Waldschenke „Zum Ännchen“ (Westum)

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Ansicht von Westum aus
Die Waldschenke "Zum Ännchen" zur Kaffeezeit an einem Sommernachmittag.
Der Kaffee wird im "Ännchen" mit Tassenfiltern serviert - wie zu Großmutters Zeiten.
Wegweiser auf dem Mühlenberg zum "Ännchen".
Federzeichnung vom "Ännchen" aus dem Jahr 1928.
Es gibt Schnittchenteller mit Käse und/oder Schinken.

„Ein wundervoller Blick von der Terrasse, Kuchen wie bei Muttern und durch die Waldnähe angenehm laue Sommerabende“ – so urteilte Karl Carstens (1914–1992), „der wandernde Bundespräsident“, einmal über die Waldschenke „Zum Ännchen“ auf dem Mühlenberg in ehemaligen Rebenhängen oberhalb von Westum.


Standort[Bearbeiten]

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Kontakt[Bearbeiten]

Inhaberin Mathilde Alfter und Ehemann Reinhold sind telefonisch unter 02642/42410 und per Handy unter 0171/4891592 zu erreichen.

Öffnungszeiten[Bearbeiten]

Das Waldcafé ist von Mitte April bis Anfang November geöffnet:

Mittwoch und Donnerstag ab 14 Uhr
Samstag ab 14 Uhr
Sonn- und Feiertag ab 13 Uhr
Montag, Dienstag und Freitag Ruhetag

Insider vertrauen auf die von Westum aus gut sichtbare Flagge: Ist sie gehisst, dann ist das „Ännchen“ geöffnet.

Wegweiser[Bearbeiten]

Von der Westumer Seite her ist das Waldcafé per pedes, aber auch mit dem Auto und mit dem Mountainbike zu erreichen. Auf den Rundwegen über den Mühlenberg ist das Lokal ausgeschildert.

Kombinationsmöglichkeiten[Bearbeiten]

Ein Besuch des Ännchens läßt sich gut mit einer Erkundungstour durch Westum und/oder das Rosendorf Löhndorf kombinieren und in einen Spaziergang rund um den Mühlenberg einbauen - auf dem es im übrigen zwei weitere empfehlenswerte Einkehrmöglichkeiten gibt: das Winzerhäuschen und die Cäcilia-Hütte am Feltenturm.

Chronik[Bearbeiten]

Zigtausende Wanderer haben das Häuschen am Waldrand in seiner mehr als 125-jährigen Geschichte besucht. Dabei verfügte es bis 1999 nicht einmal über fließendes Wasser und Strom. Dafür bietet das Lokal jedoch bis heute eine einzigartige Atmosphäre und Gastfreundschaft sowie einen wunderbaren Blick über die Goldene Meile. Nicht ohne Grund dichtete der in Westum lebende Heimatforscher Heinz Schmalz über die Hellenbachhöhe: "Wo auch im Leben ich hin hab' geschaut, gibt es kein Fleckchen, das mir so vertraut."

Die "Hellenbachshöhe", so heißt das heutige "Ännchen" zunächst, wird vermutlich von den Gebrüdern Heuser, Weingutsbesitzern aus Westum, einstöckig erbaut. Das flache Dach des Häuschen dient als Aussichtsplateau für einen Jagdsitz. Während der Sommermonate wird dort Westumer Wein ausgeschenkt. Damit es trotz steigender Besucherzahlen genügend Raum bietet, wird das Gebäude um 1900 aufgestockt - vermutlich ebenfalls von den Gebrüdern Heuser aus Westum - und erhält sein heutiges Aussehen. Im ältesten Teil des Gebäudes hängt heute noch eine Lithografie von Willi Steinbach aus dieser Zeit; sie zeigt das Haus inmitten von Weinbergen, die es dort längst nicht mehr gibt.

Im Jahr 1928 kauft Christian Gemein, Großvater der heutigen Besitzerin Mathilde Alfter, die Hellenbachshöhe bei einer Versteigerung. Seine Töchter Anna Gemein, die dem Häuschen den Namen gab, und Margarete Zepp, Mathilde Alfters Mutter, übernehmen die Geschäfte auf der Hellenbachshöhe. In den ersten Jahren transportieren sie Wein und Kuchen mit dem Fahrrad den Berg hinauf.

Nach dem Zweiten Weltkrieg beginnen die beiden Frauen damit, das "Ännchen" intensiver zu bewirtschaften. Das war anfangs jedoch nicht einfach. Weil es keinen Wasseranschluss gab, musste jeder Tropfen mühsam in Kanistern den steilen Weg hinauf geschafft werden. Zu Pfingsten und vor anderen Feiertagen baten die beiden Schwestern einen Bauern, Lebensmittel und Getränke mit seinem Pferdefuhrwerk auf die Höhe zu bringen. An Tagen, an den im "Ännchen" besonders viel zu tun war, riefen die Frauen Hilfe herbei: "Wenn die Saisonfahne, die von Ostern bis in den Herbst auf dem Dach weht, heruntergeholt und auf der Hecke ausgebreitet wurde, hieß das für mich und meinen Mann, wir werden gebraucht", verriet die heute Wirtin, die das Haus 1989 übernahm, einmal in einem Interview mit der Rhein-Zeitung.

Wenn die Ausflügler am Abend verschwunden waren, traf sich die Westumer Dorfjugend im "Ännchen", und die Kurbel am Grammophon kam dann kaum mehr zur Ruhe. Denn außer dem Kino in Sinzig wurde für Jugend damals nicht viel geboten. So blieb es auch nicht aus, dass oben auf dem Mühlenberg so mancher die Liebe seines Lebens fand.

Bereits 1966 überdachte Mathilde Alfters Ehemann Reinhold die ehemalige Terrasse neben dem Haus, um einen weiteren Gastraum zu schaffen. Mit der Flurbereinigung wurde die Zufahrt zum "Ännchen" asphaltiert, was ihm noch mehr Gäste bescherte. Bis das Waldcafé im Jahr 1999 Strom- und Wasseranschluss bekam und bis der "Waldkapelle" genannte Plumpsklo von einer Toilette mit Spülung abgelöst wurde, vergingen nocheinmal 33 Jahre. Nicht nur bei Wanderern, sondern auch für Familienfeiern ist das "Ännchen" beliebt. Geburtstagskindern bringen die Gastgeber gerne mit Trompete und Akkordeon ein Ständchen.

Einem der Heuser-Brüder, den das Schicksal nach Traben-Trarbach verschlagen hatte, baute sich sein "Schweizerhäuschen" dort in den Weinbergen aus Sehnsucht nach der Heimat nahezu originalgetreu nach. Dort steht es noch heute verlassen zwischen Reben; ein Gästeansturm wie dem "Ännchen" ist ihm nicht vergönnt.

Weitere Fotos[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Daniel Robbel/Dirk Unschuld: Westum: Die Waldschenke „Zum Annchen“ – Aussicht, Tassenfilter und Kult-Kuchen, in: dieselben: 111 Orte im Ahrtal, die man gesehen haben muss, mit zahlreichen Fotografien, Broschur, 240 Seiten, ISBN 978-3-7408-0850-1, Emons-Verlag 2020, 16,95 Euro, S. 230 f.

Weblink[Bearbeiten]

http://www.zum-aennchen.de