Integratives Mehrgenerationen-Quartier Bad Neuenahr-Ahrweiler

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Bauphase
Bauphase
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Einladungsflyer zur Eröffnungsfeier
am Eröffnungstag
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am Eröffnungstag
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Auf städtischem Grund an der Schützenstraße in Bad Neuenahr-Ahrweiler, in unmittelbarer Nachbarschaft zur katholischen Pfarrkirche „St. Pius“ und der katholischen Kindertagesstätte „St. Pius“, wird seit dem 2. Oktober 2020 ein integratives und inklusives Mehrgenerationen-Quartier (IMQ) gebaut.


Standort[Bearbeiten]

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Ansprechpartnerin[Bearbeiten]

Melissa Henne, Projektleiterin bei Bethel.regional

Chronik[Bearbeiten]

Etwa Anfang 2016 votierte der Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler grundsätzlich für das neben der Katholischen Pfarrkirche „St. Pius“ Bad Neuenahr-Ahrweiler geplante Bauvorhaben.

Am Montag, 13. März 2017, stellten Investor Kay Andresen aus Remagen und die Neuwieder Architekten Nicole Berghaus und Thomas Ludwig die Baupläne für das rund sechs Millionen Euro teure Vorhaben vor. Die Rhein-Zeitung berichtete:

Entstehen soll ein viergeschossiges Gebäude, das die verschiedenen Nutzungsvarianten vereint. Im Erdgeschoss sollen eine Dreigruppen-Kita, eine Begegnungsstätte der Lebenshilfe und Räumlichkeiten für eine Physiotherapie-Praxis errichtet werden. Im ersten Obergeschoss entstehen zwei Wohngemeinschaften zu je vier Personen für Menschen mit Behinderung sowie Appartements für Betreuungskräfte. Im zweiten und dritten Obergeschoss schließlich sollen 22 Eineinhalb- und Zwei-Zimmer-Appartements in unterschiedlichen Größen errichtet werden. Sie sind beispielsweise für Arbeitskräfte in Hotellerie und Gastronomie und in der Pflege interessant, ebenso für Auszubildende. Alle Wohneinheiten sind barrierefrei.[1]

Die Nähe zu den INTEC-Betrieben der Caritas an der Christine-Demmer-Straße, zu den Geschäften des Mittelzentrums und zur Ahr würden das Grundstück zu einem idealen Standort machen, sagte Kay Andresen. Für die Stadt sei das Projekt auch deshalb interessant, weil auf diese Weise die nötigen Räume geschaffen werden, die benachbarte Katholische Kindertagesstätte „St. Pius“ um drei Gruppen zu erweitern – in zwei verschiedenen Gebäuden, aber unter einer Leitung, wie Bürgermeister Guido Orthen sagte.

Ende März 2017 stimmte der Stadtrat Bad Neuenahr-Ahrweiler dem Projekt einstimmig zu. Mit der im Erdgeschoss geplanten dreigruppigen Kindertagesstätte könne die Stadt „gleichzeitig an zentraler Stelle auf den gestiegenen Bedarf an Kita-Plätzen reagieren“, berichtete die Rhein-Zeitung am 30. März 2017. Der städtische Kostenanteil werde nach dem Grundstücksverkauf bei rund 262.000 Euro liegen und sei damit „ein günstiges Geschäft“. Investor Kay Andresen kooperiere bei diesem Vorhaben mit der Stadt, der katholischen Pfarrgemeinde „St. Pius“ und der Lebenshilfe, die Impulsgeber für diese Idee gewesen sei. Denn die Lebenshilfe habe sich „mit einem Alarmruf an der Stadt gewandt und dringenden Bedarf für behindertengerechten Wohnraum angemeldet.“ Die Lebenshilfe will mit Einheiten für eine Wohngemeinschaftsgruppe in das Projekt einkaufen und die im Erdgeschoss vorgesehene Begegnungsstätte übernehmen. Bei kalkulierten Kaltmieten von rund acht Euro pro Quadratmeter sind die 1,5- und Zwei-Zimmer-Apartments im zweiten und dritten Obergeschoss auf unterschiedliche Zielgruppen zugeschnitten, die ein bezahlbares Domizil in der Kreisstadt benötigen. Gedacht werde hierbei an Rentner und körperlich beeinträchtigte Menschen, aber auch an Berufsgruppen, die eine Unterkunft brauchen, wie Mitarbeiter aus Gastronomie, Alten- und Krankenpflege.[2]

Im Oktober 2017 stimmt der Stadtrat Bad Neuenahr-Ahrweiler über den Grundstücksverkauf ab. Folgt der Rat der Empfehlung des Haupt- und Finanzausschusses sowie des Sozialausschusses, ist der erste konkrete Schritt für die Verwirklichung des integrativen Wohnprojektes getan. Die Planungen, die im März 2017 erstmals vorgestellt wurden, waren bis Oktober 2017 deutlich konkreter geworden. In der Rhein-Zeitung hieß es:

1,36 Millionen Euro zahlt die Stadt, um die Räume für die Kita zu erwerben. Hinzu kommen 95.000 Euro für die Herrichtung der Außenanlagen sowie 60.000 Euro für die Innenausstattung. Macht zusammen rund 1,52 Millionen Euro. Dem stehen der Erlös aus dem Grundstücksverkauf (630.000 Euro) und die voraussichtlichen Zuschüsse von Land (581.000 Euro) und Kreis (279.000 Euro) gegenüber, zusammen 1,49 Millionen Euro – bleibt ein Betrag von 31.000 Euro, den die Stadt noch dazutun muss.[3]

Bürgermeister Guido Orthen wies allerdings auf ein Hindernis hin: Die Kalkulation gehe davon aus, dass eine neue Förderrichtlinie zur Anwendung kommt, der gemäß sich die Landesförderung von ursprünglich 100.000 Euro je Kita-Gruppe auf rund 194.000 erhöht. Anderenfalls fehlen rund 282.000 Euro. In diesem Fall wäre die Stadt, so Orthen, aus dem Projekt raus. Damit stünde dann auch das integrative Wohnen auf der Kippe.

Die Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel sind Eigentümer der elf barrierefreien Wohnungen im IMQ, berichtete die Rhein-Zeitung am 2. Oktober 2020, dem Tag des symbolischen ersten Spatenstichs für das Bauvorhaben. In Rheinland-Pfalz sind die Stiftungen, die auch in das Hotel „Zum Weinberg“ Bad Neuenahr investieren, seit der Gründung der Hospiz im Ahrtal gGmbH 2013 vertreten – und zwar als einer der Träger des stationären Hospizes neben dem Hospiz-Verein Rhein-Ahr und der Marienhaus-Unternehmensgruppe. Bethel will im Erdgeschoss des IMQ neben Begegnungsräumen auch ein eigenes Büro betreiben, das rund um die Uhr von einem Team aus Mitarbeitenden besetzt wird. Für die Nachtstunden könnte eine Schlafbereitschaft installiert werden, die dort übernachtet und von den Bewohnern aktiviert werden kann. Oder eine Art „Nachtwache“, die sich nachts regelmäßig um bestimmte Bewohner kümmert. Die Begegnungsräume sollen den Klienten von Bethel die Möglichkeit bieten, sich auch außerhalb ihrer Wohnungen zu treffen und ihre Freizeit gemeinsam zu gestalten – auch mit den anderen Bewohnern des Hauses.[4]

Mit dem ersten Spatenstich ist am Freitag, 2. Oktober 2020, „der Startschuss für ein landesweites Modellprojekt gefallen“, wie der General-Anzeiger (GA) am Tag darauf berichtete. Dieses Projekt sei „Teil des Konzepts für die Landesgartenschau“. Kay Andresen aus Remagen (IMQ Bau- und Betriebs-UG) sagte dem GA, er werde 6,5 Millionen Euro in die Realisierung der Pläne investieren. Melissa Henne, Projektleiterin von Bethel Regional, sagte, in Rheinland-Pfalz gebe es bislang nur wenig vergleichbare Wohnformen. Deshalb werde das IMQ auch wissenschaftlich begleitet. Anerkennung für das Projekt gab es zum Start per Botschaft von Ministerpräsidentin Malu Dreyer: „Integrative Wohnformen schaffen Mehrwert. Ich wünsche mir viele Nachahmer.“ Und Kreisstadt-Bürgermeister Guido Orthen nannte Kay Andresen mit Blick auf die künftigen Bewohner einen „Problemlöser“ und das IMQ „ein gutes Beispiel für öffentlich-private Partnerschaft“. Das anerkannten Dechant Jörg Meyrer und Pfarrer Friedemann Bach mit dem kirchlichen Segen: „Bei einem Spatenstich ist das für uns eine Premiere“, sagte Meyrer.[5]

Im Januar 2023 ist das erste „Integrative Mehrgenerationenquartier“ (IMQ) an der Schützenstraße 127 in Bad Neuenahr-Ahrweiler feierlich eröffnet worden. Einer der ersten Bewohner ist der zu dieser Zeit 22-jährige Leon Radermacher aus Dernau. In der eigens auf den Rollstuhlfahrer ausgerichteten Küche könne er nun endlich selbst kochen und backen, sagte er. Auf das Gemeinschaftsgefühl freute sich auch der zu dieser Zeit 41-jährige Hotelangestellte Daniel Ibs. Er könne zwar noch laufen und lebe bereits allein in einer Wohnung in Bachem. Aber die sei nicht barrierefrei, und wenn seine Krankheit sich verschlimmere, sei er im IMQ besser aufgehoben und außerdem weniger allein. Zur offiziellen Eröffnung übergab Kay Andresen die Schlüssel an Svenja Pleuß von den von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. „Die IMQ Bau- und Betriebs-UG von Kay Andresen hat mit dem 6,8-Millionen-Projekt trotz Unbilden wie der Flutkatastrophe ein einzigartiges Konzept im Ahrtal realisiert“, berichtete die Rhein-Zeitung. „Wir eröffnen heute unter anderem 27 Apartments und eine Begegnungsstätte“, sagte Andresen. Zielgruppe für die überwiegend 1,5- bis 2-Zimmer-Apartments und drei größere Wohnungen seien Menschen aller Generationen mit und ohne Beeinträchtigungen. Den Anstoß für das Projekt hätten im Jahr 2014 Betroffene selbst gegeben. Zwei Familien hätten sich gemeldet, die Kinder mit Unterstützungsbedarf hatten und gesagt hätten, dass sie keinen Wohnraum finden für ihre jetzt erwachsenen Kinder, damit diese selbstständig leben können. Obwohl eigentlich der Kreis dafür zuständig sei, sei dank „Problemlöser“ Kay Andresen dann doch eine Idee entwickelt und verwirklicht worden, sagte Bürgermeister Guido Orthen. Die elf Apartments in der ersten Etage hat „Bethel.regional“ zur Vermietung an Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf gekauft, die trotzdem in einer eigenen Wohnung leben möchten. Einem anderen Stiftungsbereich, der Stiftung Bethel, gehört Wohnraum in der dritten Etage. Dort werde die Diakonie Katastrophenhilfe mit ihren Regionalteam einziehen, hieß es. Dieses Team werde flutbetroffenen Menschen im Ahrtal beim Beantragen finanzieller Leistungen unterstützen und sie auch mobil aufsuchen. Außerdem werde Bethel von dort aus Dienste der Wiedereingliederungshilfe anbieten. Svenja Pleuß sagte: „Wir unterstützen Menschen mit Behinderungen dabei, ihr Recht auf Selbstbestimmung wahrzunehmen und Teilhabe in der Gesellschaft zu erleben. Darunter kann man sich beispielsweise Freizeitaktivitäten vorstellen, aber auch bestimmte Entwicklungsschritte, die Menschen mit Behinderungen erreichen möchten.“ Die Begegnungsstätte mit Küche im Erdgeschoss werde nicht nur den Hausbewohnern, sondern dem ganzen Quartier offen stehen, hieß es. „Da können sich auch Leute aus der Umgebung, etwa zum Skatturnier oder zur Geburtstagsfeier, treffen“, erklärte Andresen. Die „Aktion Mensch“ fördere eine halbe Stelle für die Leitung der Begegnungsstätte und in geringerem Umfang für die stellvertretende Leitung der Begegnungsstätte, hieß es.[6]

Mediografie[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Frieder Bluhm: Integratives Wohnprojekt wird ein Novum – Vorplanung für Gebäude an Schützenstraße im Haupt- und Finanzausschuss vorgestellt – Platz für drei Kitagruppen, in: Rhein-Zeitung vom 14. März 2017
  2. Quelle: Beate Au: Wohnmodell integriert günstig eine neue Kita – Lob für inklusives Vorzeigeprojekt, in: Rhein-Zeitung vom 30. März 2017
  3. Quelle: Frieder Bluhm: Integratives Wohnen rückt näher – Projekt steht unter Vorbehalt von Kreis- und Landesförderung in veranschlagter Höhe, in: Rhein-Zeitung vom 20. Oktober 2017
  4. Quelle: Trotz Beeinträchtigung ein Zuhause mitten im Leben – Warum das Integrative Mehrgenerationenquartier in Ahrweiler besonders ist, in: Rhein-Zeitung vom 2. Oktober 2020
  5. Quelle: Günther Schmitt: Ein Projekt zum „Wohnen für Alle“ – Ministerpräsidentin Malu Dreyer wünscht sich Nachahmer für Integratives Mehrgenerationenquartier, in: General-Anzeiger vom 3. Oktober 2020, siehe auch: Erster Spatenstich: Ein Haus für alle – Aus einer Vision wird Wirklichkeit: Das Integratives Mehrgenerationenquartier geht in die Bauphase, rhein-zeitung.de, 3. Oktober 2020
  6. Quelle: Erstes integratives Wohnprojekt eröffnet - Schlüssel an die Stiftungen Bethel übergeben, in: Rhein-Zeitung vom 11. Januar 2023