Katholische Pfarrkirche „St. Pius“ Bad Neuenahr-Ahrweiler

Aus AW-Wiki
Pius-Kirche 31.jpg
Bad Neuenahr - Heinz Grates (1285).jpg
Bad Neuenahr - Heinz Grates (233).jpg
Die ehemalige Küsterin Brigitte Klein mit Teilen der Sammlung von Papst Pius X. aus dem Besitz der Pfarrgemeinde
Weihbischof Jörg Michael Peters bei einer Firmung im Februar 2017
In der St. Pius-Kirche wird eine Sammlung mit persönlichen Gegenständen von Papst Pius aufbewahrt.
Taufbecken mit Osterkerze
Bad Neuenahr - Heinz Grates (241).jpg
Dieses Bänkchen stammt aus dem privaten Palazzo von Papst Pius X.
Aus dem Arbeitszyklus Die Opfer von Titus Lerner (1983).
Vorne rechts das Reliquar mit St.-Pius-Reliquie
Die Pius-Kirche kurz vor ihrer Fertigstellung
Bau der Notkirche im Jahr 1965
Innenansicht vor dem 12. Januar 1968 der Notkirche auf der Pius-Wiese Bad Neuenahr
Altar der am 12. Januar 1968 abgebrannten Notkirche auf der Pius-Wiese Bad Neuenahr
Aussenansicht der am 12. Januar 1968 abgebrannten Notkirche auf der Pius-Wiese Bad Neuenahr
Cover der Festschrift zum 50-jährigen Bestehen der Pfarrei im Jahr 2013

Die Katholische Pfarrkirche „St. Pius“ Bad Neuenahr-Ahrweiler wurde am 23. März 1969 eingesegnet, nachdem am 12. Januar 1968 eine im Jahr 1965 auf der Pius-Wiese gebaute provisorische Notkirche einem Brand zum Opfer gefallen war. Zum Patron der Kirche wurde der heiliggesprochene ehemalige Papst Pius X. gewählt. Unter den Kirchen von Bad Neuenahr-Ahrweiler ist die St. Pius-Kirche das jüngste Gotteshaus. Wegen ihrer Nähe zum Schulzentrum Bachem wurde die Kirche häufig auch von den dort ansässigen Schulen genutzt.

Im Dezember 2023 gab Pfarrer Jörg Meyrer im Domradio Köln bekannt, dass die Kirche nach der Ahrflut von 2021 "nicht wiederaufgebaut" und an ihrer Stelle eine "Begegnungsstätte" errichtet werden soll.[1]


Anschrift und Standort[Bearbeiten]

Schützenstraße 121

53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler

Die Karte wird geladen …

Küsterin[Bearbeiten]

Sandra Breidenbach, Vorgängerin: Brigitte Klein

Geschichte[2][Bearbeiten]

Nachdem die Notkirche auf der Pius-Wiese am 12. Januar 1968 abgebrannt war, konnte bereits am 5. Mai 1968 auf dem Gelände am Bogen der Schützenstraße der symbolische erste Spatenstich des neuen Gemeindezentrums samt Kirche, separatem Glockenturm, Pfarrheim und Kindergarten vollzogen werden. Im Rahmen einer Feierstunde ist am 21. Juli 1968 der Grundstein in das Mauerwerk eingefügt worden. Am 27. September 1968 wurde Richtfest gefeiert. Und am 23. März 1969 wurde die Kirche im Beisein von fast 1600 Gläubigen feierlich eingeweiht. Das Gotteshaus war an diesem Tag aber noch nicht ganz fertig; eine ganze Reihe von Handwerkerarbeiten waren bis zur Einweihung nicht fertiggestellt worden. Mit den Worten „Tut euch auf, ihr hohen Tore“ öffnete der Trierer Bischof Bernhard Stein die Haupteingangstür, nachdem er das Gotteshaus zuvor von außen gesegnet hatte.

Außen wie innen ist die aus roten Ziegelsteinen gemauerte und nach wie vor jüngste Kirche im Stadtgebiet unverputzt, nüchtern gestaltet und aufs Wesentliche reduziert. Das langgezogene Sechseck, das den Grundriss der Kirche bildet, wird von einem weit ausladenden Dach überspannt. Es lässt die Piuskirche wie das „Zelt Gottes“ (Offenbarung 21,3) wirken, zugleich aber auch wie ein großes Schiff, in dessen Bug der Altarraum und in dessen Heck Portal, Orgelempore und Aufgang eingebaut wurden.

Während die Grundrisse der beiden Nachbarkirchen – die St.-Laurentius-Kirche in Ahrweiler und Rosenkranzkirche Bad Neuenahr – der West-Ost-Ausrichtung des Ahrtals folgen, stellt die fast auf den Meter genau in der Mitte zwischen diesen Gotteshäusern stehende Piuskirche mit ihrer Nord-Süd-Ausrichtung eine Querverbindung her. Die beiden Seitenschiffe wirken dabei „wie Arme, welche die beiden Stadtteile bei der Hand nehmen möchten, um sie zusammenzufügen“, wie Birgit Wittpohl im Jahr 2006 in ihrer Examensarbeit zu Pfarrgemeinde und Kirche St. Pius schrieb. Das östliche Seitenschiff ist während des Weltjugendtages 2005 mit Vorhängen abgetrennt und nach dem Vorbild von Taizé als Gebetsraum gestaltet worden. Das Seitenschiff im Westen spielte in der Vergangenheit regelmäßig in der Karfreitagsliturgie eine Rolle: Der Pastor zog dann mit den Mädchen und Jungen, die kurz vor ihrer Erstkommunion standen, in einer Prozession zu dem in diesem Seitenschiff stehenden Altar, vor dem Pfarrer und Kinder dann gemeinsam beten.

Stefan Leuer plante die Kirche. Der Architektur-Professor, am 13. Mai 1913 in Bad Neuenahr geboren und am 21. Februar 1979 in Köln verstorben, schuf neben seiner Lehrtätigkeit an der FH Köln zahlreiche bedeutende Sakral- und Profanbauten im rheinischen Raum. Dem Kreis Ahrweiler fühlte er sich zeitlebens in besonderer Weise verbunden. Dort plante etwa er die Renovierung von Abteikirche und Seehotel Maria Laach sowie den „Langen Köbes“, den Aussichtsturm auf dem Neuenahrer Berg.

Die Innenausstattung der Piuskirche stammt ebenfalls zum großen Teil von Künstlern und Handwerkern aus der Region. Die aus hellem Trachyt gefertigte sechseckige Tabernakelstele etwa beruht zwar auf einem Entwurf des Saarbrücker Malers und Bildhauers Ernst Alt, von dem auch das bronzene Hauptportal der St.-Laurentius-Kirche in Ahrweiler stammt. Der Hemmesser Steinmetz Rudolf Kniel aber führte Alts Entwurf aus. Die ebenfalls sechseckigen Bronzetafeln außen an den Seitenwänden des Tabernakels stammen von Friede Classen, deren Atelier sich im Garten des katholischen Pfarrhauses an der Weststraße in Bad Neuenahr befand. Die Reliefs stellen die Eucharistiesymbole dar: Moses, als er Wasser aus dem Felsen schlägt, die Hochzeit zu Kana und die Speisung der 5000. Die bronzene Marienstatue am Übergang zwischen Altarraum und Westschiff, der Korpus Christi am Kreuz, die Tafel am Ambo sowie ein in der Kirche hängendes Pius-Relief stammen ebenfalls von der aus Wuppertal stammenden Bildhauerin Friede Classen, von der auch andernorts in der Kreisstadt Werke zu sehen. Sie schuf etwa das Bronzerelief neben dem Altarkreuz der evangelischen Friedenskirche in Ahrweiler. Und im Weißen Turm in Ahrweiler steht eine Skulptur „Mutter mit Kind“, die Classen in den 1950er Jahren schuf.

Das buntverglaste Fensterband, das sich über die gesamte Giebelseite der Piuskirche spannt, ist eine Arbeit der Kunstglaserei Maur in Ahrweiler. Im Zentrum des Fensters: eine Versinnbildlichung der alttestamentlichen Erzählung vom brennenden Dornbusch. Dort ereignet sich „eine regelrechte Rot-Explosion“, wie Birgit Wittpohl in ihrer Examensarbeit schreibt.

Im Jahr 1972, drei Jahre nach Einsegnung der Kirche, baute die Orgelbaufirma Oberlinger aus Windesheim bei Bad Kreuznach auf der Empore über dem Hauptportal die aus 24 Registern und 1954 Pfeifen bestehende Orgel ein. Das Geläut als letzter „Bauabschnitt“ der Kirche wurde erst 1984 bei der Eifeler Glockengießerei in Brockscheid in Auftrag gegeben und im Jahr 1987 eingeweiht. So gesehen dauerte der Bau der Piuskirche fast 30 Jahre. Eine nur 34 Kilogramm schwere fünfte Glocke fand ihren Platz nicht im 30 Meter hohen Glockenturm von St. Pius, sie läutet vielmehr in der Partnergemeinde Esperantina in Nordost-Brasilien. Dort lässt sie Gestalt annehmen, was ihre in Portugiesisch und Deutsch gehaltene Gravur einfordert, nämlich „Brücke zwischen Esperantina und St. Pius X. Bad Neuenahr-Ahrweiler“ zu sein.

Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021[Bearbeiten]

Pfarrhaus, Pfarrheim und Kindergarten erlitten bei dem Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021 einen „wirtschaftlichen Totalschaden“ und müssen abgerissen werden. Eine Entscheidung über die Zukunft der Kirche war Mitte November 2021 noch nicht getroffen worden. Pfarrer Jörg Meyrer sagte, „es sei zu klären, ob die 2500 Mitglieder der Piusgemeinde und das Wohnviertel nicht etwas anderes brauchen als ein kaum besuchtes Gottesdiensthaus“, berichtete die Rhein-Zeitung.[3]

Über einen möglichen Abriss der Kirche war auch im Mai 2022 nicht entschieden. Nebengebäude, Pfarrhaus, Pfarrheim und Kindergarten, das war zu dieser Zeit klar, haben durch die Flut einen wirtschaftlichen Totalschaden erlitten. Die Kosten für die Sanierung der Kirche wurden zu dieser Zeit auf 2,4 Millionen Euro geschätzt. Hinzu kämen 400.000 Euro – davon 85.000 für die Instandsetzung der Holzbänke. Die Orgel war zwar nicht unmittelbar betroffen, wegen der hohen Luftfeuchtigkeit im Gebäude wurde aber mit einem Schaden von 80.000 Euro gerechnet. Auch ein in Auftrag gegebenes baubiologisches Gutachten stand im Mai 2022 noch aus. Von dieser Expertise erhofften sich die Verantwortlichen Auskunft über Belastungen der Bausubstanz durch Keime und Heizöl, darüber, ob die Verunreinigungen mit einer Desinfektion oder durch Abwaschen beseitigt werden können und über die Kosten derartiger Maßnahmen. Bei der Flut gingen viele Gegenstände der St.-Pius-Sammlung verloren oder konnten nicht mehr gerettet werden- darunter Bücher, Bilder und ein Rasiermesser von Papst Pius X. Andere Reliquien konnten ausgelagert werden. Auch der Kreuzweg war zunächst nicht auffindbar. Zehn der 13 Stationen gelanten dann aber zu Manfred Rosenthal. Rosenthal säuberte die Stationen, sodass sie wieder genutzt werden konnten.[4]

Im September 2022 war, was die Pius-Kirche betrifft, „von Niederlegung bis Komplett-Sanierung ... noch alles in der Diskussion.“[5]

Im Oktober 2022 gab es eine gemeinsame Klausurtagung von Pfarrgemeinde- und Verwaltungsrat, auf der eine Arbeitsgemeinschaft „Zukunft St. Pius“ gegründet wurde. Dieser AG gehören an: Mildred Ruppert (Seelsorgeteam), Sabine Kappen (Pfarrgemeinderat), Tobias Pfanner und Achim Schumacher (beide Verwaltungsrat) sowie Martin Rick und Christina Weber (beide Engagierte in St. Pius) an. In der Rhein-Zeitung hieß es:

Die Aufgabe der Gruppe besteht zunächst darin, für die zukünftige Nutzung der St.-Pius-Kirche ergebnisoffene Konzepte zu erarbeiten. Wobei auch hier nach möglichen Kooperationspartnern (Stadt, Kreis, Caritas, Vereine) gesucht wird. Neben einem Wiederaufbau mit bisherigem oder neuem Nutzungskonzept wird auch über einen Abriss mit oder ohne Neubau diskutiert. Dabei wird natürlich auch die Finanzierbarkeit inklusive möglicher Folgekosten in den Blick genommen. Schon jetzt steht fest, dass eine multifunktionale Neunutzung der Immobilien priorisiert wird. Die Gruppe ist offen für innovative Ideen und Kooperationspartner. Das Ziel der AG ... ist eine Ausarbeitung von ersten Finanzierungskonzepten für alle genannten Optionen und eine anschließende Handlungsempfehlung für die Gremien der Pfarrei, die letztlich die Entscheidung tragen.[6]

Auch Ende November 2022 ist über die Zukunft der St.-Pius-Kirche nicht entschieden. Pastor Jörg Meyrer sagte beim Leonardus-Frühschoppen in Bachem, die Pfarreiengemeinschaft habe eine „Arbeitsgemeinschaft Zukunft St. Pius“ gegründet, die sich auf zwei Szenarien fokussieren, Zukunftsaussichten und Kosten eruieren solle. Dabei gehe es nur um das reine Gotteshaus. Die Nachbargebäude - Pfarrhaus, Pfarrheim und Kindergarten - häben bei der Flut einen Totalschaden erlitten. Ruinen samt Grund und Boden seien bereits an die Stadt verkauft worden. Die wolle den Pius-Kindergarten neu bauen und die Bauträgerschaft übernehmen. Die AG arbeite völlig ergebnisoffen. Finale Entscheidungen müssten schließlich von Pfarrgemeinderat und Pfarrverwaltungsrat getroffen werden. Für die Kirche gebe es zwei Szenarien:[7]

  1. Zum einen solle sich die AG einem möglichen Wiederaufbau widmen und klären, wie die St.-Pius-Kirche wieder mit Leben gefüllt werden kann. Ein Schadensgutachten bezifferte die durch die Flut entstandenen Schäden auf 1,5 Millionen Euro. Die Kirche sei allerdings auch in die Jahre gekommen, sagte Meyrer. Das Dach des Gotteshauses müsse erneuert werden. Und auch die Dachkonstruktion bedürfe einer Sanierung. Denn dort seien gesundheitsgefährdende Stoffe verbaut worden, die sich derzeit im Gotteshaus ausbreiten würden. Ein zweites Gutachten gehe deshalb von Gesamtkosten in Höhe von 2,4 Millionen Euro aus. Diese Mehrkosten übernehme der Wiederaufbaufonds allerdings nicht.
  2. Das zweite Szenario befasse sich mit dem Abriss der Kirche. Das koste ebenfalls Geld, und es müsse über eine Nachnutzung des Geländes gesprochen werden. Unter anderem will man hier die Stadt in die Planungen einbinden.

Für das Kirchengebäude belief sich die geschätzte Schadenshöhe im Januar 2023 auf 4,2 Millionen Euro. In dieser Summe war ein zusätzlicher Sanierungsbedarf des Daches von etwa 1,4 Millionen Euro enthalten. Bei den Untersuchungen für ein baubiologisches Gutachten waren über die reinen Flutfolgen hinaus Schäden an der Dachverkleidung gefunden worden. Die Sperrfolie, die die Dämmung des Daches zum Innenraum hin abdeckt, war an vielen Stellen beschädigt, sodass Teile des gesundheitsschädlichen Dämmmaterials etwa durch Erschütterungen in die Kirche rieseln könnten. Deshalb konnte die Kirche nicht genutzt werden und musste geschlossen bleiben. Die Kosten der eigentlichen Flutschäden würden durch die ISB und das Bistum gefördert, berichtete die Rhein-Zeitung am 7. Januar 2023, sodass für die Pfarrei acht Prozent der Kosten verbleiben würden. Die Schäden am Dach seien jedoch nicht förderfähig und müssten zu 100 Prozent von der Pfarrei getragen werden. Das ehemalige Pfarrhaus stelle einen wirtschaftlichen Totalschaden dar; deshalb wurde sein Abriss geplant. Das Teilgrundstück, auf dem Pfarrheim und Kindertagesstätte stehen, wurde an die Stadt verkauft. Diese will als Bauträger dort eine neue Kindertagesstätte bauen, wobei die Betriebsträgerschaft bei der kirchlichen Kita gGmbH Koblenz verbleibe.[8]

Geläut[Bearbeiten]

Bereits während des Baus der Piuskirche legte die Glockengießerei Mark in Brockscheid/Kreis Daun die Konzeption für das vierstimmige Geläut vor. Der Anschaffung der Glocken ging eine lebhafte Diskussion voraus. Der Pfarrgemeinderat scheute nämlich mehrheitlich die hohen Anschaffungskosten für das Geläut und befürchtete, dass dadurch andere wichtige Projekte ins Hintertreffen geraten. Der damalige Pfarrer Otto Berberich aber konnte das Gremium schließlich davon überzeugen, dass ein harmonisches Geläut zu einer Pfarrkirche gehört. So beschlossen Pfarrgemeinde- und Verwaltungsrat dann im Jahr 1984 die Anschaffung eines Geläutes und damit die Fertigstellung des letzten „Bauabschnitts“ der Kirche. Mitglieder und Freunde der Pfarrei sowie ortsansässige Unternehmen und Institutionen spendeten, so dass der Glockenguss zwei Jahre später in Auftrag gegeben werden konnte.

  1. Die erste Glocke ist dem Schutzpatron von St. Pius, Papst Pius X., geweiht.
  2. Die zweite Glocke ist der Gottesmutter Maria geweiht.
  3. Die dritte Glocke ist St. Antonius, dem Patron der Bauern und Landleute, und St. Sebastianus geweiht, der in Pestzeiten gerne um Hilfe und Fürbitte angerufen wurde. Diesen beiden Heiligen ist auch die Kapelle in Hemmessen geweiht.
  4. Die vierte Glocke ist St. Anna und St. Laurentius geweiht. Die heilige Anna, Mutter Mariens, ist auch die Patronin der St.-Anna-Kapelle in Bachem. Und der heilige Laurentius ist Patron der zweiten Mutterpfarrei von St. Pius.
  5. Die 34 Kilogramm schwere fünfte Glocke hat ihren Platz nicht im 30 Meter hohen Glockenturm der Pfarrkirche, sie läutet vielmehr in der Partnergemeinde von St. Pius, der Gemeinde Esperantina in Nordost-Brasilien. Dort lässt sie Gestalt annehmen, was ihre in Portugiesisch und Deutsch gehaltene Gravur einfordert, nämlich „Brücke zwischen Esperantina und St. Pius X. Bad Neuenahr-Ahrweiler“ zu sein.

Alle fünf Glocken tragen, wie allgemein üblich, den Namen des Gießers, der Firma Mark in Brockscheid, den Namen der Stadt, in der sie läuten, sowie die Zahl 1987 als Jahresangabe für Guss und Weihe des Geläuts. Außer den Namen für die Glocken standen auch die Tonlagen – es´, ges´, as´ und b´ – rasch fest.[9]

Orgel[Bearbeiten]

Die Orgel auf der Empore im Süden wurde im Jahr 1972 von der Oberlinger GmbH Windesheim erbaut. Sie verfügt über Brust-, Haupt- und Pedalwerk. Die 24 Register umfassen insgesamt 1954 Pfeifen. Die Spieltraktur ist mechanisch, die Registertraktur elektrisch.

Zu einem Benefizkonzert hatten drei Kirchenchöre aus Bad Neuenahr-Ahrweiler für den 6. Juli 2014 in die St. Pius-Kirche eingeladen. Der Erlös war für die notwendige Reinigung und Sanierung der Orgel bestimmt, die schätzungsweise 20.000 Euro kosten sollte. Kirchenchor und Schola von St. Pius sangen gemeinsam mit den Kirchenchören von St. Laurentius und der Rosenkranzgemeinde; dirigiert wurden sie von Dekanatskantor Klaus-Dieter Holzberger. An der Orgel saßen Chorleiter und Organist Matthias Gampe. Der Grundstock für die Finanzierung der Orgelreinigung war im Oktober 2013 gelegt worden, als in der Piuskirche ein Benefizkonzert mit drei italienischen Sängern stattfand. Außerdem sollten die restlichen Geldmittel des aufgelösten „Fördervereins für Kirchenmusik“ auf die Reinigung verwendet werden. Organist Matthias Gampe erinnerte an das Weihnachtshochamt 2013, als „ein schriller, aufdringlicher Ton hängen blieb“, der den Gesang des Kirchenchores erheblich störte.[10]

St.-Pius-Sammlung[Bearbeiten]

Im Westschiff wird eine bundesweit einzigartige aus 117 Devotionalien aus dem Nachlass des ehemaligen Papstes Pius X. bestehende Sammlung aufbewahrt, der 1954 von Papst Pius XII. heiliggesprochen wurde. Dazu zählen private Briefe, Brustkreuze, die er trug, sein Rasiermesser, ein Stück des Lakens, auf dem die Leiche von Papst Pius X. aufgebahrt wurde, Holzstücke aus dem Bettgestell von Pius, Taschentücher mit eingesticktem Wappen, große hölzerne Kerzenleuchter aus der privaten Gebetsnische des Papstes und eine Haarlocke. In der Ostecke der Kirche steht ein kleines Bänkchen aus dem privaten Palazzo von St. Pius. Zum großen Teil handelt sind es Geschenke der nächsten Verwandten des Papstes, aber auch Gaben kirchlicher Persönlichkeiten.[11] Zur Sammlung gehört auch eine vollständige Darstellung des Lebenslaufes von St. Pius X. – beginnend bei seinen Jugendjahren in Riese bis hin zu seinem Pontifikat, das von 1903 bis 1914 dauerte.

Die Sammlung an privaten Gegenständen des Papstes Pius X., seit 1966 Eigentum der Katholischen Pfarrgemeinde „St. Pius“ Bad Neuenahr-Ahrweiler, ist die einzige Sammlung dieser Art in Deutschland. Ein Teil dieser Gegenstände wird in einer Nische ausgestellt, die ursprünglich für einen Beichtstuhl vorgesehen war. Andere Stücke, beispielsweise Messgewänder, hängen in einem verschlossenen Stahlschrank und werden nur zum Patrozinium, dem jährlichen Patronatsfest am 21. August, vom Pfarrer im Gottesdienst zur Erinnerung an den Namensgeber von Pfarrgemeinde und Kirche getragen.

Monsignore Karl Dambach (1888 bis 1966), ein Verehrer von Pius X. und bis 1960 Pfarrer an der St.-Mechtern-Kirche in Köln-Ehrenfeld, trug die Gegenstände über Jahrzehnte zusammen. Einen Teil seiner Jugend hatte der Monsignore in Ahrweiler verbracht; dem Städtchen, dem er sein Leben lang eng verbunden blieb.

Nach seiner Schulzeit in Ahrweiler, seinem Studium der Theologie in Trier und Bonn und seiner Priesterweihe 1913 unternahm Dambach zahlreiche Reisen, die ihn vor allem nach Italien führten. Auf diesen Reisen muss er Angehörige von Papst Pius X. kennengelernt haben, die dem großen Verehrer des Papstes nach und nach private Gegenstände desselben aushändigten. Im Laufe von mehreren Jahrzehnten trug Dambach so die heutige in der Piusgemeinde vorhandene Sammlung von 117 Objekten zusammen. Entgegen der ursprünglichen Absicht, die Gegenstände dauerhaft in Köln-Ehrenfeld auszustellen, vermachte Monsignore Dambach auf Anregung und Vermittlung der mit den Dambachs befreundeten Ahrweiler Familie von Rektor Christoph Strauck die Sammlung der neu gegründeten St.-Pius-Pfarrgemeinde Bad Neuenahr-Ahrweiler. Ziel von Monsignore Dambach war es, „in einem Kapellenraum eine Verehrungsstätte des Papstes einzurichten, in der Eltern Zwiesprache mit dem eucharistischen Papst halten konnten“, heißt es in einem Aushang in der Pfarrkirche.

Reliquie[Bearbeiten]

Zur Pius-Sammlung in der Kirche gehört ein Reliquiar mit Pius-Reliquie.

Sonstiges[Bearbeiten]

Altar und Tabernakelstele wurden aus Trachyt gefertigt, aus dem gleichen Material wie auch Osterleuchter und Ambo. Die Entwürfe stammen von Ernst Alt, die Steinmetzarbeiten erledigte Rudolf Kniel. Die Bronzearbeiten – dazu gehören der Korpus Christi am Kreuz, die Tafeln an Tabernakel und Ambo sowie das Relief Pius X. – stammen von der Bildhauerin Friede Classen, die auch die Marienstatue schuf, die ihren Platz am Übergang zwischen Altarraum und Westschiff hat. Am Übergang zum Ostschiff steht das Taufbecken mit Emaillearbeiten von Angelika Kniel. An der Innenseite der Ostwand hängen 14 Kreuzweg-Stationen auf Kupferplatten (Rudolf Maur) mit Figuren des Südtiroler Künstlers Filip Moroder-Doss.[12]

Weitere Bilder[Bearbeiten]

Nach dem Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Video[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. https://www.domradio.de/artikel/flut-kirche-im-ahrtal-wird-nicht-wieder-aufgebaut
  2. Quellen: Rhein-Zeitung vom 12. Juli 2013, vom 10. August 2012 und vom 10. Mai 2016 sowie Birgit Wittpohl: Die junge katholische Kirchengemeinde St. Pius in Bad Neuenahr-Ahrweiler im Aufbruch (Wissenschaftliche Prüfungsarbeit gemäß § 12 der Landesverordnung über die Erste Staatsprüfung für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen vom 16. Juni 1982), 20. November 2006, 156 Seiten, und Anton Simons: Kirche in Bad Neuenahr-Ahrweiler – Der Bau der Pius-Kirche dauerte fast 30 Jahre, general-anzeiger-bonn.de vom 24. März 2019
  3. Quelle: Frank Bugge: Experte gesucht für den „Strategischen Aufbau“ - Dreimal Totalabriss: 22 der 33 Immobilien der Pfarreiengemeinschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler sind bei der Flut beschädigt worden, in: Rhein-Zeitung vom 23. November 2021
  4. Quelle: Judith Schumacher: Ist St. Pius noch zu retten? Noch immer keine Gewissheit über die mögliche Zukunft des Kirchenbaus in der Kreisstadt, in: Rhein-Zeitung vom 31. Mai 2022
  5. Quelle: Raphaela Sabel: Kirchen in Bad Neuenahr-Ahrweiler: Wie werden die flutgeschädigten Kirchen künftig genutzt?, ga.de, 8. September 2022
  6. Quelle: St.-Pius-Kirche: Neben Hochwasserschäden ist auch das Dach sanierungsbedürftig – Nutzungskonzept gesucht, in: Rhein-Zeitung vom 7. Januar 2023
  7. Quelle: Thomas Weber: Kirchen an der Ahr: Große Gotteshäuser trocknen einfach nicht, ga.de, 29. November 2022
  8. Quelle: St.-Pius-Kirche: Neben Hochwasserschäden ist auch das Dach sanierungsbedürftig – Nutzungskonzept gesucht, in: Rhein-Zeitung vom 7. Januar 2023
  9. Quellen: Rhein-Zeitung vom 10. August 2012, st-pius-aw.de: Wir über uns, gesehen am 6. Dezember 2016, und Birgit Wittpohl: Die junge katholische Kirchengemeinde St. Pius in Bad Neuenahr-Ahrweiler im Aufbruch (Wissenschaftliche Prüfungsarbeit gemäß § 12 der Landesverordnung über die Erste Staatsprüfung für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen vom 16. Juni 1982), 20. November 2006, 156 Seiten, S. 84-86
  10. Quelle: Rhein-Zeitung vom 9. Juli 2014
  11. Quelle: Jochen Tarrach: Papst Pius X.: Sammlung in der Pfarrkirche – 117 Stücke aus der Hinterlassenschaft werden in Bad Neuenahr aufbewahrt – Haarlocke und Taschentücher, in: Rhein-Zeitung vom 20. September 2012
  12. Quelle: st-pius-aw.de: Wir über uns, gesehen am 6. Dezember 2016