Naturschutzprojekt Obere Ahr - Hocheifel

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Das Logo des Naturschutzprojekts.
Naturschutzexperten aus ganz Deutschland besuchten im August 2009 die Naturlandschaft der Oberahr.
Der Diplom-Biologe und Projektleiter Dr. Jochen Mölle (Kreisverwaltung Ahrweiler) mit dem Web-Auftritt des Projekts.
Dieser Teich im Armuthsbachtal bei Wershofen wurde im Rahmen des Naturschutzprojekts renaturiert.
Wiesental bei Eichenbach.
Projektmitarbeiterin Carla Schönfelder
Abgrenzung des Projekt-Kerngebiets beiderseits von Trierbach und Ahr in Müsch
OAH-Projektleiter Dr. Jochen Mölle (rechts) mit Jürgen Nelles, Landwirt aus Schuld und Mitglied der projektbegleitenden OAH-Arbeitsgruppe
Diese Betonquerung des Trierbachs oberhalb von Müsch soll im Sommer 2018 beseitigt werden.
In Antweiler wurde im Zuge des Naturschutzprojekts ein zusätzlicher Ahr-Arm geschaffen.

Das Naturschutzprojekt Obere Ahr - Hocheifel (OAH) wird vom Kreis Ahrweiler als ökologisches Großvorhaben in der Verbandsgemeinde Adenau umsetzt. Mit Unterstützung von Bund und Land wollen AW-Kreis und Verbandsgemeinde Adenau gemeinsam dafür sorgen, die für die Eifel typischen Talauen im Oberlauf der Ahr langfristig zu erhalten. Das Kerngebiet umfasst nahezu alle im Verbandsgemeindegebiet vorkommenden Fließgewässer und Auenbereiche und ist 3300 Hektar groß. Im Rahmen des Projekts sollen die Oberahr und sämtliche Zuflüsse geschützt und in ihrer natürlichen Entwicklung nachhaltig gesichert werden, mit Vorteilen auch für Hochwasserschutz, Landwirtschaft und Tourismus. Projektträger ist der Kreis Ahrweiler mit Unterstützung der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Rheinland-Pfalz. Projektleiter ist der Biologe Dr. Jochen Mölle. „Als anerkanntes Bundesprojekt stehe die OAH auf Augenhöhe mit klangvollen Namen wie der Lüneburger Heide, dem Spreewald oder dem Odertal“, hieß es in einer Pressemitteilung der Kreisverwaltung Ahrweiler vom 1. Oktober 2013. Im Rahmen des Projekts erwirbt der Kreis Ahrweiler seit 2012 entlang der Gewässer in der Verbandsgemeinde Adenau land- und forstwirtschaftliche Grundstücke. Dadurch sollen ökologisch wertvolle Auenlebensräume gesichert und im Sinne des Naturschutzes aufgewertet werden. Im Naturschutzgroßprojekt werden auf diesen Flächen unter anderem künstliche Gewässerverbauungen (das sind zum Beispiel Rohre oder Uferbefestigungen) beseitigt, forstliche Monokulturen in Mischwaldbestände umgewandelt und brachgefallene Wiesen- und Weideflächen wieder genutzt. Die Struktur- und Artenvielfalt wird dadurch deutlich erhöht und durch den Grunderwerb auch für kommende Generationen gesichert.[1]


Ansprechpartner[Bearbeiten]

Projektbeschreibung[Bearbeiten]

In der Projektbeschreibung heißt es:

Das Projektgebiet ist Teil einer Mittelgebirgsregion mit geringer Bevölkerungsdichte und hohem Waldanteil. Ein besonderes Merkmal der darin eingebetteten offenen Wiesentäler ist ihre Abgeschiedenheit auf mehreren Kilometern Länge - heute eine Seltenheit. Auf ungedüngten Wiesen findet man im Frühjahr das breitblättrige und das gefleckte Knabenkraut. Die Ufer der Ahr werden auf weiten Strecken von einer Galerie aus Schwarzerlen, verschiedenen Weidenarten und Eschen begleitet. Charakteristisch für die Mäandertalbereiche oberhalb der Ortschaft Schuld sind die Talhänge aus anstehendem Fels mit Vorkommen der stark gefährdeten Mauereidechse und einer speziellen wärmeliebenden Vegetation. Als Fließgewässer der Äschen- und Forellenregion beheimatet das Gewässersystem der Oberen Ahr nahezu alle gewässertypischen heimischen Fischarten, von denen ein großer Teil stark gefährdet ist (z.B. Barbe, Schneider und Groppe). Noch fehlende Arten wie der vom Aussterben bedrohte Lachs oder die Meerforelle stehen vor der Wiedereinbürgerung und finden in der Ahr unvergleichlich gute Habitate zur Reproduktion. Als weitere charakteristische Arten für naturnahe Gewässer und Auen kommen im Kerngebiet u.a. Eisvogel, Wasseramsel und Schwarzstorch vor. Eine Reihe von gefährdeten Fledermausarten wie z.B. die Bechsteinfledermaus, das Große Mausohr und die Bartfledermaus nutzen das Kerngebiet als Nahrungshabitat. Bemerkenswert sind auch die Vorkommen des bundesweit gefährdeten Uhus sowie der stark gefährdeten Wildkatze.

Projektziele[Bearbeiten]

Zu den Projektzielen heißt es:

Ziele des Vorhabens sind der Schutz und die naturnahe, eigendynamische Entwicklung des Gewässersystems der Oberen Ahr in Rheinland-Pfalz. Dazu gehören neben den Gewässern selbst auch die angrenzenden Niederungen mit vielfach extensiver Grünlandnutzung. Dieser reich strukturierte ökologische Gesamtkomplex soll als Lebensraum für die charakteristischen natruraumtypischen Pflanzen- und Tierarten erhalten und entwickelt werden. In der ersten Phase des Projektes erfolgt die Erarbeitung eines Pflege- und Entwicklungsplanes.

Chronologie[Bearbeiten]

Erste Ideen zu dem Großprojekt stammen von 2001, die Planungsphase wurde 2007 eingeläutet. Um die Ideen verwirklichen zu können, mussten vor allem zahlreiche Kompromisse gefunden werden. Denn teilweise stehen die Naturschutzvorhaben den Interessen der ansässigen Landwirte entgegen. In der Verbandsgemeinde Adenau sind 37 Ortsgemeinden betroffen. Für das Vorhaben sind insgesamt zehn Jahre angesetzt.

"Die Planungsphase ist abgeschlossen, jetzt geht es an die Arbeit: Das Naturschutzgroßprojekt Obere Ahr-Hocheifel wechselt in die Umsetzungsphase", berichtete die Rhein-Zeitung am 20. Oktober 2012. Landrat Dr. Jürgen Pföhler nahm am Tag zuvor im Insuler Gasthaus Ewerts die Bewilligungsbescheide von Bund und Land entgegen. Das gesamte Projekt ist mit knapp 10 Millionen Euro veranschlagt. Davon trägt der Kreis Ahrweiler eine knappe Million. Beate Jessel vom Bundesamt für Naturschutz überreichte den Bescheid, verbunden mit einer Finanzierungszusage von 6,3 Millionen Euro. Ulrike Höfken, Staatsministerin im rheinland-pfälzischen Umweltministerium, überbrachte die Landeszusage von 2,1 Millionen Euro.

Es ist das größte Naturschutzprojekt, das im Kreis jemals angegangen wurde. Knapp 3300 Hektar umfasst das Kerngebiet, in dem die Ahr und ihre zufließenden Bäche samt Uferregionen wieder in naturnahe Gewässer und Auen umgestaltet werden sollen. Die Ahr und ihre Zuflüsse bilden ein zusammenhängendes Ökosystem. Das zu erhalten und zu renaturieren, sei aus Sicht des Bundes ein lohnendes Projekt, erklärte Jessel. Denn: „Die Flussauen sind enorm wichtig. Sie bieten einen wirksamen Hochwasserschutz, sie haben eine Filterwirkung beim Wasser, und nicht zuletzt dienen sie der Erholung.” Das vom Bund geförderte Naturschutzgroßprojekt Obere Ahr-Hocheifel ist das achte seiner Art in Rheinland-Pfalz.

Projektleiter Jochen Mölle sagte bei der Veranstaltung, bis 2021 sollen die Oberahr sowie die zufließenden Bäche und deren Randstreifen renaturiert und gesichert sein. Der Anfang werde im Armuthsbachtal und im Dreisbachtal gemacht. Dort seien nur wenige Hindernisse zu entfernen, um die Fließgewässer wieder durchlässig zu machen. Außerdem hätten die Arbeiten im Wirftbachtal begonnen.

Im Juni 2014 stellte die Kreisverwaltung Ahrweiler eine 36-seitige farbige Broschüre zum Naturschutz-Großprojekt „Obere Ahr-Hocheifel" (OAH) vor, die in der Verbandsgemeinde Adenau unter anderem im Rathaus sowie an den dortigen Schulen und bei den Ortsgemeinden verteilt wird. In der Kreisverwaltung wurde die Broschüre ebenfalls zum kostenlosen Abholen bereit gelegt. Die Broschüre dokumentiert das Projekt und vermittelt Wissen über ökologische Zusammenhänge von Gewässern, Wald und Grünland. Einzelne Kapitel beschreiben unter anderem

  • das Flächenmanagement (der Kreis kauft Privatflächen),
  • die Gewässer und deren Bewohner (unter anderem: Eintagsfliegenlarve, Bachforelle, Edelkrebs) und
  • die in den Auen vorkommenden Arten (Gemeiner Grashüfper, Grasfrosch, Blauflügel-Prachtlibelle oder Widderchen).

Breiten Raum nehmen die geplanten Verbesserungsmaßnahmen an Gewässern, im Wald und im Grünland ein, die in Form einer virtuellen Wanderung vorgestellt werden. „Fortschritt durch Rückbau" lautet beispielsweise das Motto, wenn gepflasterte oder betonierte Bachbetten renaturiert werden, damit Fische, Insekten und Pflanzen wieder ihre lebenswichtigen Biotopstrukturen erhalten.[2]

Im Sommer 2018 soll der Trierbach auf den letzten 200 Metern, bevor er in die Ahr mündet, wieder erheblich mehr Platz erhalten. So soll er sich in einem breiteren Bachbett wieder auf natürlichem Weg ausbreiten und auch immer wieder umlagern können. Die Maßnahme dient auch dem Hochwasserschutz. Bachaufwärts, außerhalb der Ortslage, wird außerdem eine betonierte Bachquerung abgerissen und durch eine naturnahe Furt ersetzt, die es den Tieren im Bach künftig wieder möglich macht, bachaufwärts zu wandern.[3]

Arbeiten in Antweiler, November 2020[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Portal "Natur, Umwelt, Wetter & Klima"

Video[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Obere Ahr-Hocheifel: Sprechstunde in Müsch – Bevorstehende Maßnahmen am Trierbach und Ankauf von Grundstücken, Pressemitteilung der Kreisverwaltung Ahrweiler vom 16. Mai 2018
  2. Quelle: „Obere Ahr-Hocheifel“ kompakt als Broschüre - Naturschutz dokumentiert - Kreis kauft Flächen, Pressemitteilung der Kreisverwaltung Ahrweiler vom 13. Juni 2014
  3. Quelle: Obere Ahr-Hocheifel: Sprechstunde in Müsch – Bevorstehende Maßnahmen am Trierbach und Ankauf von Grundstücken, Pressemitteilung der Kreisverwaltung Ahrweiler vom 16. Mai 2018