Rosenkranzkirche Bad Neuenahr

Aus AW-Wiki

Bad Neuenahr - Heinz Grates (538) .jpg
Die Rosenkranzkirche in ihrem Umfeld.
Rosenkranzkirche 17.jpg
Hauptportal mit einem erst nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffenen Tympanon von Hanns Matschulla
Bad Neuenahr - Heinz Grates (242).jpg
Bad Neuenahr - Heinz Grates (250).jpg
Der aus weißem Marmor bestehende Hochaltar mit Darstellungen des St. Georg und des St. Jakobus stand ursprünglich in einer Kölner Kirche.
Taufbecken und Osterkerze
Diese aus dem 17. Jahrhundert stammende Madonna mit Kind stand früher in der St.-Josephs-Kapelle Wadenheim.
Bad Neuenahr - Heinz Grates (262).jpg
Bad Neuenahr - Heinz Grates (257).jpg
Tafel zur Erinnerung an Dr. Wilhelm Zimmer, den Erbauer der Rosenkranzkirche, Pfarrer in Neuenahr 1894-1909
Die Rosenkranzkirche, aus Richtung Norden fotografiert, als Motiv einer historischen Ansichtskarte. Im Hintergrund ist der Neuenahrer Berg zu sehen.
Dachstuhl der Rosenkranzkirche
Blick vom Turm der Rosenkranzkirche in Richtung Westen

Die katholische Kirche „Königin des allerheiligsten Rosenkranzes“, auch katholische Pfarrkirche „St. Marien“ genannt, ist das Gotteshaus der Katholischen Pfarrgemeinde „St. Marien und Willibrord“ Bad Neuenahr. Voller Symbolik mit in Stein geschlagener Marienverehrung, erinnert sie in ihrer Bauform an die Garnisonskirche, die heutige Johannis-Basilika, in Berlin-Kreuzberg. Das ist nicht überraschend, hatte sie doch mit dem 1858 in Köln geborenen Architekten und Baumeister August Menken den selben Erbauer. Die Kirche wurde 1897 von Menken geplant, von 1899 bis 1901 erbaut und im Jahr 1901 benediziert. Der 60 Meter hohe erst 1907 fertiggestellte Kirchturm ist Stadtbild prägend. Anders als der größte Teil der katholischen Kirchen ist die Marienkirche nicht geostet; der Chor befindet sich vielmehr im Westen. Wäre der Chor in Richtung Osten gebaut worden, dann hätten die über die Telegrafenstraße kommenden Kirchenbesucher durch den Chor laufen müssen.


Anschrift und Standort[Bearbeiten]

Telegrafenstraße

Bad Neuenahr

Die Karte wird geladen …

Name[Bearbeiten]

Den Namen „Rosenkranzkirche“ verdankt das Gotteshaus dem zur Zeit ihrer Einweihung amtierenden Papst Leo XIII., der die Mittlerfunktion Marias betonte und insbesondere den Rosenkranz förderte, dem er sieben Enzykliken widmete.

Ausstattung[Bearbeiten]

Im Jahr 1907 erhielt die Rosenkranzkirche sechs Bronzeglocken, von denen bereits im Ersten Weltkrieg zwei wieder eingeschmolzen wurden. 1942 wurden sämtliche Glocken entfernt und auf den Glockenfriedhof nach Hamburg transportiert. Auch sie kehrten nicht wieder an die Ahr zurück. Das heutige Geläut, vier Stahlglocken, wurde im Jahr 1951 vom Bochumer Verein gegossen.

Die meisten Gemälde über dem Altar und an den Seitenwänden der Kirche wurden in den Jahren 1910/11 von Carl Kögel geschaffen. Auf ihnen werden die fünf Geheimnisse des Freudenreichen Rosenkranzes und weitere Szenen dargestellt. Stifter dieser Kunstwerke ist Dr. Josef Weißenfeld. Ein Gemälde stellt die Seeschlacht von Lepanto dar. Der Sieg von Lepanto am 7. Oktober 1571 über die türkische Flotte wird auf das Rosenkranzgebet zurückgeführt. Papst Pius V. hatte damals vor der Schlacht angeordnet, den Rosenkranz zur Gottesmutter zu beten. Der Erste Weltkrieg ist die Ursache dafür, dass zehn Seitenfelder des Kirchen-Hauptschiffes, anders als geplant, nicht ausgemalt wurden.

Der aus dem Jahr 1908 stammende Ambo ist mit einer stilisierten Welle verziert.

Heute befinden sich in der Kirche noch zwei von ehemals vier Beichtstühlen.

In der Kriegskapelle nördlich des Chores steht eine Mondsichel-Madonna von Reinhold Teutenberg.

Altäre[Bearbeiten]

Hauptaltar[Bearbeiten]

Den aus weißem Marmor bestehenden heutigen Hauptaltar erwarb die Pfarrgemeinde im Jahr 1920 von einer Kölner Kirche, die St. Georg und St. Jakobus gewidmet war/ist.

Ehemalilger Hauptaltar[Bearbeiten]

Der schlichte ursprüngliche Altar der Kirche steht heute in einer Seitenkapelle. In den unteren Bereich dieses Altars wurde eine Nachbildung des Grabes Christi mit Christuskorpus eingebaut.

Johannes-Altar von 1912[Bearbeiten]

In der Johannes-Seitenkapelle steht ein Johannes-Altar, eine Stiftung ortsansässigen Winzer aus dem Jahre 1912 zu Ehren ihres Schutzpatrons St. Johannes Apostel. Johannes ist als zentrale Figur des Altars dargestellt. Seine Hand segnet den Becher mit dem vergifteten Wein, der ihn töten soll. Daraus entwickelte sich der Brauch des Johannesweins.[1]

Orgel[Bearbeiten]

Von der ursprünglichen Orgel gibt es weder Informationen und Fotos. Die später von der Johannes Klais Orgelbau GmbH & Co. KG Bonn eingebaute Orgel hat drei Manuale und 36 Register.

Chronik[Bearbeiten]

Die Rosenkranzkirche wurde von 1898 bis 1901 nach den Plänen des Architekten August Menken, der auch die Garnisonskirche in Berlin plante, im romanischen Stil erbaut – unter der Mitwirkung von Pastor Wilhelm Zimmer, der von 1894 bis 1909 Pfarrer in Bad Neuenahr war. Die Kirche wurde aus Ziegelsteinen gemauert und anschließend mit Tuffstein, wahrscheinlich aus Weibern, verblendet - ähnlich wie die etwa zur gleichen Zeit gebaute evangelische Christuskirche Bad Breisig. Bad Neuenahr war zu dieser Zeit längst ein renommierter Kurort, in dem sich Adel und wohlhabende Menschen tummelten. Und mit dem Palast-Hotel, dem Grand-Hotel „Flora“ und Bonns Kronen-Hotel verfügte die Stadt über mehrere prächtige Neubauten. Deshalb musste, obwohl die örtliche Bevölkerung selbst nicht unbedingt im Überfluss lebte, eine repräsentative Kirche her. Nur daraus wird verständlich, dass eine kaum 3000 Gläubige umfassende Pfarrgemeinde die gewaltige Summe von 300.000 Mark zusammenbrachte, um eine Kirche zu bauen. Eigentlich ist die Rosenkranzkirche für die geringe Einwohnerzahl überdimensioniert – ebenso wie das Postamt und das Alte Rathaus der Badestadt. Diese Gebäude hatten jedoch damals Repräsentations-Charakter und somit eine Identifikationsfunktion für ein mondänes Badepublikum, das aus den höchsten Gesellschaftskreisen kam.

In den Jahrhunderten zuvor hatte den Gläubigen aus den umliegenden Orten die im Jahr 990 eingeweihte Katholische Pfarrkirche „St. Willibrordus“ im ehemaligen Dorf Beul als Gotteshaus gedient. Am 1. September 1901 wurde in der Rosenkranzkirche erstmals ein Gottesdienst gefeiert. Bereits fast 30 Jahre früher, am 14. August 1872, war die nur wenige hundert Meter entfernte evangelische Martin-Luther-Kirche Bad Neuenahr eingeweiht worden.

Der Turm der Rosenkranzkirche wurde erst in den Jahren 1906 und 1907 vollendet. Die Bauweise des ortsbildprägenden Sakralgebäudes erinnert mit zahlreichen Details an den Rosenkranz. Das ist kein Zufall, denn Papst Leo XIII., in dessen Pontifikat (1878 bis 1903) die Bauzeit fiel, war ein Förderer des Rosenkranzgebets, das er in den Mittelpunkt der Marienverehrung stellte.

Die dreischiffige Basilika ist von mehreren kleinen Chorkapellen umgeben. Sie sollten den Priestern unter den Kurgästen die Möglichkeit geben, eine stille Messe zu halten.

Nach achtmonatiger und mehr als 500.000 Euro teurer Innensanierung wurde die Rosenkranzkirche im Dezember 2008 feierlich wieder eingeweiht. Vorher war das gesamte Inventar ausgeräumt, gereinigt und repariert worden. Außerdem gab es eine „liturgische Umgestaltung“: Der Taufstein steht seitdem in der Taufkapelle seitlich des Altars, sondern am Haupteingang, der Marienfigur „Immerwährende Hilfe“ ist eine Seitenkapelle gewidmet worden, und die Kreuze mit den Namen der Opfer des Zweiten Weltkriegs hängen in einer Friedenskapelle seitlich des Altars. Bänke wurde neu gepolstert und und die rund 1500 Orgelpfeifen ausgebaut und gereinigt. Die Ornamentbänder unter den Scheidbogen und die Wanddekorationen im Kapellenkranz hinter dem Hauptaltar wurden restauriert. Und die großflächigen Wandgemälde und Goldauflagen sind gereinigt worden.

Außerdem ist eine neue Lichtanlage eingebaut worden, mit der sich dank einer computergesteuerten Schaltung und Lampen, die in unterschiedlicher Lichtstärke in verschiedene Richtungen strahlen können, verschiedene Stimmungen erzeugen lassen. Statuen in der Kirche und die Altarkuppel werden ebenfalls angestrahlt und die Seitenkapellen erleuchtet. 16 verschiedene Licht-Szenarien wurden programmiert – von Andachten mit minimaler Beleuchtung bis hin zu festlichen Konzerten; per Touchscreen können sie in der Sakristei aktiviert werden.

Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021[Bearbeiten]

Das Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021 führte in der Rosenkranzkirche zu Bodenabsenkungen, die allerding nicht substanzgefährdend seien und die behoben werden können, hieß es im November 2021. Am 3. Oktober 2021 wurde ein Gottesdienst mit provisorischen Sitzgelegenheiten gefeiert. Mitte November 2021 läuten die Glocken wieder regelmäßig. Das Küsterhaus hingegen wurde abgerissen, weil es nicht zu retten war.[2]

Die Rosenkranzkirche sei stark von Schimmel und Pilzen befallen, berichtete der General-Anzeiger im September 2022. Am Morgen des Freitag, 2. September 2022, transportierten Helfer aus Bonn und dem Ahrtal etwa 70 Kirchbänke aus der Rosenkranzkirche in Richtung St.-Pius-Kirche. Dort wurden die Bänke gereinigt, desinfiziert und zwischengelagert. So konnte in der Rosenkranzkirche der historische Fliesenbelag entfernt werden. Wo genau die Fliesen in der Kirche später einen Platz finden werden, ob wieder im Mittelschiff oder im Seitenschiff, war im September 2022 noch nicht klar. Klar war zu dieser Zeit jedoch, dass der Anteil der zu rettenden Fliesen geringer ausfällt als gedacht. Als Nächstes sollte in der Rosenkranzkirche der Putz abgeschlagen und die Kirche gereinigt sowie desinfiziert werden. Für den Altarraum war eine technische Trocknung geplant. In der Sakristei wurde zu dieser zeit der Boden entfernt. Im Außenbereich war zuvor der Spritzschutzstreifen rund um die Kirche erneuert und ein Fernwärmeanschluss verlegt worden. Über das Vorgehen zur Restaurierung der eingelagerten Orgel war noch nicht entschieden.[3]

Weitere Bilder[Bearbeiten]

Kriegskapelle[Bearbeiten]

Wandbilder[Bearbeiten]

Illumination von Rafaels Lichtdesign 2021[Bearbeiten]

Während der Sanierung 2023[Bearbeiten]

Nachbargebäude[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Video[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Nach dem Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: kirchen-ahr.de: Rosenkranzkirche/Johannes-Altar von 1912 (Station 13)
  2. Quelle: Frank Bugge: Experte gesucht für den „Strategischen Aufbau“ - Dreimal Totalabriss: 22 der 33 Immobilien der Pfarreiengemeinschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler sind bei der Flut beschädigt worden, in: Rhein-Zeitung vom 23. November 2021
  3. Quelle: Raphaela Sabel: Kirchen in Bad Neuenahr-Ahrweiler: Wie werden die flutgeschädigten Kirchen künftig genutzt?, ga.de, 8. September 2022