Zunfthaussaal Ahrweiler

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Eigentümer Joachim Frank nannte den Saal „Forum Altes Zunfthaus“.
Auch bei der Proklamation von Stefanie Raths als Burgundia am 3. September 2010 war der Zunfthaussaal gut gefüllt.
Grundstein vom 5. August 1891
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nach dem Abriss
nach dem Abriss
Baustelle

Mehr als 130 Jahre lang prägte der Zunfthaussaal, der sich in einem Anbau an das Altes Zunfthaus befand und Platz für bis zu 250 Personen bot, das Gesicht der Oberhutstraße in Ahrweiler. Bis zur Fertigstellung des Bürgerzentrums am Marktplatz Ahrweiler im Jahr 2000 diente der Saal des Alten Zunfthauses bei größeren Veranstaltungen von Vereinen, Gesellschaften und Parteien als „gute Stube“ von Ahrweiler. Zwischen dem 22 mal 11,50 Meter großen Gebäude und der Oberhutstraße war ein ebenso breiter (Park-)Platz angelegt worden. Als die St.-Laurentius-Kirche zu Anfang des 20. Jahrhunderts renoviert wurde, diente der Zunfthaussaal den katholischen Gläubigen der Rotweinstadt sogar drei Jahre lang als Notkirche. Dann war er Jahrzehnte lang so etwas wie die Stadthalle von Ahrweiler. Und der längst nicht mehr existierende Theaterverein der Kolpingfamilie Ahrweiler probte in dem Saal und trat dort auf. Dabei war der Kolpingsaal einer von insgesamt fünf Sälen innerhalb der Stadtmauer – neben den Sälen von Winzer- und Weinbauverein, dem Tanzsaal des Hotels „Drei Kronen“ und dem Saal des „Deutschen Hofs“, der an der Ecke Altenbau-/Johannes-Müller-Straße stand, dort also, wo später die Volksbank gebaut wurde. All diese Säle sind nach und nach geschlossen worden. Und seit das zuvor am Westrand des Marktplatzes erbaute Helmut-Gies-Bürgerzentrums am 24. März 2000 eingeweiht wurde, war auch der Zunfthaussaal angezählt. Dabei hat das benachbarte „Zunfthaus“ ebenso wenig als Zunfthaus gedient wie der Saal als Zunfthaussaal. Beide trugen zunächst den Namen von Adolph Kolping. Nachdem das Kolpingwerk Herberge und Saal abgegeben hatte, wollte es, dass die ursprüngliche Bezeichnung als „Kolpinghaus“ und „Kolpingsaal“ nicht länger verwendet wird. So kam es zur Umbenennung.


Standort[Bearbeiten]

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Eigentümer[Bearbeiten]

Eigentümer des Saals sind seit 2006 der aus Bonn stammende Joachim Frank und Ehefrau seine Ruth (Dobelstraße 59/1, 71229 Leonberg, Telefon 07152 59349, Fax 07152 357335, E-Mail j.r.frank@t-online.de).[1]

Chronik[Bearbeiten]

Das Wohnhaus der Familie Adolph Heydinger an der Oberhutstraße 34 ging bei einer Immobilien-Versteigerung am 10. Februar 1891 in den Besitz des katholischen Gesellenvereins über. Das war gleichsam der Startschuss für den Anbau des Saales an das Kolpinghaus, für den der Verein nach einem geeigneten Grundstück oder Objekt gesucht hatte. Mit Kolpinghaus und -saal seien drei Ziele im Sinne des Gesellenvaters Adolf Kolping verfolgt worden, schreibt Karl Saal:

  • Schaffung eines Heimes mit Unterkunft für wandernde Gesellen,
  • Errichtung einer Begegnungsstätte für die eigenen Mitglieder und
  • Schaffung von Bildungsmöglichkeiten für junge Handwerker und Kaufleute.

Saal schreibt weiter:

Vor allem die wachsende Industrialisierung brachte es mit sich, dass viele junge Handwerksgesellen und Industriearbeiter ihr Zuhause und ihren Halt in der familiären und gesellschaftlichen Gemeinschaft verloren. Besonders die wandernden Handwerksgesellen, die nach der Lehre „drei Jahre und ein Tag“ auf Wanderschaft gehen mussten, waren in dieser Zeit ganz auf sich allein gestellt und dabei oft ohne jegliche Unterstützung. Da sie in der Regel kaum über finanzielle Mittel verfügten, waren sie häufig auf Gedeih und Verderb dem Wohlwollen von ihren Mitmenschen und den Handwerksmeistern ausgeliefert.

Das ehemalige Bauerngehöft bot die Möglichkeit, nach dem Abriss der Nebengebäude neben dem schmucken Fachwerkhaus einen 220 Quadratmeter großen Saal zu bauen. Dem Gesellenverein, wie die Kolpingfamilie Ahrweiler damals hieß, ging es darum, ein eigenes Haus als Versammlungs- und Begegnungsstäte zu besitzen. In den ersten 20 Jahren nach seiner Gründung hatten dem Verein nämlich keine eigenen Räumlichkeiten zur Verfügung gestanden. Deshalb hatten sich die Mitglieder vor allem in Gaststätten getroffen. Um möglichst bald den Anbau an das Wohnhaus errichten zu können, begann der Verein nach dem Grundstückskauf umgehend mit dem Abriss der Nebengebäude.

So konnte bereits sechs Monate später, am 5. August 1891, der Grundstein gelegt werden. Der Trierer Weihbischof Heinrich Feiten, der sich gerade auf Firmungsreise durch das Dekanat Ahrweiler befand, nahm diesen symbolischen Akt „im Beisein der geistlichen und weltlichen Obrigkeit unter Anwesenheit des Vorstandes, der Ehrenmitglieder und Mitglieder des Gesellenvereins, der Wohltäter und Freunde desselben" vor. Zu diesem Anlass wurde eine Marmorplatte mit folgender Inschrift geschaffen:

Grundsteinlegung, 5. Aug. 1891 durch den hochwürdigsten Herrn Heinrich Feiten, Weihbischof von Trier.

Diese Gedenktafel wurde, nachdem sie viele Jahre lang verschollen war, im Jahr 2001 auf dem Speicher des Saales wiedergefunden und anschließend im Eingangsbereich aufgehängt. Eine entsprechende Urkunde führt im zeittypischem Stil geistliche und weltliche Regenten und Würdenträger auf: Papst Leo XIII., Kaiser Wilhelm II. und der Trierer Bischof Dr. Michael Felix Korum. Die Urkunde führt außer vereinsgeschichtlichen Daten auch Segenswünsche auf:

Der Segen Gottes, welcher bisher das Unternehmen sichtlich leitete, möge weiterhin auf demselben ruhen und bei Allen, welche dasselbe unterstützt haben und weiterhin unterstützen. Möge das Hospitium in heutiger sturmbewegter Zeit den Gesellen das Vaterhaus ersetzen, möge es ein Ort der Belehrung und gegenseitiger Aufmunterung zum Guten sein.

Außerdem richtete Weihbischof Feiten ...

herzliche Worte an die Gesellen, ermahnte dieselben treu auszuhalten auf dem Weg der Tugend und ihr Heim nie durch eine Sünde zu entehren, denn wo die Sünde weile, fliehe der Segen Gottes ...

Zur Beschaffung, Einrichtung und Unterhaltung des Gebäudes wurde im Jahr 1892 die Aktiengesellschaft Katholisches Gesellenhaus zu Ahrweiler gegründet und 70 Aktien zu je 200 Mark ausgegeben.

Der Verein verfügte allerdings kaum über eigene Einnahmen. Deshalb war er für das Bauprojekt und die Einrichtung des Saales in hohem Maße auf Spenden angewiesen. Durch die Verpachtung der Gaststätte, die sich im Erdgeschoss des benachbarten Kolpinghauses befand, wurden zwar Miete eingenommen. Trotzdem waren auch Betrieb und Erhaltung der Einrichtung schwierig. Im Obergeschoss des Saales gab es zwei Zimmer; die dienten den Pächtern jeweils als Wohnung. Zwei kleine Räume im Dachgeschoss waren anfangs als Unterkünfte für Wandergesellen vorgesehen.

Andere Gesellen auf Wanderschaft wurden von „Gesellenmutter Tant Wynen“, die von 1919 bis 1929 Pächterin der Gaststätte war, aber auch zur Familie Bier geschickt, die gegenüber wohnte. Von dem Preis für eine Übernachtung, die eine Reichsmark kostete, erhielt die Gesellenmutter jeweils einen Groschen. Verköstigt wurden - auch die gegenüber wohnenden - Gesellen allesamt im Kolpinghaus. Dabei kam meist ein Eintopfgericht auf den Teller.

Als der Saal 1891 gebaut wurde, gab es in Deutschland insgesamt 610 Gesellenvereine. Weltweit waren es damals 791, die zusammen etwa 75.000 Mitglieder zählten.

Kolpinghaus und -saal wurden aber nur wenig in Anspruch genommen. Das sei, so Karl Saal, „wohl dadurch zu erklären, dass das Ahrtal aufgrund der geringen Arbeitsmöglichkeiten keine bevorzugte Wanderroute für Arbeit suchende Gesellen darstellte.“ Aber der Saal wurde rege als Freizeit- und Begegnungsstätte für Lehrlinge, Gesellen und Meister vor Ort genutzt. Aus den Festschriften der Kolpingfamilie Ahrweiler geht hervor, dass auch Wanderungen unternommen, Kegelabende veranstaltet und eine Vielzahl von Festen gefeiert wurde. Auch die Einwohner der Stadt sind eingeladen worden - zu Theateraufführungen, Lustspielen und Fastnachtsveranstaltungen etwa. Im Zentrum der Angebote des Kolpinghauses standen aber insbesondere die berufliche, soziale und religiöse Bildung und Förderung der Mitglieder, vor allem der Jugendlichen.

Im Jahr 1915 riefen 12 Gründer den Kath. Gesellenheim e. V. ins Leben. Der setzte sich zum Ziel, „ein wohnliches Heim für Wanderburschen“ zu betreiben. Dieses Heim sollte gleichzeitig eine Bildungsstätte für Gesellen, Meister und Kaufleute aus Ahrweiler sein. Nach und nach übernahm der Verein die Aktien der Teilhaber und wurde damit Eigentümer der Gebäude. In dem Heimatjahrbuch-Artikel von Karl Saal heißt es weiter:

Die bis dahin sehr positive Entwicklung des Vereins, der sich später Kolpingsfamilie Ahrweiler nannte, wurde durch den I. und II. Weltkrieg durch die Einberufung einer großen Zahl von Mitgliedern zum Militärdienst, von denen dann auch viele nicht mehr heimkehrten, sehr stark betroffen. Auch durch die Inflation, durch die Weltwirtschaftskrise der 1920er Jahre und von 1933 bis 1945 dann durch Repressalien und Schikanen der Nationalsozialisten ging die Vereinstätigkeit stark zurück. Die wirtschaftliche Situation des Vereins verschlechterte sich.

Die erste Ära des TuS[Bearbeiten]

Im Jahr 1938 verkaufte die Kolpingfamilie Ahrweiler Zunfthaus und -saal deshalb an den Turn- und Sportverein Ahrweiler (TuS). Kaufpreis war die Hypothekenschuld von rund 22.000 Reichsmark. Der TuS erhielt im Gegenzug ein Baugrundstück an der Gierenzheimer Straße 20, das 1970 mit einem Mehrfamilienhaus bebaut wurde.

Die Bombenangriffe auf Ahrweiler am 24. Dezember 1944 und am 29. Januar 1945 überstanden Kolpinghaus und -saal unversehrt - im Gegensatz zur , während die gegenüber liegende Gasthof „Zu den vier Winden“ Ahrweiler durch einen Bombenvolltreffer vernichtet wurde.

Die katholische Pfarrgemeinde übernimmt Zunfthaus und Saal[Bearbeiten]

Nach dem Ende von Zweitem Weltkrieg und Nationalsozialismus verkaufte der TuS das Kolpinghaus am 6. Februar 1946 an die Katholische Pfarrgemeinde „St. Laurentius“ Ahrweiler.

Anfang 1957 forderte der Verband der Deutschen Kolpinghäuser e. V. in Köln das katholische Pfarramt in Ahrweiler auf, „das Haus nicht mehr als Kolpinghaus zu bezeichnen", weil die Kolpingfamilie Ahrweiler keine Beziehung mehr zu diesem Haus habe. Karl Saal vermutet:

Durch diesen Brief kann vermutet werden, dass das Gebäude nach dem II. Weltkrieg nicht mehr als Kolpinghaus im eigentlichen Sinn, also als Anlaufstelle für wandernde Gesellen, benutzt wurde. Es diente aber der Ahrweiler Kolpingsfamilie weiterhin für Bildungsveranstaltungen und sonstige Zusammenkünfte.

Daneben wurde der Saal für weitere kirchliche und weltliche Veranstaltungen genutzt. Die katholische Pfarrgemeinde investierte als Eigentümerin in das Gebäude, um es in Ordnung zu halten. So wurden zum Beispiel im Jahr 1975 neue Toilettenanlagen eingebaut. Weil sich die Pfarrgemeinde jedoch auf Dauer mit dem Unterhalt der Immobilie überfordert sah, verkaufte sie Gaststätte und Festsaal im Jahr 1977 an die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. Seitdem wurden die Gebäude „Zunfthaus Ahrweiler" oder „Zum Alten Zunfthaus" genannt. Ende der 1970er Jahre ließ die Stadt den Gebäudekom­plex generalsanieren. Dabei brachte Franz Ulrich im Jahr 1978 im Saal an der den Fenstern gegenüberliegenden Wand drei Wandgemälde mit Darstellungen der alten Stadt Ahrweiler mit Stadttoren und Stadtmauern sowie Symbolen aus Handwerk, Handel, Gewerbe, Tradition und Kultur, insbesondere des Weinanbaus und Weingenusses, an. Die Stadt vermietete Gaststätte und Saalanbau an verschiedene Pächter.

Der TuS wird erneut Eigentümer[Bearbeiten]

Im Jahr 1999 erwarb der TuS Ahrweiler die Gebäude erneut. Damit erfüllte er sich den Wunsch, ein eigenes Haus „nicht nur als Stammlokal für Versammlungen, sondern auch für sportliche Aktivitäten" (Rhein-Zeitung vom 24.8.1999) zu besitzen. Neben dieser Eigennutzung sollte der Saal aber auch weiterhin anderen Vereinen zur Verfügung stehen. Auch der TuS verpachtete das Gasthaus.

Die Ära Frank/Hagenau[Bearbeiten]

Im September 2005 wurden Zunfthaus und Saal an die Frank & Hagener GbR verkauft; Joachim Frank und Petra Hagenau wurden Eigentümer. Die GbR renovierte die beiden Gebäude von Grund auf. Petra Hagenau nutzt das Alte Zunfthaus seither als Goldschmiedeatelier. Der Festsaal wurde ebenfalls komplett renoviert und könnte für private und geschäftliche Veranstaltungen gemietet werden.

Weil sich der Saal nicht trug, kamen Ende 2017 erste Gerüchte auf, um die Zukunft des „Forums Altes Zunfthaus“, wie die Eigentümer es getauft hatten, sei es möglicherweise nicht gut bestellt. Die Eigentümer bestätigten, dass die Einnahmen aus der Saalmiete trotz Sanierung viel zu gering geblieben, die Nebenkosten für dessen Betrieb konstant hoch geblieben seien. Weil das Dach undicht geworden war, hätte die Reparatur die Eigentümer erneut einen fünfstelligen Betrag gekostet. So verdichtete sich der Verdacht zu Gewissheit. Zunächst war der Abriss für das Frühjahr 2020 geplant.

Den Plan, dass der Saal abgerissen werden soll, nahmen viele Einwohner der Stadt mit Entsetzen zur Kenntnis. Das Gebäude war eigentlich schon abgeschrieben, als es im Oktober 2020 hieß, der Saal bleibe erhalten und werde zu einem Kulturzentrum umfunktioniert. Zu verdanken war diese Kehrtwende der Goldschmiedemeisterin Petra Hagenau, die 2006 nebenan im ehemaligen Zunfthaus ein Atelier eröffnet hatte, in dem sie „neben Ringen und Ketten jetzt große Pläne für den Saal“ schmiede, wie Thomas Weber im General-Anzeiger berichtete. Dabei hoffe die Eigentümerin durch finanzielle Unterstützung aus der Bevölkerung. Weber schrieb:[2]

Der Saal wurde zuletzt von der Frank & Hagenau GbR betrieben, Petra Hagenau ist die Nichte des Ehepaares Frank aus Leonberg. Das Trio hatte das Anwesen gemeinsam erworben, renoviert und für Veranstaltungen aller Art vermietet. Aber die Mieter wurden zuletzt immer weniger, die Kosten für den Unterhalt aber blieben hoch. Das Objekt wurde defizitär. Die Planung, abzureißen und neue Häuser zu bauen, war eine Alternative, bereitete aber auch den Inhabern Bauchschmerzen. Man hatte selbst Konzepte zum Erhalt entwickelt, zumal es eine Zahl Ahrweiler Bürger gab, die Interesse am Erhalt zeigten. Aber die Investitionskosten ließen die Ideen, zu denen auch die Gründung einer Stiftung gehörte, ... scheitern.

Petra Hagenau wolle nun aber „allein ins Risiko“ gehen. Die GbR sei aufgelöst worden. Nun wolle Hagenau den Saal für fast eine halbe Million Euro kaufen und anschließend weitere 300.000 Euro in dessen Sanierung und Umbau investieren. „Rund 400.000 Euro muss die Goldschmiedemeisterin nun neben eigenen Einlagen in gleicher Höhe aufbringen, um das Projekt zu ermöglichen“, berichtete Weber. Diese Summe solle über Spenden finanziert werden. „Ich möchte alle Menschen, denen die alten Werte und vor allem der Zunfthaussaal so am Herzen liegen wie mir, zu einer Spende aufrufen“, sagte Petra Hagenau.

Damit im Saal wieder Geld verdient werden kann, wolle Hagenau die Zwischendecke im hinteren Bühnenbereich zurückbauen lassen, damit anspruchsvolle Bühnentechnik eingebaut werden kann. Außerdem solle die Akustik verbessert werden. Selbst eine Rundum-Empore halte Hagenau für möglich. Die Fenster wolle sie „am liebsten bis auf Bodenhöhe ziehen, um die Außenfläche mit in künftige Projekte integrieren zu können.“ Der Saal solle künftig wieder jedem zur Verfügung stehen, der dort feiern oder den Raum für ein anderes Angebot nutzen möchte. Zu den Motiven der zu dieser Zeit 48-jährigen Eigentümerin schrieb Weber:

Ich möchte die alten Werte erhalten. Der Saal soll stehenbleiben, da möchte ich soziale Dinge drin machen, dazu Kunst und Kultur anbieten und letztendlich auch meine Werkstatt vergrößern. Hier soll am liebsten die ganze Welt zusammenkommen, Modeschöpfer, Designer, Künstler.

Bis Ende Oktober 2020 müsse sich Hagenau gegenüber ihrem Onkel erklären, ob sie den Saal-Kauf finanzieren kann. In Marion-Gabriele Wächter aus Remagen habe sie „eine gute Freundin gefunden, die als Bürge auftreten möchte.“

Nachdem es im Herbst 2020 noch einen verzweifelten Versuch gab, den Zunfthaussaal zu retten, wurde im Frühjahr 2021 sein Abriss beschlossen. Die Stadt habe „klar entschieden, dass das Gebäude „nicht erhaltenswert“ sei und „dem Abriss ihren Segen erteilt“, bestätigte Eigentümer Joachim Frank dem General-Anzeiger auf Anfrage.[3]

Der aus Bonn stammende und dann mit Ehefrau Ruth ins baden-württembergischen Leonberg gezogene Besitzer kaufte im Jahr 2005 das Alte Zunfthaus und den angebauten Saal. Das Zunfthaus sei inzwischen Alleineigentum seiner Nichte Petra Hagenau, die in dem schmucken denkmalgeschützten Gebäude eine Goldschmiede betreibt. Was den nicht denkmalgeschützten Saal betrifft, „haben wir ab 2018 alle erdenklichen Rettungsversuche unternommen“, versicherte Frank, „mussten aber einsehen, dass das wirtschaftlich nicht machbar ist.“

Investoren, die bereit waren, sich zu engagieren, seien „nach genauerem Hinsehen einer nach dem anderen abgesprungen.“ Ein weiterer Grund für den Abriss: Er habe jahrelang in das Gebäude investiert, sagte Frank, und den Saal für viel Geld renoviert. Diese Investitionen seien aber „nur zum Teil zurückgeflossen.“ Kostendeckende Entgelte für die Saal-Nutzung seien von Interessierten als überzogen abgelehnt worden. Ergo: Dort, wo jetzt noch der Saal steht, werde demnächst „eine Reihe von Wohnhäusern gebaut, die sich wunderbar in ihr Umfeld einfügen“.

Die Interessengemeinschaft „Unsere lebenswerte Stadt“ Bad Neuenahr-Ahrweiler habe sich zwar sehr für den Erhalt des Saales eingesetzt und eine Vielzahl von Ideen kreiert. Aber auch sie habe letztlich niemanden gefunden, der bereit war, den Saal weiter zu betreiben. Umso größer war bei der IG anschließend die Enttäuschung darüber, dass all ihre Mühen zur Saal-Rettung vergeblich waren, sagte IG-Initiator Markus Hartmann dem General-Anzeiger. Neben Enttäuschung gebe es bei der IG aber auch Verärgerung – darüber nämlich, dass die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, der Hartmann „Fantasielosigkeit“ und „fehlende Sensibilität für Zusammenhänge baulicher Art“ attestierte, „nicht mal ansatzweise ihre Möglichkeiten ausgeschöpft hat, zum Erhalt des Saales beizutragen.“

Statt Ideen zu einer Nutzung zu entwickeln oder auf mögliche Betreiber zuzugehen, habe die Stadtverwaltung vielmehr „leichtfertig die Abrissgenehmigung erteilt.“ Unter Berufung auf die vom Stadtrat Bad Neuenahr-Ahrweiler beschlossene Erhaltungssatzung für den Altstadtkern von Ahrweiler hätte die Stadt dabei eine Abrissgenehmigung verwehren und „auf dem Erhalt des städtebaulich ausgesprochen schönen Ensembles mit Zunfthaus und Platz bestehen können.“

IG-Mitglied Karl Heinen war überzeugt: Ahrweiler, insbesondere in der Oberhut, hätte profitiert, wenn der Saal zu einem Coworking Space umfunktioniert worden wäre oder zu einem Flohmarkt-Café, in dem Kaffee, Kuchen und kleine Speisen angeboten werden, aber auch Ausstattung und Mobiliar des Cafés – „aufgepimpte Stühle, Sessel, Sofas und Tische etwa“, wie Heimatforscher Heinen es formulierte. Alternativ hätte der Saal zu einer Markthalle für regionale Produkte und mit Außengastronomie umfunktioniert werden können. Dabei wäre es möglich gewesen, den Saal auch als Veranstaltungs-Location zu erhalten. Mit der Abrissgenehmigung habe die Stadt „dem Tourismus und der Lebensqualität von Ahrweiler einen Bärendienst erwiesen.“

Petra Hagenau, Nichte von Saal-Eigentümer Frank, hatte noch im Herbst 2020 einen Versuch unternommen, den drohenden Abriss zu verhindern. Um den Saal als „Kultur-Hotspot und Versammlungsort für alle Generationen“ zu erhalten, wollte die Goldschmiedin einen Kulturverein gründen, der 400.000 Euro sammeln, die Immobilie erwerben und anschließend mit Leben füllen sollte. Eigentümer Joachim Frank sagte dem General-Anzeiger, er sei überzeugt, dass die Entscheidung, den Saal abzureißen, „auch von den Nachbarn begrüßt“ werde. Denn wenn in dem Saal gefeiert wurde, habe es immer wieder Beschwerden gegeben - über nächtliches Gegröle auf der Straße, wegen Türenschlagen, Motorenlärm und weil gegen Häuserwände gepinkelt wurde.

Die Stadtverwaltung wies den Vorwurf zurück, sie habe „klar entschieden“, dass der Zunfthaussaal nicht erhaltenswert sei. Und sie wies darauf hin, dass ihr „weder die denkmalrechtlichen Genehmigungen noch die Erteilung der Abrissgenehmigung obliegen“, wie der General-Anzeiger am 29. April 2021 berichtet hatte. Zu den Vorschlägen der Interessengemeinschaft, in dem Saal einen Coworking-Space zu schaffen, fragte die Stadt, warum dieser Vorschlag nicht mit dem Eigentümer oder anderen interessierten Gruppen erörtert worden sei. Die Stadt bedauere den Verlust des Zunfthaus-Saales, könne aber das Bestreben der Eigentümer „aus Gründen der Unwirtschaftlichkeit nachvollziehen“. Dort hätte ein Mehr an Nachfrage und Belegung „sicher geholfen“. Zu dem Vorwurf, den Abriss unter Berufung auf die von ihr selbst beschlossene Erhaltungssatzung für den Altstadtkern von Ahrweiler nicht verhindert zu haben, nahm die Stadtverwaltung nicht Stellung.[4]

Im Januar/Februar 2022 wurde der Saal abgerissen.

Weitere Fotos[Bearbeiten]

Ansicht ca. 1940 und 2021

Siehe auch[Bearbeiten]

Altes Zunfthaus Ahrweiler

Mediografie[Bearbeiten]

Weblink[Bearbeiten]

goldschmiede-hagenau.de: Altes Zunfthaus - Forum Ahrweiler

Fußnoten