Projekt „Leben ohne Schulden“

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Das Projekt „Leben ohne Schulden“ (LOS) startete der Jugend-Hilfe-Verein für den Kreis Ahrweiler e.V. im November 2008 - gemeinsam mit der Agentur für Arbeit Mayen, der Kreisverwaltung Ahrweiler und der Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle Ahrweiler des Diakonischen Werks des evangelischen Kirchenkreises Koblenz. Es ist vorgesehen, in Schulen und Jugendeinrichtungen auf das Thema aufmerksam zu machen. Ziel dabei sei, die jungen Menschen, die Träger von Einrichtungen der Jugendhilfe sowie Eltern und Lehrer für das Problem zu sensibilisieren.


Ansprechpartner[Bearbeiten]

Ulf Tolksdorf

Kontakt[Bearbeiten]

Beratungs-Telefon 02641 918-835 und - 80

Chronik[Bearbeiten]

Ursachen für Schulden bei Jugendlichen seien überwiegend Verbindlichkeiten aus Mobilfunkverträgen, Online-Verträgen, Mietschulden sowie Forderungen aus Ratenzahlungskrediten, hieß es bei der Eröffnung des Projekts. Auch Lockangebote – „Kaufen Sie jetzt, zahlen Sie später“ – würden zur Schuldenanhäufung beitragen, da es den jungen Leuten so einfach erscheine. Der Markt habe die Jugendichen längst als lukrative Zielgruppe erkannt. „Um im Freundes- und Bekanntenkreis wer zu sein, muss man bestimmte, teilweise hochgesteckte Normen erfüllen. Dabei ist es so einfach, sich zu verschulden“, berichtete Elisabeth Graff. Landrat Dr. Jürgen Pföhler bezeichnete die Jugendverschuldung als bedrückende Realität. Aus diesem Grund übernehme der Kreis 25 Prozent der Kosten für eine neu einzurichtende Vollzeitstelle. Der Rest werde von der Agentur für Arbeit übernommen; denn Schulden seien, wie es bei der Vorstellung des Projekts Anfang November 2008 hieß, häufig ein Hemmnis, eine Ausbildungs- oder Arbeitsstelle zu bekommen. Voraussetzung für eine zeitnahe Hilfe bei LOS ist, dass die jungen Ratsuchenden ernsthaft mitarbeiten. Die Beratungsstelle übernimmt nämlich nicht die Schulden, sondern sie hilft ausschließlich über Beratung und Mitarbeit bei Ratenzahlungsvereinbarungen, bei Vergleichen, Stundungen und – in schwierigen Fällen – bei einer Privatinsolvenz. Wichtig sei, dass die Jugendlichen Unrechtsbewusstsein entwickeln und Selbstverantwortlichkeit lernen.

Die Nachfrage nach den Jugendschuldnerberatungen stagniere im Kreis Ahrweiler seit Jahren auf hohem Niveau, sagte Ulf Tolksdorf im Mai 2016 der Rhein-Zeitung. Aktuell seien 90 Jugendliche in der Schuldnerlangzeitberatung. Die Kreisstadt liegt, bedingt durch die räumliche Nähe zum Jugendhilfeverein, mit 19 Fällen an der Spitze der Statistik, gefolgt von der Verbandsgemeinde Bad Breisig (12 Fälle) und der Gemeinde Grafschaft (12) sowie der Stadt Remagen (11). Schlusslichter seien die Stadt Sinzig (10) und die Verbandsgemeinde Brohltal sowie die Verbandsgemeinde Altenahr und die Verbandsgemeinde Adenau mit jeweils 9 Fällen. Als Hauptursachen für die Überschuldung von Jugendlichen nannte Tolksdorf Unerfahrenheit, großer Konsumdruck, unüberlegte Ratenkäufe oder unseriöse Online-Kredite und zuweilen auch eine Trennung vom Ehepartner. Die Beratungsstelle biete sowohl juristisches als auch sozialpädagogisches Fachwissen an. Mehrmals jährlich biete der Jugendhilfeverein für Betroffene und Interessierte eine kostenlose Informationsveranstaltung zum Thema „Leben ohne Schulden“ an. Neben der kostenlosen Beratung junger Menschen bis 30 Jahre bei Schuldenproblemen gehörten auch Schuldenprävention, Raten- und Vergleichsvereinbarungen sowie Verbraucherinsolvenzberatung zum Angebot. Voraussetzung sei stets die aktive Mitarbeit der Betroffenen. Wenn Tolksdorf einen neuen Klienten übernimmt, gebe er ihm zunächst den Auftrag, eine Liste seiner Verbindlichkeiten aufstellen und die Gläubiger zu benennen. Die Höhe der Schulden sei sehr unterschiedlich, so Tolksdorf: „Einige haben sich mit 1500 Euro verschuldet, andere kommen mit mehr als 100.000 Euro daher.“ 85 Prozent seiner Klientel müsse mit Geldleistungen nach Hartz IV auskommen. Da bleibe für die Schuldenregulierung häufig nicht viel Spielraum.[1]

Mediografie[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Horst Bach: Jung und pleite? Jugendhilfe weiß weiter – Ein gefragtes Angebot: Beratungsstelle führt junge Menschen im Kreis Ahrweiler in ein Leben ohne Schulden zurück, in: Rhein-Zeitung vom 31. Mai 2016