Philipp Wirtgen

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Philipp Wirtgen um 1860

Philipp Wirtgen (* 4. September 1806 in Neuwied, * 7. September 1870), zeitweise Lehrer in Remagen, war ein Pionier der botanischen Erforschung der Rheinlande und des Ahrtals. Wissenschaftlich bemerkenswert sind nicht nur mehr als 100 wissenschaftliche Publikationen, sondern vor allem sein Beitrag zum Rheinischen Herbar, das heute vom Naturhistorischen Verein der Rheinlande und Westfalens (NHV) verwaltet wird. Wirtgen war Vorstandsmitglied dieses Vereins wie auch die beiden Entdecker des Neanderthalers Carl Fuhlrott und der Koblenzer Professor Hermann Schaafhausen (1816-1893).


Vita[Bearbeiten]

"Man macht sich keiner Übertreibung schuldig, wenn man Philipp Wirtgen als den größten Floristen und Pflanzengeographen der Rheinlande preist", urteilte Prof. Dr. Maximilian Steiner von der Universität Bonn. Diese hatte Wirtgen einst zum Ehrendoktor ernannt und die angesehene Wissenschaftsakademie "Leopoldina" in Halle ihn sogar zum Mitglied berufen. In Koblenz, Neuwied und Köln sind Straßen nach ihm benannt, in Diekirch (Luxembourg) ein Platz. Der damalige Regierungspräsident pflanzte 1952 an der "Schwedenschanze" bei Koblenz die "Wirtgen-Eiche". In Pflanzenbezeichnungen wie Rumex wirtgeni oder Agrimonia wirtgeni lebt er fort. Botaniker und Heimatforscher zitieren ihn noch immer.

Seine Exkursionsziele erstreckten sich zwischen Ardennen und Lahngebiet, Pfalz und Niederrhein. Schon seine erste "Systematische Übersicht über die phanerogamischen Pflanzen des Rheintales" (1833) deckt den Raum zwischen Bingen und Bonn ab.

Am 4. September 1806 als Sohn eines Klempners in Neuwied geboren, beschäftigte er sich von jung an nicht gerade zur Freude seiner Eltern mit Naturkunde. Ein Gönner holte den Vierzehnjährigen aus der väterlichen Werkstatt und besorgte ihm einen Platz an der Präparandenanstalt zu Neuwied, wo er 1824 die Lehramtsprüfung ablegte.

Er unterrichtete in Remagen (1824), Winningen und seit 1831 bis zu seinem Tod in Koblenz. In der knappen Freizeit erforschte er die heimische Pflanzenwelt. Knapp deshalb, weil er durch Privatstunden noch kräftig dazu verdienen musste, um die zuletzt zehnköpfige Familie ernähren zu können.

Hilfreich waren Kontakte zur Universität Bonn mit deren Botanischem Garten sowie die Bekanntschaft mit Gelehrten wie dem Botaniker Theodor Friedrich Ludwig Nees von Esenbeck (1787-1837). Gelegentliche Zuwendungen ermöglichten Studienreisen in die Alpen (1844) und nach Norditalien (1851). Prinzessin Augusta von Preußen, die spätere Königin, empfing Wirtgen zu Vorträgen im Koblenzer Schloss. Doch trotz höchster Empfehlungen scheiterten alle Bemühungen um einen Lehrstuhl. Dabei besaß er pädagogisches und didaktisches Talent wie seine "Leitfäden für den naturkundlichen Unterricht an höheren Schulen" belegen.

Am 7. September 1870 starb Philipp Wirtgen im Alter von 64 Jahren. Die Pflegelasten für sein Grab auf dem Hauptfriedhof trägt die Stadt Koblenz.

Veröffentlichungen[Bearbeiten]

Philipp Wirtgen: Das Ahrtal und seine sehenswerten Umgebungen, Bonn 1839

Mediografie[Bearbeiten]

  • Hans-Josef Rollmann: Adenau im Spiegel der Ortsbeschreibung des 19. Jahrhunderts, Phillip Wilhelm Wirtgen, in: Jahrbuch der Stadt Adenau 1985
  • Günter Matzke-Hajek, in: Decheniana 156, 2003, S. 113-117 und 158, 2005, S. 31-42
  • Biologie in unserer Zeit 6/2006
  • Bruno P. Kremer: Bilder aus der Ahrtal-Flora, in: Heimatjahrbuch für den Kreis Ahrweiler 2000

Weblinks[Bearbeiten]