Prümer Hof (Ahrweiler)

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Der Prümer Hof am Marktplatz in Ahrweiler
Die einen Steinwurf weit vom Prümer Hof entfernte ehemalige Zehntscheuer dient heute als Pfarrheim.
Die bronzene Infoplakette an der Fassade erinnert an die Zeit, als der ehemalige Prümer Hof als Postamt diente.
Prümer Hof 2.jpg
Prümer Hof 3.jpg
Wappen über der Eingangstür
2024 wurde in dem Gebäude das spanische Restaurant „La familia Delli“ eröffnet.

Der am westlichen Rand des Marktplatzes von Ahrweiler stehende ehemalige Prümer Hof war der „Mutterhof“ fast aller Kloster- und Adelshöfe in Ahrweiler. Als eines der ältesten Gebäude der Stadt wurde er im Jahr 1430 als Prümer Lehen unter dem Namen „Heinrich Wymanß Kynde hoef“ schriftlich erwähnt.[1] Der Hof beherbergte die ehemalige Prümer Kellnerei, d.h. die Verwaltung der Güter der Abtei Prüm in Ahrweiler. Von 1889 bis 1939 beherbergte das Gebäude das Postamt. Anschließend war es Verwaltungsgebäude der Stadt Ahrweiler. Die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler als Eigentümerin verpachtete das Gebäude. Etliche Jahre lang befand sich darin die die Ahrweinstube „Alte Post“. Später wurde daraus das Gasthaus „Prümer Hof“ und wieder Jahre später das Restaurant „Cheyenne“. Anfang 2020 befindet sich darin das Restaurant Kleinertz. Das ausgebaute Dachgeschoss beherbergte in den 1980er Jahren die Ahrwein-Probierstuben.


Standort[Bearbeiten]

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Eigentümerin[Bearbeiten]

Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler

Baubeschreibung[Bearbeiten]

Bei dem Gebäude handelt es sich um einen zweigeschossigen Bau mit Walmdach und Dachgauben. Das Erdgeschoss ist massiv aus Stein gemauert, das Obergeschoss besteht aus Fachwerk.

Sonstiges[Bearbeiten]

Die Reichsabtei Prüm war im ausgehenden 9. Jahrhundert der einzige Grundbesitzer in der Gemarkung Ahrweiler. „Niemand hat in Ahrweiler ein Lehen, es sei denn, er hat es vom Abt zu Prüm“, heißt es in einem Weistum. Das bedeutet: Der Abt des Reichsklosters Prüm war alleiniger Grundherr in Ahrweiler. Ursprünglich gehörten zum Prümer Hof rund 50 Morgen Herrenland und 300 Morgen Herrenweinberge. Im Prümer Urbar aus dem Jahr 893 werden für Ahrweiler 24 Mansen (Bauernhöfe) genannt. Sie sind nach und nach an andere Klöster und an sieben Adlige verlehnt worden und aus ihnen entwickelte sich die Stadt Ahrweiler.

Der alte Prümer Herrenhof, also der Vorgänger des heutigen Gebäudes am Marktplatz, stand im Bereich zwischen dem Wolfsgäßchen und der Adenbachhutstraße. Im 15. Jahrhundert wurde er aufgelassen. Auf dem Gelände des alten Prümer Herrenhofes wurde das Pfarrhaus gebaut. Nach dem schwarzen Habit der Prümer Mönche ist der Hof auch die „schwarze Kellerei“ genannt worden – im Unterschied zur „weißen Kellerei“ der Prämonstratenser im nicht weit entfernten Weißen Turm.

Der Prümer Hof war Sitz der Kellnerei (Gutsverwaltung) der Abtei Prüm. Dort residierte der Prümer Kellner (Gutsverwalter), der immer ein Mönch des Klosters Prüm sein musste. Der Prümer Hof war allerdings nie bewohnt. Im Prümer Urbar heißt es jedoch, der prümische Schultheiß, also der Rechtsvertreter des Abtes in Ahrweiler, musste dort für den Abt und sein Gefolge stets eine Übernachtungsmöglichkeit vorhalten.

Der Kellner verwaltete die Güter des Klosters und zog Zins- und Pachterträge ein. Diese Abgaben wurden in Ahrweiler in der Regel in Wein („nasser Zehnt“) und Korn („trockener Zehnt“) bezahlt. Die Abgaben sind in der am nördlichen Rand des Marktplatzes stehenden Zehntscheuer gesammelt, zwischengelagert und schließlich zur Abtei Prüm transportiert worden. Der Prümer Hof hatte stets vier Bedienstete:

  • den Baumeister (Kämmerer),
  • den Weinerntemeister,
  • den Hofmann (Gutsverwalter) und
  • den Klosterboten.

Als Grundherr beanspruchte der Prümer Abt bis 1794 Mitherr des Schöffengerichts, alleiniger Marktherr und Pfarrherr zu sein. Außerdem durften auf diesem Gebiet (vor allem rund um den Marktplatz) ohne seine Einwilligung kein Fenster und keine Tür gebrochen werden. Das Herrenland umfasste innerhalb der Stadt etwa ein Viertel der 15 Hektar großen Grundfläche der Stadt. Auf dem Herrenland befand sich auch das Gefängnis. Der Abt musste für dessen Unterhaltung und für die Verpflegung der Gefangenen aufkommen. Auf dem Richtplatz, der sich ebenfalls auf Prümer Erde befand, hatte der Abt Rad und Galgen bereitzuhalten.

Bis zum 18. Jahrhundert änderten sich die Besitzverhältnisse deutlich zu Gunsten der Bürger: Um 1700 befanden sich nur noch weniger als 20 Prozent der Liegenschaften im Besitz von Adel und Klöstern. Mehr als 80 Prozent waren bis dahin ins Eigentum der Einwohner der Stadt übergegangen.

Stadtrat lehnt Verkauf des Prümer Hofes ab[Bearbeiten]

Ende 2019 lehnte der Stadtrat Bad Neuenahr-Ahrweiler den von der Stadtverwaltung vorgeschlagenen Verkauf des Gebäudes in nicht öffentlicher Sitzung ab. Die Rhein-Zeitung berichtete:

Begründet hat man die Ablehnung ... damit, dass solch ein das Stadtbild prägendes, geschichtsträchtiges Haus als absolutes Kleinod nicht einfach verkauft werden dürfe. Besonders die aus Ahrweiler stammenden Stadträte haben ... vehement gegen eine Veräußerung votiert.[2]

Siehe auch[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Klaus Flink: Ahrweiler unter dem Krummstab der Fürstäbte von Prüm und der Erzbischöfe von Köln - Quellen und Untersuchungen zur Verfassungs-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der vierten kurkölnischen Mithauptstadt, in: Quellen zur Geschichte der Stadt Ahrweiler, hrsg. vom Heimatverein „Alt-Ahrweiler“, gesammelt und bearbeitet von Robert Bous und Hans-Georg Klein, Bad Neuenahr-Ahrweiler 2003, ISBN 3-929154-25-0, S. 503-785, ISBN 3-929154-25-0

Weblink[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Jochen Tarrach: Alter Prümer Hof: Was passiert mit dem Haus? Stadtrat lehnt Veräußerungspläne ab, in: Rhein-Zeitung vom 8. Januar 2020
  2. Quelle: Jochen Tarrach: Alter Prümer Hof: Was passiert mit dem Haus? Stadtrat lehnt Veräußerungspläne ab, in: Rhein-Zeitung vom 8. Januar 2020