Reinhold Hergarten
Reinhold Hergarten (* 25. Oktober 1953 in Sinzig) aus Dedenbach war vom 22. Juli 1997 bis November 2018 Direktor des Amtsgerichts Sinzig. Kein anderer Richter war länger Richter am Amtsgericht Sinzig; und nur ein einziger seiner Vorgänger war länger als Hergarten Direktor des Amtsgerichts Sinzig. Er selbst bezeichnet sich einmal als „Singleproduzent“, denn er bearbeitete viele der anfallenden Scheidungsverfahren, wie die Rhein-Zeitung am 28. Mai 2015 berichtete.
Vita
Der am 25. Oktober 1953 in Sinzig geborene Reinhold Hergarten besuchte zunächst die Volksschule in Dedenbach, machte dann Abitur und studierte in Bonn Jura. Sein Referendariat leistete er ab 1. Mai 1978 im Bezirk des Landgerichts Koblenz ab. Am 15. Oktober 1980 trat er als Richter in den Justizdienst des Landes Rheinland-Pfalz ein. Nachdem er zunächst in einer Berufungszivilkammer des Landgerichts Koblenz gewesen war, bearbeitete er ab 16. September 1981 beim Amtsgericht Neuwied Straf-, dann Zivil- und Zwangsvollstreckungssachen.
Zum 22. November 1982 bekam Hergarten einen Dienstleistungsauftrag beim Amtsgericht Sinzig, obwohl er eigentlich nach Lahnstein gehen sollte. Aber er nutzte die Chance, den Posten mit einem Richter aus Mainz zu tauschen, der kurz zuvor in Sinzig angefangen hatte. Am 26. März 1985 wurde Hergarten unter Ernennung zum Richter am Amtsgericht Sinzig in das Richterverhältnis auf Lebenszeit berufen wurde und Zivil- und Zwangsvollstreckungssachen, Nachlass-, Grundbuch- und Wohnungseigentumssachen bearbeitete. Vom 1. Januar 1995 bis zum 20. Juni 1995 war er als Richter an das Oberlandesgericht Koblenz abgeordnet und in dessen 11. Zivilsenat, zugleich 3. Senat für Familiensachen, eingesetzt. Nach seiner Rückkehr an das Amtsgericht Sinzig übernahm er dort neben Zivil- und Zwangsvollstreckungssachen auch Familiensachen. Am 22. Juli 1997 wurde Hergarten zum Direktor des Amtsgerichts Sinzig ernannt. Von da an bearbeitete er neben den Verwaltungsgeschäften des Behördenleiters die Familiensachen.
Im April 2002 als erstes Mitglied der Tischtennisfreunde Dedenbach e.V. mit dem Heinz-Friedsam-Gedächtnispokal ausgezeichnet - für besonderen Einsatz in den vergangenen Jahren. Hergarten gehörte dem Vorstand bis dahin in verschiedenen Funktionen insgesamt zehn Jahre an.
Hergarten wurde in der Wahlperiode von 2009 bis 2014 in den Jugendhilfeausschuss des Kreises Ahrweiler entsandt.
Im März 2015 wurde Hergarten erneut zur Hauptvertrauensperson der schwerbehinderten Richter im Bereich des Landes Rheinland-Pfalz gewählt. Die Zahl der Betroffenen beläuft sich auf 30 bis 40 im ganzen Bundesland. Die Rhein-Zeitung berichtete aus diesem Anlass über Hergartens Aufgaben in dieser Funktion:
- Ob es um die Einstellung eines Schwerbehinderten als Richter in den Justizdienst, um ein Anerkennungsverfahren als Schwerbehinderter oder gar eine Beförderung geht, immer ist Hergartens Meinung gefragt. Ein wichtiges Aufgabenfeld ist für Hergarten auch die berufliche Wiedereingliederung der schwerbehinderten Richter. Durch Verhandlungen mit dem Dienstherrn muss er dabei auf eine gerechte und verständnisvolle Behandlung hinwirken.[1]
Im März 2011 war Hergarten von den Vertrauenspersonen der Bezirke Koblenz und Trier erstmals in dieses Amt gewählt worden.
Im Oktober 2018 wurde Reinhold Hergarten, der am 22. Juli 1997 Direktor des Amtsgerichts Sinzig geworden war, nach mehr als 40-jähriger Tätigkeit in der rheinland-pfälzischen Justiz, davon mehr als 35 Jahre am Amtsgericht Sinzig, in den Ruhestand verabschiedet. Stephan Rüll, Präsident des Landgerichts Koblenz, überreichte Hergarten am Freitag, 26. Oktober 2018, die Entlassungsurkunde. Und Rechtsanwalt Horst Gödderz hielt eine launige Dankesrede. Hergarten, der am Tag zuvor 65 Jahre alt geworden war, ging auf eigenen Wunsch ein Vierteljahr „vor Ablauf des offiziellen Verfallsdatums“, wie er es selbst formulierte. Auf den Tag seiner Verabschiedung selbst fiel übrigens sein 27. Geburtstag: 27 Jahre zuvor war Hergarten nämlich in den Südtiroler Bergen eine Situation geraten, die ihn beinahe das Leben hätte gekostet hätte. „Seitdem feiere ich diesen Tag als zweiten Geburtstag“, verriet er den Gästen der Abschiedsfeier im großen Saal des Amtsgerichts. Dort dankte der scheidende Direktor seinen Mitarbeitern, Anwälten und Kollegen, die „mir meinen Job sehr leicht gemacht und mein Leben bereichert“ hätten, wie Hergarten weiter sagte. Bei seiner Verabschiedung wurde gelobt, dass „seine Arbeit und seine Urteile sich immer am Wohl der Kinder orientierten“. So war auf Hergartens Initiative hin für die Kleinen im Amtsgericht eine Spielecke eingerichtet worden. In einem Beitrag von Petra Ochs in der Rhein-Zeitung aus Anlass von Hergartens Wechsel in den Ruhestand hieß es:
- Dass er in Sinzig ... zum Familienrichter werden würde, war dennoch nicht selbstverständlich. „Familiensachen habe ich ursprünglich nie bearbeiten wollen“, bekennt Hergarten. Erst nach und nach habe er erkannt, wie wertvoll diese Arbeit auch für ihn persönlich war. „Sie hat mich Demut gelehrt“, so Hergarten, ganz so wie seine Reisen in afrikanische Entwicklungsländer wie Ruanda. Mit viel Geduld und einer guten Portion Durchsetzungsvermögen war er als Familienrichter stets um Ausgleich zum Wohle der Kinder bemüht.
Im Jahr 2002 gründete Hergarten den Arbeitskreis Trennung/Scheidung im Kreis Ahrweiler. Hergarten sagte bei seiner Verabschiedung, er könne sich durchaus vorstellen, sich künftig als Mediator zu engagieren. Die Ausbildung, die Voraussetzung für eine solche Tätigkeit ist, hatte er bereits in der Tasche. Mit seiner Ehefrau Sigrid hat Reinhold Hergarten zwei Söhne, die beim Eintritt ihres Vaters ins Rentenalter ihrerseits bereits für Nachwuchs gesorgt hatten.[2]
Mandate
Gemeinderat Dedenbach (2004-2009 und 2009-2014)
Fußnoten
- ↑ Quelle: Rhein-Zeitung vom 28. Mai 2015
- ↑ Quellen: Bernd Linnarz: Amtsgerichtsdirektor geht in den Ruhestand – Großer Bahnhof für Reinhold Hergarten im Sinziger Amtsgericht, general-anzeiger-bonn.de vom 28. Oktober 2018, und Petra Ochs: Richterrobe hängt jetzt für immer am Haken – Sinzigs Amtsgerichtsdirektor Reinhold Hergarten in den Ruhestand verabschiedet, in: Rhein-Zeitung vom 30. Oktober 2018