Klaus Karpstein

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Die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin und stellvertretende Ministerpäsidentin Eveline Lemke (links) verlieh im März 2015 die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz an Klaus Karpstein im Beisein seiner Frau Brigitte Karpstein.
Klaus Karpstein (links) mit weiteren Referenten einer Klimaschutz-Veranstaltung im April 2012 in Sinzig.

Klaus Karpstein (* 21. Februar 1945 in Bautsch (Tschechien)) war von 1973 bis 2012 Deutsch- und Erdkunde-Lehrer am Rhein-Gymnasium Sinzig. Er engagiert sich im Solarverein Goldene Meile e.V. und im Arbeitskreis für entwicklungspolitische Bildung e.V. Remagen.


Vita[Bearbeiten]

Klaus Karpstein, geboren am 21. Februar 1945 in Bautsch (Tschechien), studierte in Marburg und Innsbruck Germanistik und Geografie. Anschließend unterrichtete er Deutsch und Erdkunde am Rhein-Gymnasium Sinzig. 1973 half er, die erst zwei Jahre zuvor gegründete Schule aufzubauen. Er war an der Entwicklung und Herausgabe der ersten Schülerzeitung im Jahr 1977 beteiligt und beriet auch in den Folgejahren das Redakteursteam. Ebenso hatte er über Jahre die Position des Vertrauenslehrers inne. Zusammen mit einigen Kollegen führte er in den 1990er Jahren das eigenverantwortliche Arbeits- und Lehrprinzip ein. In einer von ihm gegründeten Arbeitsgruppe wurden entsprechende Unterrichtsmaterialien entwickelt.[1]

Vorbildcharakter hatte seine Organisation und Leitung von Schülerfahrten. Vorzeigeprojekt ist dabei die bis heute alljährlich stattfindende Studienfahrt zum Haus Morgenrot, einem Selbstversorgerhaus im schweizerischen Zermatt. Er begründete zudem Ende der 1970er-Jahre das Patenkonzept an der Schule, bei dem ältere Schüler Schulanfängern mit Rat und Tat zur Seite stehen.

1992 initiierte Klaus Karpstein am RGS die Diskussionsreihe „Forum Zukunft“, für die er viele bedeutende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens gewinnen konnte, beispielsweise den ehemaligen brasilianischen Umweltminister José Lutzenberger, Träger des alternativen Nobelpreises, Ignatz Bubis vom Zentralrat der Juden, die Publizisten Franz Alt[2] und Siegfried Pater, den Entwicklungsexperten Franz Nuscheler sowie die Schriftstellerin Gudrun Pausewang und Prof. Maximilian Weigend vom Bonner Nees-Institut für Biodiversität der Pflanzen. Weitere Redner waren Abdallah Frangi (Bonn, Palästinenser-Vertreter), Liang Conjie (Peking, Friends of Nature), René Böll (Köln, Künstler), Peter Billigmann (Köln, Dopingexperte), Dieter Lattmann (München, Schriftstellerverband), Michael Ingber (Wien, Historiker und israelischer Friedensaktivist), Wolfgang Kessler (Oberursel, Chefredakteur von „Publik Forum“), Faten Mukarker (Bethlehem, Friedensaktivistin), Eckard Ehlers (Bonn, Geograf), Wilhelm Barthlott (Bonn, Biologe) und Peter Wohlleben (Hümmel, Förster und Autor). Das Besondere der Veranstaltungsreihe sei, „dass ausgewiesene Experten Gelegenheit erhalten, das ihnen Allerwichtigste jungen interessierten Menschen nahezubringen“, wie Klaus Karpstein einmal sagte. Vorläufer der Reihe war eine Podiumsdiskussion im Oktober 1992 zum Thema „Wo stehen wir 500 Jahre nach Christoph Kolumbus?“. Damals beschlossen Karpstein, der ehemalige Schulleiter Rudolf Clade und Kunstlehrerin Martha Throta-Leinz, die Reihe ins Leben zu rufen. „Wir wollten zehnmal so weit vorausdenken, wie eine Legislaturperiode dauert“, so Karpstein. Was heute diskutiert wird, hätten Querdenker wie Pater schon 40 Jahre zuvor geschrieben. Die einzelnen Vorträge der Veranstaltungsreihe sind öffentlich, also nicht nur für die Schüler des Rhein-Gymnasiums. Als Beispiel für nachhaltige Aufklärungsarbeit nannte Karpstein einmal eine China-Reise mit Schülern in Begleitung von Siegfried Pater. Liang Conji, Chinas bekanntester Umweltaktivist und Gründer der ersten staatsunabhängigen Umweltorganisation Friends of Nature, pflanzte mit den Gymnasiasten vom Mittelrhein eine Woche lang Bäume. „Sogar das chinesische Fernsehen berichtete damals über die Aktion“, erinnerte sich Karpstein.[3]

Weiter setzte sich Karpstein für eine Patenschaft mit einer Armenschule in Lima/Peru ein und gründete die „Eine-Welt-AG“, deren Erlöse an die Patenschule fließen. Außerdem leitete Karpstein den „Energiekreis am RGS“, der 1998 einen Energiespar-Vertrag mit dem Kreis Ahrweiler ausarbeitete. Sogenannte Energieteams sorgen an der Schule dafür, dass weder Heiz- noch Lichtenergie vergeudet wird. Im Zuge dessen wurde das RGS Vorreiter für Erneuerbare Energien im Kreis Ahrweiler. Aus dem Energiekreis der Schule entstand der Solarverein des RGS, dessen Leiter Karpstein wurde. Im Jahr 2005 wurde Klaus Karpstein von Eurosolar „für die konsequente Durchsetzung seines Projekts gegen politische Widerstände“ mit dem Deutschen Solarpreis ausgezeichnet.

15 Jahre lang führte Karpstein die Geschäfte des Remagener Arbeitskreises für entwicklungspolitische Bildung. In dieser Zeit organisierte er mehr als 100 Vortragsveranstaltungen. Darüber hinaus übernahm Karpstein regelmäßig Verkaufszeiten im „Eine-Welt-Laden“ in Remagen. Jahrelang engagierte er sich auch für Misereor und im Arbeitskreis „Eine Welt St. Peter Sinzig“. Er arbeitete jedes Jahr an der Einführungsveranstaltung zur Fastenaktion von Misereor mit. Auch im Bereich der Erwachsenenbildung zeigte Karpstein großen Einsatz.

Verwandtschaftliche Beziehungen[Bearbeiten]

verheiratet mit Brigitte Karpstein

Auszeichnungen und Preise[Bearbeiten]

Im Jahr 2005 gewann Klaus Karpstein als Gründer des Solarvereins am Rhein-Gymnasium Sinzig den deutschen Solarpreis in der Kategorie „Schulprojekte“. Später wurde der Verein, dessen Vorsitzender Karpstein war, in Solarverein Goldene Meile e.V. umbenannt. „Wir sind so aktiv geworden, dass wir aus der Schule heraus nicht mehr agieren können“, begründete Karpstein, „wir wollen Impulse geben, politisch aktiv sein“. Das sei als Verein außerhalb der Schule viel besser möglich. Vorläufer dieses Vereins war der Energiekreis des Rhein-Gymnasiums. 2002 errichtete der Verein auf dem Schuldach eine Vier-Kilowatt-Solarstromanlage. 2004 entstand dann die Idee, als Solarverein das gesamte Dach mit 30 Kilowatt zu bestücken. Karpstein: „Innerhalb von drei Monaten hatten wir von 100 Einlegern 125.000 Euro zusammen“. Aber der Bau wurde gestoppt, weil der Landrat 14 Prozent Dachmiete forderte. „Das hat damals großen Wirbel gegeben“, so Karpstein. Am Ende trat der Kreis die Flucht nach vorne an, gründete per Kreistagsbeschluss eine Solar GmbH und errichtete auf zehn Schulen in Eigenregie Solarstromanlagen mit insgesamt über 700 Kilowatt Leistung.[4]

Im Jahr 2005 wurde Karpstein von Eurosolar mit dem Deutschen Solarpreis „für die konsequente Durchsetzung gegen politische Widerstände“ ausgezeichnet. Auf der Website von Eurosolar heißt es dazu:

Der Gründer des Solarvereins des Rhein-Gymnasiums in Sinzig, Herr Klaus Karpstein, wird für die konsequente Durchsetzung seines Projektes gegen politische Widerstände ausgezeichnet. Ursprünglich wollte der Verein nur eine Photovoltaikanlage auf dem Schuldach installieren. Der Bau der Photovoltaikanlage wurde gestoppt, als der Landrat plötzlich für die Vermietung des Schuldaches 14 % der Einspeisevergütung forderte. Nach dem daraufhin eintretenden Proteststurm der Medien wurde schließlich nicht nur der Bau der Photovoltaikanlage auf dem Schuldach genehmigt, sondern auch die Umweltpolitik des Kreises von Grund auf neu ausgerichtet: Per Kreistagsbeschluss kam es zur Gründung einer Solar GmbH, die publikumswirksam im Rahmen des Projektes „Photovoltaikanlagen auf kommunalen Gebäuden“ tätig ist. Dies beinhaltet, dass zehn kreiseigene Schulen, das Landratsamt und die Kreissparkasse in Ahrweiler mit Photovoltaikanlagen in der Größenordnung von über 700 kWp bestückt werden.[5]

Für sein langjähriges Engagement in den Bereichen Umwelt und Bildung, das weit über seinen Beruf als Lehrer hinausgeht, wurde Klaus Karpstein im März 2015 mit der Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet. „Sie haben mit Ihren Ideen ungezählte Menschen berührt, zum Nachdenken und zum verantwortungsvollen Handeln bewegt“, sagte Wirtschaftsministerin Eveline Lemke bei der Übergabe, „Klaus Karpstein hat den Lebensweg vieler junger Menschen positiv beeinflusst. Zudem hat er mit seinem vorbildhaften Engagement und seinem langen Atem dafür gesorgt, dass die Themen Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Eine-Welt-Arbeit inzwischen fest im Bildungsprofil der Schule verankert sind.“ Weiter sagte die Ministerin:

Einen Gedanken, ein Ziel über Jahre oder vielleicht sogar Jahrzehnte nicht aus den Augen zu verlieren, an einem Thema dran zu bleiben, auch wenn dies nicht aktuell zu sein scheint, ist eine große Herausforderung. Aber gerade durch ein solches Vorgehen werden Ideen, Projekte und auch Veränderungen geboren. Mir persönlich ist es daher ein besonderes Anliegen, auch jene zu ehren, die ein Projekt initiieren und bei offiziellen Feiern leider allzu oft vergessen werden.[6]

Klaus Karpstein selbst sagte während der Feierstunde:

Mit José Lutzenberger, Hermann Scheer und Siegfried Pater, drei leidenschaftlichen Kämpfern für ein verantwortungsvolles Handeln, hat mich zu deren Lebzeiten nicht nur eine Freundschaft verbunden. Vielmehr hat jeder auf seine ganz persönliche Weise mein Denken und Handeln mit geprägt, dem eine Gemeinsamkeit inneliegt: Aus der Verantwortung, die wir alle in uns tragen, erwächst auch eine Verpflichtung: Die Verpflichtung zum Handeln für das Wohl unserer ,einen Welt'.

Mediografie[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Ehrung: Wirtschaftsministerin Lemke verleiht Verdienstmedaille an Klaus Karpstein aus Sinzig, Pressemitteilung des Ministeriums für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Rheinland-Pfalz vom 31. März 2015
  2. Siehe: Hildegard Ginzler: Vortrag in Sinzig: „Sinzig muss überall werden“, general-anzeiger-bonn.de vom 23. November 2018
  3. Quelle: Judith Schumacher: Wo Visionäre ihre Zuhörer mitnehmen – Im „Forum Zukunft“ des Sinziger Rhein-Gymnasiums geben sich große Redner die Klinke in die Hand, in: Rhein-Zeitung vom 21. Mai 2019
  4. Quelle: Sinzig: Impulse geben, gesehen am 2. April 2015
  5. Quelle: Würdigung Klaus Karpstein, eurosolar.de (gesehen am 2. April 2015)
  6. Quelle: Andreas Wetzlar: Verdienstmedaille für Klaus Karpstein - Ministerin Eveline Lemke überreichte Urkunde, in: Rhein-Zeitung vom 2. April 2015, siehe auch: Rhein-Gymnasium Sinzig: Verdienstmedaille für Klaus Karpstein (Pressemitteilung Rhein-Gymnasium Sinzig), blick-aktuell.de vom 8. April 2015, und Wirtschaftsministerin Lemke verleiht Verdienstmedaille an Klaus Karpstein aus Sinzig, bundesdeutsche-zeitung.de, editiert am 25. Februar 2018