Bäckerei Albert Hoffmann (Burgbrohl)

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Brigitte und Albert Hoffmann präsentieren zur 900-Jahr-Feier von Burgbrohl im Jahr 2012 ihr Jubiläumsbrot.
Die Großeltern von Albert Hoffmann mit ihren drei Kindern Käthe (v.l.), Anneliese (Mutter von Albert) und Thea vor ihrer Bäckerei
Anneliese und Clemens Hoffmann in den 1960er Jahren im Eingang ihrer Bäckerei
Vater Clemens und Sohn Albert Hoffmann während der Lehre des Filius
Albert Hoffmann Ende der 1990er Jahre in der Backstube

Die Bäckerei Albert Hoffmann in Burgbrohl wurde an Silvester 2017 als letzte Burgbrohler Bäckerei geschlossen, womit eine 121-jahrige Tradition zu Ende ging.


Ehemalige Anschrift[Bearbeiten]

Brohltalstraße 96

Burgbrohl

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Chronik[Bearbeiten]

Im Jahr 1896 wurden das Haus gebaut und die Bäckerei von Familie Ulrich, Verwandten der Familie Hoffmann, eröffnet. Nach 21 Jahren fand das Leben des Ehepaars ein tragisches Ende, als die von amerikanischen Soldaten im Zuge des Ersten Weltkriegs in den Jahren 1917/18 eingeschleppte sogenannte Spanische Grippe auch in Burgbrohl Opfer forderte. Viele Bürger starben, darunter das Bäckerehepaar Ulrich.

Peter Zens, ein Verwandter der Familie Ulrich, übernahm die Bäckerei im Jahr 1919. Zusammen mit seiner Frau Katharina, einer geborenen Schmitt aus Weiler, betrieb er die Bäckerei bis Ende der 1940er Jahre. Das Ehepaar Zens war es auch, wie sich Hedi Habermann in einem Interview im November 2002 erinnerte, das in der Zeit des Nationalsozialismus jüdische Bürger mit Brot versorgte. Wäre diese Hilfe verraten worden, hätte das für die beiden schlimme Folgen gehabt. 1950 starb Peter Zens plötzlich im Alter von nur 57 Jahren, Katharina Zens starb im Jahr 1952.

Clemens Hoffmann aus Kottenheim, der Vater des letzten Inhabers Albert Hoffmann, war 1948 aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt und hatte in Mayen wieder als Bäcker angefangen. Von seinem Chef erfuhr er, dass eine Bäckerei in Burgbrohl dringend einen Meister suchte. Die Liebe hielt ihn in Burgbrohl fest. Clemens Hoffmann heiratete die Bäckerstochter Anneliese Zens, mit der er die Bäckerei über drei Jahrzehnte führen sollte. Viele Burgbrohler erinnern sich an ihre liebenswürdige Art, wenn Anneliese Hoffmann auch nach dem Tod ihres Mannes hinter der Ladentheke stand. Die Bäckerei Hoffmann war in Burgbrohl neben der Bäckerei Frings und der Bäckerei Müller eine von drei Handwerksbäckereien. Zu dieser Zeit gab es im Dorf 28 Geschäfte und fast alles vom Hut bis zu den Schuhen zu kaufen. Einkaufsfahrten nach Andernach, Mayen, Koblenz oder Bonn waren da eher die Ausnahme.

Als Vater Clemens den Betrieb aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr alleine führen konnte, musste Sohn Albert, der zu dieser Zeit noch die Volksschule besuchte, mit anpacken. Lehrer Johann Bous erlaubte es, dass 13-jährige Schüler neben der Schule in der Bäckerei seines Vaters arbeiten. Im Zweifelsfalle war der Junge entschuldigt, wenn Albert dringend in der Backstube gebraucht wurde. Aus dem Gesellen wurde ein Meister. Immer mehr Aufgaben wuchsen Sohn Albert mit den Jahren zu, bis er 1980 das Geschäft von seinem Vater übernahm, der 1992 im Alter von 71 Jahren verstarb, seine Mutter im Jahr 2016. 1975 lernte Albert Hoffmann seine zukünftige Frau Brigitte Heuft aus Glees kennen, die beim gegenüberliegenden Frisör Frings ausgebildet wurde. Ihre beiden Kinder sind Sohn Michael und Tochter Andrea. Brigitte Hoffmann stand seit 1980 hinter der Theke führte das Geschäft gemeinsam mit ihrem Mann. Das Bäckerhandwerk veränderte sich mit den Jahren. In den 1960er Jahren waren es die Klassiker Feinbrot, Graubrot, Vollkornbrot, Schwarzbrot, Eifler, Weißbrot und Weizenbrötchen, bei den Kuchen vor allem Buttercreme, Bienenstich, Sahne-Nuss und Käsekuchen, bei den Teilchen Apfeltaschen, Puddingteilchen und Windbeutel. Im Sommer wünschten sich die Kunden Eistorten, im Advent Makronen, Spekulatius, Plätzchen und Christstollen. „Als ich 1968 anfing, gab es noch keine Körnerbrötchen. Die kamen ab den 1980er Jahren, ebenso Körnerbrote. Die Vielfalt wurde einfach mehr.“ Und damit gab es dann auch mehr Stress, der sich nicht mehr nur aufs Wochenende konzentrierte. In der Backstube konnte ab 1997 mit Kältetechnik gearbeitet werden, was die Mehrarbeit ein wenig kompensierte. Teiglinge konnten über Tag hergestellt und bis zum nächsten Morgen gelagert werden. Ebenso brachten ein Gärvollautomat und ein neuer Ofen ab dem Jahr 2001 Erleichterung.

Die beiden Kinder von Albert und Brigitte Hoffmann wählten andere berufliche Wege, so dass das Ehepaar vor der Entscheidung stand: Arbeiten wir so lange weiter bis nichts mehr geht, oder lassen wir rechtzeitig den Ofen ausgehen. Am Silvestertag 2017 schließlich ging eine 121-jährige Tradition zu Ende. Bürgermeister Walter Schneider und Beigeordnete Simone Schneider überbrachten die besten Wünsche der Ortsgemeinde, viele Burgbrohler Bürgerinnen und Bürger bedankten sich in Worten, mit Blumen, Geschenken und sogar mit einem kleinen Chor, der zum Abschied einen auf Albert und Brigitte Hoffmann umgedichteten Freddy-Quinn-Klassiker sang. Ja, „schön war die Zeit“. Seitdem haben Opa und Oma viel Zeit für ihren Enkel.

Weitere Fotos[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Eberhard Thomas Müller: 121 Jahre Bäcker mit Leib und Seele in Burgbrohl, in: Kreisverwaltung Ahrweiler (Hrsg.): Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2020, 300 Seiten, S. 202 f.