St.-Urbanus-Kapelle Oeverich

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Hauptportal
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Skulptur des Kapellenpatrons St. Urbanus
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Raum unter der Kapelle

Mit viel Eigenleistung der Oevericher und Niedericher Bürger wurde die Oevericher Kapelle in den Jahren 1933 bis 1936 erbaut. Der Neubau kostete damals 17.000 Reichsmark. Der damalige Pastor Josef Knopp weihte das Gotteshaus an Pfingsten 1936 feierlich ein. Die Kapelle „bietet heute mit ihrem schmucken Raum im Untergeschoss, ihrem neuen Dach, dem frischen Anstrich, den renovierten Türen und einer gepflegten Außenanlage einen schönen Anblick und wird gern zu Hochzeiten genutzt.“[1]


Standort[Bearbeiten]

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Chronik[Bearbeiten]

Die Oevericher sind stolz auf ihre Kapelle, die etwas erhöht auf einem Hügel am Ortsausgang in Richtung Beller steht. Am gleichen Platz stand bereits ab dem 17. Jahrhundert eine Kapelle. Wegen Baufälligkeit wurde sie aber im Jahr 1933 abgerissen. Das Steinmaterial der alten Kapelle wurde, sofern noch brauchbar, für den Bau des heutigen Gotteshauses verwendet. Beim Abbruch kam ein etwa fünf Zentimeter hohes grünglasiertes Tongefäß mit sieben bis acht Knochenfragmenten und zwei Zähnen zum Vorschein. Es befand sich unter der hölzernen Altarplatte in einer Aushöhlung in dem aus Tuffstein bestehenden Tisch des Altars. Von wem diese Reliquien stammen, konnte bislang nicht ermittelt werden. Das Reliquiar wurde später in die neue Altarplatte eingelegt, und die Öffnung wurde verschlossen.

Die neue Kapelle wurde nach Plänen des Ahrweiler Architekten Carl Mataré gebaut. 1933 wurde der Grundstein gelegt. In diesen Stein wurden eine in Latein verfasste Urkunde sowie drei Steine aus Rom, dem Heimatort des Kapellenpatrons, gelelgt, die zuvor den in Trier ausgestellten Heiligen Rock berührt hatten. Außerdem wurden in dem Grundstein Weizenähren, eine Flasche Wein sowie ein Schriftstück mit dem Titel „Oeverich von heute, Licht und Schatten“ verstaut, das Pastor Knopp verfasst hatte. Bis heute kennt niemand den Inhalt dieses Schriftstücks. Das Bauprojekt war mit Gesamtkosten von 7000 bis 8000 Mark veranschlagt. Es sollte durch Kapitalvermögen der Kapelle, durch Spenden der Dorfbevölkerung und mit dem Erlös aus dem Verkauf von Grundstücken im Unterdorf von Oeverich finanziert werden. Alles in allem wurden für den Rohbau 51.000 Zementschwemmsteine, 110 Kubikmeter Kies, 85 Kubikmeter Sand, 330 Sack Zement und 100 Zentner ungelöschter Kalk verbraucht. Die Schlussabrechnung belief sich auf 17.000 Reichsmark. Um die Differenz zu begleichen, spendeten Pastor Knopp und sein Bruder, der als Arzt in Koblenz praktizierte, 3452 Mark, indem sie auf die Rückzahlung eines Darlehens in gleicher Höhe verzichteten. Wegen des andauernder Auseinandersetzungen des Architekten mit den Maurern wegen technischer Details verlief der Bau nicht nach Plan.[2]

Wenige Tage nach seiner Primiz am 22. August 1934 in der Katholischen Pfarrkirche "St. Stephanus" Leimersdorf zelebrierte Jakob Klein aus Oeverich eine heilige Messe im Rohbau von St. Urbanus. Als erster fertiggestellter Teil des Gebäudes wurde am 15. Januar 1935 der unter der Kapelle gelegene „Kapellensaales“ eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben. Der Kölner Glasmaler Ludwig Reckel junior schuf Glasmalereifenster für die Kapelle. Anfangs fand sich allerdings niemand, der bereit war, 200 Mark als Spende pro Fenster aufzubringen. Indem Gemeindevorsteher Thomas Josef Stang aus Niederich das erste Fenster stiftete, weckte er wohl den Ehrgeiz der Oeverich; innerhalb kurzer Zeit gab es dann nämlich mehr Stifter, als Fenster vorhanden waren.

blick-aktuell.de berichtete anlässlich des 80. Jahrestags der Einweihung der Kapelle:

Das Chorgemälde im Innenraum der Kapelle stammt vom Bonner Maler und Illustrator Alfred Gottwald. Im Mittelpunkt ist Christus, der Priester-König, am Kreuz. Unter dem Kreuz steht links Maria in einer Gebetshaltung, gleichsam als Symbol für die betende Kirche. Auf der anderen Seite soll Johannes das Priestertum symbolisieren. Über diese Szene erhebt sich – die ganze Halbkugel der Apsis ausfüllend – der geöffnete Himmel, aus dem Gottvater herabschaut und die Arme zum Segen ausbreitet. Zwischen Vater und Sohn schwebt der Heilige Geist in Gestalt einer Taube. Laut Prothmann war die Idee des Bildes also nicht, die Dreifaltigkeit Gottes darzustellen, sondern die Verdeutlichung der Wandlung bei der heiligen Messe, die nach kirchlichem Verständnis eine unblutige Erneuerung des Kreuzopfers auf dem Kalvarienberg sein soll.[3]

Heute wird die Kapelle das ganze Jahr über von Christa Welter (Stand: Juni 2006) gepflegt; um die Außenanlagen kümmern sich einige Männer. Einmal wöchentlich, dienstags um 18 Uhr, wird in der Kapelle der Rosenkranz gebetet, anschließend feiert Pastor Görres eine Heilige Messe. Außerdem ist das kleine Gotteshaus bei Brautleuten beliebt, die sich dort gerne trauen lassen. Zur Oevericher Maikirmes laden der Junggesellenverein "Einigkeit" Oeverich - Niederich und das Maikönigspaar sonntags zum Gottesdienst ein. Auch zum Totengebet treffen sich die Einwohner in diesem Raum.

In den vergangenen Jahren hat sich viel getan rund um die Kapelle. Der untere Kapellenraum, der 65 Jahre lang nur als Abstellraum verwendet werden konnte, ist ca. 2001 mit viel ehrenamtlichem Einsatz als Versammlungsraum fertig gestellt worden. Der Raum wird heute von den Stammtischfrauen "Oevericher Kapellenmäuse", dem Theaterverein "Vorhang auf" Grafschaft e.V., der Jugendgruppe Oeverich, dem Junggesellenverein "Einigkeit" Oeverich - Niederich und anderen Gruppierungen genutzt. Auch zu privaten Feiern kann der Raum angemietet werden. Vorplatz und Eingangsbereich wurden vor einigen Jahren umgestaltet, die Außenmauern saniert. Das nötige Geld kam durch Spenden und durch den Erlös verschiedener Feste zusammen. Damit die ständig notwendigen Reparaturen auch weiterhin durchgeführt werden können, veranstalten die Stammtischfrauen "Oevericher Kapellenmäuse" Jahr für Jahr das Kapellenfest Oeverich.

Der General-Anzeiger berichtete am 21. August 2012:

In den vergangenen Jahren hat sich viel getan rund um die Kapelle. Der untere Kapellenraum, der 65 Jahre lang nur als Abstellraum verwendet worden war, wurde mit dem Erlös einiger Kapellenfeste und viel ehrenamtlichem Einsatz als Versammlungsraum fertig gestellt. Auch diesen Raum nutzten die „Kapellenmäuse“ bei ihrem Kapellenfest, um dort ihre leckeren selbstgebackenen Kuchen an den Mann und an die Frau zu bringen. Sonst treffen sie sich jeden zweiten Donnerstag im Monat dort, um Neuigkeiten zu erfahren und gemeinsame Aktivitäten abzusprechen, etwa das regelmäßige Kegeln alle 14 Tage. Auch der Vorplatz und der Eingangsbereich wurden vor einigen Jahren umgestaltet sowie die Außenmauern saniert. Zuletzt wurde der Turm der Kapelle erneuert, wofür allein rund 15.000 Euro von den Kapellenmäusen beigesteuert wurden. Künftig soll voraussichtlich einmal im Monat mittwochs in der Kapelle ein Gottesdienst abgehalten werden ... Die schmucke Kapelle ist ohnehin bei Brautleuten sehr beliebt, die sich dort gerne das Eheversprechen geben.

Ende 2012 wurden die Außenarbeiten an der Kapelle abgeschlossen. Dach und Dachrinnen wurden erneuert. Der Außenanstrich kostete rund 6000 Euro. Die Malerwerkstätte Sascha Schüttler restaurierte und vergoldeten das Kreuz über der Apsis, die Schreinerei Rolf Schäfer besserte die Türen aus. Die Stammtischfrauen "Oevericher Kapellenmäuse" beteiligten sich mit insgesamt 8000 Euro an der Finanzierung. Die Raiffeisenbank Grafschaft-Wachtberg eG übernahm die Kosten für die Restaurierung der beiden Eingangstüren. Für die Reparatur der Glocken werden noch einmal 4000 Euro benötigt.[4]

Die ältere der beiden in der Kapelle hängenden Glocken stammt aus dem Jahr 1472. Die Bronzeglocke hat einen Durchmesser von 41 Zentimetern. Sie trägt in gotischen Buchstaben die Inschrift: „Maria MCCCCLXXII (1472)“. Darunter befindet eine kleine Relieffigur von St. Urbanus. Die zweite Glocke wurde im Jahr 1727 gegossen. Sie hat einen Durchmesser von 56 Zentimetern und trägt die Inschrift: „Dem dreyeinigen Gott, der aller selisder Jungfraw Maria und h. Urbano zu Ehren bin ich von M(eister) Peter und Engelberto Fuchs gegossen worden. 1727“. Darunter befinden sich ein Ornamentkreuz und Abdrücke zweier Blätter. Die Stammtischfrauen "Oevericher Kapellenmäuse" ließen die beiden Glocken im Jahr 2013 restaurieren. Der Glockenstuhl wurde von der Firma Holzbau Hahnisch saniert. Ein Neffe von Christa Welter, der Küsterin der Kapelle, übernahm diese Arbeit ehrenamtlich. Die 4000 Euro Glockensanierung übernahm die süddeutschen Firma Hörz. Die Glocken erhielten eine neue Aufhängung aus Eichenholz und neue Klöppel. Pastor Alexander Burg segnete die Kapelle nach ihrer Wiederanlieferung im Juni 2013 auf dem Kapellenvorplatz, bevor sie durch die Kapelle, über die Empore und dann zwei Etagen hoch über Holzleitern an ihren Platz im Glockenturm gelangten.[5]

Nach acht Monaten Renovierung konnte in der St.- Urbanus-Kapelle im Januar 2020 wieder Gottesdienst gefeiert werden. Nachdem die überfällige Dachsanierung und der Außenanstrich in den Jahren 2012 und 2013 erfolgt und die Außenanlage mit der Erneuerung und Sanierung der Zaun- und Maueranlage neu eingefriedet worden waren, präsentierte sich die Kapelle nun sowohl von außen als auch von innen in neuem Glanz. Mit einer Abendmesse wurde die Kapelle am Sonntag, 12. Januar 2020, wiedereröffnet. Anschließend gab es auf dem Platz neben der Kapelle Glühwein. Im Zuge der Sanierung waren Elektrik und Leuchtkörper erneuert, die alte Dispersionsfarbe entfernt, der Sockelputz erneuert und schließlich die Wände neu gestrichen sowie die Gemälde im Altarraum gereinigt worden. Die nun seitlich angebrachte Beleuchtung sollte die ursprüngliche Raumwirkung wieder hervorheben. Mit Rücksicht auf die ebenfalls gereinigten farbenfrohen Fenster sowie das Wand- und Deckengemälde im Altarraum wurde der Anstrich der Raumschale in hellen cremefarbigen Erdtönen gehalten. Außerdem sind die Holzböden abgeschliffen, ein Ambo (Lesepult) in die Kanzel integriert und die Sedilien (Schemel) für Priester und Messdiener erneuert. Die Innenrenovierung kostete insgesamt 100.000 Euro. Bistum und Pfarrgemeinde teilten sich diesen Betrag. Dank einer Spende der „Kapellenmäuse“ in Höhe von 17.000 Euro konnte der Eigenanteil der Kirchengemeinde um diesen Betrag verringert werden.[6]

Im April 2021 wurde die neue Orgel der St.-Urbanus-Kapelle eingeweiht.

Weitere Fotos[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Video[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Ottmar Prothmann: Geschichte der Urbanus-Kapelle in Oeverich. Festschrift zum 50jährigen Bestehen 1986, Oeverich 1986

Weblink[Bearbeiten]

glasmalerei-ev.de: Grafschaft-Oeverich, Kapelle St. Urbanus

Fußnoten

  1. Quelle: Sissi Melchiors: Glocken sind zurück in der Urbanus-Kapelle - Frauengruppe Kapellenmäuse engagiert sich für die Restaurierung des kleinen Gotteshauses, in: Rhein-Zeitung vom 21. Juni 2013
  2. Quelle: Volker Jost: Gotteshaus in Oeverich: „Kapellenmäuse“ kümmern sich um Urbanus, general-anzeiger-bonn.de vom 28. Juli 2016
  3. Quelle: Sankt Urbanus Kapelle Oeverich wurde 80 Jahre alt – Jubiläum wurde mit stimmungsvollem Kapellenfest gefeiert – Der Stammtisch „Kapellenmäuse“ will den Erlös wie auch in den vergangenen Jahrzehnten wieder in Renovierungsarbeiten stecken, blick-aktuell.de vom 25. Juli 2016
  4. Quelle: Rhein-Zeitung vom 28. März 2013
  5. Quelle: Sissi Melchiors: Glocken sind zurück in der Urbanus-Kapelle - Frauengruppe Kapellenmäuse engagiert sich für die Restaurierung des kleinen Gotteshauses, in: Rhein-Zeitung vom 21. Juni 2013
  6. Quelle: In Oeverich hat eine Kapelle viele Schutzengel – Wiedereröffnung nach Renovierung gefeiert, in: Rhein-Zeitung vom 15. Januar 2020, siehe auch: Volker Jost: Sankt Urbanus renoviert: Kapelle in Oeverich erstrahlt in neuem Glanz, general-anzeiger-bonn.de, 15. Januar 2020