Puppenmuseum Bad Breisig

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Das Puppenmuseum im alten Rathaus von Bad Breisig.
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Den Sammlungsschwerpunkt des Puppenmuseums Bad Breisig bilden deutsche Puppen aus den Jahren 1830 bis 1920. Das Museum, das ca. 400 Puppen zeigt, ist nicht nur für Kinder geeignet; viele Vereine, Familien, Sammler aus dem In- und Ausland besuchen das Museum, sogar aus Amerika finden sie den Weg dorthin. Die Puppen werfen Schlaglichter auf das Europa von einst - auf das damals geltende Schönheitsideals, aber auch auf auf Mode, Möbel, Stil und Lebensbedingungen. Ein Großteil der Puppen befindet sich in komplett eingerichteten Puppenhäusern.


Anschrift[Bearbeiten]

Koblenzer Straße 31 (Altes Rathaus Niederbreisig)

53498 Bad Breisig

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Kontakt[Bearbeiten]

Öffnungszeiten[Bearbeiten]

Das Puppenmuseum ist jeweils an zwei Wochenenden im Monat, samstags und sonntags in der Zeit von 11 bis 18 Uhr, geöffnet. Während dieser Zeit ist Oscar Ferreira telefonisch unter 02633 9425 erreichbar.

Geschichte und Vorgeschichte[Bearbeiten]

Ab etwa 1970 trugen Waldy und Karl-Heinz Ringel (er ist Puppendoktor und einer der wenigen deutschen Puppen-Gutachter) historische Puppen aus aller Welt zusammen. Einige wertvolle Stücke aus den Jahren 1830 bis 1920 haben sie zunächst im Ruhrgebiet, später am Rhein aufgekauft, geschenkt bekommen und ersteigert. Meist deutsche und französische Puppen gehören zu ihrer Sammlung, die beiden Länder galten als "Puppenmacher" für die damalige Welt. "Es fing zuerst mit einer kleinen Holzpuppe an, die meine Frau bei einer Kinderärztin in Düsseldorf erstand", erklärte der Puppensammler, der sich von der Begeisterung seiner Frau anstecken ließ. Mit der Zeit kam immer mehr dazu, das Einfamilienhaus drohte aus den Fugen zu Platzen, wie Ringel schmunzelnd erklärte.

So musste ein eigener Raum musste her, und in Bad Breisig stand zu diesem Zeitpunkt gerade das Alte Rathaus zum Verkauf. Das dreigeschossige Gebäude bot genug Platz für die Sammlung und war zugleich als Wohnraum zu gebrauchen. Seit 1988 klingeln nun Besucher an der Haustür, um alte Kestner-, Kämmer & Reinhard-, Jumeau- und Gaultier-Puppen oder die alten, aus Pappkarton gefertigten Puppenstuben zu sehen. Einige Stücke sind sogar zu verkaufen. Allerdings nur die, die noch keinen Namen haben. Das kommt allerdings eher selten vor. "Wenn uns kein Name einfällt, suchen wir auch schon mal auf dem Friedhof nach einem passenden", sagte der Puppenvater.

Zu den "Hauptpersonen" des Museums zählt eine Puppe, die als Modell für aufwändige Mode diente. Gekleidet in das Abendkleid der Zarin Maria, wurde sie in alle Welt verschickt. Japanische Diplomaten schenkten den Sammlern einst passende Schuhe für eine Puppe, die aus dem Königshaus stammt. Die Ringels hatten ihr allerdings ein paar Kinderschuhe aus eigenem Bestand angezogen und damit, ohne es zu wissen, einen großen Faux-pas begangen.

Wer die Räume des ehemaligen Breisiger Rathauses an der Koblenzer Straße, direkt am Kurpark betritt, fühlt sich unmittelbar in die "gute alte Zeit" des ausgehenden 19. Jahrhunderts versetzt, spiegeln doch die Puppen und Spielzeuge ein Stück Alltagsgeschichte dieser Zeit wider. Nicht nur die liebevoll in großen Vitrinen aufgestellten Puppen, sondern auch das Gebäude selbst entwickelt seinen eigenen Reiz, hat es doch eine vielseitige Geschichte hinter sich. Ein Schriftzug über der Eingangstür erinnert noch heute an die ehemalige Nutzung. Nach vorsichtigem Um- und Ausbau wurde es das geeignete Haus für das Museum. In gemütlicher Atmosphäre und mit viel Geschmack haben die Ringel´s ihr privates Museum eingerichtet und ihre Lieblinge in das rechte Licht gerückt.

Puppen war es einstmals vorbehalten, den Damen der Gesellschaft die neueste Mode zu präsentieren. Eine herrliche französische Porzellanpuppe mit großen Kulleraugen stand 1874 im Schaufenster und zog die sehnsüchtigen Blicke der Damen auf sich, denn sie war gekleidet mit einem Kleid, das mit kostbaren Steinen besetzt war. Besonders begehrliche Blicke warf wohl die Zarin Maria von Russland auf das gute Stück. Sie ließ sich das Kleid für viel Geld schneidern. Das Modell samt Puppe kann heute in Bad Breisig bewundert werden, das Kleid im Nachlass der Zarin in St. Petersburg. Aber nicht nur solche Mannequinpuppen faszinieren, sondern auch die ganz gewöhnlichen, dem Stil der Zeit nachempfundenen Modelle. So zieht ein kleiner Junge im Matrosenanzug die Blicke ebenso auf sich, wie Dioramen ganzer Hochzeitsgesellschaften oder Szenen in der bäuerlichen Küche. Die nicht erwartete Vielfalt der Ausstellung faszinierte selbst den zuerst so skeptischen Franz Klein aus Andernach.

Karl-Heinz Ringel weiß über die Geschichte der Puppenherstellung genau bescheid. Wer die vielen Eindrücke des Museums nicht so schnell verarbeiten kann, hat die Möglichkeit, in der Museumsbroschüre nachzulesen. Puppen gab es schon bei den alten Ägyptern, aber erst im 15. Jahrhundert werden unter den Nürnberger Meistern die Dockenmacher erwähnt. Sie stellten Holzpuppen her. Das älteste bekannte Puppenhaus soll 1560 für den Herzog Albrecht von Bayern gefertigt worden sein. Erst zu Anfang des 19. Jahrhunderts begann der Siegeszug der Familie Kestner in Waltershausen, die sehr bald zu den bedeutendsten deutschen Puppenherstellern wurde. 1877 begann die "Rheinische Hartgummi-Waren-Fabrik" die Herstellung von Celluloid-Puppen. Noch heute ist die Firma Schildkröt ein Begriff. Über viele Jahrhunderte wurde Puppen hergestellt, dienten zu Ausstellungs- und Dekorationszwecken, aber auch vor allem als gute Weggefährten kindlicher Träume.

Im Jahr 2008 starb Waldy Ringel; ihr ca. 1929 geborener Mann zog ins Marienhaus Seniorenzentrum "St. Josef" Bad Breisig um. Seitdem ist das Museum geschlossen. Der im Obergeschoss des Museums wohnende Jo Kind ist mit dem Besitzer befreundet und sieht im Museums regelmäßig nach dem Rechten. „Es ist ein Herzenswunsch von Herrn Ringel, dass sich jemand für das Gebäude findet, der auch das Museum weiterführen würde“, sagte Jo Kind der Rhein-Zeitung. „Sollte das nicht der Fall sein, so soll zumindest die Sammlung nicht auseinandergerissen werden.“[1]

Im April 2014 kaufte Oscar Ferreira das ehemalige Rathaus von Bad Breisig samt Puppenmuseum. Zusammen mit Julia Osadcha bewohnt er das Obergeschoss des Hauses. Das Puppenmuseum mit den von Waldy und Karl-Heinz Ringel zusammengetragenen und zum Teil auch restaurierten und liebevoll arrangierten Puppen führt er weiter. Die Rhein-Zeitung berichtete am 17. Januar 2014:

Den Exponaten begegnet Oscar Ferreira, der sich im Laufe der vergangenen Monate viel Wissen über Puppen durch entsprechende Fachliteratur angeeignet hat, mit höchstem Respekt. Veränderungen an der Ausstellung will er daher nur sehr zaghaft vornehmen, sodass sich dem Besucher eine thematische Gliederung besser erschließt. Zudem will Ferreira einen Museumsführer erstellen, der den Besuchern auch abseits der Führungen Wissenswertes vermittelt. Rundgänge können, dank der internationalen Beziehung, nicht nur in Portugiesisch, Ukrainisch oder Deutsch, sondern auch in Russisch, Japanisch, Englisch und Spanisch angeboten werden.[2]

Zum Zwiebelmarkt im September 2022 öffnete auch das Puppenmuseum im alten Rathaus Bad Breisigs. Nach langer Renovierung zeigte Besitzer Oscar Ferreira aus der von Waldy und Karl-Heinz Ringel zusammengetragenen Sammlung von gut 3000 Puppen und 100 Puppenhäusern eine Auswahl von etwa 500.[3]

Weitere Bilder[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Tanja Schein, Puppen-Fachfrau aus Adenau

Mediografie[Bearbeiten]

Weblink[Bearbeiten]

http://www.dollmuseum.net

Fußnoten

  1. Quelle: Judith Schumacher: Wer kauft das Puppenmuseum? Sammlung befindet sich seit fast 25 Jahren in Bad Breisigs alter Bürgermeisterei, in: Rhein-Zeitung vom 26. Juni 2012
  2. Quelle: Andreas Wetzlar: Museum: Neuer „Herr der Puppen“ macht weiter - Oscar Ferreira will die Ausstellung in Bad Breisig auch weiter zugänglich machen, in: Rhein-Zeitung vom 17. Januar 2014
  3. Quelle: Hildegard Ginzler: Erster Zwiebelmarkt nach zwei Jahren Pause: „Zwibbelsmaat“ in Bad Breisig läuft noch bis Dienstag, ga.de, 19. September 2022