St.-Josef-Kapelle Lantershofen

Aus AW-Wiki

Josef-Kapelle Lantersh 1.jpg
Josef-Kapelle Lantersh 2.jpg
Lantershofen - Heinz Grates (52).jpg

Die St.-Josef-Kapelle in Lantershofen, eine Feldkapelle im Stil eines neugotischen Saalbaus, steht an der Einmündung der Karweiler Straße in die Hemmessener Straße (Landesstraße 83) und damit an der nördlichen Einfahrt nach Lantershofen. Die Kapelle wurde von den Geschwistern Anna Margarethe Bender und Peter Bender gestiftet und im Jahr 1900 erbaut. Die Familie Bender und weitere erbberechtigte Nachkommen der Stifter traten im Jahr 1946 ihre Rechte an der Kapelle an die katholische Pfarrgemeinde „St. Katharina“ Karweiler ab. Das Grundstück, auf dem die Kapelle steht, fiel im Rahmen einer Flurbereinigung 1971/1972 an die Gemeinde Grafschaft. Im Innern der Kapelle befindet sich eine Figurengruppe, die den sterbenden Josef mit Ehefrau Maria und Sohn Jesus zeigt; St. Josef gilt als Patron der Sterbenden. Früher baute die Familie Schaaf an der Kapelle einen von insgesamt Fronleichnamsaltären auf, der in das religiöse Brauchtum von Lantershofen einbezogen wurde, wo es einen weiteren Fronleichnamsaltar gab. Zwei weitere standen im nahen Karweiler. Die Fronleichnamsprozession kam stehts von Karweiler nach Lantershofen und kehrte anschließend auf dem gleichen Weg wieder zurück. Die Kapelle ist heute Besitz der Gemeinde Grafschaft. Wenige Meter von der Kapelle entfernt befinden sich an der Straße zwei Bushaltestellen mit dem Namen „Lantershofen Kapelle“.


Standort

Die Karte wird geladen …

Chronik

Die ledige Anna Margarethe Bender stiftete das zum Bau dieses Kapellchens nötige Geld. Aber sie starb noch vor Ausführung des Baues am 6. September 1899 im Alter von 48 Jahren, „durchdrungen von dem Geiste wahrer Frömmigkeit“, nach sechsmonatiger Krankheit an den Folgen einer „giftigen Rose“, wie Ottmar Prothmann schreibt. Ihr einziger Bruder, der im Haus Brennerstraße 28 wohnende Peter Bender, führte den Bau im Jahr 1900 aus. Es war Wunsch der Stifterin, dass das Feldkapellchen stets beim Elternhaus bleibt, also: Wer das Haus besaß, sollte auch die Kapelle pflegen.[1]

Als der Erbauer Peter Bender im Jahr 1919 starb, übernahm seine Tochter Anna Maria Hecker die Pflege. Nach deren Tod wurde die Kapelle bis 1946 von deren Töchtern Elisabeth (verheiratete Weber) und Agnes (verheiratete Trienekens) gepflegt. Mit einer schriftlichen Erklärung traten Peter H. Bender, Josef Bender, Elise Weber, Agnes Trienekens, Frau Heinrich Franzen (geborene Bender) und Heinrich H. Bender am 31. Oktober 1946 ihr Recht an der Kapelle an die Pfarrgemeinde Karweiler ab. Dabei wurde leditlich das Gebäude übergeben, nicht aber das Grundstück. Das überließ Maria Kleinteich (geborene Bender) bei der Flurbereinigung der Jahre 1971/72 der Gemeinde. Sie pflanzte auch einen Kirschbaum hinter der Kapelle. Eine an der Kapelle stehende Tanne wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gefällt.

Um das Jahr 1977 wurde die Kapelle vom damaligen Verschönerungsverein Lantershofen saniert worden. Der Ortsbeirat Lantershofen nahm 1991 erneut Renovierungsarbeiten vor. Nachdem 1994 ein Autofahrer von der Straße abgekommen gegen die Kapelle gefahren war, mussten starke Beschädigungen repariert werden. Im Jahr 2009 bekam das kleine Gotteshaus einen neuen Anstrich.

Am 7. Januar 2021 berichtete der General-Anzeiger (GA) von einem Innen- und Außenanstrich sowie einer Dachreinigung, die die Gemeinde Grafschaft zuvor mit Hilfe örtlicher Handwerker an der Kapelle vornehmen ließ. Dabei stellten die Arbeiter fest, dass ein Fenster von mehreren Schüssen durchlöchert worden war. Ein weiteres Thema des Beitrags von GA-Reporter Thomas Weber war die in der Kapelle befindliche Figurengruppe „Tod des heiligen Josef“. „Da die Figuren ebenfalls der Restauration bedürfen, wollte man der Sache auf den Grund gehen und erkunden, woher diese Zusammenstellung verschiedener Heiligenfiguren stammt“, schrieb Weber. Unterstützung erhielt die Gemeindeverwaltung von Frater Wendelinus Naumann aus der Abtei Tholey, der einst im Studienhaus „St. Lambert“ Lantershofen ein Studium absolviert hatte. Die Gemeinde folgte seiner Empfehlung, indem sie bei den Ämtern für kirchliche Denkmalpflege im Bistum Trier und im Erzbistum Köln nachfragte, von wo sie aber keine verwendbaren Informationen zu der Figurengruppe erhielt. Das Bistum Trier empfahl allerdings die Kölner Restauratorin Susanne Runkel als Ansprechpartnerin, „eine ausgewiesene Expertin auf dem Gebiet der religiösen Figurendarstellungen“, wie Thomas Weber schrieb. Auch sie konnte das Herstellerunternehmen nicht ausfindig machen, es aber zumindest eingrenzen. In Webers Beitrag hieß es dazu:

Demnach lässt sich die Verwendung von Terrakottabildnissen im religiösen Gebrauch bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Das 19. Jahrhundert gilt dabei als Blütezeit der Terrakottaindustrie. Figurenfabriken, auch Anstalten für kirchliche Kunst oder Bilderbäcker genannt, gab es aufgrund der hohen Nachfrage sehr viele, als bedeutend sind für die Rheinprovinz die Unternehmen Carl Walter (Trier) und Heinrich Joseph Scherf (Köln-Kalk) zu nennen. Kleinere Fabriken für Figuren waren beispielsweise C. Ludwig Kiefer (Trier), Villeroy & Boch (Merzig), H. Champigneille (Metz) oder B. Bertram (Bonn-Lüftelberg).[2]

Eine eindeutige Zuordnung der Lantershofener Figurengruppe zu einem Hersteller aber sei „nach Aussage der Expertin aktuell nicht möglich“, denn die Gruppe trage keinen Firmenstempel. Die wenigsten Fabriken hätten ihre Figuren mit einem solchen Stempel versehen. Häufig seien es Rechnungen, die auf die Herkunft von Objekten hinweisen. Die aber sei in Lantershofen bislang „nicht aufgetaucht“. Susanne Runkel versuchte deshalb, die Figurengruppe über einen stilistischen Vergleich mit anderen Figuren einem Hersteller zuzuordnen. Dabei fiel ihr auf, dass die Lantershofener Figuren kleiner waren als Vergleichsfiguren, die sie heranzog. Daraus schloss sie, dass für die Figuren in Lantershofen „eigens eine Ausgangsform geschaffen wurde, die von der Formgebung der handelsüblichen lebensgroßen Figuren abweicht“, wie Weber ausführte.

Weitere Fotos

Siehe auch

Weblink

lantershofen.de: Josefskapellchen

Fußnoten

  1. Quelle: Ottmar Prothmann: Josefkapelle, in: ders.: Kleinere religiöse Denkmäler und Gedenkstätten in der Gemeinde Grafschaft, Veröffentlichungen zur Geschichte der Gemeinde Grafschaft Band 9, Oeverich 2017 (pdf, 776 Seiten), S. 380-382
  2. Quelle: Thomas Weber: Figurengruppe neu entdeckt: Arbeiten an der Josefskapelle in Grafschaft-Lantershofen, general-anzeiger-bonn.de, 7. Januar 2021
Um Serverkosten und sonstige Ausgaben zu begleichen, die durch das AW-Wiki entstehen, werden Google-Anzeigen geschaltet. Cookies sollen dabei gewährleisten, dass Werbung angezeigt wird, die Ihren Interessen entspricht. Mit der Nutzung des AW-Wikis stimmen Sie der Nutzung von Cookies zu.