Wilhelmstraße 21b (Bad Neuenahr-Ahrweiler)

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Wilhelmstraße 21b 2021.jpg
Wilhelmstraße 21b 2 b.jpg
Rückseite
Eingang
Original-Blaupause
Wilhelmstraße 21b 2.jpg
Damensalon mit Stuckdecke
Wilhelmstraße 21b 6.jpg

Bei dem Gebäude an der Wilhelmstraße 21b in Ahrweiler haben wir es erneut mit einer Villa der weitverzweigten Familie Kreuzberg zu tun. Sie wurde im Jahr 1903 durch Oskar Kreuzberg im Heimatstil erbaut. Architekt war Oscar Schütz. Das Gebäude steht heute unter Denkmalschutz.


Standort[Bearbeiten]

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Baubeschreibung[1][Bearbeiten]

Karl Heinen schrieb:

Dieses wirklich beeindruckende große Haus, besticht durch so viele Details, dass diese den Betrachter zunächst verwirren, aber schon beim ersten Eindruck drängt sich der Gedanke auf, dass es sich hier um etwas ganz Besonderes handelt.

Das Gebäude gründet auf einem Kellergeschoss aus heimischem Bruchstein, das darüber liegende Erdgeschoss und Teile des ersten Obergeschosses sind in Backstein gehalten. Die Vorderfront wird durch zwei Giebel geprägt, einer davon ruht auf einem großen Standerker. Dieser Gebäudeteil wächst förmlich aus dem Keller heraus, dort in Bruchstein, dann im Erdgeschoss völlig aufgelöst in Fenstern, um dann im ersten Obergeschoss auf verschiefertem Holz wiederum durch Fenster aufgelöst zu werden. Der Giebel überfängt nicht nur den Standerker, sondern diese Haushälfte, er stützt sich dabei zu beiden Seiten auf geschnitzte und buntverzierte Tragbalken an der Backsteinwand. Der Giebel ist hier als Loggia mit einer Holzgalerie ausgebildet und mit einer Balkendecke versehen, der obere Teil ist in Fachwerk gestaltet und mit geschwungenen Latten verziert. Der Rest der Vorderfront ist ohne Versprünge und wird im Erdgeschoss durch zwei Fenster und im ersten Obergeschoss von einem dreiteiligen, breit gerahmten Fenster bestimmt.

Die gesamte Vorderfrontbreite wird von einem hohen zweigeschossigen Giebel überfangen, der gegenüber dem kleineren des Standerkers zurückgesetzt wirkt. Das erste Dachgeschoss ist verschiefert und weist zwei kleine Fenster auf, das zweite Dachgeschoss wird durch gradliniges Fachwerk bestimmt, in das vier kleine Fenster eingepasst sind. Ganz oben auf dem Giebel, sozusagen als verspielte Bekrönung, findet sich eine vergoldete Jungendstilblume.

Das Haus hat, und das war zur Erbauungszeit sehr modern, schon Rolläden, die in den Obergeschossen teilweise mit Jalousieblechen verblendet sind. Solche Jalousiebleche waren in den 1960er Jahren noch ziemlich häufig in Ahrweiler anzutreffen.

Die Seitenfronten sind ganz unterschiedlich. Wird die linke Seitenfront, die ansonsten schlicht gehalten ist, durch den verglasten Wintergarten bestimmt, so zeigt sich die rechte Seitenfront wieder abwechslungsreich, sei es durch den Materialmix aus Bruch-, Backstein, Verputz und Fachwerk, sei es durch die Loggia mit verziertem Holzgeländer, deren Bedachung mit Fachwerkelementen, und sei es durch einen weiteren kleinen Giebel und weitere große Fenster.

Die repräsentative Portalanlage, die man über eine vielstufige Treppe erschlossen wird, wirkt durch Rundbögen wie eine weitere Loggia. Die originale Haustüre mit Jugendstilelementen und einem hohen Oberlicht weist ein Ziergitter auf, das mit Weinranken verziert ist. Der gesamte rechte Dachaufbau wird durch hohe Gaubenfenster oder Schleppgauben, hohe Kamine, weitere Fachwerkelemente aufgelockert.

Karl Heinen:

Erfreulicherweise hat das Anwesen noch seinen schönen Vorgarten und die Gartenmauer mit dem Originalgitter bewahrt. Da sich die originalen Schlagläden der Rückseite gefunden haben, plant der heutige Besitzer diese auch aufzuarbeiten und wieder an den Fenstern anzubringen. Dieses Haus ist ein schöner Beleg dafür, wie Architektur begeistern kann, bei den derzeitigen „Kastenhäusern“ sucht man diesen Reiz vergebens.

Chronik[Bearbeiten]

Jahrzehntelang wurde die Villa von der Erbauerfamilie und deren Nachkommen bewohnt, außerdem beherbergte sie u.a. die Praxis des Heilpraktikers Manke und zuletzt die Kanzlei des Steuerberaters Stephan Grunz. Nach dem 2. Weltkrieg war in dem Haus die französische Kommandantur untergebracht, aus dieser Zeit ist im Keller noch eine Arrestzelle vorhanden. 2021 befindet es sich im Besitz der jungen Familie Scheufen, die das Haus bewohnt und es nach und nach mit Liebe zum Detail saniert und renoviert.

Weitere Fotos[Bearbeiten]

Außen[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Karl Heinen: Die Ahrweiler Wilhelmstraße im Wandel der Zeit - Teil 49, Nr. 1: Wilhelmstraße Nr. 21b, Teil 1, in: Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler Nr. 18/2021, S. 23