Wenge-Kreuz (Bad Neuenahr)

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Das in Richtung Südosten blickende Wenge-Kreuz führt ein etwas verstecktes Dasein in einem Buschstück abseits der Hauptwege des Schwertstales.
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Der untere Teil des Sockels ist vermutlich älter als das darauf stehende Kreuz.
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Auf der Bengener Heide, an der Grenze zwischen den historischen Flurstücken „auf Wassemich“ und „im Hühnerberg“, heute zusammengefasst zu „im Hühnerberg“, steht, zwischen Büschen versteckt, ein graues Sandsteinkreuz von mehr als drei Metern Höhe. Das Kreuz, das bei den Einheimischen unter dem Namen Wenge-Kreuz bekannt ist, wurde im Jahr 1894 von einem Steinmetz Brandstätter aus Bonn angefertigt.


Standort[Bearbeiten]

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Chronik[1][Bearbeiten]

Über Herkunft und Bedeutung des Kreuzes ist kaum etwas bekannt. Immerhin: Ein geschichtskundiger Kurgast aus Hannover hinterließ in der Ahrweiler Zeitung Nr. 66 von 1900 eine heraldische Aufklärung über die drei Wappen auf dem Kreuz. Er schrieb:

Im Stamme des Kreuzes befindet sich unterhalb einer Grafenkrone (Krone mit neun Perlen) das Wappen eines Ehepaares, also ein Ehe- oder Alliancewappen, und zwar besteht dasselbe aus den Wappenschildern eines Grafen von Loë und seiner Gemahlin, einer Gräfin von Arco. Der Sockel des Kreuzes zeigt unterhalb einer Freiherrnkrone (Krone mit 7 Perlen) einen Thurm, der auf der Spitze seines Daches ein Kreuzchen trägt, und unter dem Thurme stehen die Worte Zum Wenge-Kreuz.
Hieraus ergibt sich, wer der oder die Stifter des schönen Kreuzes sind. Entweder ist dasselbe von dem vorgenannten Ehepaare (Loë-Arco) oder von der Gemahlin oder der Wittwe eines Grafen von Loë, einer geborenen Gräfin von Arco, zur Erinnerung an einen Freiherrn von Wenge gestiftet worden, denn der bekreuzte Thurm ist das Wappenbild derer von Wenge. (...)
Die Grafen von Loë führen im silbernen Schild einen mit den je 6 Widerhaken versehehenen beide Spitzen abwärts gerichteten schwarzen Krampen. Die Grafen von Arco führen im goldenen Schild 3 mit den Sehnen abwärts gerichtete blaue Pfeilbogen übereinander.

Hans-Jürgen Ritter forschte, auf diese Angaben gestützt, weiter und fand im preußischen Urkataster ab 1829[2] einen Herrn von Wingen, dessen Grundbesitz in der Neuaufnahme von 1867 an „von Loë Maximilian August Graf zu Wissen bei Weeze“ zugeschrieben ist. Ab 1889 gehörte der Besitz einer „W(iti)b Theresia Reichsgräfin von Arco-Zinnenberg, Berchtesgaden (Adendorf)“.

Maximilian August Graf von Loë wurde 1817 auf Schloss Wissen bei Weeze im Kreis Geldern geboren, wo er am 30. Juni 1879 auch starb. Er war mit Theresia Gräfin von und zu Arco-Zinneberg verheiratet. Der Familie von Loë gehörte ab 1829 auch die Burg Adendorf.

Der Krampen im Wappen der Familie von Loë verweist auf ihren Ahnherrn im 12. Jahrhundert, den Crampe von Syckenbecke in Westfalen. Der Krampen war ein miltärtechnisches Gerät im mittelalterlichen Kriegswesen: Bei der Erstürmung von Mauern diente er als Haken. Die Familie nahm im 13. Jahrhundert den Namen Loë an, weil im Besitz der Loeburg und einer Lo(h)emühle. Ab 1461 war Schloss Wissen bei Weeze am Niederrhein Stammsitz der Familie, die sich von dort aus weit verzweigte.

Weil die Arcos der Legende nach von einem Herrn von Bogen in Bayern abstammen, führen sie den Pfeilbogen in ihrem Wappen. Theresia von Arco-Zinneberg entstammt einer der beiden bayerischen Linien. Clemens August Freiherr von Wenge (1770-1818) stand, wie sein Vater Friedr. Florenz Joh. Theod. Raban von Wenge (1702-1775), u.a. auch in kurkölnischen Diensten und war Erbvogt und Erbgerichtsherr der Stadt Ahrweiler, wo bereits sein Vater als Amtmann tätig war. Die Familie derer von Wenge führt im silbernen Schild einen schwarzen Wartturm mit offenem Tore, so wie auf dem Kreuz abgebildet.

Neben Besitz in Ahrweiler, zu dem ab 1741 auch der Kolventurm zählte, hatten die Wenges auch Besitz in der Gemarkung Wadenheim. Darunter befand sich ein großer Weinberg oberhalb des Pilgerweges nach Remagen in der Nähe der Apollinarisquelle.

Es mutet seltsam an, dass schon sechs Jahre nach Aufstellung des Kreuzes niemand mehr über den Anlass Bescheid wusste. Auf meine Anfrage hin teilte mir Gabriela Freifrau von Loë auf Burg Adendorf mit:

SICHER ist aber, daß der am 12. Mai 1850 verstorbene Freiherr Friedrich von Wenge[3] diesen ehemaligen Weinberg dem Grafen Maximilian Loë testamentarisch vermacht hat. Maximilians Großmutter war eine geborene Wenge. Somit besteht ein direkter familiärer Bezug und das Kreuz stellt eine verehrende Erinnerung an ihn dar, der ihm den Weinberg vermacht hat und mit dem er sicherlich einen besonderen Kontakt hatte. Zu Bedenken gebe ich die Tatsache, ob der untere Sockel nicht neu errichtet wurde im Jahr 1894. Das Kreuz an sich könnte dort schon viel länger von der Familie aufgestellt worden sein, also noch zu Lebzeiten Maximilians.

Eine Dornenkrone im Schnittpunkt des Kreuzschaftes mit den Kreuzarmen und dem Christusmonogramm IHS unterstützt die Annahme, dass dieses Kreuz in verehrender Erinnerung und für das Seelenheil des Herrn von Wenge errichtet wurde.

Weitere Fotos[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Friedrich Florenz Raban von der Wenge

Mediografie[Bearbeiten]

Heinz Lindlahr: Das Wenge-Kreuz - Bedeutung und Ursprung, in: Beuler Lupe 52/2011, Seiten 31-33, Ill.

Fußnoten

  1. Quelle: Hans-Jürgen Ritter: Das Wengekreuz im Schwertstal - Ein steineres Denkmal birgt noch manches Rätsel (Manuskript)
  2. Landeshauptarchiv Koblenz, Außenstelle Gondorf, Bestand 733-140 Wadenheim
  3. Anmerkung von Hans-Jürgen Ritter: ein Sohn des oben erwähnten Clemens August Freiherr von Wenge