Wilhelmstraße 35 (Bad Neuenahr-Ahrweiler)

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Häuserzeile Wilhelmstraße 35 (v.l.), 33 und 31
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Das Haus an der Wilhelmstraße 35 in Ahrweiler wurde um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert aus heimischem Bruchstein im neogotischen Stil gebaut. Die Fensterrahmungen werden durch gelblichen Sandstein betont. Architekt war Franz Krause aus Trier. „Wer das Gebäude errichtet hat, war bisher nicht in Erfahrung zu bringen“, schrieb Karl Heinen in der Ausgabe 2/2021 der Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler. Von den 1920er-Jahren an wurde das Haus jahrzehntelang von der Familie Löhr bewohnt – zuerst von dem Lokomotivführer Josef Löhr und später von dem Metzgermeister Phillip Löhr, der dort eine Metzgerei betrieb. Im Laufe der Jahrzehnte wohnten dort außerdem die Witwe Fanny Riesel, Kreissekretär Otto Dambly und der Bundesbahn-Assistent Franz Büscher. Später befanden sich in dem Haus ein Laden für Autoschilder, ein Videoverleih und schließlich der Betrieb Brandschutztechnik Balter. Im Januar 2021 befindet sich dort ein Copy-Shop.[1]


Standort[Bearbeiten]

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Weitere Fotos[Bearbeiten]


Sonstiges[Bearbeiten]

„Die Zeit der Neogotik war eigentlich zur Erbauungszeit des schönen Anwesens vorüber, doch stellt sich uns hier mit diesem Gebäude noch einmal dieser Stil in all seiner Pracht dar und bildet somit eine große Besonderheit in der Wilhelmstraße“, schreibt Karl Heinen. Sämtliche Elemente der Gotik würden dort noch einmal zum Zuge kommen:

  • eine Herz-Jesu-Figur mit prächtigem gotischen Baldachin an der Hausecke,
  • Wasserspeier in Tierformen als architektonische Elemente zur Wasserableitung am Balkon,
  • Dreipassbögen über den Fenstern als häufige Ornamente der Spätromanik und Gotik,
  • Dreipässe in Fischblasenform am Balkon u.a.

Zur Wilhelmstraße zeigt sich das Gebäude zweiteilig:

  1. Der rechte schlichtere Teil weist im Erdgeschoss Kreuzstockfenster und im ersten Obergeschoss ein zweiteiliges, von Dreipässen gekröntes Fenster auf. Auf dem Dach befindet sich noch das originale „stehende Dachfenster“ mit spitzem Walmdach, darauf ein Ziertürmchen in gotischer Form (vergleichbare Spitzen sind auch auf dem Dach der katholischen Pfarrkirche „St. Laurentius“ Ahrweiler zu sehen). Das komplette Dach ist mit Schiefer gedeckt; auch das war ursprünglich so.
  2. Die linke Haushälfte ist hingegen prächtiger gehalten. Im Erdgeschoss ein Standerker, der die meisten Veränderungen zum Ursprung aufweist, denn in späterer Zeit wurden dort die Kreuzstockfenster mittig durch ein Schaufenster und an der linken Seite durch eine Türe ersetzt. Diese Änderung wurde schon in den 1920er Jahren vorgenommen. Später sind außerdem die Oberlichter zugemauert worden, wie man heute noch gut erkennen kann. Um das Schaufenster zu vergrößern, wurden schließlich auch noch die steinernen Fensterbegrenzungen weggenommen. In jüngerer Zeit wurde die linke Begrenzung wieder in einfacher Art aufgemauert und farblich angepasst.

Auf dem Standerker, der im ersten Obergeschoss die Funktion eines Balkons übernimmt, sieht man eine Balustrade mit Fischblasenmaßwerk und Wasserspeier. Über dem Balkon befand sich früher einmal ein filigranes Glasdach, das aber zur Erbauungszeit noch nicht vorhanden war. Die dreiteiligen Fenster in diesem Geschoss sind wie im rechten Teil von Dreipässen bekrönt. An der Hausecke steht, unter einem gotischen Baldachin, eine Herz-Jesu-Figur, die das Haus unter seinen besonderen Schutz stellte.

Das Dachgeschoss, mit einem zweiteiligen Fenster mit Dreipässen (darüber eine Verstärkung durch eine Eisenschiene), wird durch den malerischen Staffel- oder Stufengiebel bestimmt. Die Stufen sind, wie in gotischer Zeit üblich, mit kleinen Sätteln bestückt. Dahinter, auf der rechten Seite, erneut ein originales „stehendes Dachfenster“ mit spitzem Walmdach, von einem Ziertürmchen in gotischer Manier besetzt.

Die Seitenfront stellt sich wiederum ganz anders dar. Der mittlere Bauteil, der auch die an Kirchentüren erinnernde Haustüre mit ihrem filigranen Dächlein beherbergt, wird durch einen Krüppelwalmgiebel abgeschlossen. Unter dem Giebel ein Rundfenster, das eine Dreischneuß aufweist. Schmale Fensterchen im Erd- sowie im ersten Obergeschoss weisen die Toiletten aus. Die Fensteranordnung ist analog zur Vorderfassade, unten sind Kreuzstockfenster und oben zweiteilige Fenster mit Dreipässen. Bemerkenswert ist, dass die Geschossteilung an diesem Teil durch versetzt angebrachte Fenster aufgebrochen wird. Dieses Kunstgriffs haben sich Bauherr und Architekt bedient, damit bei einer derart langen Seitenfront keine Langeweile aufkommt.

Ursprünglich gab es vor dem Haus einen Vorgarten, der von einem phantasievollen Gitter umgeben war. Selbst die Zaunpfosten hatten die Form gotischer Türme. Karl Heinen schreibt:

Das ganze Anwesen stellt sich uns auch heute noch in einem äußerst gepflegten Zustand dar. Das Öffnen der oberen Teile der Kreuzstockfenster am Standerker und eine der Erbauungszeit entsprechende Rückführung der wenig passenden Haustürtreppe würden das Haus wieder in einen absolut perfekten Zustand versetzen.

Fußnoten