Klosterkirche Calvarienberg (Ahrweiler)
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Die am 18. Juni 2017 profanierte ehemalige Klosterkirche Calvarienberg ist von ihrem Baukörper her in das Gebäude des ehemaligen Klosters Calvarienberg integriert. In der Klosterkirche, die öffentlich zugänglich war, wurden regelmäßig Gottesdienste zelebriert. Der Grundstein zum Bau der Kirche war am 31. Januar 1664 gelegt worden.
Standort
Chronik
Der erste Eindruck der Kirche ist eher schlicht. Aber das mehr als 500 Jahre alte Gotteshaus hat für den Betrachter auch aus kunsthistorischer Sicht viel zu bieten. Schon ab 1505 gab es auf dem „Berg“ eine Kapelle, die im Laufe der Jahrhunderte und Jahrzehnte immer wieder ein anderes Gesicht erhielt. So entstand nach und nach die heutige Wallfahrtskirche, die 1678 geweiht wurde. Größere Renovierungen dieser Klosterkirche mit dem 1897 angefügten Schwesternchor wurden 1958, 1973 und 1989 durchgeführt.
Beim Betreten des jetzigen Gotteshauses fällt dem Besucher als erstes die Kreuzigungsgruppe auf, die eines der wichtigsten Element der Kirche darstellt. Das Kreuz ist auch das Ziel von Wallfahrern, die seit Jahrhunderten auf den Calvarienberg pilgern. Die Figurengruppe mit dem gekreuzigten Jesus, der Gottesmutter und St. Johannes stand schon in der ältesten Kapelle von 1505. Über das Alter hinaus besitzt die Gruppe einen hohen Kunstwert. Es gibt in der ganzen Region nur wenige Kunstwerke von einer solchen Bedeutung. Über den Ursprung der Figurengruppe ist nichts bekannt. Stilgeschichtlich gehört das Kunstwerk der späteren Gotik an. Die einzelnen Figuren waren im Verlauf der Jahrhunderte mehrfach dick mit Farbe überstrichen worden. Bei der Kirchenrenovierung im Jahre 1958 wurden sie von Grund auf restauriert. Einer Fachfirma gelang es, die verschiedenen Farbschichten abzuheben und den Figuren die ursprüngliche, nahezu unversehrte Fassung wiederzugeben. Am 13. September 1958 wurde die Kirche von Weihbischof Dr. Stein von Trier konsekriert. Ab dem 14. September, dem Fest der Kreuzerhöhung, dem Titularfest der Kirche, wurden wieder regelmäßige Gottesdienste gehalten.
Alle übrigen Figuren in der Wallfahrtskirche sind rund 200 Jahre jünger. Sie sind jedoch auch bemerkenswerte Schöpfungen barocker Kirchenkunst. Die Figur der Gottesmutter ist für den Besucher ebenfalls ein Blickfang und zeigt eine bemerkenswerte Ausstrahlungskraft. Sie trägt den Titel „Maria vom Siege“ und wurde um 1700 gearbeitet.
Auf der Fensterseite befindet sich als erste Figur die des St. Josef. Sie ist von allen anderen künstlerisch wohl die schwächste. Daneben steht die heilige Mutter Anna. Die letzte Statue in der Reihe ist St. Joachim. Diese Figur zeigt einen besonders starken barocken Ausdruck. An der fensterlosen Wand gegenüber haben die Franziskanerheiligen St. Franziskus von Assisi, St. Antonius von Padua und St. Petrus von Alcantera ihren Platz. Gegenüber der Gottesmutter auf der rechten Seite ist die Skulptur der Ordensgründerin der Ursulinen, der heiligen Angela Merici, zu sehen.
Außer den Barockfiguren sind von der ursprünglichen Einrichtung noch das Chorgestühl, der Windfang und die Orgelempore vorhanden. Wände und Deckengewölbe der Kirche sind in einem schlichten Weiß gestrichen und die Gewölberippen durch dunkle Farben abgesetzt. Dadurch tritt der gotische Charakter der Decke deutlich hervor. Die Wände sind durch Nischen gegliedert. Darin befinden sich seit 1997 sehr modern gehaltene Kreuzwegbilder von Sieger Köder. Es handelt sich um Reproduktionen des Bensberger Misereor-Kreuzweges.
In einer der Nischen unter der Empore steht ein Beichtstuhl. Die Altarstufen und die gesamte Bodenplatte sind mit Jurakalkplatten belegt. Bei den Fenstern blieb keine lange Wahl. Die Chorfenster waren eine Notlösung der ersten Nachkriegsjahre, die Fenster des Schiffes waren derart undicht, dass sie durch neue ersetzt oder aber neu verbleit werden mussten. Es war zu berücksichtigen, dass die eine Seite der Kirche ganz ohne Fenster ist und deshalb die vorhandenen Fenster möglichst viel Licht in die Kirche lassen müssen. Für die Chorfenster wählte man leicht getöntes Danziger Glas, das die Eigenschaft hat, das Licht stark zu brechen und dennoch voll durchzulassen. Auf diese Weise ist für die nötige Beleuchtung des Chores und vor allem der Kreuzigungsgruppe gesorgt. Die Fenster zeigen eucharistische Symbole: Brot und Fische, Ähren, Trauben und Kelch.
In die vier vorderen Fenster des Schiffes wurden die noch vorhandenen großen Glaswappen eingesetzt, die von Wohltätern des Klosters stammen. Als erstes vorne beginnend: Das Eltzsche Wappen: „Johann Jakob Herr zu Eltz“, das Wappen von der Leyen AD 1671. Das Wappen der Stadt Ahrweiler AD 1672 und das Wappen von Blankart.
Auf der linken Seite im hinteren Teil der Kirche befindet sich das Bildnis und Reliquiar der seligen Schwester Blandine Merten (1883-1918). An dem kleinen Altar können die Pilger und Gläubigen still beten und Kerzen anzünden. Im Westteil unter der Kirche befindet sich noch eine Krypta. Dieser Raum ist die 14. Station des Kreuzweges, die Grablegung Jesu.
Am 18. Juni 2017 wurde die Klosterkirche profaniert, ist seitdem also keine Kirche mehr. Der von der Kirche abgetrennte Schwesternchor werde einen Zugang von außen bekommen und für gottesdienstliche Zwecke zur Verfügung stehen, berichtete die Rhein-Zeitung. Bis dahin würden Gottesdienste in der Krypta gefeiert.[1]
Weitere Fotos
Mediografie
- Alois Schneider: Die Klosterkirche Calvarienberg. Geschichte und Gestalt, Ursulinenkloster Kalvarienberg (Hrsg.), Bad Neuenahr-Ahrweiler o.J.
- Alois Schneider: Die Geschichte der Klosterkirche Kalvarienberg, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1979
- ↑ Quelle: Frieder Bluhm: Calvarienberg: Was kommt nach den Nonnen? Fehlendes Planungsrecht bremst Konzept für ehemaliges Kloster aus – Bürgerbeteiligung soll fortgesetzt werden, in: Rhein-Zeitung vom 21. Juli 2017