem Dache vereinigte. Gemeinschaftlich waren die Hausthüre, der Flur, die Treppe, der geräumige Hof und das Kelterhaus. In den Zimmern zur ebenen Erde hatten moderne Fenster die alten ersetzt; dagegen sah man in dem obern Stocke noch die alten runden kleinen Butzenscheiben. Ein großes, sehr tiefes Zimmer hieß der Ahnensaal. In früheren Zeiten, als die Stadt Ahrweiler ihre Bürgermeister auch unter den Vorfahren des Vicars Fechemer wählte, diente dieser Raum zur Abhaltung des solennen Bürgermeister-Essens. ... In einem Nebenbaue lagen, Klosterzellen ähnlich, viele kleine Zimmer neben einem langen gemeinschaftlichen Gange, der am Ende mit einem größern Zimmer über dem Kuhstalle verbunden war. In einem Kämmerchen befanden sich verschiedene Instrumente, die beim Gießen von Talgkerzen benutzt wurden; das hatte früher ein älterer Bruder des Herrn Vicars, der auch Geistlicher gewesen war, betrieben. Der kleine Raum hieß noch immer die Kerzenfabrik. Wie es häufig in alten Häusern vorkommt, wo waren auch hier viele Winkel und Eckchen vorhanden, die keinen erkennbaren Zweck hatten. Man erzählte aber, daß unter ihnen ein Behälter einen Schatz verberge, den man in den schweren Kriegszeiten dorthin geflüchtet habe.
Den kleinern Theil des Doppelhauses hatte bisher der Vicar Fechemer bewohnt; die bei weitem größere Zahl der Zimmer stand jetzt zur Verfügung der Wittwe Müller. Hätten zwei Familien mit Kindern das Haus bewohnt, dann wäre es gewiß nicht möglich gewesen, den Frieden zu erhalten; den guten alten geistlichen Herrn konnte aber nichts mehr erfreuen, als wenn es im Hause recht munter zuging.
Die einfachen, meist alterthümlichen Möbel, zu denen in einzelnen Zimmern schöne Gemälde und Zeichnungen sich gesellten, gaben dem Ganzen einen gemüthlichen Charakter. Dabei herrschte in dem Hause der freundlichen und lebhaften Wittwe eine so ausgedehnte Gastfreiheit, wie man sie selten findet. Häufig waren alle Zimmer mit Gästen besetzt, wobei es auch vorkam, daß die jüngern Leute ein Bett theilen mußten.

Die älteste Tochter des Hauses war eben so klug und gebildet, als praktisch; sie verstand es meisterhaft, das Küchen-Departement zu verwalten, ohne sich den Pflichten der Gesellschaft zu entziehen. Die kleine Küche lag dicht neben dem Wohnzimmer; häufig konnte sie kaum die Gäste alle fassen, die gern Zuschauer der geschickten Zubereitung der Speisen waren, die noch eine besondere Würze durch heitern Scherz und muntere Laune erhielten. Im Herbste, wenn die Ferien der Akademie zu Düsseldorf begonnen hatten, war das alte Haus in der Niederhut in Wahrheit eine Herberge der Künstler. Drei Söhne, Andreas, Karl und der talentvolle Kupferstecher Constantin brachten regelmäßig Freunde mit, die gern einer Einladung an die Ahr folgten. An dem alten Doppelhause mußte Jeder vorbeigehen, der von der Rheinseite her in das Städtchen eintrat; das gab auch Veranlassung zu vielen kurzen Besuchen von Freunden und Bekannten der Söhne des Hauses, die sich dann an dem guten Ahrweine zu erquicken pflegten.

Erbe des Ahrweiler Besitzes wurde der Sohn Franz Hubert Müller, der sich mit Erfolg der Malerei widmete. Bereits im Alter von 23 Jahren wurde er 1807 Hofmaler des Fürsten von Waldeck. 1817 wurde Franz Hubert Müller Direktor der Galerie in Darmstadt. Mit seinen Schriften Die Katharinenkirche in Oppenheim und Beiträge zur deutschen Kunst- und Geschichtskunde durch Kunstdenkmale machte er sich unter den Kunstschriftstellern einen Namen. Seine Ferien verbrachte Franz Hubert Müller im Geburtshaus seiner Mutter, das ihm zur Hälfte gehörte. Dadurch blieb er mit dem Ahrtal verbunden. Er malte für den barocken Hochaltar der St.-Laurentius-Kirche Ahrweiler ein großes Altarbild, das auf der Seitenwand der Epistelseite des Chores über dem Chorstuhl seinen Platz fand. Das Bild stellt die Allerheiligste Dreifaltigkeit dar, die segnend über dem Ahrtal, den Toren und Türmen von Ahrweiler und dem Kalvarienberg schwebt. Franz Hubert Müller starb 1835 im 51. Lebensjahr. Daraufhin zog seine Witwe mit ihren sechs in Kassel und Darmstadt geborenen Kindern in ihr mütterliches Erbteil nach Ahrweiler.

Drei der vier Söhne widmeten sich der Malerei. Ihr erster Lehrmeister war bereits ihr Vater gewesen, dann studierten sie in München und zuletzt in Düsseldorf. Ihre Ferien verbrachten sie mit befreundeten jungen Künstlern in Ahrweiler, wo sie von ihrer Mutter und ihrem Vetter, dem für seine Gastfreundschaft bekannten Vikar Fechemer, vortrefflich bewirtet und beherbergt wurden. Rektor Jakob Rausch berichtete (leicht bearbeitet):

So erlebten das Haus und seine Bewohner die drei schlesischen Kriege, die drei Teilungen Polens, die Französische Revolution, den Einzug der Franzosen in Ahrweiler 1794, die hier 20 Jahre blieben, die große Wasserflut am 21. Juli 1803, bei der das Wasser ins Haus eindrang, den Aufstieg Napoleons, den Untergang des alten Deutschen Reiches 1806, den Rheinbund, Napoleons drei Fallstufen in Russsland, bei Leipzig und Walterloo und seine endgültige Verbannung auf St. Helena. Es erlebte auch den Wiener Kongress, der unsere Heimat als Kreis Ahrweiler im Regierungsbezirk Koblenz mit der Rheinprovinz zum Preußischen Staat schlug. Leider entstand entgegen dem Versprechen der regierenden Fürsten kein neues Reich, sondern nur ein Deutscher Bund, dem 39 Staaten angehörten. Des Volkes Sehnsucht nach Schönheit und Freiheit wurde nicht erfüllt. Da flüchteten Dichter, Künstler und Denker mit ihren Gedanken in die Ideenwelt des in ihrer Schau verklärten Mittelalters; sie wurden Romantiker. Und so treffen wir in dem Fechemer’schen Hause Hausbewohner und ihre Gäste, die den rheinischen Romantikern angehörten.

Ab 1835 diente das Fechemer'sche Haus also jahrelang als Künstler-Herberge. So kamen mit den Söhnen Andreas und Karl Müller etwa der fromme Ernst Deger und der heiter-lebensfrohe Franz Ittenbach nach Ahrweiler. Sogar Wilhelm von Schadow, Direktor der Düsseldorfer Kunstakademie, besuchte das Haus und die junge Malergilde.

Das erste Bild, das Andreas Müller in Düsseldorf ausstellte, war das Bild Der Knab' vom Berge, das nach dem Uhlandschen Gedicht Ich bin vom Berg der Hirtenknab in den Ahrweiler Weinbergen gemalt wurde und bei dem der elfjährige Vetter Leopold Kaufmann in der Abendsonne Modell stand, wobei er munter das Lied vom Hirtenknaben sang. Das Bild wurde für 280 Taler vom Düsseldorfer Kunstverein angekauft. Als Bruder Karl ein Jahr später sein erstes Ölbild malte, wurde dieses vom Kunstverein für Rheinland und Westfalen erstanden. Der junge Vetter Leopold Kaufmann, später Oberbürgermeister von Bonn, erzählt in seinen Jugenderinnerungen besonders von Konstantin Müller, dem dritten Bruder. Stundenlang sah der junge Gymnasiast Leopold Kaufmann seinem Cousin bei seiner Arbeit als Kupferstecher zu. Besonders tief beeindruckt war er von einer Kopie, die Konstantin von Albrecht Dürers Nemesis angefertigt hatte.

Der Malerkreis bildete in Düsseldorf die Malerschule der rheinischen Nazarener. Die ursprüngliche Nazarenerschule war in Rom unter der Führung des Lübecker Patriziersohns Friedrich Overbeck mit Peter von Cornelius, Wilhelm von Schadow, Schnorr von Carolsfeld, Josef Führich und Edward von Steinle entstanden. In einem ehemaligen Klostergebäude in Rom hatte diese „Kunstbrüderschaft“, wie sie sich selbst nannte, ihre Herberge. Sie knüpfte an die mittelalterliche deutsche Kunst und an die italienische Renaissance an. Wegen der großen Zahl ihrer biblischen Darstellungen wurden die Mitglieder der Gruppe „Nazarener“ genannt. Dieser zunächst spöttisch gemeinte Name entwickelte sich bald zu einer Ehrenbezeichnung. Auch in München, vor allem aber in Düsseldorf bildete sich eine deutsche Nazarenerschule. In Düsseldorf war es der Direktor der Kunstakademie, Wilhelm von Schadow, der auch seine Schüler, unter ihnen die Brüder aus Ahrweiler, in den Geist der Nazarener einführte. Die jungen Künstler in der „Herberge“ zu Ahrweiler erhielten den ehrenvollen Auftrag, die Frescogemälde in der neu erbauten Wallfahrtskirche „St. Apollinaris“ in Remagen auszumalen. Die vier jungen Künstler Karl und Andreas Müller, Ernst Deger und Franz Ittenbach gingen 1138/1839 nach Rom, um dort die in Deutschland bis dahin wenig bekannte Technik der Frescomalerei zu erlernen. Dort erlernten sie Farben so auf eine frisch verputzte Kalwand aufzutragen, dass sich Kalk und Farbe fest miteinander verbinden. Nachdem die Vier an die Ahr zurückgekehrt waren, wohnten sie wieder in der Künstlerherberge in Ahrweiler und malten die neue Apollinariskirche aus. Andreas malte die vier Lebensbilder des heiligen Apollinaris und die allegorischen Gestalten der christlichen Tugenden. Darüber hinaus oblag ihm die dekorative Ausgestaltung der gesamten Kirche.

Sein Bruder Karl malte schon als 19-Jähriger auf dem Apollinarisberg in Remagen. Von ihm stammen diese Bilder: Anbetung des Lammes, Vermählung Marias, Verkündigung, Heimsuchung, Geburt, Himmelfahrt und Krönung Mariens. Außerdem malte Karl Müller die Frauengestalten aus dem Alten Testament. Ernst Deger malte hauptsächlich die Chorbilder, die Kreuzigung, Jesus mit Maria und Johannes dem Täufer, die Patriarchen und Propheten und St. Josef mit dem Stab. Franz Ittenbach malte Marial Eltern Joachim und Anna, den Tempelgang, Tod und Begräbnis Mariens, die Darstellung Jesu und den 12-jährigen Jesus im Tempel.

Andreas Müller wurde später Professor an der Kunstakademie in Düsseldorf, wo er 1890 starb. Außer in zahlreichen Kirchen malte er den Bildschmuck im Kunstsaal des Schlosses Sigmaringen.

Sein noch berühmterer Bruder Karl war Historienmaler und malte viele Bilder für die badischen, österreichischen und englischen Fürstenhäuser. Durch Vermittlung von Eugénie de Montijo, die von 1853 bis 1870 Kaiserin der Franzosen und die letzte Monarchin Frankreichs war, sollte er für 500.000 Franc (400.000 Goldmark) eine eine große französische Kirche ausmalen. Aber wegen des Deutsch-Französischen Krieges 1870/1871 zerschlug sich dieses Projekt. Karl Müller malte in Bonn die Remigiuskirche aus und er wurde Direktor der Kunstakademie in Düsseldorf. Er starb 1893 in Bad Neuenahr, wo er als Kurgast beliebt gewesen war. Sein Neffe Franz Müller, ein Sohn von Andreas Müller, malte 1889 für ein Sprechzimmer des Klosters Kalvarienberg das Bild Mutter Angela lehrt die Kinder.

Das Haus Fechemer sah aber nicht nur Maler und Künstler als Gäste, sondern auch rheinische Dichter und Gelehrte. So war dort Joseph Görres zu Gast, der Gründer des Rheinischen Merkur, von dem Konstantin Müller einen Kupferstich fertigte. Nach einem Bild, das Franz Ittenbach von dem in Minden inhaftierten Kölner Erzbischof gemalt hatte, stach Konstantin Müller auch ein Bild von Clemens August. „Man sieht ... deutlich, wie die Nazarener in jenem Streit zwischen Kirche und Staat auf Seiten der Kirche standen“, erklärt Jakob Rausch.

Bedeutend für das Haus Fechemer, für Ahrweiler und das Ahrtal ist auch, dass die Familie Müller auch die berühmte Bonner Familie Kaufmann nach Ahrweiler führte. So brachte bereits der Vater des Nazareners, Dr. Franz Müller im Jahr 1834 seinen Neffen Leopold Kaufmann mit nach Ahrweiler, so dass der bereits als Quintaner Ahrweiler und das Ahrtal kennen lernte. Als späterer Oberbürgermeister von Bonn und als rheinischer Politiker blieben er und seine Familie dem Ahrtal stets verbunden. Leopold Kaufmanns Vater war 1809, also während der Franzosenzeit, Bürgermeister von Antweiler und anschließend „Maire“ von Adendorf mit Meckenheim als Sitz.

Leopold Kaufmanns älterer Bruder, der Dichter Alexander Kaufmann, war ebenfalls häufig im Hause Fechemer zu Gast und lernte bei diesen Besuchen das Ahrtal kennen, das er in zahlreichen Liedern besang. Mit den übrigen Künstlern durchstreifte der junge Dichter die Wälder, Täler und Berge der Umgebung. Im Gasthaus „St. Peter“ in Walporzheim wurden diese Wanderungen dann häufig beschlossen.

Ab 1898: Bäckerei im Parterre[Bearbeiten]

Einem Bericht des Heimatforschers Rektor Dr. Peter Joerres zufolge war die Familie Müller noch im Jahr 1885 im Besitz des Hauses an der Niederhutstraße 5. Den östlichen Flügel hatte sie zu dieser Zeit aber an den benachbarten Küfer und Gastwirt Cholin verkauft, der so die ehemalige „Torschänke“ erweitern konnte. Nach Westen hin aber vergrößerte die Familie Müller ihren Besitz, indem sie das Haus des ehemaligen Chirurgen Zills (später Jaenisch) erwarb. Dann aber verkauften die auswärts wohnenden Erben Müller ihre Fachwerkhäuser an der Ahrweiler. Der westliche Teil wurde abgerissen; dort befinden sich heute die Geschäftshäuser Böcker-Ott und Jaenisch.

Seit 1898 beherbergt das Parterre des Hauses eine Bäckerei.

Als die benachbarte Torschänke „Zum gemütlichen Jakob“ in den 1970er Jahren völlig ausbrannte, konnte die Feuerwehr die Nachbarhäuser, insbesondere das Haus Fechemer, vor einem Überspringen der Flammen bewahren.[3] Nachdem die Reste der „Torschänke“ in den 1970er Jahren abgerissen worden waren, enstand an ihrer Stelle ein wuchtiger Neubau, der weiter nach vorne reicht als die ehemalige Torschänke und der die Sicht auf das Niedertor einschränkt.[4]

Beim 18. Fassadenwettbewerb der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler im Jahr 1993 erreichte das Gebäude Platz zwei. Neben einer Urkunde erhielt Eigentümer Hilmer Heinrichs ein Preisgeld von 1500 D-Mark. An dem Haus wurde die Betonung der klaren Fachwerk-Struktur hervogehoben.[5]

In der Saison 2008/2009 war das Haus Residenz der aus dem Haus Fechemer stammenden Burgundia Kathrin Heinrichs, Tochter der damaligen Inhaber der Bäckerei Hilmer Heinrichs.[6]

Die Obergeschosse werden heute vom Bruder der ehemaligen Burgundia bewohnt. Im Parterre befindet sich nach wie vor eine Bäckerei.

Weitere Fotos[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

  • Leopold Kaufmann: Das Doppelhaus, eine Herberge der Künstler", in: derselbe: Bilder aus dem Rheinland - Culturgeschichtliche Skizzen', Köln: Verlag Bachem 1884, S. 124-133 (für diesen Artikel ausgewertet)
  • Jakob Rausch: Eine Künstlerherberge in Ahrweiler (Wiederabdruck eines Artikel in den Ahrweiler Nachrichten aus dem Jahr 1952), in: Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler Nr. 30 vom 28. Juli 1993, S. 16 f. (für diesen Artikel ausgewertet)
  • Jakob Rausch: Eine heimatkundliche Betrachtung des Hauses Heinrichs, Niederhutstr. 5, in: Ahrweiler Stadtnachrichten 2. Jahrgang 1951, Samstag, 13. Januar, Nr. 2 (für diesen Artikel ausgewertet)

Weblink[Bearbeiten]

kuladig.de: Haus Heinrichs in Ahrweiler

Fußnoten

  1. Quelle: Werner Schüller: Blicke durch das Niedertor in Ahrweiler gestern und heute, in: Blick aktuell - Bad Neuenahr-Ahrweiler/Grafschaft/Altenahr, Nr. 9/2018
  2. Quelle: Josef Müller: Hier trafen sich Künstler, Wissenschaftler und Politiker. Interessantes über ein altes Ahrweiler Haus, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1982
  3. Quelle: Werner Schüller: Blicke durch das Niedertor in Ahrweiler gestern und heute, in: Blick aktuell - Bad Neuenahr-Ahrweiler/Grafschaft/Altenahr, Nr. 9/2018
  4. Quelle: Josef Müller: Hier trafen sich Künstler, Wissenschaftler und Politiker. Interessantes über ein altes Ahrweiler Haus, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1982
  5. Quelle: Gewinner des Fassadenwettbewerbs 1993 stehen jetzt fest: Sechs Sieger hinter den alten Stadtmauern - Alle Preisträger sind aus dem historischen Kern von Ahrweiler, in: Rhein-Zeitung vom 16. Juli 1993, S. 13
  6. Quellen: Infotafel mit einem Text von Hans-Georg Klein, die im Jahr 2008 vom Heimatverein „Alt-Ahrweiler“ e. V. am Gebäude angebracht wurde, außerdem Hans-Georg Klein: Ahrweiler, 2. aktualisierte und überarbeitete Auflage, Jünkerath: Eifel-Verlag 2016, 64 Seiten, ISBN 978-3-943123-20-3, S. 20, und Heinz Schönewald bei einem Schulungsrundgang mit der Ahrtal-Gästeführer e.V. zum Thema „Inschriften, Hausmarken und Wappensteine in der Ahrweiler Altstadt“ am 11. August 2016, gemäß Protokoll von Helfried Kellerhoff vom 15. August 2016