Jüdischer Friedhof Niederzissen

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Brunhilde Stürmer (links) ist der "Motor" der Erforschung jüdischen Lebens in Niederzissen und der Umgebung
Heinz Schröder (von rechts), Kenner der Bunkeranlage Niederzissen, und Richard Keuler, Bürgermeister von Niederzissen und Vorsitzender des Kultur- und Heimatverein Niederzissen e.V.
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Auf dem jüdischen Friedhof Niederzissen wurden auch die in Burgbrohl, Bürresheim, Kempenich und Niederweiler verstorbenen Juden beigesetzt. Der erstmals im Jahr 1763 urkundlich genannten Friedhof der jüdischen Gemeinde Niederzissen ist heute nur noch zum Teil erhalten. Die ursprüngliche wesentlich größere Friedhofsfläche ist in den 1950er Jahren verkleinert worden. Der ehemalige Friedhof reichte bis zur Straße; auf dem vorderen Teil stehen heute Garagen. Der obere, kleinere Teil des Friedhofes liegt versteckt in einem kleinen Tannenwäldchen etwa 150 Meter südlich des Sauerbrunnens Niederzissen. Die Friedhofsfläche umfasst 11,64 Ar. 85 Grabsteine sind heute noch erhalten.


Lage[Bearbeiten]

Der jüdische Friedhof Niederzissen liegt im Süden des Ortes im Bereich Ecke der Straßen Am Sauerbrunnen und Am Rothenberg.

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Ansprechpartner[Bearbeiten]

Brunhilde Stürmer

Sonstiges[Bearbeiten]

Alte Basalt-, Tuff- und Kunststeine, die nicht alle besonders standfest sind, erinnern auf dem steilen und unebenen Gelände an die Zeit, als das Brohltal noch eine starke Synagogengemeinde hatte. Der Kultur- und Heimatverein hat einen Plan des Friedhofs erstellt. Das war schwierig, weil die Grabsteininschriften in hebräischer Schrift verfasst wurden und stark verwittert sind. Mit Hilfe von Digitalkamera und Computer-Bearbeitung wurde dennoch brauchbares Bildmaterial gewonnen, das der Verein an Gerd Friedt, einen Hebräischfachmann, zur Übersetzung nach München schickte. Informationen erhielt Brunhilde Stürmer auch auf dem Standesamt der Verbandsgemeinde Brohltal und im Landeshauptarchiv in Koblenz.

Verstorbene jüdischen Glaubens aus den Bereichen der Olbrück, Kempenich, Burgbrohl und Bürresheim wurden in Niederzissen gegen Entrichtung einer Gebühr an die Olbrücker Herrschaft beerdigt. Königsfeld, das zeitweise zur Synagogengemeinde Niederzissen gehörte, besaß einen eigenen Friedhof für Königsfeld, Dedenbach und Schalkenbach. Im Jahr 1852 erwarb die Synagogengemeinde Niederzissen nach langem Streit mit der Gemeinde den etwa einen Morgen großen "Judenkirchhof". Das Grundstück reichte bis zur Straße und war mit einer Hecke umfriedet. Dort wurden die Toten aus der gesamten Synagogengemeinde, also aus den Orten Burgbrohl, Galenberg, Glees, Hain, Kempenich, Oberzissen, Niederzissen, Rieden, Spessart, Wehr, Weiler und Volkesfeld beerdigt. Während der NS-Zeit wurde der aus etwa 500 Gräbern bestehende Friedhof geschändet. Das kunstvolle Eisentor war bereits im Jahr 1939 verschwunden; außerdem wurden Grabsteine wurden demoliert und Grabplatten zerschlagen. Im Jahr 1942 ist auf dem Friedhof die letzte Tote bestattet worden.

Weil die Gemeinde Niederzissen Firmen ansiedeln wollte, erwarb die Gemeinde im Jahr 1956 das Friedhofsgelände und teilte es zwei Jahre später. Grabsteine, die unbeschädigt geblieben waren, wurden damals vom unteren in den oberen Teil des Friedhofs versetzt. Im Jahr 1959 kaufte die Firma Blasberg, die nebenan ansässig geworden war, den unteren Teil.

Im oberen Teil - 1167 Quadratmeter und 20 Originalgräber groß - befindet sich der heutige jüdische Friedhof. "1983, bei der Flurbereinigung, hätte man den Friedhof wieder in seine ursprüngliche Form bringen können", erklärte Brunhilde Stürmer im Jahr 2007. "Stattdessen wurden aus dem unteren Gelände zwei Baugrundstücke gemacht, 1986 sogar Garagen darauf gebaut." Die 86 Grabsteine für 91 Verstorbene sind ostwärts gerichtet, also Richtung Jerusalem. Vier weitere sind im Jahr 1958 falsch herum aufgestellt worden. Außerdem gibt es auf dem Friedhof zwei Gedenksteine für ermordete Familienangehörige.

Weitere Bilder[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]