Römischer Gutshof Schuld

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Die um 1960 entdeckten Reste der römischen Villa.
Infoflyer vom Herbst 2019, Seite 1
Infoflyer vom Herbst 2019, Seite 2

Oberhalb von Schuld, an dem nach Sierscheid führenden Hang, stand einst ein stattlicher römischer Gutshof. Das 30 mal 40 Meter große Haupthaus bestand aus 20 Wohnräumen, darunter Wohn- und Wirtschaftsraum mit Herdstelle sowie Backofen, Wohn- und Schlafräume mit Fußbodenheizung, Bad und Keller. Bei dem Haupthaus handelt es sich um eine vom späteren zweiten bis vierten Jahrhundert bewohnten sogenannten Eckrisalitvilla mit verhältnismäßig aufwendiger Ausstattung. Heute zeugen nur noch Mauerreste und Fundamente sowie Dachziegel und Bruchstücke des alten Kanals und Heizsystems, teils überwuchert, von dem einst stolzen Anwesen.[1]


Lage[Bearbeiten]

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Chronik[Bearbeiten]

Bereits im Jahr 1910 gab es in der Bevölkerung Gerüchte über das große Steinfeld am Ortsrand von Schuld.

Am 5. Mai 1939 gab es eine Ortsbegehung durch Mitarbeiter des Landesmuseums Bonn mit Prof. Kern. Das Ergebnis dieser Begehung wird in den Bonner Jahrbüchern 146/1941 des Landesmuseums Bonn, Seite 358, veröffentlicht.

Die römische Siedlungsstelle wurde „wiederentdeckt“, als im Zuge der Flurbereinigung der Straße von Sierscheid nach Schuld die Bagger im Herbst 1962 auf römische Grundmauern stießen.

In den 1960er Jahren schließlich wurden die Grundmauern der Anlage samt den zur Römervilla gehörenden Nebengebäuden vom Staatlichen Amt für Vor- und Frühgeschichte Koblenz erkundet, vermessen und aufgezeichnet. Diese Arbeiten wurden später vom Archäologischen Institut der Universität Köln fortgeführt. Sogar die Standorte der zum Anwesen gehörenden Nebengebäude konnten lokalisiert werden. Das 40 mal 30 Meter große Haupthaus der Anlage bestand aus 20 Räumen, darunter Wohn- und Wirtschaftsraum mit Herdstelle sowie Backofen, Wohn- und Schlafräume mit Fußbodenheizung, Bad und Keller. Bei den Ausgrabungen in den 1960er-Jahren wurden Fundamente und Mauerreste freigelegt und wertvolle Funde wie die Reste eines Mosaikfußbodens, Wandmalereien und eine Ziegelplatte mit Ritzinschrift sichergestellt. Der Rest blieb ungeschützt vor der Witterung liegen und wurde nicht für die Zukunft gesichert, sodass in den Jahrzehnten danach viel Mauerwerk zerfiel. Das Areal wuchs mit Gebüsch, Sträuchern und Bäumen zu.

„In Sachen Rettung der historischen Überreste der Römervilla in Schuld tut sich etwas“, berichtete die Rhein-Zeitung am 30. Juni 2014. Insbesondere Helmut Reuter (Schuld), Vorsitzender des örtlichen Verkehrsvereins, mache sich stark dafür, die Römervilla zu erhalten und für den Fremdenverkehr zu erschließen. Mit Karl-Heinz Preuß stehe Reuter ein Kenner der Materie zur Seite. Preuss engagiere sich seit vielen Jahren für den Gutshof in Schuld und betreibe in Brühl eine Antikensammlung. Er habe viele Fundstücke aus Schuld, die seit Jahren als verschollen galten, aufgekauft und wieder in den Kreis Ahrweiler zurückgeführt. So habe er zum Beispiel die einzigen aus dem Kreis Ahrweiler sicher belegten Mosaikfragmente – sie stammen aus der Römervilla Schuld – der Ausstellung der Römervilla in Ahrweiler dauerhaft zur Verfügung gestellt. Ortsbürgermeister Helmut Lussi und Ulrich Zimmermann von der CDU-Mehrheitsfraktion hätten sich ebenfalls für eine touristische Erschließung der Villa ausgesprochen. Das gesamte Areal des Gutshofes liege auf dem privaten Grundstück des Kölners Dr. Eberhard Thomas. Über mögliche Szenarien für die Zukunft der Villa-Reste hieß es in der Rhein-Zeitung:

Ein weiteres Museum Römervilla wie das in Ahrweiler? Völlig unrealistisch und von den Akteuren auch nicht gewollt. Die gesamte Fundstelle wieder abdecken und so für die Zukunft erhalten? Das würde zwar die antike Bausubstanz langfristig retten, ist aber auch nicht im Sinne der Akteure, denn die Villa soll ja nicht versteckt, sondern gezeigt werden. Karl-Heinz Preuß schlägt vor, das Konservieren durch Zuschütten mit Maßnahmen zu verbinden, die zumindest eine gewisse Vorstellung von dem vermitteln, was sich unter der Erde verbirgt. Das könnte man beispielsweise durch künstliche Steinsetzungen oder durch Heckenpflanzen mit flachem Wurzelwerk erreichen, die den Grundriss des Gutshofes nachbilden. Solche Maßnahmen seien schon an mehreren römerzeitlichen Fundstellen erfolgreich realisiert worden. Eine wetterfeste Schautafel wäre geeignet, das wichtige Kulturdenkmal zusätzlich in Schrift und Bild zu erläutern.

Dr. Eberhard Thomas, Privatdozent am archäologischen Institut der Universität Köln und Eigentümer der Villa, referierte im Dezember 2015 auf Einladung des Fördervereins Römischer Gutshof Schuld e. V. über die Villa. Als Student war Thomas einst an den Ausgrabungen beteiligt. „Die gesamte Anlage, verbunden mit diversen Mosaikfunden, zeugt davon, dass es sich um prächtige Räume mit farbigen Wandflächen und aufwendigen Deckenbemalungen handelte, die auf einen gewissen Wohlstand der Besitzer schließen lassen“, sagte Thomas, „Kellerräume und eine große, in der Mitte der Anlage gelegene Wirtschaftshalle, Bäder, ein gut durchdachtes Heiz- und Drainagesystem sowie wahrscheinlich auch eine große Säulenhalle waren vorhanden.“ „Mit der zum Teil noch sichtbaren römischen Villa verfügt die Gemeinde Schuld über ein bedeutendes kulturgeschichtliches Denkmal, das der Förderung und Pflege bedarf“, sagte Ulrich Zimmermann, Vorsitzender des Fördervereins, nach dem rund einstündigen Vortrag. Aus diesem Grund habe der Förderverein ein Gutachten in Auftrag gegeben, das darüber Aufschluss geben solle, ob und wie man das Objekt für die Bevölkerung zugänglich machen kann. „Wenn das Gutachten vorliegt, werden wir weitere Schritte verfolgen, um dieses Kleinod zu erhalten“, so Zimmermann weiter.[2]

Die Kreisverwaltung Ahrweiler als Untere Denkmalschutzbehörde hat am 14. November 2016 auf Antrag der Denkmalfachbehörde, Generaldirektion Kulturelles Erbe, Direktion Landesarchäologie, Koblenz, eine Rechtsverordnung erlassen, wonach der gesamte Bereich des Römischen Gutshofes in Schuld zum Grabungsschutzgebiet erklärt wird. Die jahrelangen Bemühungen des Fördervereins Römischer Gutshof Schuld e.V. auf Unterschutzstellung führten damit zum Erfolg. In der Rechtsverordnung wird ausgeführt, dass in dem geschützten Bereich ein römerzeitlicher Gutshof bekannt ist, der als besonders schützenswertes archäologisches Denkmal einzustufen ist. Aufgrund seiner Größe und Ausstattung, beispielsweise mit Mosaikfußböden, hatte der Gutshof offensichtlich in der Antike eine zentrale Bedeutung im Besiedlungsraum des Ahrtales. Um einen Haupt- und Wirtschaftsraum gruppieren sich Wohn- und Schlafräume, von denen mehrere mit Fußbodenheizung (Hypokaustum) versehen sind. Aufgrund der vorliegenden Befunde und Fundmaterialien handelt es sich bei diesem landwirtschaftliches Anwesen um einen Hof aus der Zeit des 2. bis 3. Jahrhunderts nach Christus. Neben dem Hauptgebäude sind weitere Nebengebäude (Stallungen, Scheunenanlagen) vorhanden, die obertägig noch nicht freigelegt sind. Zukünftig bedürfen Ausgrabungsarbeiten, Bohrungen, Erdarbeiten, sowie das Errichten baulicher Anlagen der Genehmigung der Kreisverwaltung Ahrweiler als Untere Denkmalschutzbehörde. Auf der Grundlage dieser Rechtsverordnung können nun weitere Maßnahmen geplant und durchgeführt werden.[3]

Die nächsten Etappenziele nach der Ausweisung des Grabungsschutzgebietes seien nun, „einen Nutzungsvertrag mit dem Geländeeigentümer abzuschließen, die Villenanlage freizulegen und die noch vorhandenen Mauern zu konservieren“, berichtete die Rhein-Zeitung am 1. März 2017. Problematisch sei dabei, „dass die Römervilla auf dem Privatgelände von Dr. Eberhard Thomas liegt und dass eine Freilegung und Konservierung erhebliche finanzielle Mittel erfordern würde.“ Hilfe erhofft sich der Förderverein vom sogenannten Leader-Projekt, einem Förderprogramm der Europäischen Union. Die Region Rhein-Eifel gehöre seit 2015 zum Förderbereich. Das Projekt werde federführend von der Verbandsgemeinde Adenau geführt. Der Förderverein habe ein Architekturbüro beauftragt, entsprechende Antragsunterlagen zu erstellen und Zuschüsse zu beantragen. Musterbeispiel für eine EU-Förderung könnte zum Beispiel die hervorragend erschlossene Römervilla in Blankenheim sein.[4]

Gabriel Heeren, Mitarbeiter der Generaldirektion Kulturelles Erbe, Abteilung Landesarchäologie in Koblenz, stellte im November 2017 auf Einladung des Fördervereins in Schuld seine Untersuchungen zu dem ehemaligen römischen Gutshof vor. Titel seines Vortrags: „Archäologie ohne Spaten”. Der modernen Archäologie gehe es nicht mehr in erster Linie darum, „alles auszugraben”, sagte Heeren. Vielmehr würden heute Messgeräte eingesetzt, die über Magnetfelder oder elektrische Widerstandsmessungen Einblicke in den Boden ermöglichen. In Kombination mit Begehungen und einer genauen Datierung der Funde, ergebe sich daraus ein recht genaues Bild von dem ehemaligen Gutshof und seiner Besiedlung. Der Guthof sei weit größer gewesen, als die heute noch sichtbaren Reste vermuten lassen. Mit Hilfe der Messergebnisse und anhand von Bodenverdichtungen konnten weitere Nebengebäude des Hofes lokalisiert werden. Anhand von Größe und Aufteilung konnten sie teils als Wohngebäude, teils als Stallungen oder Lagerräume identifiziert werden. Mit relativer Sicherheit sei der Gutshof mindestens 2,2 Hektar groß gewesen. Davon sei etwa ein Hektar als Wirtschaftsbereich, die übrigen 1,2 Hektar seien als repräsentativer Bereich genutzt wurden. Funde wie ein silberner Löffelgriff und eine römische Bronze-Glocke deuten darauf hin, dass der Gutshofbesitzer recht wohlhabend war. Funde hätten aber auch gezeigt, dass der Hof bereits im ersten Jahrhundert nach Christus gebaut wurde und nicht, wie bislang angenommen, erst 100 Jahre später. Münzfunde ließen den Schluss zu, dass der Hof, zumindestens in Teilen, bis in die Mitte des vierten Jahrhunderts bewohnt wurde. Außerdem seien aus Trier stammende Keramiken und in der Türkei geprägte Münzen gefunden worden; sie würden auf eine rege Handelstätigkeit im Umfeld des Hofes hindeuten.[5]

Nach langwierigen Verhandlungen ist es dem Förderverein Römischer Gutshof Schuld e.V. gelungen, mit dem Eigentümer der Anlage, Eberhard Thomas aus Köln, einen über zwölf Jahre gehenden Nutzungsvertrag abzuschließen. „Nunmehr ist der Weg frei, die denkmalgerechte Visualisierung der Anlage zu betreiben“, berichtete die Rhein-Zeitung am 27. November 2018. In den nächsten Wochen solle ein endgültiges Nutzungskonzept in Zusammenarbeit mit dem Eigentümer, der Unteren Denkmalschutzbehörde bei der Kreisverwaltung Ahrweiler und der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz Landesarchäologie, Außenstelle Koblenz, erarbeitet werden. Der Förderverein hoffe, das Areal mit den Resten der Römervilla mit finanzieller Unterstützung durch die Europäischen Union in einer denkmalgerechten Nutzung für die Öffentlichkeit erlebbar machen zu können.[6]

Siehe auch[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Ute Müller: Römischer Gutshof in Schuld war einst prächtig - Der Archäologe Dr. Eberhard Thomas referierte im Pfarrhaus, in: Rhein-Zeitung vom 10. Dezember 2015
  2. Quelle: Ute Müller: Römischer Gutshof in Schuld war einst prächtig - Der Archäologe Dr. Eberhard Thomas referierte im Pfarrhaus, in: Rhein-Zeitung vom 10. Dezember 2015
  3. Quelle: Pressemitteilung des Fördervereins Römischer Gutshof Schuld e.V. vom 3. Dezember 2016
  4. Quelle: Jochen Tarrach: Erhalt der Römervilla in Schuld gesichert – Areal ist Grabungsschutzgebiet: Jetzt hofft der Förderverein, die Reste mit EU-Hilfe freilegen zu können, in: Rhein-Zeitung vom 1. März 2017
  5. Quelle: Ute Müller: Römer in Schuld: Neue Erkenntnisse – Wie Wissenschaftler mit neuen Methoden weitere Gebäude unter der Erde entdeckten, in: Rhein-Zeitung vom 24. November 2017
  6. Quelle: Römervilla für Öffentlichkeit nutzbar machen, in: Rhein-Zeitung vom 27. November 2018
  7. Quelle: Vom Heben eines archäologische Schatzes – Neu erschienenes Buch über die Römervilla in Schuld gibt Aufschluss über die Geschichte, die Fundstücke und die Räume der Ruine], in: Rhein-Zeitung vom 13. September 2019